Vladimir Negovsky: Unterschied zwischen den Versionen

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Vladimir A. Negovsky<ref group="Anm.">In der russischen Literatur wird er mit "Negovsky" geschrieben, in deutscher Literatur auch mit "Negovskij".<ref> war ein russischer Reanimationsforscher. Seine zentrale Frage lautete: Bis zu welcher Grenze ist Reanimation möglich? Jenseits dieser Grenze ist der Tod. Er entwickelte in den 1950er Jahren das Konzept des „biologischen Todes“, wie er ihn nannte. Dabei ging er davon aus, dass der Mensch als tot anzusehen ist, wenn sein Gehirn nicht mehr arbeitet. Die US-amerikanerin Judith Hockaday hatte dieses Konzept übernommen. Drei Mitarbeiter ihrer Forschergruppe präsentierten 1962 auf einem Kongress der EEG-Gesellschaft ein begrifflich ausgereiftes hinbezogenes Todeskonzept. Dabei wurde davon gesprochen, dass das Erlöschen der Hirnfunktionen als Zeichen des Todes zu verstehen sei.
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=== Die Forschung ===
Sein Forschen beschrieb er so: "Es geht darum, Mittel und Wege zu finden, um die Periode des klinischen Todes, in der eine Wiederbelebung noch möglich ist, auszudehnen."<ref>Negovskij: Pathophysiologie und Therapie der Agonie und des klinischen Todes. Berlin 1959, 228. Zitiert nach: Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten, 67.</ref>
Sein Forschen beschrieb er so: "Es geht darum, Mittel und Wege zu finden, um die Periode des klinischen Todes, in der eine Wiederbelebung noch möglich ist, auszudehnen."<ref>Negovskij: Pathophysiologie und Therapie der Agonie und des klinischen Todes. Berlin 1959, 228. Zitiert nach: Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten, 67.</ref>


Negovsky unterschied aufgrund seiner Reanimationsstudien zwischen dem klinischen Tod (Stillstand von Puls und Atmung) und dem biologischen Tod.<ref>http://www.reanimatology.com/rmt/article/download/615/371 Zugriff am 2.2.2017.</ref> (6) Seit 1952 fand unter Leitung von V.A. Negovsky regelmäßig internationale Konferenzen und Symposien zu aktuellen Themen der Reanimation statt. Negovsky veröffentlichte über 400 wissenschaftliche Arbeiten, über 100 Werke wurden im Ausland veröffentlicht. (8) Die ganze Geschichte der modernen klinischen und experimentellen Reanimation schöpft aus den Werken von Negovsky. (10)  
Negovsky unterschied aufgrund seiner Reanimationsstudien zwischen dem klinischen Tod (Stillstand von Puls und Atmung) und dem biologischen Tod.<ref>http://www.reanimatology.com/rmt/article/download/615/371 Zugriff am 2.2.2017.</ref> (6) Seit 1952 fand unter Leitung von V.A. Negovsky regelmäßig internationale Konferenzen und Symposien zu aktuellen Themen der Reanimation statt. Negovsky veröffentlichte über 400 wissenschaftliche Arbeiten, über 100 Werke wurden im Ausland veröffentlicht. (8) Die ganze Geschichte der modernen klinischen und experimentellen Reanimation schöpft aus den Werken von Negovsky. (10)  


Im Jahr 1962 wurde von V.A. Negovsky in New York in englischer Sprache der Artikel "Resuscitation and artifical hypotermia" über die Bedeutung der [[Hypothermie] für das Überleben von Gehirnzellen nach Herzstillstand veröffentlicht.<ref> http://www.defibrillation.ru/download/Resuscitation_and_artifical_hypotermia,New_York,1962.pdf Zugriff am 2.2.2017.</ref> Darin beschreibt er, dass ab 10 Minuten des Herzstillstandes der "biologische Tod", wie er den Hirntod nannte, eintreten wird. Bei Affen maß er die kürzeste Zeit, bei niederen Tieren eine längere Zeit. (7)  
Im Jahr 1962 wurde von V.A. Negovsky in New York in englischer Sprache der Artikel "Resuscitation and artifical hypotermia" über die Bedeutung der [[Hypothermie]] für das Überleben von Gehirnzellen nach Herzstillstand veröffentlicht.<ref> http://www.defibrillation.ru/download/Resuscitation_and_artifical_hypotermia,New_York,1962.pdf Zugriff am 2.2.2017.</ref> Darin beschreibt er, dass ab 10 Minuten des Herzstillstandes der "biologische Tod", wie er den Hirntod nannte, eintreten wird. Bei Affen maß er die kürzeste Zeit, bei niederen Tieren eine längere Zeit. (7)


Anfang der 70er Jahre formulierte Negovsky ein hirnbezogenes Todeskonzept.
Anfang der 70er Jahre formulierte Negovsky ein hirnbezogenes Todeskonzept.
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Im Juli 1936 wurde V.A. Negovsky und seine Kollegen entlassen. Er wandte sich an den Vorsitzenden der Volkskommissare der UdSSR und bat darum, die Bedeutung seiner Forschung darzulegen. Im Oktober 1936 konnte Negovsky und seine Mitarbeiter das weltweit erste Labor für experimentelle Physiologie des Körpers eröffnen. Im Vordergrund stand die Erforschung der Wiederbelebung. Die bis 1941 gewonnenen Erkenntnisse sollen während des Zweiten Weltkrieges einigen russischen Soldaten das Leben gerettet haben, u.a. Valentin Tscherepanow. Auch der geniale Physiker Lev Landau überlebte dank Negovsky´s Arbeiten viermal den klinischen Tod und konnte hernach noch 7 Jahre leben und in diesen den Nobelpreis entgegennehmen. Negovsky´s Methode der Reanimation wurde z.T. heftig kritisiert, aber niemand war in der Lage, eine echte Alternative zu bieten. Was kamen, waren nur Variationen und Verbesserung seiner Methode.<ref>http://www.neurocenter.ru/NEG_MK.htm Zugriff am 2.2.2017.</ref>
Im Juli 1936 wurde V.A. Negovsky und seine Kollegen entlassen. Er wandte sich an den Vorsitzenden der Volkskommissare der UdSSR und bat darum, die Bedeutung seiner Forschung darzulegen. Im Oktober 1936 konnte Negovsky und seine Mitarbeiter das weltweit erste Labor für experimentelle Physiologie des Körpers eröffnen. Im Vordergrund stand die Erforschung der Wiederbelebung. Die bis 1941 gewonnenen Erkenntnisse sollen während des Zweiten Weltkrieges einigen russischen Soldaten das Leben gerettet haben, u.a. Valentin Tscherepanow. Auch der geniale Physiker Lev Landau überlebte dank Negovsky´s Arbeiten viermal den klinischen Tod und konnte hernach noch 7 Jahre leben und in diesen den Nobelpreis entgegennehmen. Negovsky´s Methode der Reanimation wurde z.T. heftig kritisiert, aber niemand war in der Lage, eine echte Alternative zu bieten. Was kamen, waren nur Variationen und Verbesserung seiner Methode.<ref>http://www.neurocenter.ru/NEG_MK.htm Zugriff am 2.2.2017.</ref>


