Phineas Gage: Unterschied zwischen den Versionen

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[https://de.wikipedia.org/wiki/Phineas_Gage Phineas P. Gage] (1823-1860) arbeitete als Vorarbeiter bei einer amerikanischen Eisenbahngesellschaft bei Cavendish, Vermont, und erlitt dort am 13.09.1848 einen schweren Unfall: Bei einer von ihm durchgeführten Sprengung schoss eine etwa 1,10 m lange und 3 cm dicke Eisenstange von unten nach oben durch seinen Schädel und verursachte einen großen Wundkanal. Die Stange trat unterhalb des linken Wangenknochens in den Kopf ein und oben am Kopf wieder aus (Läsion im orbitofrontalen und präfrontalen Cortex). Während des Unfalls blieb Gage bei Bewusstsein und war auch später in der Lage, über den gesamten Hergang des Unfalls zu berichten. Er überlebte den Unfall, und die Wunden heilten, lediglich sein linkes Auge wurde durch den Unfall irreversibel zerstört.
Der Unfall des Phineas P. Gage ist für die neurowissenschaftliche Forschung von großer Bedeutung: Nach Angaben seines Arztes, John D. Harlow, war er nach wenigen Wochen körperlich wiederhergestellt, und auch seine intellektuellen Fähigkeiten, einschließlich [[Wahrnehmung]], [[Gedächtnis]], [[Intelligenz]], [[Sprachfähigkeit]], sowie seine [[Motorik]] waren völlig intakt. In der Zeit nach dem Unfall kam es jedoch bei Gage zu auffälligen [[Persönlichkeitsveränderung]]en. Aus dem besonnenen, freundlichen und ausgeglichenen Gage wurde ein kindischer, impulsiver und unzuverlässiger Mensch. Dieses Krankheitsbild ist heutzutage in der [[Neurologie]] als [[Frontalhirnsyndrom]] bekannt.<ref>Hans-Christian Pape: Integrative Funktionen des Gehirns. In: Hans-Christian Pape, Armin Kurtz, Stefan Silbernagl: Physiologie. 7. Auflage. Stuttgart 2014, 884.</ref>
Gage litt nach dem Unfall immer wieder an epileptischen Anfällen und Fieberschüben, verlor nach einem heftigen Krampfanfall das Bewusstsein und erlangte es nach einer Reihe von weiteren Krämpfen nicht wieder. Er starb am 21.05.1860. António Damásio ist der Ansicht, dass er einem [https://de.wikipedia.org/wiki/Status_epilepticus Status epilepticus] zum Opfer fiel.
1867 wurde der Körper exhumiert. Der Schädel sowie die seinerzeit mitbeigesetzte Eisenstange wurden im Museum der Harvard Medical School ausgestellt. 1994 wurde der Schädel an der Universität Iowa von Hanna Damásio gescannt und am Computer ein Gehirn simuliert, das in diesen Schädel passte. Anhand der Löcher im Schädel konnte so festgestellt werden, welche Hirnareale durch die Stange beschädigt wurden.
[https://de.wikipedia.org/wiki/Phineas_Gage Phineas Gage] war ein höflicher, beliebter amerikanischer Eisenbahnarbeiter. Am 13.09.1848 schoss im bei einer von ihm durchgeführten Sprengung eine etwa 1,10 m lange und 3 cm dicke Eisenstange von unten nach oben durch den Kopf. Gage überlebte den Unfall. Er verlor durch diesen Unfall sein linkes Auge und seine Freundlichkeit. Er wurde ein "höchst lästerlicher" Mann. - Der Fall belegte erstmals, dass Fähigkeiten wie soziales und moralisches Urteilen in den Frontallappen angesiedelt sind.<ref>Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 10.</ref>
[https://de.wikipedia.org/wiki/Phineas_Gage Phineas Gage] war ein höflicher, beliebter amerikanischer Eisenbahnarbeiter. Am 13.09.1848 schoss im bei einer von ihm durchgeführten Sprengung eine etwa 1,10 m lange und 3 cm dicke Eisenstange von unten nach oben durch den Kopf. Gage überlebte den Unfall. Er verlor durch diesen Unfall sein linkes Auge und seine Freundlichkeit. Er wurde ein "höchst lästerlicher" Mann. - Der Fall belegte erstmals, dass Fähigkeiten wie soziales und moralisches Urteilen in den Frontallappen angesiedelt sind.<ref>Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 10.</ref>



