Galen: Unterschied zwischen den Versionen

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[https://de.wikipedia.org/wiki/Galenos Galen] (129-199) ist neben [https://de.wikipedia.org/wiki/Hippokrates_von_Kos Hippokrates von Kos] (460-370 v.C.) der berühmteste Repräsentant der Medizin im Altertum. Sein Werk galt viele Jahrhunderte lang als die "Bibel der Medizin". Galen forderte zu vernünftigem Handeln in der klinischen Praxis und zum methodischen Aufbau der [https://de.wikipedia.org/wiki/Diagnose Diagnose] auf, griff jedoch bedauerlicherweise dabei auf die [https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie Philosophie] zurück, obgleich sich zu dieser Zeit die [https://de.wikipedia.org/wiki/Medizin Medizin] gerade von der Philosophie loszulösen begann. - Nachdem er [https://de.wikipedia.org/wiki/Mathematik Mathematik] und Philosophie studierte, wandte sich Galen der Medizin zu. Dazu studierte er in [https://de.wikipedia.org/wiki/Izmir Smyrna], [https://de.wikipedia.org/wiki/Korinth Korinth] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Alexandria Alexandria]. Galen hegte große Verehrung für seine Lehrer Pelops, Stratonikus, Satyrus und Numisianus. Nach seiner Rückkehr nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Pergamon Pergamon], wurde er im Jahr 158 zum [https://de.wikipedia.org/wiki/Gladiator Gladiator]enarzt ernannt. Dabei machte er zahlreiche anatomische Studien. 163 ging er nach Rom und unterrichtete [https://de.wikipedia.org/wiki/Anatomie Anatomie] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Physiologie Physiologie]. Er sezierte Tiere in der Öffentlichkeit. Seinen Freundeskreis wählte er sich aus der Elite der römischen Gesellschaft. Im Jahr 165 verließ er Rom.<ref>Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, S. 411.</ref>
[https://de.wikipedia.org/wiki/Galenos Galen] (129-199) ist neben [https://de.wikipedia.org/wiki/Hippokrates_von_Kos Hippokrates von Kos] (460-370 v.C.) der berühmteste Repräsentant der Medizin im Altertum. Sein Werk galt viele Jahrhunderte lang als die "Bibel der Medizin". Galen forderte zu vernünftigem Handeln in der klinischen Praxis und zum methodischen Aufbau der [https://de.wikipedia.org/wiki/Diagnose Diagnose] auf, griff jedoch bedauerlicherweise dabei auf die [https://de.wikipedia.org/wiki/Philosophie Philosophie] zurück, obgleich sich zu dieser Zeit die [https://de.wikipedia.org/wiki/Medizin Medizin] gerade von der Philosophie loszulösen begann. - Nachdem er [https://de.wikipedia.org/wiki/Mathematik Mathematik] und Philosophie studierte, wandte sich Galen der Medizin zu. Dazu studierte er in [https://de.wikipedia.org/wiki/Izmir Smyrna], [https://de.wikipedia.org/wiki/Korinth Korinth] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Alexandria Alexandria]. Galen hegte große Verehrung für seine Lehrer Pelops, Stratonikus, Satyrus und Numisianus. Nach seiner Rückkehr nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Pergamon Pergamon], wurde er im Jahr 158 zum [https://de.wikipedia.org/wiki/Gladiator Gladiator]enarzt ernannt. Dabei machte er zahlreiche anatomische Studien. 163 ging er nach Rom und unterrichtete [https://de.wikipedia.org/wiki/Anatomie Anatomie] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Physiologie Physiologie]. Er sezierte Tiere in der Öffentlichkeit. Seinen Freundeskreis wählte er sich aus der Elite der römischen Gesellschaft. Im Jahr 165 verließ er Rom.<ref>Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 411.</ref>