V.A. Negovsky setzte sein ganzes wissenschaftliches Arbeiten daran, Menschen mit Herz- und Atemstillstand wieder gut ins Leben zurückzuholen. Negovsky sah den Zustand "klinisch tot" als ein Übergangsprozess zum biologischen Tod an, aus dem es kein Zurück mehr gibt. Negovsky schrieb in den 1940-er-Jahren: "Für eine lange Zeit waren wir der Ansicht, dass die jüngste Kontraktion des Herzens der letzte 'Akkord des Lebens" sei. Wir sprechen jetzt nicht so, denn nach Beendigung der Herztätigkeit ist noch für einige Minuten die Wiederherstellung des zentralen Nervensystems möglich. In der Tat ist der letzte 'Akkord des Lebens' die noch verbleibenden Zeichen der Vitalität des Gehirns." Während des Zweiten Weltkrieges konnten mit der Reanimation nach Negovsky etwa 50 russische Soldaten aus dem Zustand der Agnoie oder klinischen Todes wieder ins Leben zurückgeholt werden. Für diese Leistungen erhielt Negovsky den Orden "Roter Stern".
V.A. Negovsky setzte sein ganzes wissenschaftliches Arbeiten daran, Menschen mit Herz- und Atemstillstand wieder gut ins Leben zurückzuholen. Negovsky sah den Zustand "klinisch tot" als ein Übergangsprozess zum biologischen Tod an, aus dem es kein Zurück mehr gibt. Negovsky schrieb in den 1940-er-Jahren: "Für eine lange Zeit waren wir der Ansicht, dass die jüngste Kontraktion des Herzens der letzte 'Akkord des Lebens' sei. Wir sprechen jetzt nicht so, denn nach Beendigung der Herztätigkeit ist noch für einige Minuten die Wiederherstellung des zentralen Nervensystems möglich. In der Tat sind der letzte 'Akkord des Lebens' die noch verbleibenden Zeichen der Vitalität des Gehirns." Während des Zweiten Weltkrieges konnten mit der Reanimation nach Negovsky etwa 50 russische Soldaten aus dem Zustand der Agnoie oder klinischen Todes wieder ins Leben zurückgeholt werden. Für diese Leistungen erhielt Negovsky den Orden "Roter Stern".<ref>http://nsicu.ru/history Zugriff am 2.2.2017.</ref>
 
V.A. Negovsky fand bei seinen Forschungen über die Reanimation heraus, dass das menschliche Gehirn sehr anfällig auf den Stillstand des Blutkreislaufes ist, insbesondere das höher entwickelte Großhirn. Negovsky konnte für das menschliche Gehirn eine Zeit von 5-6 Minuten der Reanimation ermitteln, während andere Organe hingegen sogar noch eine Stunde ohne Durchblutung auskommen konnten. Wenn jedoch das Gehirn abgestorben ist und die übrigen Organe wieder arbeiten, hat man einen "beschäftigten Körper" (оживленное тело).<ref>http://www.medical-enc.ru/history/organy-trupa.shtml Zugriff am 2.2.2017.</ref>
 
Negovsky hatte in Prof. F. Andreev einen Vordenker der Reanimation. Er beschrieb seine Ergebnisse mit Hunden in dem Buch "Experimente der Erholung des Herzens, der Atemwege und Funktion des Nervensystems". Negovsky hatte den Traum, den Tod zu überwinden.<ref>http://www.chem.msu.su/rus/journals/chemlife/2000/padre.html Zugriff am 2.2.2017.
* http://www.reanimatology.com/rmt/article/download/615/371 Zugriff am 2.2.2017.</ref>
 
In den 1940-er-Jahren schrieb Negovsky, dass erst nach Eintritt des Hirntodes vom Tod einer Person gesprochen werden kann, denn aus diesem Zustand gibt es kein Zurück, keine Reanimation.
<ref>http://www.reanimatology.com/rmt/article/download/615/371 Zugriff am 2.2.2017.</ref>


