Hirndruck: Unterschied zwischen den Versionen

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=== Aus der Geschichte ===
=== Aus der Geschichte ===
Mitte des 19. Jh.: George Robertson, Superintendent des Perth District Asylum, gab eine ordentliche Erklärung ab, die auf Vorstellungen vom humoralen Gleichgewicht im Körper zurückging: "Da der Schädel ein geschlossener Kasten ist und sein Inhalt ihn immer vollständig ausfüllt, wenn der Wirkstoff, das Blut, zunimmt oder abnimmt, muss der passive Wirkstoff, das Liquor, die Menge umgekehrt verändern, wobei die Hirnsubstanz als neutral angesehen wird."<ref name="Wallis">J. Wallis: Investigating the Body in the Victorian Asylum: Doctors, Patients, and Practices. In: Palgrave Macmillan; Nov. 2017. Nach: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK481832/#__NBK481832_dtls__ Zugriff am 22.07.2019.</ref>
Mitte des 19. Jh.: George Robertson, Superintendent des Perth District Asylum, gab eine ordentliche Erklärung ab, die auf Vorstellungen vom humoralen Gleichgewicht im Körper zurückging: "Da der Schädel ein geschlossener Kasten ist und sein Inhalt ihn immer vollständig ausfüllt, wenn der Wirkstoff, das Blut, zunimmt oder abnimmt, muss der passive Wirkstoff, das Liquor, die Menge umgekehrt verändern, wobei die Hirnsubstanz als neutral angesehen wird."<ref name="Wallis">J. Wallis: Investigating the Body in the Victorian Asylum: Doctors, Patients, and Practices. In: Palgrave Macmillan; Nov. 2017. Nach: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK481832/#__NBK481832_dtls__ Zugriff am 22.07.2019.</ref>
* 1841 maß [[François Magendie]] den Liquordruck an einem Hund.<ref name="Brink3">Guido Brinksmeier: Experimentelle Messung ortsdifferenter Druckentwicklung an einem Kunstkopf  bei supratentoriellen Raumforderungen. (med. Diss.) Münster 2003, 3.</ref>
* 1846 fasste  Burrows  die  Konstanz  der  intrakraniellen  Volumina  in  der  Monro-Kellie-Doktrin zusammen : V<sub>Hirn</sub> + V<sub>Blut</sub> + V<sub>Liquor</sub>  = V <sub>Intrakranial</sub> konstant<ref name="Brink3"></ref>
* 1848 führte [[Ernst von Leyden]] nähere Versuche an Hunden durch.<ref name="Brink3"></ref>
* 1881 stellten Naunyn  und  Mitarbeiter den direkten Zusammenhang zwischen erhöhtem intrakraniellem Druck, Störungen von  Bewusstsein, Atemantrieb  sowie  den  Reaktionen  von  Herzfrequenz  und  systemarteriellen  Blutdruck  fest.<ref name="Brink3"></ref>
* 1891 führte Quincke  am Menschen die  erste  Lumbalpunktion  durch.  Somit  wird  die klinische Liquordruckmessung möglich.
* 1892 wies ein Artikel in der Lancet darauf hin, dass ein erhöhter Hirndruck die Atmung behindere. Ein Patient, der sich auf dem Operationstisch zur Entfernung eines Hirntumors befand, hörte auf zu atmen, woraufhin der Chirurg "das Gehirn punktierte und Zeuge der erfreulichen Rückkehr der Atmung im Verhältnis zum Ausströmen des Eiter war"<ref name="Wallis"></ref>
* 1901 bzw. 1902 wurden von Cushing und Kocher 1901 bzw. 1902 näher untersucht.<ref name="Brink3"></ref>
* 1948  stellte Riechert  die  epidurale  Druckmessung  als  Möglichkeit  ohne  Eröffnung der Dura Mater vor.<ref name="Brink3"></ref>
* 1951  zeigte  die  Arbeit  von  Guillaume  und  Janny  eine  klinisch  routiniert  einsetzbare    Methode    mit    einem    mechano-elektrischen    Druckwandler    zur    intraventrikulären Druckmessung.<ref name="Brink3"></ref>
* 1960 wurde durch Lundbergs  Arbeit  die  hohe  Bedeutung  der  Langzeitmessung  des  intrakraniellen  Druckes  verdeutlicht,  so  das die  ventrikuläre  Liquordruckmessung  schnell  zu  einem  Routineeingriff  heranreifte und  auch  noch  heute  eine häufig angewandte  Meßmethode darstellt.<ref name="Brink3"></ref>