Von Rom aus reiste er in die röm. Provinz Campania, weiter nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Syrien Syrien], [https://de.wikipedia.org/wiki/Ph%C3%B6nizien Phönizien], [https://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stina_(Region) Palästina] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Zypern Zypern], wobei er aus jeder Gegend Heilmittel und Pflanzen mitbrachte. 168 wollte ihn Marc Aurel auf einem Feldzug haben, doch Galen lehnte ab. Er pflegte lieber [https://de.wikipedia.org/wiki/Commodus Commodus] (161-192). Galen war nacheinander Arzt von [https://de.wikipedia.org/wiki/Septimius_Severus Septimius Severus] (146-211) und [https://de.wikipedia.org/wiki/Caracalla Caracalla] (188-217). - Man nimmt an, dass Galen über 500 Bücher geschrieben hat, wovon uns nur ca. 50 Bücher erhalten sind.  
Von Rom aus reiste er in die röm. Provinz Campania, weiter nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Syrien Syrien], [https://de.wikipedia.org/wiki/Ph%C3%B6nizien Phönizien], [https://de.wikipedia.org/wiki/Pal%C3%A4stina_(Region) Palästina] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Zypern Zypern], wobei er aus jeder Gegend Heilmittel und Pflanzen mitbrachte. 168 wollte ihn Marc Aurel auf einem Feldzug haben, doch Galen lehnte ab. Er pflegte lieber [https://de.wikipedia.org/wiki/Commodus Commodus] (161-192). Galen war nacheinander Arzt von [https://de.wikipedia.org/wiki/Septimius_Severus Septimius Severus] (146-211) und [https://de.wikipedia.org/wiki/Caracalla Caracalla] (188-217). - Man nimmt an, dass Galen über 500 Bücher geschrieben hat, wovon uns nur ca. 50 Bücher erhalten sind. Galen war ein Elektiker,<ref group="Anm.">Ein Mensch, der weder ein eigenes philosophisches System aufstellt noch ein anderes übernimmt, sondern aus verschiedenen Systemen das ihm Passende auswählt. Abwertend: jemand, der fremde Ideen nebeneinander stellt, ohne eigene Gedanken dazu zu entwickeln. (Duden: Fremdwörterbuch)</ref> der [https://de.wikipedia.org/wiki/Empiriker_(%C3%84rzteschule) Empiriker], [https://de.wikipedia.org/wiki/Dogmatik Dogmatiker] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Methodiker Methodiker] zugleich geißelte. Nur Hippokrates allein bewunderte er aufrichtig. Seine Lehre versuchte er wiederherzustellen.<ref>Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 413.</ref>


Galen war davon überzeugt, dass die Schöpfung vollkommen war. Anatomie und Physiologie stellte sich für Galen wie folgt dar: die Organe seien derart geschaffen und mit solchen Fähigkeiten versehen, dsss sie ihre Funktion richtig erfüllen und dem Organismus gut dienen können. Galen spricht dabei vom "Schöpfer" und von "Gott", nicht aber von "Göttern". Daher wurde er von den [https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenvater Kirchenvätern] favorisiert.<ref>Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 414.</ref>
Die Lehre Galens beruht auf anatomische Studien und unzähligen Sektionen. Er konnte nur Tiere sezieren. Am liebsten untersuchte er Affen. Seine Ergebnisse führten dazu, die damals erfolgreichen Lehrbücher von Martialis, Marinus und Lycus zu widerlegen. - Bei gelegentlichen Fehldeutungen, die Galen unterkamen, war es doch erstaunlich, zu welch fortschrittlichen Erkenntnissen er gekommen war: Galen beschrieb das [https://de.wikipedia.org/wiki/Gehirn Gehirn], seine [https://de.wikipedia.org/wiki/Hirnventrikel Ventrikel] und zeigte den Unterschied zwischen Epfindungs- und Bewegungsnerv auf.<ref>Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 415.</ref>
Galen führe auch zahlreiche Experimente durch, um die Funktion der Organe zu begreifen. So erzeugte er z.B. einen Atemstillstand mittels Duchschneiden der Medulla. Durch Unterbinden der Ureteren bewies er, dass der Urin in der Niere und nicht in der Blase erzeugt wird.<ref>Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 415f.</ref>
Galen nannte die sensorischen Nerven die "weichen Nerven" und die Bewegungsnerven die "harten Nerven". Organe, Nerven und Pneuma führen nach Galen ein eigenes Leben, das aber zum Leben des ganzen Organismus beiträgt: Der Magen nimmt die Nahrung auf und stößt sie ab. Die Niere verarbeitet die flüssigen Säfte. Die Milz absorbiert die Überreste der Leber durch die Milzader. Die Gallenblase nimmt die überflüssige Gallenflüssigkeit auf.<ref>Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 417.</ref>
In seinen Werken berichtet Galen gerne über klinische Erfolge und gelungenen Heilungen. Besonders glücklich ist er immer dann, wenn er einem seiner Kollegen einen Fehler nachweisen konnte. Außerdem erzählt er auch gerne, wie er Simulanten ertappte.<ref>Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 419.</ref>
"Man könnte - fast ohne zu übertreiben - behaupten, dass in der Geschichte der Medizin der Schatten Galens bis zu [https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_Sydenham Sydenham] (1624-1698), ja bis zu [https://de.wikipedia.org/wiki/Xavier_Bichat Bichat] (1771-1802) und [https://de.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Th%C3%A9ophile_Hyacinthe_La%C3%ABnnec Laennec] (1781-1826) reichte."<ref>Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 423.</ref>