<ref>http://nsicu.ru/history Zugriff am 2.2.2017.</ref>


Неговского = Negovsky
Неговского = Negovsky


=== Das Forschungslabor von Negovsky ===
==== Besuch einer dt. Gruppe Anästhesisten (1963) ====
Auf Einladung von Vladimir Negovsky besuchte eine Gruppe Anästhesisten vom 12-25.09.1963 Prag und Moskau. Negovsky´s "Laboratorium für Experimentelle Physiologie der Wiederbelebung des Organismus" lag in der Straße des 25. Oktober. Während des 9-tägigen Aufenthalts konnten die Gäste alles sehen, was sie interessierte. Die Sowjetische Akademie der Wissenschaften besitzt als eine ihrer Abteilungen die Akademie der Medizinischen Wissenschaften. Diese wird unabhängig von den Krankenhäusern verwaltet, die dem Gesundheitsministerium unterstehen. Die einzelnen Institute, wie das von Prof. Negovsky geleitete, unterstehen der Akademie für Medizinische Wissenschaften. Sie sind unabhängig gegenüber Universitäten und Hochschulen.<ref>Der Anaesthesist 13 (1964), 318.</ref>
Negovsky ist experimenteller Pathologe. Unter seinen Mitarbeitern befanden sich Biochemiker, Elektro-Mediziner und Neuro-Physiologen. Sein Institut war das einzige seiner Art in der Sowjetunion und ist führend in der Ausbildung in der Wiederbelebung im ganzen Lande. Von ihm ausgebildete Ärzte betreuten 84 Wiederbelebunszentren, die in der ganzen Sowjetunion verteilt waren. Negovsky beabsichtigte, ein einziges Fachgebiet der Wiederbelebung einzurichten.
Ungefähr 25 Mitarbeiter Negovslky´s arbeiteten hauptsächlich in den beiden in Moskau gelegenen Wiederbelebungszentren, 25 im Institut. Die Kliniker haben zuerst eine internistische, chirurgische oder anaesthesiologische Ausbindung abgeschlossen. Die Theoretiker waren überwiegend Frauen. Sie wurden unterstützt durch ungefähr 50 technische Asistentinnen der verschiedensten Art. Alle sind äußerordentlich kollegial und interessiert an einem Gedankenaustausch, insbesondere Prof. Negovsky selbst, der beschrieben wurde als "ein überragender Forscher und Lehrer", der "die im Ausland durchgeführten Forschungen kannte."
Die Gäste besuchten die Notfallstation des Botkinskaya Hospital, eines 3.000-Betten-Krankenhauses. Dabei hatten die "den Eindruck, daß das Schwergewicht des Wiederbelebungsunterrichts im Laboratorium liegt, weniger im klinischen Unterricht."
Die häufigste Indikation schienen ausgeblutete Mütter zu sein mit Komplikationen bei der Geburt.  Die Intraarterielle Transfusion wurde von Negovsky bei folgenden Indikationen empfohlen: oligämischer Schock mit Blutdruck unter 40 mm Hg. Herzstillstand durch Ausblutung und 'Agonalzustand' (Absinken des Blutdruckes durch Ausblutung auf nicht mehr meßbare Werte, letze Schnappatmung)."
Die Überwachungskarten ähnelten den deutschen Narkoseberichtsformularen und wurden gut geführt. Wenn Spezialisten anderer Fachgebiete benötigt werden, wurden sie aus den dabeiliegenden Kliniken herbeigerufen. Blut und Dextran wird in 250-ml-Flaschen aufbewahrt. Einmalgeräte wurden kaum verwendet.
Die Wiederbelebungsmaßnahmen wurden in regelmäßigen Kursen für Ärzte, Schwestern und Sanitäter unterrichtet, insbesondere die alternierende Mund-zu-Mund-Beatmung (Atemspende) und äußere Herzmassage zur Behandlung des Kreislaaufstillstandes. Die Notfallarztwagen waren ausgerüstet mit Defibrillatoren. Prof. Gurvich empfahl einen empirischen Counterschock, wenn binnen einiger Minuten trotz äußerer Herzmassage keine spontane Herztätigkeit wiederkehrt. Prof. Smolnikow, Chaefanästhesist am Institut für Experimentelle Onkologie, er trug den Titel "Chefanaesthesiologe der Sowjetunion", war zur Zeit des Besuchs nicht in Moskau.
Im Sklifosowsky-Institut wurden die Gäste von Prof. Tarasov begrüßt. Er berichtete: In den letzten 33 Jahren wurden 33 Tonnen Kadaverblut verwendet. Das am Institut verwendete Transfusionsblut ist zu 80% Kadverblut. In anderen Kliniken ist dessen Verwendung jedoch seltener. Die Spender sind rasch verstorbene Unfall- und Infarktopfer. Die Entnahme muss binnen 6 Stunden nach Eintritt des Todes erfolgen. Das Blut kann 4-5 Wochen aufbewahrt werden. In den USA wurden ähnliche Versuche an der Bowman-Gray-Medizinschule in Winston-Salem, North Caroline durchgeführt.
Die Gäste waren auch in der Zentrale des Moskauer Notfallarztwagen-Systems. Dort gehen täglich ca. 500 Anrufe ein. Hierzu stehen rund 800 Krankenwagen zur Verfügung, die von 29 Stationen aus eingesetzt werden. In Groß-Moskau gibt es somit keine Stelle, die weiter als 5 km von einer solchen Stelle entfernt ist und die nicht binnen 10 min vor Ort sein kann. Herzdruckmassage, Mund-zu-Mund-Beatmung und andere Techniken werden Schwestern und Fahrern dieser Wagen beigebracht.<ref>Der Anaesthesist 13 (1964), 319.</ref>
Prof Alexander Vishnevsky, der Generalchirurg der Sowjetarmee, sprach deutsch. Sein Hauptinteresse galt der Herz- und Gefäßchirurgie. In seinem Institut wurden bereits Operationen mit selektiver Hirnkühlung auf 10°C bei einer Körperkühlung von 30°C bei längerer Kreislaufunterbrechung erfolgreich durchgeführt. "Die Verwendung von Computern zur Beschleunigung der Diagnosestellung scheint Prof. VISHNEVSKY zukunftsreich, wie erste Erfahrungen bewiesen. Er ist ein starker Verfechter der Lokalanaesthesie ...<br>
Zusammenfassend könne wir feststellen: Die Anaesthesiolgie ist in Rußland ein neues Fach, das sich in schneller Entwicklung befindet. Das Ausbildungsprogramm erhält staatliche Unterstützung. Die Wiedberbelebung ist anscheinend im Begriffe, als unabhängiges Spezialfach anerkannt zu werden. Besonders beeindruckend waren wir von der Organisation der Notfallarztwagen."<ref>Der Anaesthesist 13 (1964), 319.</ref>
=== indirekte Zitate ===
"Der erste Schritt zur Lösung des Rätsels der Erweckung war die Entdeckung von zwei Todesstadien durch Negevsky: dem klinischen und dem biologischen. Er war der erste, der vorgeschlagen und wissenschaftlich bewiesen hat, dass der klinische Tod, d.h. der Herzstillstand, der Übergang vom Leben zum biologischen Tod ist, d.h. der Tod ist irreversibel. Er bewies, dass, wenn das Herz aufhört zu arbeiten, der Kampf um menschliches Leben nicht aufhören kann. Der letzte Akkord des Lebens, so Negevsky, sind die Zeichen der Hirnaktivität. Und der Hirntod ist der biologische Tod des Menschen."<ref>Olga Boguslavskaja: Gottes Vorarbeiter. In: MK.RU (20.10.2003) Nach: https://www.mk.ru/social/article/2003/10/20/125276-prorab-bozhiy.html 20.10.2020.</ref>
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"Die Hauptrichtung der wissenschaftlichen Tätigkeit von W.A. Negowskij ist mit der Entwicklung der Lehre vom Sterben und der anschließenden Wiederherstellung der Lebensfunktionen des Organismus verbunden. Das Studium des Sterbeprozesses von der physiologischen und biochemischen Seite her und dementsprechend das Studium des Prozesses der Wiederherstellung der Lebensfunktionen des Organismus gaben W.A. Neghovsky die Möglichkeit, Methoden zur Wiederherstellung der Lebensfunktionen des Organismus im prähistorischen oder klinischen Todeszustand zu entwickeln. Auf dem Weg zur Entstehung einer neuen Wissenschaft hat W.A. Neghovsky das Konzept des klinischen und biologischen Todes vorangetrieben. Klinischer Tod, nach V.A. Negovsky, ist ein Zustand des Organismus, definiert nach jahrhundertealten medizinischen Kanons als Herzstillstand und Atemstillstand, ist in der Tat ein biologischer, irreversibler Übergangsprozess vom Leben zum Tod. Der Organismus stirbt allmählich ab. Zuerst verblassen die Funktionen der empfindlicheren Gewebe des Organismus, dann werden die ältesten Strukturen immer widerstandsfähiger und phylogenetisch immer älter. Der klinische Tod ist nicht mehr Leben, aber er ist noch nicht der Tod. Daher ist dieser Zustand reversibel. Mit dem Stopp des Herzens und der Atmung sollte der Kampf um menschliches Leben nicht aufhören, und mit Hilfe geeigneter Wiederbelebungsmaßnahmen ist eine vollständige