1892 wies ein Artikel in der Lancet darauf hin, dass ein erhöhter Hirndruck die Atmung behindere. Ein Patient, der sich auf dem Operationstisch zur Entfernung eines Hirntumors befand, hörte auf zu atmen, woraufhin der Chirurg "das Gehirn punktierte und Zeuge der erfreulichen Rückkehr der Atmung im Verhältnis zum Ausströmen des Eiter war"<ref name="Wallis"><ref>
=== Sonstiges ===
Die Wirkung von Alkohol auf das menschliche Gehirn war im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts von einer Reihe von Forschern untersucht worden, von denen viele auf die Reform der Mäßigkeit ausgerichtet waren. Anfang des Jahrhunderts machte John Percys These über das Vorhandensein von Alkohol in den Ventrikeln des Gehirns die Gefahren der Einnahme übermäßiger Mengen von Alkohol deutlich. Percy erzählte den Fall eines Mannes, der ins Westminster Hospital gebracht wurde, der bereits tot war, nachdem er "ein Viertel Gin für eine Wette getrunken hatte" und dessen Gehirn "eine beträchtliche Menge einer klaren Flüssigkeit ergab, die eindeutig mit Gin imprägniert war, sowohl für den Geruchs- und Geschmackssinn als auch für den Test der Entzündlichkeit."<ref name="Wallis"></ref>


  Gottlieb Burckhardt, der 1888 mindestens sechs Patienten unter seiner Obhut operierte, wird oft die Geburtsstunde der modernen Psychochirurgie zugeschrieben, nachdem er kleine Teile des Gehirns dieser Patienten entfernt hatte. Tatsächlich wurde er von seinen fast Zeitgenossen und Pionieren der [[Lobotomie]], Walter Freeman und James Watts, als "der Erste, der eine destruktive Operation am anatomisch intakten Gehirn vorschlug und durchführte, in der Hoffnung, psychische Symptome zu lindern"<ref name="Wallis"><ref>
=== Zitate ===
"Traumatische  Schädigungendes Gehirnssind  v.a.  auf  Commotio  cerebri, Contusio  cerebri, epi- und  subdurale  sowie  intrazerebrale Hämatome  zurückzuführen. Als weitere  Folgen  können  sich  auch  Hirnödeme  und ein  intrakranieller  Hirndruckanstieg  entwickeln. Alles Mechanismen, die  häufig  mit  neuronalen  und glialen  Zelluntergang  durch  Gewebszerreißungen oder Raumforderungen verbunden sind."<ref>Sascha Wentzlaff: Entwicklungsmöglichkeiten nach schweren Hirnverletzungen mit frontalen Läsionen. (med. Diss.) Bremen 2013. Nach: https://elib.suub.uni-bremen.de/edocs/00104047-1.pdf Zugriff am 03.12.2019.</ref>


Ende des 19. Jh. führten einige Chirurgen [[Kraniektomien]] durch (Knochenentfernung aus dem Schädel, um den für das Gehirn verfügbaren Platz zu vergrößern), meist bei Kindern mit Idiotie. T. Telford-Smith vom Royal Albert Asylum schätzte, dass zwischen 1890 und 1896 über 200 solcher Operationen in Großbritannien, Amerika und Frankreich durchgeführt wurden.<ref name="Wallis"><ref>


Shaw und Cripps waren begeistert von ihrer Befürwortung der Trepanation, appellierten an Daten, die offenbar "erhöhte arterielle Spannung" in den frühen Phasen der allgemeinen Lähmung zeigten, und argumentierten, dass "die einzige Möglichkeit, das Gehirn zu dehnen [war], indem er ihm mehr Raum für eine Expansion gab "<ref name="Wallis"><ref>


Die Wirkung von Alkohol auf das menschliche Gehirn war im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts von einer Reihe von Forschern untersucht worden, von denen viele auf die Reform der Mäßigkeit ausgerichtet waren. Anfang des Jahrhunderts machte John Percys These über das Vorhandensein von Alkohol in den Ventrikeln des Gehirns die Gefahren der Einnahme übermäßiger Mengen von Alkohol deutlich. Percy erzählte den Fall eines Mannes, der ins Westminster Hospital gebracht wurde, der bereits tot war, nachdem er "ein Viertel Gin für eine Wette getrunken hatte" und dessen Gehirn "eine beträchtliche Menge einer klaren Flüssigkeit ergab, die eindeutig mit Gin imprägniert war, sowohl für den Geruchs- und Geschmackssinn als auch für den Test der Entzündlichkeit."<ref name="Wallis"><ref>
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== Anhang ==
== Anhang ==

Aktuelle Version vom 5. März 2021, 12:42 Uhr

Erhöhter Hirndruck entsteht entweder durch Hirnödem oder Hydrozephalus. Ursachen des Hirnödems können Hirnverletzung, Ischämie, Hirnblutung, Entzündung im Kopf oder Intoxikation sein. In Folge kommt es zu Einklemmung von Hirnanteilen mit der Gefahr des Hirntods. "Wird das Einklemmungssyndrom überlebt, kann ein appallisches Syndrom resultieren."[1]

Mit steigendem Hirndruck sinkt der zerebrale Perfusionsdruck und damit die Durchblutung des Gehirns. "Bei anhaltender Minderperfusion und diffuser zerebraler Hypoxie wird die Autoregulation der Hirngefäße aufgehoben. Daraus resultiert neben der Erhöhung des intrazerebralen Blutvolumens ein Hirnödem, das seinerseits eine Zunahme des Hirnvolumens und damit des Hirndrucks bewirkt. ... Übersteigt bei vollständiger Vasoparalyse der Hirndruck den systemischen Blutdruck, kommt die zerebrale Durchblutung zum Erliegen (Hirntod)."[2]

