PCB

Aus Organspende-Wiki
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Das US-amerikanische System

Um die Entstehung und Bedeutung des President’s Council on Bioethics besser zu verstehen, ist ein Grundwissen über das US-amerikanische System unerlässlich. Hierzu sollen einige Beispiele aufgezeigt werden.

Parteien

Das US-amerikanische Parteiensystem begünstigt durch das einfache Mehrheitswahlrecht ein Zweiparteiensystem. Seit dem 19. Jh. sind dies die Demokraten und die Republikaner.

Damit besteht in den USA seit dem 19. Jh. kein politischer Pluralismus, wie wir ihn in Deutschland kennen: Die CDU/CSU, die sich an christlichen Grundwerten orientiert. Die SPD, die sich stark für die Arbeiter einsetzt. Die FDP, die sich für eine liberale Freiheit einsetzt. Die Grünen, denen der Schutz der Umwelt wichtig ist. Die Alternative Liste, die eine Alternative zu den etablierten Parteien darstellen. - Dies gibt es in den USA nicht. Damit denken viele US-Amerikaner dualistisch, nicht nur politisch. Dies kommt in zahlreichen Hollywood-Filmen zum Ausdruck, in dem es nur Gut und Böse gibt.

Evolution

In den USA wurden gezielt die Posten von Richtern mit konservativen Kandidaten besetzt, die die Evolution ablehnen und - mitunter in biblizistischer Weise (die Bibel in allen ihren Teilen wörtlich nehmend) - den Kreationismus als die richtige Lehre ansehen.[1] Bekannt wurden diese Richter, indem sie Lehrer aus dem Schuldienst entlassen haben, weil sie entgegen den staatlichen Vorgaben in der Schule die Evolution gelehrt haben und den Einsatz von Schulbüchern verboten haben, die Evolution lehren.

Schwangerschaftsabbruch

President’s Council on Bioethics

Einberufung

In den späten 90er-Jahren wurde die Debatte über Stammzellforschung in den USA immer intensiver. Daher gründete Präsident George W. Bush, von 2001-2009 der 43. Präsident der USA, im Jahr 2001 das "President’s Council on Bioethics (BCP), also einen präsidialen Beirat für Bioethik, dessen Vorsitz Kass von 2001 bis 2005 innehatte.[2]

Präsident Bush bekundete im August 2001 seine erste größere Fernsehansprache nach dem Amtsantritt sein starkes Interesse an einer moralisch verantwortbaren Entwicklung der Stammzellforschung. In dieser Ansprache betonte er zwar, dass seine Regierung medizinische Forschung im Stammzellbereich unterstützen werde, schloss aber eine föderale Förderung verbrauchender embryonaler Stammzellforschung aus. Zu seiner Beratung in bioethischen Fragen werde ein Rat aus führenden Wissenschaftlern, Medizinern, Ethikern, Anwälten, Theologen und anderen Fachleuten geschaffen. Dieser Rat nahm dann seine Arbeit unter dem Namen "President's Council on Bioethics" auf.[3] Damit war die Marschrichtung des PCB noch vor seiner Gründung vorgegeben.

Die Mitglieder des PCB berief der Präsident selbst für eine 2 Jahre. Das Mandat konnte verlängert werden.[4]

Skandale und Proteste

Kass war in den ersten Jahren der heftig geführten Diskussion in den US-Medien sehr präsent, geriet jedoch bald in die Kritik, weil ihm vorgeworfen wurde, den Rat vor allem mit Philosophen und Wissenschaftlern zu besetzen, die von vornherein eher gegen die Forschung an Stammzellen eingestellt waren. Die Situation wurde dadurch verschärft, dass Kass zwei Kloning-Befürworter, die Genetikerin Elizabeth Blackburn und den Ethiker William May, aus dem Council warf und durch Gegner des Klonens ersetzte.[2] Ihr wurde gesagt, dass eine "Änderung" vorgenommen wurde. [5]

Mitte Februar 2004 veröffentlicht die Union of Concerned Scientists (UCS) ein Protestschreiben von 62 Wissenschaftlern, darunter 20 Nobelpreisträger und 19 Träger der Nationalen Wissenschaftsmedaille. Die Bush-Regierung, heißt es darin, ordne das staatliche wissenschaftliche Beratungssystem "ihren politischen Zielen unter". Die Methoden: Beratungsgremien würden zunehmend mit ideologischen Alliierten besetzt, beratende Wissenschaftler in "sensiblen Fragen" immer häufiger "mit Maulkörben versehen". Wiederholt habe das Weiße Haus "wissenschaftliche Erkenntnisse unterdrückt oder verzerrt" – auf eine "der Sicherheit und dem öffentlichen Wohl abträgliche Weise". Tom Schimmeck fasst zusammen: "Seit jenem Tag im Januar 2001, an dem George W. Bush in seinem ovalen Büro Platz nahm, gibt es eine Fülle von Signalen, dass diese Regierung ihren Unterstützern – von den christlichen Fundamentalisten bis zur Großindustrie – mehr Gehör zu schenken gewillt ist als Forschern und Experten."[5]

Ende

Der "President’s Council on Bioethics" wurde von Barack Obama (*1961) im Jahr 2009, in seinem 1. Geschäftsjahr als 44. Präsident der Vereinigten Staaten aufgelöst.[6][7]

Ein ordentlich arbeitendes Gremium hätte man nie so schnell aufgelöst. Man hätte es weiter benutzt. Alleine diese Tatsache gibt Auskunft über die Arbeitsweise des PCB.