Wiederherstellung der Körperfunktionen möglich. Eine weitere grundlegende Position in V.A. Negovskys Konzept ist die Rolle des Gehirns. Er schrieb: "Lange Zeit herrschte die Vorstellung, dass die letzte Kontraktion des Herzens der letzte "Akkord" des Lebens ist. Das sagen wir jetzt nicht, denn nach der Beendigung der Herzerkrankung des Körpers für einige Minuten bleibt das Herzleiden noch reversibel, was die Wiederherstellung der Funktionen des Zentralnervensystems betrifft. In Wirklichkeit sind der letzte "Akkord" des Lebens die verbleibenden Zeichen der Vitalität des Gehirns. Bereits in der Dissertation des Kandidaten (1942) gelang es W.A. Negowski, eine der Kardinalfragen der Therapie der Endstadien zu lösen - die Frage nach der Bedeutung der frühzeitigen Wiederherstellung der bulbären Zentren für die erfolgreiche Wiederbelebung des Organismus. Diese Forschungen haben als Anregung für die Entwicklung der ersten Modelle häuslicher Geräte zur künstlichen Beatmung - Beatmungsgeräte - gedient. In seiner 1943 verteidigten Doktorarbeit umriss W.A. Negowskij die wichtigsten Bestimmungen der Pathophysiologie der Endzustände und die Prinzipien der komplexen Methode zur Revitalisierung des Organismus, die später klinisch angewandt wurde. Während des Zweiten Weltkrieges organisierte V.A. Neghovsky eine Brigade an der Front, in der er in die aktive Armee eintrat und zum ersten Mal die vollständige Genesung von etwa 50 Verwundeten erreichte, die unter Todesqualen oder klinischem Tod starben. Zum ersten Mal wurde gezeigt, dass die Wiederbelebung des Körpers keine zufällige und seltene Episode sein sollte, sondern eine systematische Festanstellung. Für dieses Werk wurde W.A. Neghovsky mit dem Orden des Roten Sterns... (Dekret des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR von 11\VП-45) 1943 erschien ein Buch von W.A. Negowski "Wiederherstellung der Lebensfunktionen des Organismus im Todeskampf oder bei klinischem Tod", vollständig übersetzt in acht Ausgaben der Zeitschrift "American Review of Soviet Medicine". 1945 erschien die zweite Monographie - "Erfahrungen mit der Therapie von Agonie und klinischem Tod im Militärbezirk". 1948 wurde das Laboratorium von Neghovsky eine unabhängige wissenschaftliche Einrichtung und wurde zum Forschungslaboratorium für allgemeine Intensivpflege der Akademie der Medizinischen Wissenschaften der UdSSR ernannt. Das weltweit erste wissenschaftliche Forschungsinstitut für allgemeine Intensivpflege (PRIOR der Akademie der Medizinischen Wissenschaften der UdSSR) wurde 1985 eröffnet. Die Forschung, die die Grundlage der pathogenetischen Therapie von Endstadien bildete und das Wesen einer Reihe von wichtigen Prozessen aufdeckte, die während des Todes und der anschließenden Wiederbelebung des Organismus ablaufen, wurde vom Staat anerkannt. 1952 wurde W.A. Negchowski und seinen Mitarbeitern M.S. Gajewskaja und E.M. Smirenskaja sowie Professor F.A. Andrejew der Ehrentitel eines Preisträgers des Staatspreises der UdSSR verliehen. Bis 1961 wurden zwei wichtige Monographien von W.A. Negowski veröffentlicht: 1954 - "Pathophysiologie und Therapie von Agonie und klinischem Tod" (getrennte Kapitel dieser Monographie wurden im selben Jahr in den Niederlanden veröffentlicht). Anschließend wurde diese Monografie ins Deutsche, Rumänische und Polnische übersetzt. Und 1960 - "Revitalisierung des Körpers und künstliche Unterkühlung" (veröffentlicht in den Vereinigten Staaten, England und Spanien). Die Verallgemeinerung der Ergebnisse seiner eigenen Forschungen sowie der Daten sowjetischer und ausländischer Autoren ermöglichte es W.A. Neghovsky, auf dem Internationalen Kongress der Traumatologen in Budapest (1961) über die Entstehung einer neuen medizinischen Wissenschaft - der Intensivmedizin - zu berichten, deren Gegenstand Pathologie, Therapie und Prävention von unheilbaren Krankheiten sind. Biographie von Neghovsky in Wikipedia Artikel über W.A. Neghovsky in Wikipedia.<ref>Vorkommen von Spezialisierung und Wissenschaft der Reanimationswissenschaften. Nach: http://nsicu.ru/history Zugriff am 20.10.2020.</ref>
"Владимир Александрович выдвинул принципиальное положение о роли мозгавпроцессеумирания. Он отмечал:  «Долгое время существовало представ"ление, что последнее сокращение сердца есть послед"ний «аккорд» жизни. Мы теперь уже не говорим так, поскольку после прекращения работы сердца состояние организма еще в течение нескольких минут остается обратимым с точки зрения восстановления функций центральной нервной системы.  В действительности жеп оследним «аккордом» жизни являются остающиеся еще признаки жизнеспособности моз"га.  При этом,  согласно взглядам В.  А.  Неговского, мозг оказывается не только объектом,  но и субъектом развивающихся в условиях гипоксии повреждений.  Только после того,  как наступает смерть мозга, можно говорить о смерти человека, смерти биологической, выхода из которой нет."<br>
"Wladimir Alexandrowitsch vertrat eine grundlegende Position zur Rolle des Hirntodes. Er bemerkte: "Lange Zeit herrschte die Vorstellung, dass die letzte Kontraktion des Herzens der letzte "Akkord" des Lebens ist. Wir sagen das nicht mehr, denn nachdem das Herz aufgehört hat zu arbeiten, bleibt der Zustand des Körpers noch einige Minuten lang reversibel, was die Wiederherstellung der Funktionen des Zentralnervensystems betrifft.  Tatsächlich ist das Stechen des letzten "Akkords" des Lebens die verbleibenden Zeichen der Vitalität des Gehirns.  Gleichzeitig erweist sich das Gehirn nach Ansicht von V.A. Negovskiy nicht nur als Objekt, sondern auch als Subjekt, das unter Hypoxie Läsionen entwickelt.  Erst nach dem Hirntod können wir über den menschlichen Tod sprechen, über den biologischen Tod und keinen Ausweg daraus."<ref>В. В. Мороз: К 100-ЛЕТИЮ АКАДЕМИКА РАМН ВЛАДИМИРА АЛЕКСАНДРОВИЧА НЕГОВСКОГО (ZUM 100. JAHRESTAG DES AKADEMIKERS VON RAMN, WLADIMIR ALEXANDROWITSCH NEGOWSKIJ). In: ОБЩАЯ РЕАНИМАТОЛОГИЯ, 2009, V; 1 (February 2009 General Reanimatology 5(1)) Nach: https://www.researchgate.net/publication/279234335_On_the_Occasion_of_the_100th_Anniversary_of_V_A_Negovsky_Academician_of_the_Russian_Academy_of_Medical_Sciences Zugriff am 20.10.2020.</ref>
"B. A. Negovskiy beschrieb neue Positionen in der Pathophysiologie der Endpositionen und die Prinzipien der komplexen Methode der Regeneration des Organismus, die anschließend in der Klinik angewandt wurden. 1943 wurde das Buch "Restoration of the vital functions of the organism in the state of agony and clinical death" in englischer Sprache in acht Ausgaben der American Review of Soviet Medicine of 1945-1946 veröffentlicht."<ref>В. В. Мороз: К 100-ЛЕТИЮ АКАДЕМИКА РАМН ВЛАДИМИРА АЛЕКСАНДРОВИЧА НЕГОВСКОГО (ZUM 100. JAHRESTAG DES AKADEMIKERS VON RAMN, WLADIMIR ALEXANDROWITSCH NEGOWSKIJ). In: ОБЩАЯ РЕАНИМАТОЛОГИЯ, 2009, V; 1 (February 2009 General Reanimatology 5(1)) Nach: https://www.researchgate.net/publication/279234335_On_the_Occasion_of_the_100th_Anniversary_of_V_A_Negovsky_Academician_of_the_Russian_Academy_of_Medical_Sciences Zugriff am 20.10.2020.</ref>
"В. А. Неговский выдвинул принципиальное положение о роли мозга в процессе умирания.  Он отмечал:  «Долгое время существовало представление,  что последнее сокращениесе рдцае сть последний «аккорд» жизни. Мы теперь уже неговорим так,  поскольку после прекращения работы сердца состояние организма еще в течение нескольких минут остается обратимым с точки зрения восстановления функций центральной нервной системы.  В действительности же последним  «аккордом»  жизни являются остающиеся еще признаки жизнеспособности мозга»."<br>
