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=== Zum Hirntod === | === Zum Hirntod === |
Version vom 3. Dezember 2016, 12:35 Uhr
Das US-amerikanische System
Um die Entstehung und Bedeutung des President’s Council on Bioethics besser zu verstehen, ist ein Grundwissen über das US-amerikanische System unerlässlich. Hierzu sollen einige Beispiele aufgezeigt werden.
Parteien
Das US-amerikanische Parteiensystem begünstigt durch das einfache Mehrheitswahlrecht ein Zweiparteiensystem. Seit dem 19. Jh. sind dies die Demokraten und die Republikaner.
Damit besteht in den USA seit dem 19. Jh. kein politischer Pluralismus, wie wir ihn in Deutschland kennen: Die CDU/CSU, die sich an christlichen Grundwerten orientiert. Die SPD, die sich stark für die Arbeiter einsetzt. Die FDP, die sich für eine liberale Freiheit einsetzt. Die Grünen, denen der Schutz der Umwelt wichtig ist. Die Alternative Liste, die eine Alternative zu den etablierten Parteien darstellen. - Dies gibt es in den USA nicht. Damit denken viele US-Amerikaner dualistisch, nicht nur politisch. Dies kommt in zahlreichen Hollywood-Filmen zum Ausdruck, in dem es nur Gut und Böse gibt.
Evolution
In den USA wurden gezielt die Posten von Richtern mit konservativen Kandidaten besetzt, die die Evolution ablehnen und - mitunter in biblizistischer Weise (die Bibel in allen ihren Teilen wörtlich nehmend) - den Kreationismus als die richtige Lehre ansehen.[1] Bekannt wurden diese Richter, indem sie Lehrer aus dem Schuldienst entlassen haben, weil sie entgegen den staatlichen Vorgaben in der Schule die Evolution gelehrt haben und den Einsatz von Schulbüchern verboten haben, die Evolution lehren.
Schwangerschaftsabbruch
President’s Council on Bioethics
Einberufung
In den späten 90er-Jahren wurde die Debatte über Stammzellforschung in den USA immer intensiver. Daher gründete Präsident George W. Bush, von 2001-2009 der 43. Präsident der USA, im Jahr 2001 das "President’s Council on Bioethics, also einen präsidialen Beirat für Bioethik, dessen Vorsitz Kass von 2001 bis 2005 innehatte. Kass war in den ersten Jahren der heftig geführten Diskussion in den US-Medien sehr präsent, geriet jedoch bald in die Kritik, weil ihm vorgeworfen wurde, den Rat vor allem mit Philosophen und Wissenschaftlern zu besetzen, die von vornherein eher gegen die Forschung an Stammzellen eingestellt waren. Die Situation wurde dadurch verschärft, dass Kass zwei Kloning-Befürworter, die Genetikerin Elizabeth Blackburn und den Ethiker William May, aus dem Council warf und durch Gegner des Klonens ersetzte.[2]
Zum Hirntod
"Der President's Council on Bioethics (das US-amerikanische Pendant zum Deutschen Ethikrat) hat im Dezember 2008 das Grundlagenpapier Controversies in the Determination of Death publiziert. Darin konstatiert er, dass der anhaltende Dissens zum Hirntodkriterium sowie neue empirische Ergebnisse zum integrierten Funktionieren des Körpers von Hirntoten eine erneute Debatte über den Hirntod erforderten. Der Rat räumt ein, dass das integrierte Funktionieren des Körpers nicht unbedingt kurz nach Eintritt des Hirntodes aufhört - die Annahme des engen zeitlichen und kausalen Zusammenhangs war bisher das Hauptargument für die Gleichsetzung von Hirntod und Tod." So schreibt Sabine Müller in "Wie tot sind Hirntote? Alte Frage - neue Antworten" in Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 20-21/2011).[3]
"Die Bedeutung dieser Befunde lässt sich daran ermessen, dass der President’s Council on Bioethics im Jahr 2008 den Aus- sagen Shewmons und dem Versuch ihrer Widerlegung eine eigene Stellungnahme gewidmet hat." So beschreibt es die Minderheit des DER auf Seite 89 der Stellungnahme "Hirntod und Entscheidung zur Organspende".[4]
"Der President’s Council on Bioethics benennt in seinen Begründungsversuch drei Voraussetzungen, die kumulativ erfüllt sein müssen, damit man vom Tod eines Menschen sprechen könne:
1. keine Zeichen von Bewusstsein,
2. Fehlen von spontaner Atmung und
3. Irreversibilität dieser Befunde."
So schreibt die Minderheit auf Seite 90 weiter.
Mit dieser Definition von Hirntod fallen eine Reihe von Menschen darunter, die nach der Definition von Hirntod in D/A/CH nicht als Hirntote bezeichnet werden: alle dauerhaft tief im Koma liegende Menschen ohne Eigenatmung, voran alle Menschen im Apallisches Syndrom ohne Eigenatmung.
Dies macht nicht nur deutlich, dass die Definition von Hirntod in D/A/CH weitaus enger gefasst ist, sondern dass mit dem Verweis auf den President’s Council on Bioethics in der deutschsprachigen Diskussion nicht nur Äpfel mit Birnen (Obst) verglichen werden, sondern eher Äpfel mit Kartoffeln (Lebensmittel).
Das hat nicht nur etwas mit dem nationalen Unterschied zwischen Hirnstammtod und Gesamthirntod zu tun. Es erweckt darüber hinaus auch den Eindruck, dass viele Mitglieder des President’s Council on Bioethics den Hirntod medizinisch nicht verstanden haben oder dass sie einfach nur eine neue Definition erstellen wollen, in der Überzeugung, dass sie es besser machen würden.
Beachtung in den USA
Irgendwo steht, dass diese Entscheidung des President’s Council on Bioethics in den USA kaum Beachtung findet, sie jedoch im deutschen Sprachraum durch die Kritiker schwer aufgewertet wird, um nicht zu schreiben, überbewertet wird. Nach dieser Quelle wird noch gesucht.
Anhang
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ S. Robert Snodgrass: The Evolution of Brain Death. In: Pediatric Neurology 51 (2014), 478.
- ↑ http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13786 Zugriff am 2.6.2016.
- ↑ http://www.bpb.de/apuz/33311/wie-tot-sind-hirntote-alte-frage-neue-antworten?p=2 Zugriff am 2.6.2016.
- ↑ http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/stellungnahme-hirntod-und-entscheidung-zur-organspende.pdf Zugriff am 2.6.2016.