Elmar Sprink

Der IT-Manager Elmar Sprink heiratete seine Frau mit zwei verschiedenen Herzen: Kirchlich 2011 mit seinem eigenen – und standesamtlich Ende 2012 mit einem Spenderherz nach seiner HTX. Seither absolviert er einen Ironman nach dem anderen. Nun will er anderen Mut machen.

Krankengeschichte von Elmar Sprink liest sich wie folgt:

• 11.07.2010: Herzstillstand zu Hause auf dem Sofa
• 2011: Reha und zehn Krankenhausaufenthalte
• 28.12.2011: Einlieferung ins Herz- und Diabeteszentrum Bad Oeynhausen
• 28.02.2012: Einbau einer Herzpumpe
• 09.06.2012: Herztransplantation
• 11.07.2012: Entlassung nach 189 Tagen liegend im Bett

Elmar Sprink beschreibt den Anfang seiner Krankengeschichte so: "Nicht mehr viele. Es war kurz vor 18:00 Uhr und ich schaute mir die Tour de France im Fernsehen an. Als ich wieder zu mir kam, war es 20:00 Uhr, ich hatte Kabel in der Nase und auf dem Bildschirm vor mir lief nicht mehr die Tour, sondern eine EKG-Linie. Den Rest weiß ich nur aus Erzählungen: Meine Frau hatte mich gefunden, ich war blau angelaufen. Unser Nachbar, der Arzt ist, hat mich dann zum Glück erfolgreich reanimiert."

2010 hatte Sprink im Alter von 39 Jahren einen Herzstillstand. Es folgten zwei Jahre Krankenhaus, bis ein Spenderherz transplantiert werden konnte. Als erster Mensch mit einem transplantierten Herz, erreichte er dann im Oktober 2014 die Ziellinie beim legendären Ironman auf Hawaii. Weitere Etappenziele folgten.

Er erhielt sein Spenderherz am 08.06.2012. Bereis 3 Wochen nach seiner HTX feierte er seinen 1. Triumph: Er lief ohne Hilfe 400 m, in rund einer halben Stunde. Nach 197 Tagen wurde er entlassen. Einen Monat später saß er auf dem Rennrad und baute neue Muskelmasse auf. Im Dezember läuft er knapp 700 Meter. Im Februar 2013 waren es schon 5.000 m. An Ostern 2013 läuft er bei seinem 1. Wettkampf mit dem neuen Herz 10 km in 58 Minuten. - Elmar Sprink geht es nicht um Rekorde. Auch nicht der des längsten Lebens mit einem neuen Herz, zumindest nicht um jeden Preis. „Ich möchte die Zeit, die ich habe, sinnvoll und intensiv nutzen, bewusst erleben“, sagt Elmar Sprink.

Nach seiner HTX musste Elmar Sprink alles wieder lernen: sitzen, stehen, gehen. Ein Jahr dauerte sein Weg zurück ins Leben, aber "Die fünf Jahre, die ich seither gelebt habe, waren intensiver als die davor", sagte er im Jahr 2018 in einem Interview.

Bis August 2018 absolvierte er 4 Ironman-Rennen: 3,86 km Schwimmen, 180,2 km Fahrrad fahren und ein Marathon (42,19 km Laufen) – für die meisten Gesunden kaum vorstellbar. Mit 11 Stunden war er nach eigener Angabe Schnellster von weltweit einem halben Dutzend Athleten mit Spenderherz. An die 30 Marathons hat er gemacht, etwa die Hälfte mit den einen und die Hälfte mit dem anderen Herz. Im Jahr 2018 lief er 257 Kilometer und 15.700 Höhenmeter von Garmisch-Partenkirchen nach Brixen: fast 7 Marathons in 7 Tagen.

In Arizona absolvierte er den Ironman im Jahr 2008 mit seiner persönlichen Bestzeit: 10 Stunden und 15 Minuten. Für einen Marathon beim Ironman brauchte er 2018 knapp 3 Stunden. Das ist eine bessere Zeit, als vor seiner HTX.

Elmar Sprink war nicht unsportlich: Bis zu seinem 30. Lebensjahr hat er aktiv Fußball gespielt, war im Urlaub Ski- oder Snowboardfahren, Wellenreiten und Bergsteigen. Mit 30 hat er mit dem Laufen begonnen und dann 2 Marathons absolviert. Danach war er aktiver Triathlet und hat bis zu seiner Erkrankung weltweit 7 Ironman-Rennen gefinisht. - Nach seiner HTX hat er eine Liste mit Dingen geschrieben, die er gern noch einmal erleben wollte. Da gab es kleine Ziele und größere Träume. Der Ironman auf Hawaii war zu dem Zeitpunkt sicher einer der Träume. Doch mit kleinen realistischen Zwischenzielen hat er es geschafft, sich viele dieser Dinge zu erfüllen.

Für Ärzte ist Elmar Sprink ein Ausnahmepatient – aber keineswegs ein unvernünftiger. "Es spricht grundsätzlich nichts dagegen. Es wird ja ein gesundes Herz transplantiert, das in der Lage ist, den Belastungen standzuhalten", sagt der Herzchirurg und stellvertretende Ärztliche Leiter am Universitären Herzzentrum Hamburg, Hermann Reichenspurner. Die meisten Transplantationspatienten seien lange herzkrank gewesen, Sport nicht gewöhnt und bewegten sich zu wenig. Dabei könne Sport auch ein Spenderherz gesund erhalten.

Der erste in Deutschland am Klinikum Großhadern erfolgreich transplantierte Patient hatte sein Herz 1981 bekommen - und 34 Jahre damit gelebt. Bei etwa der Hälfte der Patienten gibt es aber eine chronische Abstoßungsreaktion. Im Schnitt gehen Experten von einer Lebenserwartung von 15 Jahren aus.

Elmar Sprink gilt als fittester herztransplantierter Mensch der Welt. Aber das schützte ihn bei aller Vorsicht nicht vor Infektionen. Auch er infizierte sich mit COVID-19. Zunächst meldete seine Pulsuhr bei der Schlafanalyse ungewöhnliche Daten. Und als er wenig später beim Zwiebelschneiden nichts mehr riechen konnte, schlug er Alarm. Er hatte Glück. Er litt unter extremer Müdigkeit bei hohen Blutdruck. Nach 8 Tagen konnte er wieder riechen.

Elmar Sprink sieht seit seiner HTX so: "Gesundheit ist unser wichtigstes Gut. Ich werde alles dafür tun, möglichst lange gesund und fit zu bleiben. Der Rest kommt dann von selbst."

Anhang

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