" В.  A. Negovsky vertrat eine grundlegende Position zur Rolle des Gehirns im Sterbeprozess.  Er bemerkte: "Lange Zeit herrschte die Vorstellung, dass die letzte Kontraktion des Herzens der letzte "Akkord" des Lebens sei. Wir sprechen jetzt nicht so, denn nachdem das Herz aufgehört hat zu arbeiten, bleibt der Zustand des Körpers noch einige Minuten lang reversibel, was die Wiederherstellung der Funktionen des Zentralnervensystems betrifft.  In Wirklichkeit sind der letzte "Akkord" des Lebens die verbleibenden Zeichen der Vitalität des Gehirns."<ref>Results of the 75-year Research and Clinical Activities of the V. A. Negovsky Research Institute of General Reanimatology, Russian Academy of Medical Sciences (October 2012) General Reanimatology 8(5):5. Nach: https://www.researchgate.net/publication/287544912_Results_of_the_75-year_Research_and_Clinical_Activities_of_the_V_A_Negovsky_Research_Institute_of_General_Reanimatology_Russian_Academy_of_Medical_Sciences Zugriff am 20.10.2020.</ref>
"Die gesamte moderne Intensivpflege basiert auf seiner Arbeit.<br>
Seit 15 Jahren ist Vladimir Negovsky (1909-2003) nicht mehr unter uns. Aber seine Entdeckungen, die in der ganzen Welt anerkannt sind, werden für immer in der Medizin bleiben. Siebzig Jahre seines Lebens widmete er der pathologischen Physiologie. ...<br>
Doch zunächst gab es mehr Dornen als Rosen auf dem Weg der Verwirklichung der Pläne von Wladimir Alexandrowitsch und seinen Genossen. Anfangs wurden sie oft von Misserfolgen heimgesucht. Selbst der hervorragende Pathologe Hippolyt Dawydowski stand der Idee, Sterbende wiederzubeleben, sehr skeptisch gegenüber und bezeichnete Neghovsky selbst als großen Fantast. Aber, ermutigt durch den Unglauben und das Glucksen der Gegner, setzte er seine Experimente fort. Durch das Studium der Todesstadien und der Veränderungen, die zu dieser Zeit in seinem Körper stattfanden, kam er allmählich zu dem Schluss, dass der Herzschlagstopp noch nicht, wie traditionell angenommen, als endgültiger Tod gewertet werden konnte. Wir müssen weiter um das Leben kämpfen, bis das Gehirn schweigt. Nur dies ist der letzte Akkord. ...<br>
Offiziellen Quellen ist bekannt, dass dasselbe medizinische Team von Neghovsky während des Krieges 51 Tote und Verwundete zum Leben erweckte. Der Arzt Neghovsky bewies, dass menschliche Genesung keine Fantasie ist. Aber der Neghovsky-Wissenschaftler verstand, dass, wenn die bald reifende Praxis während des Krieges irgendwie stattfand, die Einführung der gleichen Intensivpflege-Experimente in der Klinik zusätzliche eingehende Forschung erforderte. Und wieder wirft sich Wladimir Alexandrowitsch mit dem Durchsetzungsvermögen des Panzers in die Schlacht. Er erreicht die Erweiterung seines Labors und verleiht ihm den Status einer unabhängigen Institution. Innerhalb seiner Mauern studieren wir weiterhin die Merkmale des klinischen Todes und alle Veränderungen, die in diesem Zustand im Kortex auftreten. Die Forscher beweisen insbesondere, dass die auditorische Wahrnehmung während seines Todes am längsten erhalten bleibt. Gleichzeitig werden die Maßnahmen zur Wiederbelebung des Körpers, der einen Schritt vom Tod entfernt ist, untersucht. Die Entwicklung des ersten Impuls-Ventrikeldefibrillators durch N. Gurvich, einen engen Mitarbeiter von Negovsky, wurde eine große Hilfe. ...<br>
Erst 1961, auf dem Internationalen Kongress der Traumatologen in Budapest, an dem Negevsky schließlich teilnahm, erwarb das von ihm eingeführte Konzept der "Intensivpflege" (basierend auf seinem lateinischen Wort animatio - Wiederbelebung) offiziell das Bürgerrecht. Sowohl in der Sowjetunion als auch im Ausland wurde der Name des Schöpfers dieser Wissenschaft immer bekannter. Wladimir Alexandrowitsch hatte seine Anhänger. In dem Land wurden Zyklen zur Ausbildung von Ärzten mit einem neuen Fachgebiet geschaffen. Nach und nach gewannen die Intensivmedizin und ihre Prinzipien ihren Platz in der Medizin. William Schumaker, der größte amerikanische Wissenschaftler auf dem Gebiet der Theorie und Praxis des Stoffwechsels, drückte seinen tiefen Respekt vor Neghovsky aus: "Professor Neghovsky ist ein großer Entdecker... Ich betrachte mich als einen seiner Schüler, der immer die Stärke seiner Persönlichkeit und seinen großen Beitrag zur Wissenschaft spüren wird. Darüber hinaus wurde Wladimir Alexandrowitsch auf ziemlich hohem Niveau angeboten, zusammen mit seinem Laboratorium in die Vereinigten Staaten zu ziehen, um dort zu arbeiten. Sollen wir hinzufügen, dass Nehovsky diese Einladung abgelehnt hat? Und hier ist eine weitere kuriose Episode aus seiner Biografie. Eine Professorin aus Jekaterinburg, E. Nikolaeva, erinnert sich an ein Symposium über Endstadien, das 1964 stattfand. Der Höhepunkt des Programms war die Vorführung eines Hundes, der nach einer Sitzung mit Unterkühlung in den klinischen Tod fiel. Nachdem alle Instrumente eine gerade Linie ausgeschrieben hatten, wurde den Symposiumsteilnehmern ein Mittagessen angeboten. Es gab jedoch einige Zweifler (was wäre, wenn sie den Hund ersetzen würden?), die den Ausstellungsraum nicht verließen.
Als es nach der Pause wieder voll war, spendeten die Anwesenden lange Ovationen. Schließlich erhielt das Neghovsky-Labor 1965 den Status eines Instituts. Als Teil der Akademie der Medizinischen Wissenschaften der UdSSR wurde das weltweit erste Forschungsinstitut für allgemeine Intensivmedizin geschaffen, das sich mit Grundlagen- und angewandter Forschung auf dem Gebiet der Intensivmedizin und Anästhesiologie befasst. Und Wladimir Alexandrowitsch, der bereits mit vielen hohen Auszeichnungen geehrt wurde, verließ sie nicht für den Rest seines langen Lebens. Der Stab von Neghovsky nannte ihn ein Genie ohne Pathos und Schmeicheleien. Wladimir Alexandrowitsch selbst war ein Gegner jeglichen Prunks und verschwenderischer Glückwünsche. Und, wie sich seine Tochter erinnert, wich er allen Jubiläumsfeiern aus. Charakteristisch ist, dass am Institut für Negev lange nicht wusste, dass er aus Italien geschickt wurde im Jahr 1974 veröffentlichte Buch "Die großen Ärzte des zwanzigsten Jahrhunderts", in dem er hieß Padre Reanimazzioni und in dem sein Name stand in einer Reihe mit X-ray, Fleming, Freud ...<br>
Gewöhnlicher Mensch<br>
Ja, in der Wissenschaft war Negowski zweifellos ein Genie, und im Leben war er ein gewöhnlicher Mann mit all seinen Unzulänglichkeiten und Verdiensten. Es gab Zeiten, in denen er abrupt war. Aber die Stimme selbst derer, deren Ansichten nicht mit seinen übereinstimmten, wurde immer gehört. Margarita Bogushevich, eine leitende Forscherin am Forschungsinstitut für allgemeine Intensivpflege, die 45 Jahre lang in der Nähe von Neghovsky arbeitete, erinnert sich, dass er seinen Angehörigen keine Entspannung erlaubte. Seine Tochter Alla, ebenfalls Ärztin, wollte in die Fußstapfen seines Vaters treten, aber Wladimir Alexandrowitsch erklärte kategorisch: "Im Leben muss man seinen eigenen Weg gehen! Dasselbe geschah erneut, als sein einziger Enkel das Medizinstudium abschloss.<ref>Marina Melkonyan: Шаги к бессмертию (Schritte zur Unsterblichkeit). In: Главная | N 7 от 21 февраля 2018 г. (Main | N 7 vom 21. Februar 2018.) Nach: http://www.mgzt.ru/n-7-ot-21-fevralya-2018-g/shagi-k-bessmertiyu Zugriff am 20.10.2020.</ref>
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== Anhang ==
== Anhang ==
=== Literatur ===
=== Quellen ===
Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten. Zur Genese des Hirntodkonzepts. Konstanz 2003, Seiten 55-58.
Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten. Zur Genese des Hirntodkonzepts. Konstanz 2003, Seiten 55-58.
[https://ru.wikipedia.org/wiki/%D0%9D%D0%B5%D0%B3%D0%BE%D0%B2%D1%81%D0%BA%D0%B8%D0%B9,_%D0%92%D0%BB%D0%B0%D0%B4%D0%B8%D0%BC%D0%B8%D1%80_%D0%90%D0%BB%D0%B5%D0%BA%D1%81%D0%B0%D0%BD%D0%B4%D1%80%D0%BE%D0%B2%D0%B8%D1%87 Seite im russischen Wikipedia]
https://www.resuscitationjournal.com/article/S0300-9572(01)00356-2/abstract
https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0300957201003562
=== Anmerkungen ===
=== Anmerkungen ===
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Aktuelle Version vom 27. Oktober 2020, 20:32 Uhr