Zum Hirntod

"Der President's Council on Bioethics (das US-amerikanische Pendant zum Deutschen Ethikrat) hat im Dezember 2008 das Grundlagenpapier Controversies in the Determination of Death publiziert. Darin konstatiert er, dass der anhaltende Dissens zum Hirntodkriterium sowie neue empirische Ergebnisse zum integrierten Funktionieren des Körpers von Hirntoten eine erneute Debatte über den Hirntod erforderten. Der Rat räumt ein, dass das integrierte Funktionieren des Körpers nicht unbedingt kurz nach Eintritt des Hirntodes aufhört - die Annahme des engen zeitlichen und kausalen Zusammenhangs war bisher das Hauptargument für die Gleichsetzung von Hirntod und Tod." So schreibt Sabine Müller in "Wie tot sind Hirntote? Alte Frage - neue Antworten" in Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 20-21/2011).[8]

"Die Bedeutung dieser Befunde lässt sich daran ermessen, dass der President’s Council on Bioethics im Jahr 2008 den Aus- sagen Shewmons und dem Versuch ihrer Widerlegung eine eigene Stellungnahme gewidmet hat." So beschreibt es die Minderheit des DER auf Seite 89 der Stellungnahme "Hirntod und Entscheidung zur Organspende".[9]

"Der President’s Council on Bioethics benennt in seinen Begründungsversuch drei Voraussetzungen, die kumulativ erfüllt sein müssen, damit man vom Tod eines Menschen sprechen könne:
1. keine Zeichen von Bewusstsein,
2. Fehlen von spontaner Atmung und
3. Irreversibilität dieser Befunde."
So schreibt die Minderheit auf Seite 90 weiter.Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag.

Das Schweizerische Bundesamt für Gesundheit BAG schreibt hierüber: "Der Bericht fasst zudem neuere Forschungsergebnisse zusammen, wonach der früher vermutete enge zeitliche Zusammenhang zwischen dem totalen Funktionsausfall des Gehirns und dem Zusammenbruch aller Körperfunktionen empirisch widerlegt ist."Referenzfehler: Für ein <ref>-Tag fehlt ein schließendes </ref>-Tag.

Eine andere Bewertung erfolgte in Deutschland hierdurch:

  • Der PCB zeichnete sich durch seine zeitlich begrenzte Einsetzung, "seine einseitige Ausrichtung nur auf ein Verfassungsorgan und seine – alle Beratungsgremien umfassende – allgemeine parlamentsgesetzliche Eingrenzung aus."[11]


http://gap8.de/mentis-gap8-druck-endversion.pdf

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. S. Robert Snodgrass: The Evolution of Brain Death. In: Pediatric Neurology 51 (2014), 478.
  2. a b http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/13786 Zugriff am 2.6.2016.
  3. https://www.tab-beim-bundestag.de/de/pdf/publikationen/berichte/TAB-Hintergrundpapier-hp016.pdf Zugriff am 2.12.2016.
  4. Arlena Jung: Identität und Differenz: Sinnprobleme der differenzlogischen Systemtheorie. Bielefeld 2009, 71.
  5. a b Tom Schimmeck: Zensur findet statt. Er lässt unbequeme Wissenschaftler feuern und unerwünschte Erkenntnisse aus offiziellen Dokumenten streichen.Wie George W. Bush die US-Forschung manipuliert. In: Die Zeit (18.03.2004). In: http://www.zeit.de/2004/13/Bush___Wissenschaft/komplettansicht Zugriff am 2.12.2016.
  6. http://www.mpil.de/files/pdf3/mpil_taetigkeitsbericht_200809.pdf Zugriff am 2.12.2016.
  7. http://www.bag.admin.ch/transplantation/10023/13123/index.html?lang=de Zugriff am 2.12.2016.
  8. http://www.bpb.de/apuz/33311/wie-tot-sind-hirntote-alte-frage-neue-antworten?p=2 Zugriff am 2.6.2016.
  9. http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/stellungnahme-hirntod-und-entscheidung-zur-organspende.pdf Zugriff am 2.6.2016.
  10. http://www.bpb.de/apuz/33311/wie-tot-sind-hirntote-alte-frage-neue-antworten?p=2 Zugriff am 2.6.2016.
  11. Armin von Bogdandy, Rüdiger Wolfrum: Max-Planck-Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht. Tätigkeitsbericht für die Jahre 2008 und 2009, 182. In: http://www.mpil.de/files/pdf3/mpil_taetigkeitsbericht_200809.pdf Zugriff am 2.12.2016.