Temporallappen: Unterschied zwischen den Versionen
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Im vorderen Teil der Temporallappen werden Informationen von allen Sinnen miteinander und mit Emotionen integriert.<ref>Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 21.</ref> | Im vorderen Teil der Temporallappen werden Informationen von allen Sinnen miteinander und mit Emotionen integriert.<ref>Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 21.</ref> | ||
Im unteren Teil der Temporallappen erfolgt die Gesichtserkennung. Es identifiziert nicht nur Gesichtsmerkmale, sondern auch deren Bedeutung und ist somit für die soziale Interaktion wichtig.<ref>Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 31.</ref> | |||
{{Zitat|Der Temporallappen reagiert auch sehr empfindlich auf Sauerstoffmangel, was möglicherweise eine Erklärung liefert, warum gerade dieses Areal bei einem [[Herzstillstand]] so oft aktiviert wird und warum bei einer Nahtoderfahrung der Eindruck entsteht, man verlasse seinen Körper.<ref>Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 274.</ref>}} | |||
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"Heinrich Klüver und Paul Bucy von der University of Chicago haben ... ihnen die Schläfenlappen entfernt, die die Was-Bahn enthalten. Die Tiere können umhergehen, ohne gegen die Käfigwände zu laufen - weil ihre Wie-Bahn intakt ist —, doch wenn man ihnen eine brennende Zigarette oder eine Rasierklinge gibt, stopfen sie sie ins Maul und beginnen zu kauen. Männliche Affen versuchen sich mit jedem anderen Tier zu paaren —- Hühnern, Katzen und sogar menschlichen Versuchsleitern. Dabei sind sie nicht hypersexuell, sondern lediglich zu keiner Unterscheidung mehr fähig."<ref>V.S. Ramachandran, Sandra Klakeslee: Die blinde Frau, die sehen kann. Rätselhafte Phänomene unseres Bewusstseins. 3. Auflage. Reinbek 2002, 141.</ref> | |||
Und bei Menschen: "In seltenen Fällen erleidet jemand eine massive Schädigung beider Schläfenlappen und entwickelt eine Reihe von Symptomen, die wir unter der Bezeichnung Klüver-Bucy-Syndrom zusammenfassen. Manchmal stecken diese Patienten (wie die operierten Affen und wie Babys) alles und jedes in den Mund und legen ein wahlloses Sexualverhalten an den Tag, indem sie bei Ärzten wie bei Patienten in benachbarten Rollstühlen lüsterne Annäherungsversuche unternehmen."<ref>V.S. Ramachandran, Sandra Klakeslee: Die blinde Frau, die sehen kann. Rätselhafte Phänomene unseres Bewusstseins. 3. Auflage. Reinbek 2002, 141f.</ref> | |||
"Klüver u. Bucy (1937, 1939) beschrieben ein eigenartiges Syndrom an Verhaltensauffälligkeiten beierwachsenen Affen nach beidseitiger Entfernung der vorderen Anteile des Temporallappens, u. a. gekennzeichnet durch eine Neigung, alle erreichbaren Gegenstände in den Mund zu nehmen (»oral tendency«), ein exzessives Sexual- und Fressverhalten sowie eine auffällige »Zahmheit« oder »Zutraulichkeit« der Tiere."<ref>Hans-Otto Karnath, Peter Thier (Hg.): Kognitive Neurowissenschaften. 3. Auflage. Berlin 2012, 651.</ref> | |||
Aktuelle Version vom 12. November 2024, 09:03 Uhr
Der Temporallappen ist einer der vier Lappen des Großhirns. Er enthält den primären auditorischen Cortex, das Wernicke-Sprachzentrum und wichtige Strukturen für das Gedächtnis.
Im vorderen Teil der Temporallappen werden Informationen von allen Sinnen miteinander und mit Emotionen integriert.[1]
Im unteren Teil der Temporallappen erfolgt die Gesichtserkennung. Es identifiziert nicht nur Gesichtsmerkmale, sondern auch deren Bedeutung und ist somit für die soziale Interaktion wichtig.[2]
Der Temporallappen reagiert auch sehr empfindlich auf Sauerstoffmangel, was möglicherweise eine Erklärung liefert, warum gerade dieses Areal bei einem Herzstillstand so oft aktiviert wird und warum bei einer Nahtoderfahrung der Eindruck entsteht, man verlasse seinen Körper.[3] |
Funktion
"Heinrich Klüver und Paul Bucy von der University of Chicago haben ... ihnen die Schläfenlappen entfernt, die die Was-Bahn enthalten. Die Tiere können umhergehen, ohne gegen die Käfigwände zu laufen - weil ihre Wie-Bahn intakt ist —, doch wenn man ihnen eine brennende Zigarette oder eine Rasierklinge gibt, stopfen sie sie ins Maul und beginnen zu kauen. Männliche Affen versuchen sich mit jedem anderen Tier zu paaren —- Hühnern, Katzen und sogar menschlichen Versuchsleitern. Dabei sind sie nicht hypersexuell, sondern lediglich zu keiner Unterscheidung mehr fähig."[4]
Und bei Menschen: "In seltenen Fällen erleidet jemand eine massive Schädigung beider Schläfenlappen und entwickelt eine Reihe von Symptomen, die wir unter der Bezeichnung Klüver-Bucy-Syndrom zusammenfassen. Manchmal stecken diese Patienten (wie die operierten Affen und wie Babys) alles und jedes in den Mund und legen ein wahlloses Sexualverhalten an den Tag, indem sie bei Ärzten wie bei Patienten in benachbarten Rollstühlen lüsterne Annäherungsversuche unternehmen."[5]
"Klüver u. Bucy (1937, 1939) beschrieben ein eigenartiges Syndrom an Verhaltensauffälligkeiten beierwachsenen Affen nach beidseitiger Entfernung der vorderen Anteile des Temporallappens, u. a. gekennzeichnet durch eine Neigung, alle erreichbaren Gegenstände in den Mund zu nehmen (»oral tendency«), ein exzessives Sexual- und Fressverhalten sowie eine auffällige »Zahmheit« oder »Zutraulichkeit« der Tiere."[6]
Anhang
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 21.
- ↑ Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 31.
- ↑ Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 274.
- ↑ V.S. Ramachandran, Sandra Klakeslee: Die blinde Frau, die sehen kann. Rätselhafte Phänomene unseres Bewusstseins. 3. Auflage. Reinbek 2002, 141.
- ↑ V.S. Ramachandran, Sandra Klakeslee: Die blinde Frau, die sehen kann. Rätselhafte Phänomene unseres Bewusstseins. 3. Auflage. Reinbek 2002, 141f.
- ↑ Hans-Otto Karnath, Peter Thier (Hg.): Kognitive Neurowissenschaften. 3. Auflage. Berlin 2012, 651.