Vladimir A. Negovsky[Anm. 1] (1909-2003) war ein russischer Reanimationsforscher. Seine zentrale Frage lautete: Bis zu welcher Grenze ist Reanimation möglich? Jenseits dieser Grenze ist der Tod. Er entwickelte in den 1950er Jahren das Konzept des „biologischen Todes“, wie er ihn nannte. Dabei ging er davon aus, dass der Mensch als tot anzusehen ist, wenn sein Gehirn nicht mehr arbeitet. Die US-amerikanerin Judith Hockaday hatte dieses Konzept übernommen. Drei Mitarbeiter ihrer Forschergruppe präsentierten 1962 auf einem Kongress der EEG-Gesellschaft ein begrifflich ausgereiftes hinbezogenes Todeskonzept. Dabei wurde davon gesprochen, dass das Erlöschen der Hirnfunktionen als Zeichen des Todes zu verstehen sei.

Die Forschung

Sein Forschen beschrieb er so: "Es geht darum, Mittel und Wege zu finden, um die Periode des klinischen Todes, in der eine Wiederbelebung noch möglich ist, auszudehnen."[1]

Negovsky unterschied aufgrund seiner Reanimationsstudien zwischen dem klinischen Tod (Stillstand von Puls und Atmung) und dem biologischen Tod.[2] (6) Seit 1952 fand unter Leitung von V.A. Negovsky regelmäßig internationale Konferenzen und Symposien zu aktuellen Themen der Reanimation statt. Negovsky veröffentlichte über 400 wissenschaftliche Arbeiten, über 100 Werke wurden im Ausland veröffentlicht. (8) Die ganze Geschichte der modernen klinischen und experimentellen Reanimation schöpft aus den Werken von Negovsky. (10)

Im Jahr 1962 wurde von V.A. Negovsky in New York in englischer Sprache der Artikel "Resuscitation and artifical hypotermia" über die Bedeutung der Hypothermie für das Überleben von Gehirnzellen nach Herzstillstand veröffentlicht.[3] Darin beschreibt er, dass ab 10 Minuten des Herzstillstandes der "biologische Tod", wie er den Hirntod nannte, eintreten wird. Bei Affen maß er die kürzeste Zeit, bei niederen Tieren eine längere Zeit. (7)

Anfang der 70er Jahre formulierte Negovsky ein hirnbezogenes Todeskonzept.

