IHA
Festlegung des IHA
Am 30.03.2015 setzte das Bundesministerium für Gesundheit die "Richtlinie gemäß § 16 Abs. 1 S. 1 Nr. 1 TPG für die Regeln zur Feststellung des Todes nach § 3 Abs. 1 S. 1 Nr. 2 TPG und die Verfahrensregeln zur Feststellung des endgültigen, nicht behebbaren Ausfalls der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms nach § 3 Abs. 2 Nr. 2 TPG" in Kraft. Darin heißt es auf Seite 16:
Der umgangssprachliche Begriff "Hirntod" wurde durchgehend ersetzt durch die naturwissenschaftlich-medizinisch korrekte Bezeichnung "irreversibler Hirnfunktionsausfall". |
Argumente gegen die Verwendung des Begriffs "IHA"
Die Argumente gegen die Verwendung des Begriffs "IHA" sind vielfältig wie auch gewichtig:
- Anfrage an die naturwissenschaftlich-medizinische Korrektheit
Davon ausgehend, dass diese Namensänderung auf dem Hintergrund erfolgte, dass zum Zeitpunkt der Feststellung des IHA noch nicht alle Gehirnellen abgestorben sind, sondern dass das Gehirn erst im Zustand des IHA ist, muss entgegengesetzt werden, dass beim normalen Tod auch nicht schlagartig alle Körperzellen keinen Stoffwechsel haben. Selbst bei der 2. Leichenschau ca. 2 Stunden nach dem letzten beobachteten Pulsschlag haben noch zahlreiche Körperzellen Stoffwechsel, siehe intermediäres Leben. - Es stellt sich daher die Frage, warum man beim IHA anders verfahren soll. Auch wenn beim eingetretenen IHA ein gewisser Anteil der Gehirnzellen noch Stoffwechsel aufweist, so ist das Gehirn damit nicht mehr in der Lage zu funktionieren. - Abschwächung des Todes
Beim Begriff "Hirntod" ist der "Tod" ein Wortbestandteil. Damit wird klar ausgedrückt, dass hier Tod vorliegt. Was sagt dagegen der IHA aus? Handelt es sich dabei um einen dauerhaft bewusstlosen Menschen? Hier fehlt der klare Bezug zum Tod. - Etikett und Inhalt
Dem Weinkenner ist es gleichgültig, welches Etikett auf der Flasche ist, wenn nur der richtige Wein in der Flasche ist. - Ob nun "Hirntod" oder "IHA", es ändert nichts am pathophysiologischen Zustand des Hirntoten. - "Hirntoter" oder was?
Der Tote mit IHA wird als "Hirntoter" bezeichnet. Streng genommen müsste er bei einem Mann "Hirnfunktionsausgefallener" und bei einer Frau "Hirnfunktionsausgefallene" heißen, oder vergleichbare Begriffe, vielleicht auch "IHA-ler" und "IHA-lerin". Es ist kaum vorstellbar, dass es dazu kommen wird. - Klarer Begriff
Beim normalen Tod sagen wir nur ganz einfach "Tod" und nicht "irreversibler Herz- und Atmungsausfall". Warum dann diese Verkomplizierung beim Hirntod? - Kaum Nachfolger
Am 10.03.2017, also fast 2 Jahre nach Einführung dieser Änderung fand Google 14 Seiten mit diesem Begriff und seiner Abkürzung "IHA"[1] und 5 Seiten mit der Abkürzung "iHfa" "iHFA" bzw. "IHFA"[2] und ungefähr 1.920 Ergebnisse mit "irreversibler Hirnfunktionsausfall". - Schwer aussprechbare und uneinheitliche Abkürzung
Am 10.03.2017 kannte Google 14 Abkürzungen "IHA", 3 Abkürzungen "iHfa", je 1 Abkürzung "iHFA" und "IHFA". Dem gegenüber ist "Hirntod" klarer auszusprechen.
