Pforten des Todes
Im Jahre 1876 schrieb Hermann Lebert von den "Pforten des Todes, atria mortis, ... von einem Tode durch das Herz, das Gehirn, die Lunge."[1]
Atria mortis (lat.: Vorhöfe des Todes) sind die Organe, deren Verletzung den schnellen Tod herbeiführt: Gehirn, Herz und Lunge.[2]
Brockhaus 1894: "Gewöhnlich fällt beim Sterben (...) eine der hauptsächlichsten Lebensthätigkeiten etwas früher als die übrigen weg, nämlich entweder die des Herzens, oder die der Lungen, oder die des Gehirns, weshalb diese Organe von alters her auch Ausgangsstellen des T. (atria mortis) genannt werden."[3]
"Im Regelfall kann die alte Weisheit 'tres sunt atria mortis", wonach der Ausfall von Herz, Lunge und Gehirn den Tod des Menschen ausmacht, weiter Geltung beanspruchen."[4]
"Festzuhalten bleibt, dass Galen drei lebenswichtige Organe (atria mortis) benannte: Herz, Lunge und Gehirn."[5]
Brockhaus 1911: "Atrĭa mortis (lat., »Vorhöfe des Todes«), die Organe des Körpers, deren Verletzung plötzlichen Tod herbeiführt: Herz, Lunge, Gehirn."[6]
Pierer´s 1857: "Atria mortis. Ausgangsstellen des Todes; indem gewöhnlich beim Sterben eine der Hauptlebensthätigkeiten früher als die übrigen wegfällt, die des Herzens od. der Lungen, od. des Gehirns, nennt man diese Organe Atria mortis."[7]
"Wenn der Lateiner sagt: 'Tres sunt atria mortis: cerebrum, pulmo, cor', so darf das für die Lunge nicht ohne weiteres zugegeben werden. Freilich kann eine Lungenentzündung oder eine Lungentuberkulose oder eine Lungengangrän zum Tode führen. Die letzte Ursache aber für das Sterben liegt dann jedoch nicht in der Lunge, sondern in der übermäßig langen oder starken Einwirkung der bakteriologischen Gifte auf die Lebenszentren im Gehirn."[8]
"Als im Winter 1705 auf 1706 in Rom viele unvermutete Todesfälle, besonders auch bei den Angehörigen der sog. besseren Stände, auftraten, befahl Papst Clemens XI. seinem Leibarzt, dem später um Physiologie und Pathologie des Herzens hochverdienten Johann Maria Lancisius ('De motu cordis et aneurysmatibus', Neapel 1738), allen Leichenöffnungen beizuwohnen und nach Kräften an der Klärung der Todesursachen mitzuwirken. Als Ergebnis dieser Bemühungen darf das noch heute lesenswerte Buch 'De mortibus subitaneis' gelten. Dort ist die Rede von den Atria mortis, unter denen Herz und Blut, Lungen und Gehirn eine bevorzugte Stellung einnehmen."[9]
"Galen (131-201) benannte als einer der ersten das Gehirn neben Herz und Atemorganen als einen der drei Wege zum Tod, als eine der 'Eintrittspforten des Todes' (>atria mortis<), der Franzose Bichat (1771-1802) beschrieb um 1800 den Hirntod als den 'im Gehirn beginnenden Gesamttod des Menschen.' (Spirgatis 1997: 50). Ribert führt 1908 aus: 'Alle unsere Erfahrungen kommen also darin Überein, daß das Gehirn, oder sagen wir genauer, das Zentralnervensystem völlig abstirbt....Die Ganglienzellen...werden früher als die anderen so sehr beeinträchtigt, daß ihr eigenes Leben und das des Übrigen Körpers damit nicht mehr vereinbar ist. Dann stirbt das Individuum. Der physiologische Tod ist ein Gehirntod.' (Ribert zit. nach Wagner 1995: 202) Trotz dieser schon bekannten Beziehung zwischen Hirn und dem Tod des Menschen spielte der Hirntod lange Zeit in der medizinischen Praxis keine Rolle, denn die Möglichkeiten der Intensivmedizin vermochten nicht den Hirntod zu vernutzen. Der radikale Wandel des Todes-Verständniss erfolgte erst Ende der sechziger Jahre, bis dahin hielt sich fast ausschließlich Überzeugend die Auffassung des Todes als Herz-Kreislaufstillstands. Vor der Entdeckung des menschlichen Kreislaufs bestätigte das sinnlich wahrnehmbare Aussetzen der Atmung eine spirituelle Auffassung des 'Entweichens der Seele' aus dem Körper."[10]