Negovsky untersuchte den Sterbeprozess anhand von Experimenten mit Hunden. Dabei entzog er dem Hund dessen Blut bis dieser klinisch tot war.

Als Ergebnis seiner Studien schrieb in den 1950er Jahren: "Bis heute liegen schon eine ganze Reihe experimenteller und klinischer Untersuchungsergebnisse vor, die zeigen, welch besondere Rolle die höheren Abschnitte des Gehirns in den Prozess des Sterbens und der Wiederbelebung der Tiere wie auch besonders des Menschen spielen.
Sterben heißt, daß die Ganzheit des Organismus zerfällt, daß die reflektorischen Verbindungen, die die Lebenstätigkeit einzelner Teile des Organismus zu einem einheitlichen Ganzen verbinden, zerstört werden. Hieraus ist abzuleiten, daß im Prozess des Sterbens jene höhere Abschnitte des Zentralnervensystems, die diese Ganzheit bestimmen, d.h. vor allem die Hirnrinde, ausgeschaltete werden."[4]

Im Juli 1936 wurde V.A. Negovsky und seine Kollegen entlassen. Er wandte sich an den Vorsitzenden der Volkskommissare der UdSSR und bat darum, die Bedeutung seiner Forschung darzulegen. Im Oktober 1936 konnte Negovsky und seine Mitarbeiter das weltweit erste Labor für experimentelle Physiologie des Körpers eröffnen. Im Vordergrund stand die Erforschung der Wiederbelebung. Die bis 1941 gewonnenen Erkenntnisse sollen während des Zweiten Weltkrieges einigen russischen Soldaten das Leben gerettet haben, u.a. Valentin Tscherepanow. Auch der geniale Physiker Lev Landau überlebte dank Negovsky´s Arbeiten viermal den klinischen Tod und konnte hernach noch 7 Jahre leben und in diesen den Nobelpreis entgegennehmen. Negovsky´s Methode der Reanimation wurde z.T. heftig kritisiert, aber niemand war in der Lage, eine echte Alternative zu bieten. Was kamen, waren nur Variationen und Verbesserung seiner Methode.[5]

V.A. Negovsky setzte sein ganzes wissenschaftliches Arbeiten daran, Menschen mit Herz- und Atemstillstand wieder gut ins Leben zurückzuholen. Negovsky sah den Zustand "klinisch tot" als ein Übergangsprozess zum biologischen Tod an, aus dem es kein Zurück mehr gibt. Negovsky schrieb in den 1940-er-Jahren: "Für eine lange Zeit waren wir der Ansicht, dass die jüngste Kontraktion des Herzens der letzte 'Akkord des Lebens' sei. Wir sprechen jetzt nicht so, denn nach Beendigung der Herztätigkeit ist noch für einige Minuten die Wiederherstellung des zentralen Nervensystems möglich. In der Tat sind der letzte 'Akkord des Lebens' die noch verbleibenden Zeichen der Vitalität des Gehirns." Während des Zweiten Weltkrieges konnten mit der Reanimation nach Negovsky etwa 50 russische Soldaten aus dem Zustand der Agnoie oder klinischen Todes wieder ins Leben zurückgeholt werden. Für diese Leistungen erhielt Negovsky den Orden "Roter Stern".[6]

V.A. Negovsky fand bei seinen Forschungen über die Reanimation heraus, dass das menschliche Gehirn sehr anfällig auf den Stillstand des Blutkreislaufes ist, insbesondere das höher entwickelte Großhirn. Negovsky konnte für das menschliche Gehirn eine Zeit von 5-6 Minuten der Reanimation ermitteln, während andere Organe hingegen sogar noch eine Stunde ohne Durchblutung auskommen konnten. Wenn jedoch das Gehirn abgestorben ist und die übrigen Organe wieder arbeiten, hat man einen "beschäftigten Körper" (оживленное тело).[7]

Negovsky hatte in Prof. F. Andreev einen Vordenker der Reanimation. Er beschrieb seine Ergebnisse mit Hunden in dem Buch "Experimente der Erholung des Herzens, der Atemwege und Funktion des Nervensystems". Negovsky hatte den Traum, den Tod zu überwinden.[8]

In den 1940-er-Jahren schrieb Negovsky, dass erst nach Eintritt des Hirntodes vom Tod einer Person gesprochen werden kann, denn aus diesem Zustand gibt es kein Zurück, keine Reanimation. [9]


Неговского = Negovsky

Das Forschungslabor von Negovsky

Besuch einer dt. Gruppe Anästhesisten (1963)

Auf Einladung von Vladimir Negovsky besuchte eine Gruppe Anästhesisten vom 12-25.09.1963 Prag und Moskau. Negovsky´s "Laboratorium für Experimentelle Physiologie der Wiederbelebung des Organismus" lag in der Straße des 25. Oktober. Während des 9-tägigen Aufenthalts konnten die Gäste alles sehen, was sie interessierte. Die Sowjetische Akademie der Wissenschaften besitzt als eine ihrer Abteilungen die Akademie der Medizinischen Wissenschaften. Diese wird unabhängig von den Krankenhäusern verwaltet, die dem Gesundheitsministerium unterstehen. Die einzelnen Institute, wie das von Prof. Negovsky geleitete, unterstehen der Akademie für Medizinische Wissenschaften. Sie sind unabhängig gegenüber Universitäten und Hochschulen.[10]

Negovsky ist experimenteller Pathologe. Unter seinen Mitarbeitern befanden sich Biochemiker, Elektro-Mediziner und Neuro-Physiologen. Sein Institut war das einzige seiner Art in der Sowjetunion und ist führend in der Ausbildung in der Wiederbelebung im ganzen Lande. Von ihm ausgebildete Ärzte betreuten 84 Wiederbelebunszentren, die in der ganzen Sowjetunion verteilt waren. Negovsky beabsichtigte, ein einziges Fachgebiet der Wiederbelebung einzurichten.

Ungefähr 25 Mitarbeiter Negovslky´s arbeiteten hauptsächlich in den beiden in Moskau gelegenen Wiederbelebungszentren, 25 im Institut. Die Kliniker haben zuerst eine internistische, chirurgische oder anaesthesiologische Ausbindung abgeschlossen. Die Theoretiker waren überwiegend Frauen. Sie wurden unterstützt durch ungefähr 50 technische Asistentinnen der verschiedensten Art. Alle sind äußerordentlich kollegial und interessiert an einem Gedankenaustausch, insbesondere Prof. Negovsky selbst, der beschrieben wurde als "ein überragender Forscher und Lehrer", der "die im Ausland durchgeführten Forschungen kannte."