Internationaler Vergleich
In den großen Weltsprachen der Gegenwart wird der Hirntod mit dem Tod des Gehirns bezeichnet, nicht mit dem irreversiblen Hirnfunktionsausfall.
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Diese Übersetzungen wurden von Google vorgenommen am 10.03.2017.
Auch wenn man die Sprachen nicht beherrscht, so kann man doch an den Zeichen deutlich erkennen, dass die beiden Wörter "Gehirn" und "Tod" als Wortteile im "Hirntod" vorhanden sind, nur nicht im Deutschen. Dort wird aus "Gehirn" und "Tod" der "IHA".
Der pragmatische und international gebräuchliche Begriff "Hirntod" soll nun durch die naturwissenschaftlich-medizinisch korrekte Bezeichnung "irreversibler Hirnfunktionsausfall" ersetzt werden.
Hier im Organspende-Wiki wie auch allen von mir verfassten Büchern werde ich daher dieser Aufforderung nicht Folge leisten.
Anhang
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ Es handelte sich hierbei um diese Seiten:
- http://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/irrev.Hirnfunktionsausfall.pdf
- https://www.dso.de/uploads/tx_dsodl/Einzelfallanalyse_ausfuellbares_PDF_11_2015.pdf
- https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/s-0042-118530.pdf
- https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/html/10.1055/s-0042-118530
- https://www.thieme-connect.de/products/ejournals/html/10.1055/s-0042-118530?lang=de
- http://www.divi.de/images/DIVIKongress/DIVI2016/01.12.2016/Hirntoddiagnostik%20Kritischer%20Diskurs%20im%20Wandel%20der%20Zeiten/Wertheimer%20-%20Fachliche%20Stellungnahme%20zur%20Hirntoddiagnostik%20im%20gesellschaftlichen%20Diskurs.pdf
- https://www.organspende-info.de/organ-und-gewebespende/verlauf/hirntod
- http://www.dasdiak.de/bildungsangebote/untermenue/vorsprung-durch-wissen-fort-und-weiterbildung/alle-mitarbeitenden.html?tx_aseventcalendar_pi2%5Bselect_monat%5D=1475272800&tx_aseventcalendar_pi1%5Bselect_monat%5D=1475272800&tx_aseventcalendar_pi5%5Bselect_monat%5D=1475272800&tx_aseventcalendar_pi2%5Bpage%5D=0&tx_aseventcalendar_pi2%5Btimestamp%5D=1475272800
- http://link.springer.com/article/10.1007/s00058-016-2099-2
- http://www.heilberufe-online.de/pflegekolleg/hb/artikel/hb_2016_04_39_artikel.pdf
- http://www.walter-brendel-kolleg.de/assets/downloads/WBK%202017%20Progr-Vs%204.3.pdf
- http://www.dgni.de/presse/pressemeldungen.html
- http://docplayer.org/17230784-Die-registrierung-fuer-die-kolleg-teilnehmer-ist-am-freitag-26-februar-2016-ab-15-00-uhr-im-dorint-hotel-martinistrasse.html
- http://exploredoc.com/doc/8068536/allgemeine-informationen---walter-brendel
- ↑ Es handelt sich hierbei um 4 Internetseiten, allesamt zum Transplantationsrecht, und 1 Buchquelle "Angewandte Ethik in der Neuromedizin":
- http://transplantationsrecht.eu/?page_id=584
- http://transplantationsrecht.eu/?paged=10
- http://transplantationsrecht.eu/?p=1395
- http://transplantationsrecht.eu/?m=201603
- https://books.google.de/books?id=qiWgDQAAQBAJ&pg=PA176&lpg=PA176&dq=%22irreversibler+hirnfunktionsausfall%22+ihfa&source=bl&ots=GcYh8620lZ&sig=VLIEivD1ju4x2J50aX3GgtPhhas&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi045KOqszSAhXIFZoKHXJ0Di8Q6AEIFzAB Zugriff am 10.03.2017.