Erklärung von Sydney

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1968

Die "Erklärung von Sydney" der 22. Generalversammlung des Weltärztebundes im August 1968 in Sydney zur Todeszeitbestimmung:

Vor dem Gesetz liegt die Verantwortung für die Bestimmung des Todeszeitpunktes in den meisten Ländern in der Hand des Arztes, und das sollte auch so bleiben. Im allgemeinen kann ein Arzt ohne Inanspruchnahme anderer Hilfe entscheiden, wann ein Mensch tot ist, indem er die klassischen Kriterien beachet, die jedem Arzt bekannt sind.

Zwei neuzeitliche Verfahren in der Medizin lassen es jedoch notwendig werden, die Frag des Eintritts des Todes weiter zu studieren:

  1. die Möglichkeit, mit Hilfe künstlicher Beatmung die Zirkulation sauerstoffhaltigen Blutes in einem Körper aufrechtzuerhalten, der irreversibel geschädigt sein kann, und
  2. die Entnahme von Organen, wie beispielsweise Herz und Nieren, von einem Verstorbenen für Transplanationen.

Das Problem liegt darin, daß der Tod ein fortschreitender Prozess ist, weil das Zellgewebe unterschiedlich auf den Entzug von Sauerstoff reagiert. Das klinische Interesse zielt aber nicht darauf, einzelne Zellen lebensfähig zu erhalten; es geht vielmehr um das Schicksal eines Menschen. Hier spielt nicht der Zeitpunkt des Todes der verschiedenen Zellen und Organe eine so wichtige Rolle, sondern vielmehr die Gewißheit, daß der Todesprozess unwiderruflich und daß auch mit allen technischen Mitteln keine Wiederbelebung möglich ist.

Die Todeszeitbestimmung fußt auf der klinischen Beurteilung, ergänzt - falls notwendig - durch verschiedene Diagnosehilfen, von denen zur Zeit die Elektroenzephalographie die anerkannt beste ist. Bei dem heutigen Stand der medizinischen Wissenschaft kann die Frage der Todeszeitbestimmung aber weder durch ein technisches Kriterium allein zufriedenstellend beantwortet werden, noch kann ein technisches Verfahren die umfassende Beurteilung durch einen Arzt oder durch ein Team von Ärzten ersetzen.

Wenn die Verpflanzung eines Organs beabsichtigt ist, sollte die Feststellung des Todes von zwei oder mehr Ärzten getroffen werden, und die Ärzte, die diese Todesfeststellung treffen, sollten keinesfalls unmittelbar mit der Durchführung der Transplantation selbst zu tun haben.

Die Möglichkeit, den Zeitpunkt des Todes eines Menschen festzustellen, gibt uns ethisch die Erlaubnis, Wiederbelebungsversuche einzustellen und - in Ländern, wo es gesetzlich gestattet ist - Organe von Leichen zu entnehmen, vorausgesetzt, daß die bestehenden gesetzlichen Erfordernisse der Einwilligung berücksichtigt sind.[1]

Chronologie von Hirntod und Transplantation

Calixto Machado stellt in seiner Schrift "Brain Death. A Reappraisal" die Chronologie von Hirntod und Transplantation nebeneineander:[2]

Hirntod Transplantation
1902: Berichte über erhöhten ICP, der Atemstillstand bei erhaltenem Herzschlag auslöst 1902: Erste Nierenautotransplantation
1906: Erste Xenotransplantation bei Menschen
1929: Berger entdeckt das EEG
1930: Crilc schlägt eine Definition des Todes als Abfall der elektrischen Potentiale vor
1938: EEG wird verwendet, um den Verlust von Hirnpotentialen nach Ischämie nachzuweisen
1939: Crafoord schlägt vor, dass der Tod bei Tieren auf das Aufhören des zerebralen Blutflusses zurückzuführen ist
1933: Erste Nierentransplantation von einem toten Spender, ohne Erfolg
1956: Ein zerebraler Kreislaufstillstand wird in komatöser Patienten durch Angiographie nachgewiesen
1959: "Tod des Nervensystems", "Koma dépassé
1954: Erste erfolgreiche Nierentransplantation zwischen eineiigen Zwillingen
1963: Erste Organtransplantation mit einem hirntoten Spender
Schwab schlägt EEG vor, um den Tod des ZNS nachzuweisen
1968: Harvard-Bericht und Sydney-Erklärung
1962: Erste erfolgreiche Nierentransplantation von einem Leichenspender
1963: Erste erfolgreiche Leber- und Lungentransplantation von einem Leichenspender
1966: Erste erfolgreiche Pankreastransplantation von einem Leichenspender
1968: Erste erfolgreiche Herztransplantation zwischen Menschen

Transplantationen Hirntod-Konzept

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Stellungnahme des Weltärztebundes und der CIOMS: Herzverpflanzung - Todeszeitbestimmung. In: Bay. Äbl. 23 (1968), 714.
  2. Calixto Machado: Brain Death. A Reappraisal. New York 2007, 14.