Die Gäste besuchten die Notfallstation des Botkinskaya Hospital, eines 3.000-Betten-Krankenhauses. Dabei hatten die "den Eindruck, daß das Schwergewicht des Wiederbelebungsunterrichts im Laboratorium liegt, weniger im klinischen Unterricht."

Die häufigste Indikation schienen ausgeblutete Mütter zu sein mit Komplikationen bei der Geburt. Die Intraarterielle Transfusion wurde von Negovsky bei folgenden Indikationen empfohlen: oligämischer Schock mit Blutdruck unter 40 mm Hg. Herzstillstand durch Ausblutung und 'Agonalzustand' (Absinken des Blutdruckes durch Ausblutung auf nicht mehr meßbare Werte, letze Schnappatmung)."

Die Überwachungskarten ähnelten den deutschen Narkoseberichtsformularen und wurden gut geführt. Wenn Spezialisten anderer Fachgebiete benötigt werden, wurden sie aus den dabeiliegenden Kliniken herbeigerufen. Blut und Dextran wird in 250-ml-Flaschen aufbewahrt. Einmalgeräte wurden kaum verwendet.

Die Wiederbelebungsmaßnahmen wurden in regelmäßigen Kursen für Ärzte, Schwestern und Sanitäter unterrichtet, insbesondere die alternierende Mund-zu-Mund-Beatmung (Atemspende) und äußere Herzmassage zur Behandlung des Kreislaaufstillstandes. Die Notfallarztwagen waren ausgerüstet mit Defibrillatoren. Prof. Gurvich empfahl einen empirischen Counterschock, wenn binnen einiger Minuten trotz äußerer Herzmassage keine spontane Herztätigkeit wiederkehrt. Prof. Smolnikow, Chaefanästhesist am Institut für Experimentelle Onkologie, er trug den Titel "Chefanaesthesiologe der Sowjetunion", war zur Zeit des Besuchs nicht in Moskau.

Im Sklifosowsky-Institut wurden die Gäste von Prof. Tarasov begrüßt. Er berichtete: In den letzten 33 Jahren wurden 33 Tonnen Kadaverblut verwendet. Das am Institut verwendete Transfusionsblut ist zu 80% Kadverblut. In anderen Kliniken ist dessen Verwendung jedoch seltener. Die Spender sind rasch verstorbene Unfall- und Infarktopfer. Die Entnahme muss binnen 6 Stunden nach Eintritt des Todes erfolgen. Das Blut kann 4-5 Wochen aufbewahrt werden. In den USA wurden ähnliche Versuche an der Bowman-Gray-Medizinschule in Winston-Salem, North Caroline durchgeführt.

Die Gäste waren auch in der Zentrale des Moskauer Notfallarztwagen-Systems. Dort gehen täglich ca. 500 Anrufe ein. Hierzu stehen rund 800 Krankenwagen zur Verfügung, die von 29 Stationen aus eingesetzt werden. In Groß-Moskau gibt es somit keine Stelle, die weiter als 5 km von einer solchen Stelle entfernt ist und die nicht binnen 10 min vor Ort sein kann. Herzdruckmassage, Mund-zu-Mund-Beatmung und andere Techniken werden Schwestern und Fahrern dieser Wagen beigebracht.[11]

Prof Alexander Vishnevsky, der Generalchirurg der Sowjetarmee, sprach deutsch. Sein Hauptinteresse galt der Herz- und Gefäßchirurgie. In seinem Institut wurden bereits Operationen mit selektiver Hirnkühlung auf 10°C bei einer Körperkühlung von 30°C bei längerer Kreislaufunterbrechung erfolgreich durchgeführt. "Die Verwendung von Computern zur Beschleunigung der Diagnosestellung scheint Prof. VISHNEVSKY zukunftsreich, wie erste Erfahrungen bewiesen. Er ist ein starker Verfechter der Lokalanaesthesie ...
Zusammenfassend könne wir feststellen: Die Anaesthesiolgie ist in Rußland ein neues Fach, das sich in schneller Entwicklung befindet. Das Ausbildungsprogramm erhält staatliche Unterstützung. Die Wiedberbelebung ist anscheinend im Begriffe, als unabhängiges Spezialfach anerkannt zu werden. Besonders beeindruckend waren wir von der Organisation der Notfallarztwagen."[12]

indirekte Zitate

"Der erste Schritt zur Lösung des Rätsels der Erweckung war die Entdeckung von zwei Todesstadien durch Negevsky: dem klinischen und dem biologischen. Er war der erste, der vorgeschlagen und wissenschaftlich bewiesen hat, dass der klinische Tod, d.h. der Herzstillstand, der Übergang vom Leben zum biologischen Tod ist, d.h. der Tod ist irreversibel. Er bewies, dass, wenn das Herz aufhört zu arbeiten, der Kampf um menschliches Leben nicht aufhören kann. Der letzte Akkord des Lebens, so Negevsky, sind die Zeichen der Hirnaktivität. Und der Hirntod ist der biologische Tod des Menschen."[13]


Anhang

Quellen

Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten. Zur Genese des Hirntodkonzepts. Konstanz 2003, Seiten 55-58.

Seite im russischen Wikipedia


https://www.resuscitationjournal.com/article/S0300-9572(01)00356-2/abstract

https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0300957201003562

Anmerkungen

  1. In der russischen Literatur wird er mit "Negovsky" geschrieben, in deutscher Literatur auch mit "Negovskij".

Einzelnachweise

  1. Negovskij: Pathophysiologie und Therapie der Agonie und des klinischen Todes. Berlin 1959, 228. Zitiert nach: Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten, 67.
  2. http://www.reanimatology.com/rmt/article/download/615/371 Zugriff am 2.2.2017.
  3. http://www.defibrillation.ru/download/Resuscitation_and_artifical_hypotermia,New_York,1962.pdf Zugriff am 2.2.2017.
  4. Negovskij: Pathophysiologie und Therapie der Agonie und des klinischen Todes. Berlin 1959, 127. Zitiert nach: Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten, 61.
  5. http://www.neurocenter.ru/NEG_MK.htm Zugriff am 2.2.2017.
  6. http://nsicu.ru/history Zugriff am 2.2.2017.
  7. http://www.medical-enc.ru/history/organy-trupa.shtml Zugriff am 2.2.2017.
  8. http://www.chem.msu.su/rus/journals/chemlife/2000/padre.html Zugriff am 2.2.2017.
  9. http://www.reanimatology.com/rmt/article/download/615/371 Zugriff am 2.2.2017.
  10. Der Anaesthesist 13 (1964), 318.
  11. Der Anaesthesist 13 (1964), 319.
  12. Der Anaesthesist 13 (1964), 319.
  13. Olga Boguslavskaja: Gottes Vorarbeiter. In: MK.RU (20.10.2003) Nach: https://www.mk.ru/social/article/2003/10/20/125276-prorab-bozhiy.html 20.10.2020.