Zustimmung: Unterschied zwischen den Versionen

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Bei allem Suchen und Ringen der Hinterbliebenen, es geht nicht um die eigene Entscheidung, sondern um den mutmaßlichen Willen des [[Hirntoten]] (Selbstbestimmungsrecht). Diesen gilt es zu ermitteln und zu respektieren, wenn vom Hirntoten weder eine schriftliche noch eine mündliche Entscheidung zur Frage der Organspende vorliegt.<ref group="Anm.">Dieses Verfahren ist ähnlich wie bei einer fehlenden Patientenverfügung, wenn die Ärzte nicht wissen, wie in aussichtslosen Situationen verfahren werden soll. Soll noch weiterbehandelt werden, wenn z.B. klar ist, dass maximal ein schwerer Pflegefall ohne Möglichkeit der Kommunikation zu erreichen ist? Es geht hier nicht darum, was die Angehörigen wollen, sondern was der Patient für sich will.</ref>}}
Bei allem Suchen und Ringen der Hinterbliebenen, es geht nicht um die eigene Entscheidung, sondern um den mutmaßlichen Willen des [[Hirntoten]] (Selbstbestimmungsrecht). Diesen gilt es zu ermitteln und zu respektieren, wenn vom Hirntoten weder eine schriftliche noch eine mündliche Entscheidung zur Frage der Organspende vorliegt.<ref group="Anm.">Dieses Verfahren ist ähnlich wie bei einer fehlenden Patientenverfügung, wenn die Ärzte nicht wissen, wie in aussichtslosen Situationen verfahren werden soll. Soll noch weiterbehandelt werden, wenn z.B. klar ist, dass maximal ein schwerer Pflegefall ohne Möglichkeit der Kommunikation zu erreichen ist? Es geht hier nicht darum, was die Angehörigen wollen, sondern was der Patient für sich will.</ref>}}
=== Statistik ===
In der öffentlichen wie auch politischen Diskussion wird betont, dass die Zustimmung zur Organspende in Deutschland sehr hoch sei. Dabei werden Zahlen von über 80% angegeben. Es wird dabei u.a. auf repräsentative Umfragen der [[BZgA]] verwiesen:<ref>A.-L. Caille-Brillet, K. Schmidt, D. Watzke, V. Stander: Bericht zur 2014 Repräsentativstudie „Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende“. Köln 2015. Nach: https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/organ_und_gewebespende_2014_ergebnisbericht--82df21a37c4e1be6b33adc6d0654efe8.pdf Zugriff am 12.09.2020.</ref>
Im "Bericht zur Repräsentativbefragung 2014" heißt es auf Seite 10, dass 86% auf ihrem [[OSA]] angegeben haben, der Organentnahme zuzustimmen, 7% diese Entscheidung einer anderen Person übertragen haben, 3% noch unentschlossen sind und 4% widersprochen haben.<br>
Diese Zahlen beziehen sich nur auf die Menschen, die einen ausgefüllten [[OSA]] hatten. Dies waren im Jahr 2014 jedoch 35%. Damit gab es deine Dunkelziffer von 65%, die in der o.g. Aussage unberücksichtigt bleibt. (siehe: Seite 8)
Auf Seite 10 wird die Zustimmung differenziert: 85% stimmen ohne Beschränkung zu, 10% mit Ausnahme bestimmter Organe bzw. Gewebe, 2% wissen es nicht, 3% stimmten die Entnahme nur für bestimmte Organe bzw. Gewebe zu.
Auf Seite 11 wird der Ausschluss bestimmter Organe oder Gewebe angegeben: 57% widersprechen der Entnahme der Augen (Hornhaut), 16% des Herzens, 7% der Haut, 4% von Gewebe, 4% des Gesichts, 3% der Lunge, 2% der Leber, 2% der Niere, 1% des Gehirns, 1% der Ohren.





Version vom 11. September 2020, 07:48 Uhr

In Deutschland, der Schweiz und anderen Ländern muss neben dem Hirntod die Zustimmung zur Organentnahme vorliegen, damit diese vorgenommen werden kann. Für Deutschland gilt:

  • Ab dem vollendeten 16. Lebensjahr darf man sich für oder gegen Organspende aussprechen. (§ 2 TPG)
  • Ab dem vollendeten 14. Lebensjahr darf man sich selbst gegen Organspende aussprechen. (§ 2 TPG)
  • Für Kinder und Jugendliche unter dem vollendeten 16. Lebensjahr haben die Eltern bzw. Erziehungsberechtigten über die Organspende zu entscheiden, soweit der bzw. die Jugendliche mit mind. 14 oder 15 Jahren nicht selbst der Organspende widersprochen hat.

