Hans Jonas

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Hans Jonas zum Hirntod

Hans Jonas war einer der ersten Philosophen, die sich deutlich gegen das Hirntodkonzept ausgesprochen haben. Bereits einen Monat nach Vorstellung der Harvard-Kriterien äußerte sich Hans Jonas gegen das Hirntodkonzept.[1] Im September 1968 sprach sich Hans Jonas auf einer Konferenz über "Ethische Aspekte von Humanversuchen" gegen das Hirntodkonzept aus.[2]

Hans Jonas akzeptierte zunächst die Hirntoddefinition im Bezug auf den Zeitpunkt das Ende der Therapie, so kritisiert er im Jahr 1970 schärfer: "mit dem Primärgrund der Sinnlosigkeit der bloß vegetativen Fortexistenz" habe die Harvard-Kommission "strenggenommen nicht den Tod, sondern ein Kriterium dafür, ihn ungehindert stattfinden zu lassen" definiert.[3]


Einige Aussagen von Hans Jonas zum Hirntod sind hier chronologisch gelistet.

  • "Beim Vorliegen eines klar definierten negativen Gehirnzustandes darf der Arzt dem Patienten erlauben, seinen eigenen Tod ... zu sterben." Eine Organentnahme bezeichnet Hans Jonas auf der gleichen Seite als das, was "früher den Tatbestand einer Vivisektion gebildet hätte", da dieser Zustand "nach älterer Definition Leben gewesen wäre".[4] Zur Beendigung der Therapie berief sich Hans Jonas auf die Aussage von Papst Pius im Jahre 1957.[5]
  • In einem seiner letzen Briefe schrieb Hans Jonas fast flehend über die zur Organentnahme anstehenden Hirntoten: "Laßt sie zuerst sterben..."[6]

Aussagen über Hans Jonas

{{Zitat|Diese im Bostoner Paper nicht ausgesprochenen, aber subtextual augenfälligen Missstände nahm demgegenüber sehr wohl der in Mönchengladbach geborene Hans Jonas war und verfasste seine mehrfach aktualisierte Streitschrift hierzu (1968 ff.). Unklar bleibt aus heutiger Sicht, weswegen er beispielsweise die im hier vorliegenden Artikel dargestellte und publikatorisch gut belegbare Entwicklung zwischen 1952 und 1960 unerwähnt lässt. Er versteigt sich vielmehr und offenbar auf dem Boden einer räumlich und örtlich situativen Teilwahrnehmung in den USA unüberprüft zu der Falsch-Behauptung, der Hirntod (brain death) sei de novo 1968 in Harvard quasi 'erfunden' worden, und zwar ausschließlich zum Ziel der Akquise von Transplantationsorganen. Dabei impnieren vor allen seine weigergehenden Einlassungen gleichsam einen sich durch Eigenresonanz verstärkenden Argummentationszirkel, ohne die Primärdaten zu überprüfen oder sich wenigstens beraten zu lassen. So extrapoliert er in grotesker Unangemessenheit, dass 'die neue Definition des Todes' dazu führte, Hirntote nicht nur als 'Bank für lebensfrische Organe', sondern auch als 'Fabrik für Hormone und biochemische Substanzen' oder 'einer sich selbst regenerierdenden Blutbank' zu halten. Des Weiteren wären an Hirntoten experimentell 'immunologische und toxikologische Untersuchungen, Infektion von Krankheiten, alten und neuen, Ausprobieren von Drogen' zu erwarten. Jonas malt darüber hinausgehend Szenarien mit Studienausbildungen an Hirntoten, inklusive Amputationen zu Übungszwecken, und formuliert selbstreferentiell und trugschlüssig, die 'vorgeschlagene Definition des Todes beseitige jeden Grund, nicht an so etwas zu denken'.[7]


Sonstiges =

Hans Jonas als Nobelpreisträger

Von einigen Autoren wird Hans Jonas als Nobelpreisträger genannt. Dies ist unkorrekt. Hans Jonas erhielt nie einen Nobelpreis (nach Erscheinen der Aussage chronologisch sortiert).[Anm. 1]

