Joseph Edward Murray

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Joseph Edward Murray (1919-2012) war ein US-amerikanischer Chirurg und Pionier der [[Nieren-TX]. 1990 erhielt er zusammen mit E. Donnall Thomas den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin für die "Einführung der Methode der Übertragung von Gewebe und Organen als klinische Behandlungspraxis in die Humanmedizin".

Im Jahre 1951 eröffnete Joseph Murray im Brigham Hospital eine Privatpraxis für Allgemeine und Plastische Chirurgie. Dabei erwarb er sich zunehmend einen Ruf als Experte für die chirurgische Behandlung von aggressiven Hals- und Kopftumoren. Zu dieser Zeit wurde von Dr. Thorn und später Dr. Moore in diesem Hospital ein experimentelles Nierentransplantationsprogramm durchgeführt. Und ihm wurde die Möglichkeit angeboten zusätzlich für dieses Programm im Harvard Surgical Research Laboratory zu arbeiten. Nach gründlicher Überlegung sagte er, vor allem aus Respekt vor den Leistungen von Dr. Thorn und Dr. Moore, zu. Als jedoch einer der Leiter des Projektes zum Koreakrieg einberufen wurde übernahm Murray die Leitung des Labors. Das Team um ihn herum hatte festgestellt, dass Reimplantationen bei Hunden (also mit dem gleichen Organ, das man vorher entfernt hatte) ohne Abstoßungen funktionieren. Sie glaubten deshalb, dass es sich beim Menschen ähnlich verhält. Ohne aber eine Möglichkeit zur Kontrolle der Immunabstoßung zu haben, wollten sie dieses Risiko nicht eingehen. Ähnliche Erfahrungen lagen aus dem Bereich der Hautimplantationen vor. Als am 26. Oktober 1954 der Patient Richard Herrick mit akutem Nierenversagen, zusammen mit seinem Zwillingsbruder im Brigham Hospital eingeliefert wurde, führten die Ärzte mehrere Tests durch, um seine genetische Identität bestätigt zu bekommen. Als sich aber der Akutzustand drastisch verschlimmert entschloss sich das Team um Murray am 23. Dezember zur Transplantation. Die Operation verlief ohne Komplikationen und der Patient lebte noch bis 1962. 1956 transplantierte Murray dann der damals 21-jährigen Edith Helm eine Niere ihrer Zwillingsschwester. Die Empfängerin erholte sich gut nach der Operation, brachte ein Jahr später ein Kind zur Welt und starb erst 2011 mit 76 Jahren.

Diese ersten Erfolge konnten durch das Ärzteteam am 14. Januar 1959, nun mit einem genetisch nicht identischen Zwillingsbruder wiederholt werden. Mit massiver Röntgenstrahlung hatte Murray den Abstoßungsprozess unterdrücken können. Hier lebte der Patient anschließend noch weitere 30 Jahre. Doch noch war das Rätsel möglicher Immunabstoßungen nicht gelöst. Intensiv forschte Murray mit seinen Kollegen nach einer chemischen Substanz, die ihnen die Gewähr dafür gab, dass es im Körper des Patienten nicht zu Abstoßungsreaktionen kam. Darin bestand nunmehr die dritte Leistung Joseph Murray´s, ein solches Mittel gefunden zu haben. In enger Zusammenarbeit mit den Biochemikern George Herbert Hitchings (1905–1998) und Gertrude Belle Elion (1918–1999) gelang es mögliche Substanzen, die diesen Prozess positiv beeinflussen, zu finden. Sie testeten mehr als 20 Derivate und kamen zu der Schlussfolgerung, dass der Stoff Azathioprin die besten Eigenschaften dafür aufwies. Doch erst 1962 war die geeignete Zusammensetzung und Dosierung gefunden, die das Risiko solcher Operationen einigermaßen kalkulierbar machte. Damit gelang Murray die Transplantation durch Immunsuppression auch bei genetisch nicht identischen Personen. Dazu musste die Immunabwehr des Patienten gegen das Spenderorgan unterdrückt werden.

Joseph Murray entwickelte ein internationales freiwilliges Register für Nieren-TX von verstorbenen und lebenden Spendern, und 1963 berichtete er über Daten von 244 Nieren-TX weltweit. Im März 1965 berichteten Murray et al. über 719 Transplantationen bei 672 Personen von lebenden und verstorbenen Spendern weltweit.[1]


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Lainie Friedman Ross, J Richard Thistlethwaite Jr: The 1966 Ciba Symposium on Transplantation Ethics: 50 Years Later. In: Transplantation (Juni 2016) 100(6), 1191-1197. Nach: https://journals.lww.com/transplantjournal/Fulltext/2016/06000/The_1966_Ciba_Symposium_on_Transplantation_Ethics_.11.aspx Zugriff am 04.10.2020.