atria mortis
Anhang
Quellen
Weitere Quellen sind:
- 1985 https://books.google.de/books?id=FcbJBgAAQBAJ&pg=PA18&lpg=PA18&dq=%22atria+mortis%22+herz+lunge&source=bl&ots=RbTcyr43fB&sig=FX8llydoExKa5Mdgo7X3f2AmAVo&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwivgcfE_9_PAhUsKMAKHUCUC8YQ6AEILDAI#v=onepage&q=%22atria%20mortis%22%20herz%20lunge&f=false
- 1986 https://books.google.de/books?id=IzCqBgAAQBAJ&pg=PA7&lpg=PA7&dq=%22atria+mortis%22+herz+lunge&source=bl&ots=zhsRd2gLo9&sig=Px5KQlw4Zgs7svAR2HvfTi00QSM&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwivgcfE_9_PAhUsKMAKHUCUC8YQ6AEIJjAG#v=onepage&q=%22atria%20mortis%22%20herz%20lunge&f=false
- 1998 https://books.google.de/books?id=pjX7gSAlVNUC&pg=PA147&lpg=PA147&dq=%22atria+mortis%22+herz+lunge&source=bl&ots=LZMDH_dk0p&sig=d6e6vbvJSYAJLvnG6YOzszDr_5A&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwivgcfE_9_PAhUsKMAKHUCUC8YQ6AEIKTAH#v=onepage&q=%22atria%20mortis%22%20herz%20lunge&f=false
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Lebert: Handbuch der allgemeinen Pathologie und Therapie als Einleitung in das klinische Studium und die ärztliche Praxis. Tübingen 1876. In: https://archive.org/stream/b21906968/b21906968_djvu.txt Zugriff am 18.10.2016
- ↑ http://www.enzyklo.de/Begriff/Atria%20mortis Zugriff am 18.10.2016.
- ↑ Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896, 878. Tod. In: http://www.retrobibliothek.de/retrobib/seite.html?id=135631 Zugriff am 18.10.2016.
- ↑ Gert Brüggemeier: Haftungsrecht: Struktur, Prinzipien, Schutzbereich. Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft. Abteilung Rechtswissenschaft. Berlin 2006, 221. In: https://books.google.de/books?id=Tj0MSDeBDzsC&pg=PA211&lpg=PA211&dq=%22atria+mortis%22+herz+lunge&source=bl&ots=LQGyHU9DRl&sig=lH-n9SBaPIXUnew1OjU9hSjkWTY&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwivgcfE_9_PAhUsKMAKHUCUC8YQ6AEIGzAC#v=onepage&q=%22atria%20mortis%22%20herz%20lunge&f=false Zugriff am 18.10.2016.
- ↑ G. Höglinger, S. Kleinert (Hg.): Hirntod und Organtransplantation. Berlin 1998, 4. In: https://books.google.de/books?id=ZFZuMBLIxOwC&pg=PA4&lpg=PA4&dq=%22atria+mortis%22+herz+lunge&source=bl&ots=8gKmIpyzcs&sig=sNux9DcXMrFd0CnbN6-7y42Zlwk&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwivgcfE_9_PAhUsKMAKHUCUC8YQ6AEIHjAD#v=onepage&q=%22atria%20mortis%22%20herz%20lunge&f=false Zugriff am 18.10.2016.
- ↑ Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon. 5. Aufl., Bd. 1. Leipzig 1911, 117-118. In: http://www.zeno.org/Brockhaus-1911/A/Atria+mortis Zugriff am 18.10.2016.
- ↑ Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, 905. In: http://www.zeno.org/Pierer-1857/A/Atr%C4%ADum?hl=atria+mortis Zugriff am 18.10.2016.
- ↑ L.R. Müller: Lebensnerven und Lebenstriebe. Heidelberg 1931, 941. In: https://books.google.de/books?id=HrGfBwAAQBAJ&pg=PA941&lpg=PA941&dq=%22atria+mortis%22+herz+lunge&source=bl&ots=FMcmPH6fLx&sig=-35eODetL5HT-ZREkVSkLHYDus4&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwivgcfE_9_PAhUsKMAKHUCUC8YQ6AEILjAJ#v=onepage&q=%22atria%20mortis%22%20herz%20lunge&f=false Zugriff am 18.10.16.
- ↑ W. Doerr: Plötzlicher Herztod - Morphologische Aspekte. In: ?: Deutsche Gesellschaft für innere Medizin. ?. In: http://link.springer.com/chapter/10.1007/978-3-642-85448-4_210 Zugriff am 18.10.2016.
- ↑ Torsten Junge: Die Okkupation des Fleisches - zur Gegenwart der Transplantationsmedizin. Hamburg 1999. In: http://www.gradnet.de/papers/pomo99.papers/Junge99.htm Zugriff am 17.10.2016.