Zitat Autor + Datum + Quelle
Der Nobelpreisträger, Hans Jonas, bemängelte 1985, dass "externe Interessen", nämlich das Interesse möglichst frische, funktionsfähige Organe für eine Transplantation zu erhalten, das sachliche Urteil über den Hirntod trüben. Joachim Piegsa (2009)[8]
Kritiker der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept fest. Sabine Müller (09.05.2011)[9][Anm. 2]
... die noch lebenden Menschen entnommen werden können, war so offensichtlich, daß er schon damals Kritik hervorrief, so beispielsweise durch den Philosophen und Nobelpreisträger Hans Jonas. Schattenblick (26.06.2011)[10]
Kritiker der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept fest. Nexus-Magazin (2012) [11]
Kritiker der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept fest. Georg Meinecke (13.02.2012)[12]
Kritiker der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept fest. Notgroschen (30.05.2012)[13]
Kritiker der Gleich-setzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept ... Ekkehard Zellmer (23.08.2012)[14]
Kritiker der Gleich-setzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept ... Ekkehard Zellmer (23.08.2012)[15]
Kritiker der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept ... Maria Schwach (10.2012)[16]
"Der Mensch ist nicht von seinem Körper zu trennen, im Gehirn zu lokalisieren", schrieb früh der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas. Freia Peters (13.01.2013)[17]
Kritiker der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept ... Georg Meinecke (08.05.2014)[18]
Kritiker der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept fest. O.V. (30.10.2014)[19]
Der Nobelpreisträger Hans Jonas warnte schon 1974 davor, das Hirntodkriterium in den Dienst der Organbeschaffung zu stellen. ts/wie (2014)[20]
Kritiker der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept Georg Meinecke (?)[21]
Kritiker der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept fest. KAO (?)[22]
Kritiker der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept fest. Georg Meinecke (?)[23]
Kritiker der Gleichsetzung von Tod und Hirntod wie der Philosoph und Nobelpreisträger Hans Jonas halten am klassischen Todeskonzept fest. Martin Kellner (2016)[24]

Dies erweckt den Eindruck, dass Sabine Müller mit dem irrigen Zusatz des Nobelpreisträgers die Autorität von Hans Jonas heben wollte.

Bereits im Jahr 2009 schrieb Joachim Piegsa, dass Hans Jonas ein Nobelpreisträger sei, doch von dieser Aussage nahm offensichtlich niemand Notiz. Im Jahr 2011 machte Sabine Müller den Philosophen zum Nobelpreisträger. In den nächsten 5 Jahren wurde sie mit dieser Aussage 13 Mal zitiert. Keinem dieser Personen fiel der Fehler auf. Keiner von ihnen stellte es richtig, dass Hans Jonas keinen Nobelpreis erhielt. Ungeprüft wurde es übernommen und verbreitet.

Am 12.04.2017, als diese Suche bei Google gestartet wurde, war als Suchstring "Nobelpreisträger Hans Jonas" angegeben. Es gibt zu denken, dass als Fundstellen nur Seiten gelistet wurden, die gegen das Hirntodkriterium sind. Dies legt den Gedanken nahe, dass Hans Jonas zum "Nobelpreisträger" aufgewertet wurde, um ihn noch wirksamer gegen das Hirntodkriterium benutzen zu können.

In einem Forum ist hierzu der Kommentar zu lesen: "Hans Jonas Nobelpreisträger? Frag mal in Stockholm nach. Mir scheint, da ist er nicht bekannt. Und auf welche Befunde stützt sich seine Meinung?"[25]

Anhang

Anmerkungen

  1. Diese Recherchen wurde zwischen dem 4.4. und 12.4.2017 durchgeführt. Daher entfallen diese Angaben bei den Quellen.
  2. Matthias Mindach korrigiert diesen Fehler. Siehe: Matthias Mindach: Das Hirntodkonzept - eine interessengeleitete Fehlkonstruktion? (2013), 79. Nach: http://www.gkpn.de/Mindach_Hirntod.pd

