TX durch PV
Zweck und Folgen der PV
Im Jahr 2009 trat das Patientenverfügungsgesetz in Kraft. Es wurde in das BGB eingearbeitet.
Das Patientenverfügungsgesetz gibt der Patientenverfügung (PV) Rechtssicherheit. Damit muss eine einmal verfasste PV nicht alle paar Jahre erneuert werden, um gültig zu bleiben. Der behandelnde Arzt ist an die in der PV niedergeschriebenen Wünsche zur Therapiebegrenzung bzw. Therapiebeendigung gebunden.
Die Folgen der PV für die Organtransplantation TX ist, dass bei schweren Hirnverletztungen mit aussichtsloser Prognose entsprechend der PV die Therapie beendet wird, bevor der Hirntod eintritt. Damit können diese Patienten keine Organspender werden, auch wenn eine schriftliche Zustimmung zur Organspende vorliegt.
Die Folge lässt sich deutlich an der Anzahl der potentiellen Organspender[Anm. 1] ablesen: In den Jahren 2004 bis 2010 war ihre Anzahl immer über 1.800. Im Jahr 2011 sank sie auf 1.799. und bis zum Jahr 2017 kontinuierlich auf 1.178 ab. Siehe: Entscheidung
Entscheidung | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 |
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Potenziell[1] | 1.868 | 2.090 | 1.865 | 1.963 | 1.866 | 1.888 | 1.876 | 1.799 | 1.584 | 1.370 | 1.339 | 1.317 | 1.248 | 1.178 | 1.416 | 1.371 |
Da im Jahr 2012 einige Skandale bekannt wurden, schob man den Rückgang an Organspender einem Vertrauensverlust in der Bevölkerung zu. Hätte dieser stattgefunden, wäre nach der Feststellung des Hirntodes die Zustimmung zur Organspende zurückgegangen. Diese betrug in den Jahren 2006 bis 2012 zwischen 64,2 und 67,7%. Sie sank 2013 auf 63,9% ab, um dann auf 67,4 bis 75,9% in den nachfolgenden Jahren bis 2019 anzusteigen. Siehe: Entscheidung Damit ist belegt, dass ab 2014 die Zustimmung zur Organspende höher war, wie die Zustimmung vor dem Jahr 2012. Entgegen dieser Fakten hält sich das Märchen vom Gespenst Vertrauensverlust hartnäckig bis in die Gegenwart hinein, selbst bis zu einzelnen Bundestagsabgeordneten. Siehe: WSR im Bundestag und Vertrauensregelung
Ein Ausweg aus diesem Dilemma wäre, dass man in diesem Fall der Zustimmung der Organspende den Vorrang gibt. Da es aber manchmal nicht sicher ist, ob der Hirntod wirklich erreicht werden kann und man damit gegen die vorliegende PV weitertherapiert hat, wird der PV Vorrang vor der TX geben.
Der begangene Ausweg ist, dass in der PV angegeben wird, dass im Fall eines zu erwartenden Hirntods die intensivmedizinische Behandlung fortgesetzt wird, damit man Organspender werden kann. Oft wird für diese intensivmedizinische Weiterbehandlung eine Frist von mehreren Tagen gesetzt. Wenn bis zu dieser Frist der Hirntod nicht festgestellt werden konnte, soll die Therapie beendet werden.
Situation um den Hirntod
Jährlich sterben in Deutschland rund 1.000.000 Menschen. Nach Schätzungen[Anm. 2] sterben davon 3.000 bis 5.000 den Hirntod.
Anhang
Anmerkungen
- ↑ Der Hirntod ist festgestellt und es liegen transplantierbare Organe vor.
- ↑ Zwar wird auf den vom Arzt ausgefüllten Todesbescheinigung mit angegeben, ob jemand den Hirntod gestorben ist, aber diese Angaben werden nicht statistisch ausgewertet, in keinem Bundesland. Daher gibt es hierzu nur Schätzungen.
Einzelnachweise
- ↑ Die Anzahl der potenzieller Organspender umfasst alle Hirntoten, die mit für eine TX brauchbare Organe auf der Intensivstation liegen. Die meisten von werden tatsächlich Organspender. Bei einigen wird die die Organspende verweigert. Daneben gibt es noch eine Reihe von Hirntoten, bei denen zwar eine Zustimmung zur Organspende vorgelegen hat, bei denen es jedoch aus verschiedenen Gründen zu keiner Organspende gekommen ist. Die DSO unterscheidet hierbei unter:
- Abbruch vor oder während der Organentnahme (z.B. Tumorfeststellung)
- Medizinische Gründe (inkl. Herz-Kreislaufstillstand, ICD-10 I46.9)
- Sonstiges (Keine Einwilligungsberechtigten, Gespräch nicht zumutbar, keine Freigabe durch den Staatsanwalt)