Ideal wäre für alle Beteiligten, wenn der Hirntote sich selbst zur Frage der Organspende entschieden hätte und diese Entscheidung schriftlich festgehalten hätte, z.B. auf einem Organspendeausweis. Da dies leider viel zu wenig geschieht, gibt es für die Entscheidungsfindung vier Stufen:

  1. Eigene schriftliche Entscheidung
    Der Hirntote hatte zu Lebzeiten sich zur Frage der Organspende entschieden und diese Entscheidung schriftlich festgehalten. - Hinweis: Auf einem Organspendeausweis kann man auch "Nein" zur Organspende ankreuzen. Damit ist klar, ein ausgefüllter Organspendeausweis besagt nicht automatisch, dass man der Organspende im Falle des Hirntodes zustimmt.
  2. Eigene mündliche Entscheidung
    Der Hirntote hatte zu Lebzeiten seine Haltung zur Organspende mündlich geäußert. Diese Entscheidung haben die Hinterbliebenen den Ärzten mitzuteilen.
  3. Mutmaßlicher Wille
    Der Hirntote hatte sich zu Lebzeiten nie (klar) zur Frage der Organspende geäußert. Die Hinterbliebenen haben nun durch sonstige Haltungen des Hirntoten den mutmaßlichen Willen zu ermitteln. So kann eine hilfsbereite Haltung für die Organentnahme stimmen, eine egoistische Haltung dagegen.
  4. Entscheidung der Hinterbliebenen
    Wenn der mutmaßliche Wille des Hirntoten nicht zu ermitteln ist, bleibt letztlich nur noch die Entscheidung der Hinterbliebenen.
    Nach § 1a TPG "sind nächste Angehörige in der Reihenfolge ihrer Aufzählung
    a) der Ehegatte oder der eingetragene Lebenspartner,
    b) die volljährigen Kinder,
    c) die Eltern oder, sofern der mögliche Organ- oder Gewebespender zur Todeszeit minderjährig war und die Sorge für seine Person zu dieser Zeit nur einem Elternteil, einem Vormund oder einem Pflegerzustand, dieser Sorgeinhaber,
    d) die volljährigen Geschwister,
    e) die Großeltern;"
    Diese Entscheidung der Hinterbliebenen kann durch unterschiedliche Positionen zu (schweren) innerfamiliären Spannungen führen. Dabei genügt es, wenn ein Familienmitglied beharrlich eine Position einnimmt, während der Rest der Familie die andere Position einnimmt oder sich neutral verhält. - Um dies zu vermeiden, sollte jeder ab dem 16. Lebensjahr sich zur Frage der Organspende entscheiden und seine Entscheidung schriftlich festhalten. Damit ist den Hinterbliebenen diese Entscheidung abgenommen.
Wichtig:
Bei allem Suchen und Ringen der Hinterbliebenen, es geht nicht um die eigene Entscheidung, sondern um den mutmaßlichen Willen des Hirntoten (Selbstbestimmungsrecht). Diesen gilt es zu ermitteln und zu respektieren, wenn vom Hirntoten weder eine schriftliche noch eine mündliche Entscheidung zur Frage der Organspende vorliegt.[Anm. 1]

Statistik

In der öffentlichen wie auch politischen Diskussion wird betont, dass die Zustimmung zur Organspende in Deutschland sehr hoch sei. Dabei werden Zahlen von über 80% angegeben. Es wird dabei u.a. auf repräsentative Umfragen der BZgA verwiesen:[1]

Im "Bericht zur Repräsentativbefragung 2014" heißt es auf Seite 10, dass 86% auf ihrem OSA angegeben haben, der Organentnahme zuzustimmen, 7% diese Entscheidung einer anderen Person übertragen haben, 3% noch unentschlossen sind und 4% widersprochen haben.
Diese Zahlen beziehen sich nur auf die Menschen, die einen ausgefüllten OSA hatten. Dies waren im Jahr 2014 jedoch 35%. Damit gab es deine Dunkelziffer von 65%, die in der o.g. Aussage unberücksichtigt bleibt. (siehe: Seite 8)

Auf Seite 10 wird die Zustimmung differenziert: 85% stimmen ohne Beschränkung zu, 10% mit Ausnahme bestimmter Organe bzw. Gewebe, 2% wissen es nicht, 3% stimmten die Entnahme nur für bestimmte Organe bzw. Gewebe zu.

Auf Seite 11 wird der Ausschluss bestimmter Organe oder Gewebe angegeben: 57% widersprechen der Entnahme der Augen (Hornhaut), 16% des Herzens, 7% der Haut, 4% von Gewebe, 4% des Gesichts, 3% der Lunge, 2% der Leber, 2% der Niere, 1% des Gehirns, 1% der Ohren.


Anhang

Anmerkungen

  1. Dieses Verfahren ist ähnlich wie bei einer fehlenden Patientenverfügung, wenn die Ärzte nicht wissen, wie in aussichtslosen Situationen verfahren werden soll. Soll noch weiterbehandelt werden, wenn z.B. klar ist, dass maximal ein schwerer Pflegefall ohne Möglichkeit der Kommunikation zu erreichen ist? Es geht hier nicht darum, was die Angehörigen wollen, sondern was der Patient für sich will.

Einzelnachweise

  1. A.-L. Caille-Brillet, K. Schmidt, D. Watzke, V. Stander: Bericht zur 2014 Repräsentativstudie „Wissen, Einstellung und Verhalten der Allgemeinbevölkerung zur Organ- und Gewebespende“. Köln 2015. Nach: https://www.bzga.de/fileadmin/user_upload/PDF/studien/organ_und_gewebespende_2014_ergebnisbericht--82df21a37c4e1be6b33adc6d0654efe8.pdf Zugriff am 12.09.2020.