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Die 1. Nieren-TX nach HTD

In Löwen (Belgien) wurde am 3.6.1963 ein Patient mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma eingeliefert. Man überprüfte diesen nach den von Mollaret und Goulon 1959 angegebenen Kriterien. Außerdem wurde überprüft, ob die folgenden Kriterien mind. eine Stunde lang bestanden:

Nachdem dies festgestellt wurde, entnahm Guy Alexandre die weltweit erste Niere auf der Grundlage einer Hirntodfeststellung.[1]

Murray transplantierte 1954 weltweit erstmals eine Niere. Spender war der eineiige Zwilling. Murray´s Schüler, Guy Alexandre, transplantierte mit dem Team um Jean Morelle in Löwen (Belgien) 1963 weltweit erstmals Nieren von einem Spender, an dem zuvor der Hirntod (coma dépassé) festgestellt worden war.[2]

Einem 49-jährigen Mann mit chronischer Pyelonephritis und Urämie erhielt (1961?) von seinem eineiigen Zwillingsbruder eine Niere transplantiert. Obwohl das Vorhandensein einer doppelten Nierenarterie bei der zu transplantierenden Niere zu spät bemerkt wurde und eine Verzögerung von rund 85 Minuten auslöste, konnte das Transplantat erhalten werden. In den ersten 24 Stunden schied die transplantierte Niere nur 78 ccm Urin aus, aber ab dem 5. Tag an lag die Ausscheidung bei über 2 Liter. Nach 3 Monaten konnte der Patient wieder seine Arbeit aufnehmen. Auch der Spender überstand seinen Eingriff gut. Dies sollte die 4. Nieren-TX von eineiigen Zwillingen gewesen sein.[3]

Unter den Bedingungen des Coma depasse wurde 1964 in Schweden eine Organentnahme zum Zwecke der Nierentransplantation durchgeführt. Bei einem Patienten nach massiver intracerebraler Blutung und den klinischen Zeichen des Coma depass&, also einer bestehenden irreversiblen Zerstörung des Gehirns, was wir heute mit Hirntod bezeichnen würden, entfernt Ekestrom eine Niere und transplantierte sie einem anderen Patienten. Der Chirurg hatte bei den Angehörigen des Coma depasse-Patienten die Einwilligung zur Entfernung einer Niere erhalten. Dies muß vor dem Hintergrund gesehen werden, daß zum damaligen Zeitpunkt dieser Patient noch als lebend galt und die Entfernung beider Nieren juristisch einem Mord gleichgekommen wäre. Es handelte sich also juristisch um die Organspende eines lebenden Menschen. Mit dem Eintritt des Herzstillstandes zwei Tage nach der Nierenspende wurde der Patient für tot erklärt.” Durch die ungeklärte, auch juristisch ungeklärte, Situation der Coma depasse-Patienten kam es insbesondere in Schweden zu einer ausgedehneten Debatte. Der Leiter der neurochirurgischen Klinik in Stockholm unterbreitete im Verlauf der Diskussion der schwedischen Regierung den Vorschlag eines neuen Todeskonzeptes, das er Cerebraltod nannte.?' Bei Patienten mit dem klinischen Bild eines Coma depass& hatte er mit 100%iger Sicherheit die Abwesenheit eines cerebralen Blutflusses und die Abwesenheit von EEG-Aktivitäten nachweisen können. Er schlug vor, diese „herzschlagenden Leichen“? als Organspender zu Transplantationszwecken nutzen zu dürfen. Auch in Deutschland hatte schon vor der geschichtemachenden Publikation der Harvard Medical School eine Kommission der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie auf den Gehimtod als Zeichen des Todes des Menschen hingewiesen.[4]

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Dag Moskopp: Hirntod, 77.
  2. Dag Moskopp: Hirntod: Konzept und Kontext. In: Stephan M. Probst: Hirntod und Organspende aus interkultureller Sicht. Leipzig 2019, 18.
  3. Med. Welt 1961 (23.12.1961), 2715.
  4. Ralf Bickeböller: Grundzüge einer Ethik der Nierentransplantation. Ärztliche Praxis im Spannungsverhältnis von pragmatischer Wissenschaftstheorie, anthropologischen Grundlagen und gerechter Mittelverteilung. (Habilitation) Münster 2000, 454.