Einzelnachweise

  1. Andreas Bertels: Der Hirntod des Menschen – medizinische und ethische Aspekte. Düsseldorf 2002, 19. (med. Diss.) Nach: https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2402/402.pdf Zugriff am 19.9.2017.
  2. Andreas Bertels: Der Hirntod des Menschen – medizinische und ethische Aspekte. Düsseldorf 2002, 87. (med. Diss.) Nach: https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2402/402.pdf Zugriff am 19.9.2017.
  3. Hans Jonas. Zitiert nach: Andreas Bertels: Der Hirntod des Menschen – medizinische und ethische Aspekte. Düsseldorf 2002, 87. (med. Diss.) Nach: https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2402/402.pdf Zugriff am 19.9.2017.
  4. Hans Jonas: Technik, Medizin und Ethik. Zur Praxis des Prinzips Verantwortung. 1. Aufl. Frankfurt 1987, 221.
  5. Ilona Leska: Organspende im Spannungsfeld verschiedener Interessen und die Notwendigkeit einer unabhängigen und ergebnisoffenen Beratung. Mittweida 2015, 45. (soz. Diss.) Nach: https://monami.hs-mittweida.de/files/6187/Masterarbeit+Bibliotheksexemplar.pdf Zugriff am 19.9.2017.
  6. Hans Jonas: Brief an Hans-Bernhard Wuermeling. New York, im November 1992. In: J. Hoff, J. in der Schmitten (Hg.): Wann ist der Mensch tot? Organverpflanzung und Hirntodkriterium. Reinbek 1994. Nach: Linus S. Geisler: Die Zukunft des Todes - Überlegungen zum "Hirntod". In: CHIRURGISCHE ALLGEMEINE, 7. Jahrgang, Mai 2006, S. 238-242. Nach: http://www.linus-geisler.de/art2006/200605chaz-hirntod.html Zugriff am 22.08.2019.
  7. Dag Moskopp: Hirntod: Konzept und Kontext. In: Stephan M. Probst: Hirntod und Organspende aus interkultureller Sicht. Leipzig 2019, 48.
  8. Joachim Piegsa: Ist der Hirntod der Tod des ganzen Menschen? Probleme der Transplantation. In: Gerhard Stumpf: Irregeleiteter Fortschritt. Im Schnittpunkt zwischen Emanzipation und christlichem Glauben. Landsberg 2009. Nach: http://www.ik-augsburg.de/pdf/berichte/Buch2009.pdf
  9. Sabine Müller: Wie tot sind Hirntote? Alte Frage - neue Antworten (09.05.2011) Nach: http://www.bpb.de/apuz/33311/wie-tot-sind-hirntote-alte-frage-neue-antworten?p=all
  10. Schattenblick: "Die Untoten" - Transplantationsmystik - Wenigstens meine Organe sollen überleben. Nach: http://www.schattenblick.de/infopool/bildkult/report/bkrb0027.html
  11. Sabine Müller. Zitiert nach: O.V.: Was es wirklich bedeutet, Organe zu spenden: ein Blick auf die dunkle Seite Nach: https://www.nexus-magazin.de/artikel/lesen/was-es-wirklich-bedeutet-organe-zu-spenden-ein-blick-auf-die-dunkle-seite/3?context=blog
  12. Georg Meinecke: Organspende - Ja oder Nein? Nach: http://www.hygeia.de/meinecke-organspende
  13. Notgroschen: Was es wirklich bedeutet, Organe zu spenden: ein Blick auf die dunkle Seite. Nach: http://notgroschen.blogspot.de/2012_05_01_archive.html
  14. Ekkehard Zellmer: Organspende das gute Geschäft. Nach: https://lebens-freude.blogspot.de/2012/08/organspende-das-gute-geschaft.html
  15. Ekkehard Zellmer: Organspende das gute Geschäft. Nach: https://lebens-freude.blogspot.de/search?updated-max=2012-08-26T16:03:00%2B02:00&max-results=5&reverse-paginate=true
  16. Maria Schwach: Kontroverse um Organspenden. Organe werden nur Lebenden entnommen - niemals Toten! In: Matrix 3000 (Oktober 2012) Nach: https://www.matrix3000.de/fileadmin/user_upload/documents/Pages_from_matrix_band71_Organspenden.pdf
  17. Freia Peters: Alles gegeben. In. N24 (13.01.2013) Nach: https://www.welt.de/print/wams/politik/article112730518/Alles-gegeben.html Zugriff am 12.4.2017.
  18. Georg Meinecke: Das würdelose, brutale und lukrative Geschäft mit der Organspende. Nach: https://keltisch-druidisch.de/de/blog/das-w%C3%BCrdelose-brutale-und-lukrative-gesch%C3%A4ft-mit-der-organspende
  19. O.V.: Was es wirklich bedeutet, Organe zu spenden: ein Blick auf die dunkle Seite. Nach: https://daserwachendervalkyrjar.wordpress.com/2014/10/30/was-es-wirklich-bedeutet-organe-zu-spenden-ein-blick-auf-die-dunkle-seite
  20. ts/wie: Organspende - moderner Kannibalismus? In: Hand-Express (60/14) Nach: http://gesundes-deutschland.de/S&G60_2014.pdf
  21. Georg Meinecke: Organspende - ja oder nein? Nach: http://www.j-lorber.de/tod/sterben/organspende.htm
  22. KAO: Presseerklärung der KAO. Nach: http://www.stimme-der-vernunft.de/Mensch_oder_HumanmaschineA5.pdf
  23. Georg Meinecke: Das Geschäft mit der Organspende - Wir befinden uns durch die Transplantationsmedizin im modernen Kannibalismus! Nach: http://zeitwort.at/index.php?page=Attachment&attachmentID=3299&h=fa1e1de041fe85601f740b5d2f9e53394a34b884
  24. Martin Kellner: Theologie, normative und naturwissenschaftliche Argumente zur Hirntod-Debatte im sunnitisch-islamischen Recht. Nach: https://www.researchgate.net/profile/Stephan_Probst/publication/301771789_End-of-Life_Islamic_Perspectives/links/572735d408aef9c00b8b1bf6.pdf?origin=publication_list
  25. https://blog.psiram.com/2013/04/hirntod-aus-anthroposophischer-sicht-2