Aus der Geschichte

Mitte des 19. Jh.: George Robertson, Superintendent des Perth District Asylum, gab eine ordentliche Erklärung ab, die auf Vorstellungen vom humoralen Gleichgewicht im Körper zurückging: "Da der Schädel ein geschlossener Kasten ist und sein Inhalt ihn immer vollständig ausfüllt, wenn der Wirkstoff, das Blut, zunimmt oder abnimmt, muss der passive Wirkstoff, das Liquor, die Menge umgekehrt verändern, wobei die Hirnsubstanz als neutral angesehen wird."[3]

  • 1841 maß François Magendie den Liquordruck an einem Hund.[4]
  • 1846 fasste Burrows die Konstanz der intrakraniellen Volumina in der Monro-Kellie-Doktrin zusammen : VHirn + VBlut + VLiquor = V Intrakranial konstant[4]
  • 1848 führte Ernst von Leyden nähere Versuche an Hunden durch.[4]
  • 1881 stellten Naunyn und Mitarbeiter den direkten Zusammenhang zwischen erhöhtem intrakraniellem Druck, Störungen von Bewusstsein, Atemantrieb sowie den Reaktionen von Herzfrequenz und systemarteriellen Blutdruck fest.[4]
  • 1891 führte Quincke am Menschen die erste Lumbalpunktion durch. Somit wird die klinische Liquordruckmessung möglich.
  • 1892 wies ein Artikel in der Lancet darauf hin, dass ein erhöhter Hirndruck die Atmung behindere. Ein Patient, der sich auf dem Operationstisch zur Entfernung eines Hirntumors befand, hörte auf zu atmen, woraufhin der Chirurg "das Gehirn punktierte und Zeuge der erfreulichen Rückkehr der Atmung im Verhältnis zum Ausströmen des Eiter war"[3]
  • 1901 bzw. 1902 wurden von Cushing und Kocher 1901 bzw. 1902 näher untersucht.[4]
  • 1948 stellte Riechert die epidurale Druckmessung als Möglichkeit ohne Eröffnung der Dura Mater vor.[4]
  • 1951 zeigte die Arbeit von Guillaume und Janny eine klinisch routiniert einsetzbare Methode mit einem mechano-elektrischen Druckwandler zur intraventrikulären Druckmessung.[4]
  • 1960 wurde durch Lundbergs Arbeit die hohe Bedeutung der Langzeitmessung des intrakraniellen Druckes verdeutlicht, so das die ventrikuläre Liquordruckmessung schnell zu einem Routineeingriff heranreifte und auch noch heute eine häufig angewandte Meßmethode darstellt.[4]

Sonstiges

Die Wirkung von Alkohol auf das menschliche Gehirn war im Laufe des neunzehnten Jahrhunderts von einer Reihe von Forschern untersucht worden, von denen viele auf die Reform der Mäßigkeit ausgerichtet waren. Anfang des Jahrhunderts machte John Percys These über das Vorhandensein von Alkohol in den Ventrikeln des Gehirns die Gefahren der Einnahme übermäßiger Mengen von Alkohol deutlich. Percy erzählte den Fall eines Mannes, der ins Westminster Hospital gebracht wurde, der bereits tot war, nachdem er "ein Viertel Gin für eine Wette getrunken hatte" und dessen Gehirn "eine beträchtliche Menge einer klaren Flüssigkeit ergab, die eindeutig mit Gin imprägniert war, sowohl für den Geruchs- und Geschmackssinn als auch für den Test der Entzündlichkeit."[3]

Zitate

"Traumatische Schädigungendes Gehirnssind v.a. auf Commotio cerebri, Contusio cerebri, epi- und subdurale sowie intrazerebrale Hämatome zurückzuführen. Als weitere Folgen können sich auch Hirnödeme und ein intrakranieller Hirndruckanstieg entwickeln. Alles Mechanismen, die häufig mit neuronalen und glialen Zelluntergang durch Gewebszerreißungen oder Raumforderungen verbunden sind."[5]



Anhang

Quellen

Karl F. Mansur, Marianne Neumann: Neurologie. Stuttgart 1992.

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Karl F. Mansur, Marianne Neumann: Neurologie. Stuttgart 1992, 110.
  2. Karl F. Mansur, Marianne Neumann: Neurologie. Stuttgart 1992, 111.
  3. a b c J. Wallis: Investigating the Body in the Victorian Asylum: Doctors, Patients, and Practices. In: Palgrave Macmillan; Nov. 2017. Nach: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/books/NBK481832/#__NBK481832_dtls__ Zugriff am 22.07.2019.
  4. a b c d e f g h Guido Brinksmeier: Experimentelle Messung ortsdifferenter Druckentwicklung an einem Kunstkopf bei supratentoriellen Raumforderungen. (med. Diss.) Münster 2003, 3.
  5. Sascha Wentzlaff: Entwicklungsmöglichkeiten nach schweren Hirnverletzungen mit frontalen Läsionen. (med. Diss.) Bremen 2013. Nach: https://elib.suub.uni-bremen.de/edocs/00104047-1.pdf Zugriff am 03.12.2019.