Version vom 19. Januar 2017, 17:17 Uhr

Galen (129-199) ist neben Hippokrates von Kos (460-370 v.C.) der berühmteste Repräsentant der Medizin im Altertum. Sein Werk galt viele Jahrhunderte lang als die "Bibel der Medizin". Galen forderte zu vernünftigem Handeln in der klinischen Praxis und zum methodischen Aufbau der Diagnose auf, griff jedoch bedauerlicherweise dabei auf die Philosophie zurück, obgleich sich zu dieser Zeit die Medizin gerade von der Philosophie loszulösen begann. - Nachdem er Mathematik und Philosophie studierte, wandte sich Galen der Medizin zu. Dazu studierte er in Smyrna, Korinth und Alexandria. Galen hegte große Verehrung für seine Lehrer Pelops, Stratonikus, Satyrus und Numisianus. Nach seiner Rückkehr nach Pergamon, wurde er im Jahr 158 zum Gladiatorenarzt ernannt. Dabei machte er zahlreiche anatomische Studien. 163 ging er nach Rom und unterrichtete Anatomie und Physiologie. Er sezierte Tiere in der Öffentlichkeit. Seinen Freundeskreis wählte er sich aus der Elite der römischen Gesellschaft. Im Jahr 165 verließ er Rom.[1]

Von Rom aus reiste er in die röm. Provinz Campania, weiter nach Syrien, Phönizien, Palästina und Zypern, wobei er aus jeder Gegend Heilmittel und Pflanzen mitbrachte. 168 wollte ihn Marc Aurel auf einem Feldzug haben, doch Galen lehnte ab. Er pflegte lieber Commodus (161-192). Galen war nacheinander Arzt von Septimius Severus (146-211) und Caracalla (188-217). - Man nimmt an, dass Galen über 500 Bücher geschrieben hat, wovon uns nur ca. 50 Bücher erhalten sind. Galen war ein Elektiker,[Anm. 1] der Empiriker, Dogmatiker und Methodiker zugleich geißelte. Nur Hippokrates allein bewunderte er aufrichtig. Seine Lehre versuchte er wiederherzustellen.[2]

Galen war davon überzeugt, dass die Schöpfung vollkommen war. Anatomie und Physiologie stellte sich für Galen wie folgt dar: die Organe seien derart geschaffen und mit solchen Fähigkeiten versehen, dsss sie ihre Funktion richtig erfüllen und dem Organismus gut dienen können. Galen spricht dabei vom "Schöpfer" und von "Gott", nicht aber von "Göttern". Daher wurde er von den Kirchenvätern favorisiert.[3]

Die Lehre Galens beruht auf anatomische Studien und unzähligen Sektionen. Er konnte nur Tiere sezieren. Am liebsten untersuchte er Affen. Seine Ergebnisse führten dazu, die damals erfolgreichen Lehrbücher von Martialis, Marinus und Lycus zu widerlegen. - Bei gelegentlichen Fehldeutungen, die Galen unterkamen, war es doch erstaunlich, zu welch fortschrittlichen Erkenntnissen er gekommen war: Galen beschrieb das Gehirn, seine Ventrikel und zeigte den Unterschied zwischen Epfindungs- und Bewegungsnerv auf.[4]

Galen führe auch zahlreiche Experimente durch, um die Funktion der Organe zu begreifen. So erzeugte er z.B. einen Atemstillstand mittels Duchschneiden der Medulla. Durch Unterbinden der Ureteren bewies er, dass der Urin in der Niere und nicht in der Blase erzeugt wird.[5]

Galen nannte die sensorischen Nerven die "weichen Nerven" und die Bewegungsnerven die "harten Nerven". Organe, Nerven und Pneuma führen nach Galen ein eigenes Leben, das aber zum Leben des ganzen Organismus beiträgt: Der Magen nimmt die Nahrung auf und stößt sie ab. Die Niere verarbeitet die flüssigen Säfte. Die Milz absorbiert die Überreste der Leber durch die Milzader. Die Gallenblase nimmt die überflüssige Gallenflüssigkeit auf.[6]

In seinen Werken berichtet Galen gerne über klinische Erfolge und gelungenen Heilungen. Besonders glücklich ist er immer dann, wenn er einem seiner Kollegen einen Fehler nachweisen konnte. Außerdem erzählt er auch gerne, wie er Simulanten ertappte.[7]

"Man könnte - fast ohne zu übertreiben - behaupten, dass in der Geschichte der Medizin der Schatten Galens bis zu Sydenham (1624-1698), ja bis zu Bichat (1771-1802) und Laennec (1781-1826) reichte."[8]


Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1,


Anhang

Anmerkungen

  1. Ein Mensch, der weder ein eigenes philosophisches System aufstellt noch ein anderes übernimmt, sondern aus verschiedenen Systemen das ihm Passende auswählt. Abwertend: jemand, der fremde Ideen nebeneinander stellt, ohne eigene Gedanken dazu zu entwickeln. (Duden: Fremdwörterbuch)

Einzelnachweise

  1. Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 411.
  2. Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 413.
  3. Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 414.
  4. Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 415.
  5. Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 415f.
  6. Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 417.
  7. Siehe: Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 419.
  8. Richard Toellner: Illustrierte Geschichte der Medizin. Bd. 1, 423.