Aktuelle Version vom 20. September 2024, 20:13 Uhr

Phineas P. Gage (1823-1860) arbeitete als Vorarbeiter bei einer amerikanischen Eisenbahngesellschaft bei Cavendish, Vermont, und erlitt dort am 13.09.1848 einen schweren Unfall: Bei einer von ihm durchgeführten Sprengung schoss eine etwa 1,10 m lange und 3 cm dicke Eisenstange von unten nach oben durch seinen Schädel und verursachte einen großen Wundkanal. Die Stange trat unterhalb des linken Wangenknochens in den Kopf ein und oben am Kopf wieder aus (Läsion im orbitofrontalen und präfrontalen Cortex). Während des Unfalls blieb Gage bei Bewusstsein und war auch später in der Lage, über den gesamten Hergang des Unfalls zu berichten. Er überlebte den Unfall, und die Wunden heilten, lediglich sein linkes Auge wurde durch den Unfall irreversibel zerstört.

Der Unfall des Phineas P. Gage ist für die neurowissenschaftliche Forschung von großer Bedeutung: Nach Angaben seines Arztes, John D. Harlow, war er nach wenigen Wochen körperlich wiederhergestellt, und auch seine intellektuellen Fähigkeiten, einschließlich Wahrnehmung, Gedächtnis, Intelligenz, Sprachfähigkeit, sowie seine Motorik waren völlig intakt. In der Zeit nach dem Unfall kam es jedoch bei Gage zu auffälligen Persönlichkeitsveränderungen. Aus dem besonnenen, freundlichen und ausgeglichenen Gage wurde ein kindischer, impulsiver und unzuverlässiger Mensch. Dieses Krankheitsbild ist heutzutage in der Neurologie als Frontalhirnsyndrom bekannt.[1]

Gage litt nach dem Unfall immer wieder an epileptischen Anfällen und Fieberschüben, verlor nach einem heftigen Krampfanfall das Bewusstsein und erlangte es nach einer Reihe von weiteren Krämpfen nicht wieder. Er starb am 21.05.1860. António Damásio ist der Ansicht, dass er einem Status epilepticus zum Opfer fiel.

1867 wurde der Körper exhumiert. Der Schädel sowie die seinerzeit mitbeigesetzte Eisenstange wurden im Museum der Harvard Medical School ausgestellt. 1994 wurde der Schädel an der Universität Iowa von Hanna Damásio gescannt und am Computer ein Gehirn simuliert, das in diesen Schädel passte. Anhand der Löcher im Schädel konnte so festgestellt werden, welche Hirnareale durch die Stange beschädigt wurden.

Phineas Gage war ein höflicher, beliebter amerikanischer Eisenbahnarbeiter. Am 13.09.1848 schoss im bei einer von ihm durchgeführten Sprengung eine etwa 1,10 m lange und 3 cm dicke Eisenstange von unten nach oben durch den Kopf. Gage überlebte den Unfall. Er verlor durch diesen Unfall sein linkes Auge und seine Freundlichkeit. Er wurde ein "höchst lästerlicher" Mann. - Der Fall belegte erstmals, dass Fähigkeiten wie soziales und moralisches Urteilen in den Frontallappen angesiedelt sind.[2]

Phineas Gage "ließ durch nichts erkennen, daß er sich um die Zukunft sorgte oder vorausplante."[3]

Als Phineas Gage 1861 starb, wurde keine Autopsie vorgenommen. Harlow erfuhr durch den Sezessionskrieg erst 1866 von Gages Tod. In einem Brief an Gages Schwester bat Harlow um Exhumierung des Schädels. Seiner Bitte wurde entsprochen. Es wurde der Schädel von Phineas Gage und die ihm beigelegte Eisenstange geborgen. Beide werden im Warren Medical Museum der Harvard Medical School in Bosten aufbewahrt.[4]

"In den Monaten danach eränderte sich seine Persönlichkeit. Aus dem netten, verantwortungsbewussten Kerl, der er vor dem Unfall war, wurde ein Rüpel und Tunichtgut, ein Spieler und Frauenbelästiger."[5]


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Hans-Christian Pape: Integrative Funktionen des Gehirns. In: Hans-Christian Pape, Armin Kurtz, Stefan Silbernagl: Physiologie. 7. Auflage. Stuttgart 2014, 884.
  2. Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 10.
  3. Antonio R. Damasio: Descartes´ Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn. 6. Auflage. Berlin 2010, 35.
  4. Antonio R. Damasio: Descartes´ Irrtum. Fühlen, Denken und das menschliche Gehirn. 6. Auflage. Berlin 2010, 49f.
  5. Markus Reiter: Gehirn. 100 Seiten, 44.