Künstliche Beatmung

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Geschichte der künstlichen Beatmung

Chronik

Für das Erstellen dieser Chronik wurden diese Quellen verwendt.[1]

  • Frühe Beschreibungen verschiedener Maßnahmen zur Beatmung finden sich bei Hippokrates (460-370 v.C.).
  • Aus dem 1. Jahrhundert v.C. berichten römische Ärzte sogar von einer Tracheotomie.
  • Weitere Zeugnisse sind von Avicenna (980-1037) und Paracelsus (1493-1541) bekannt.
  • 1763 wandte Smellie (1697-1763)ein flexibles Metallröhrchen zur Intubation der Trachea an, Fothergill (1712-1780) nahm einen Blasebalg zu Hilfe.
  • 1876 wurde die erste Eiserne Lunge gebaut, die bis weit ins 20. Jahrhundert hinein von großer Bedeutung sein sollte.
  • Um 1900 entstand die Laryngoskopie und bereitete den Weg für die heute übliche endotracheale Intubation.
  • Seit 1908 wurde der Pulmotor vertrieben und verwendet.
  • Bis etwa Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Rückendruck-Armzug-Methode angewendet. Um diese Zeit entstanden die ersten maschinellen Respiratoren der Firmen Puritan Bennett, Bird, Blease, Dräger, Engström, Emerson usw.
  • Björn Ibsen gründete 1953 die erste Intensivstation.


Legenden

Im Alten Testament gibt es eine Stelle, die wohl als die älteste Überlieferung einer künstlichen Beatmung angesehen werden darf:

Als Elischa in das Haus kam, lag das Kind tot auf seinem Bett. Er ging in das Gemach, schloss die Tür hinter sich und dem Kind und betete zum Herrn. Dann trat er an das Bett und warf sich über das Kind; er legte seinen Mund auf dessen Mund, seine Augen auf dessen Augen, seine Hände auf dessen Hände. Als er sich so über das Kind hinstreckte, kam Wärme in dessen Leib. Dann stand er auf, ging im Haus einmal hin und her, trat wieder an das Bett und warf sich über das Kind. Da nieste es siebenmal und öffnete die Augen. (2.Kön 4,32-35)

1952

In den 1950er Jahren machte eine Polioepidemie eine Vielzahl von Beatmungen erforderlich. So kam am 26.8.1952 ein 12-jähriges Mädchen mit dekompensierender Kinderlähmung ins "Blegdams Hospital" in Kopenhagen. Es erstickte fast am eigenen Schleim und vertrug eine durch HNO-Ärzte vorgenommene Tracheotomie am Folgetag schlecht. Als die Ärzte den OP-Raum in der Überzeugung einer misslungenen Behandlung verlassen hatten, versetzte Björn Ibsen (1915-2007) das Mädchen in Narkose, saugte es ab und beatmete es mit einem Blasebalg von Hand. Henry Lassen, der damalige Chef von Ibsen, ließ bald darauf alle Poliopatienten mit Atembeschwerden per Hand und Überdruck beatmen. Dazu wurde eine eigene Station eingerichtet. Zwischenzeitlich waren zur Handbeatmung bis zu 250 Medizinstudenten und Krankenschwestern erforderlich. Dank dieser Maßnahme sank die Letalität (Sterblichkeit) von Patienten mit Atembeschwerden am "Blegdams Hospital" von 87% auf 25%. Wurde bislang nur der Sauerstoffgehalt im Blut gemessen, kam nun noch die CO2-Messung hinzu, was auch zur entscheidenden Verbesserung der Patienten beitrug.[2]

Künstliche Beatmung und Hirntod

Seit dem Jahr 1811 ist durch Julien-Jean Le Gallois (1770-1814) bekannt, dass das Atemzentrum im [Hirnstamm] verortet ist.

Dag Moskopp schreibt unter dem Stichwort "Intravitale Autolyse":

Diese neue Möglichkeit einer Langzeitbeatmung von Bewusstlosen hat zu einer neuropathologischen Besonderheit geführt, die vorher in dieser Form nicht bekannt war. Während einer längeren intensivmedizinischen Beatmungsbehandlung kann allen Organen oder Gewebeformationen, dieaußerhalb der knöchernen Umhüllung durch die Schädelkapsel (oder den Wirbelkanal) liegen, der maschinell gespendete Sauerstoff zukommen, wodurch die Organe auch bei fehlender Eigenatmung vital bleiben. Dagegen kann infolge einer krankhaften Druckerhöhung innerhalb des Schädels (oder des Wirbelkanals) in eben diese Kompartimente kein Blut mehr gelangen. In der Folge zersetzt und verflüssigt sich das Zentralnervensystem bereits, während der 'Patient' noch beatmet in seinem Intensivbett liegt.

Vorstufen zu dieser Hirnverflüssigung sind die starke Ansäuerung des Liquors bzw. Konzentrationsanstiege von Laktat bis weit oberhalb von 9 mmol/l (Überlebende: < 3 mmol/l). Im Extremfall entwickeln sich Zustände, in denen bei der Obduktion nach der Öffnung des Schädels üerhaupt kein Gehirn mehr vorgefunden wurde, etwa weil es im weitestgehenden Falle in den Wirbelkanal oder, bei der Leichenöffnung, sonst wohin geflossen ist.[3]

Veraltete Formen

Eiserne Lunge

Die eiserne Lunge war das erste klinische Gerät, das eine maschinelle Beatmung eines Menschen ermöglichte. Sie wurde um 1920 von Philip Drinker zur Beatmung lungenkranker Patienten entwickelt. Dabei liegt der Körper des Patienten bis zum Hals komplett im Inneren eines Hohlzylinders. Der Kopf bleibt außen. Das Gerät schließt am Hals luftdicht ab und erzeugt einen Unterdruck. Dadurch drückt der Umgebungsdruck Außenluft durch Nase und Mund des Patienten in die Lungen. Entsprechend geschieht die Ausatmung durch den Aufbau eines Überdrucks in der Kammer.


Die Geräte wurden noch bis ca. 1970 hergestellt. Ab 2004 wurde für sie keine Wartung mehr angeboten, obwohl noch etwa ein Dutzend Menschen durch eine eiserne Lunge am Leben erhalten wurden.

Im Jahr 2008 starb eine 61-jährige Patientin nach 58-jähriger Behandlung, weil der Strom ausfiel und das Notstromaggregat versagte. Am 30.10.2009 starb die Australierin June Middleton im Alter von 83 Jahren. Sie kam bereits im Jahr 2006 in das Guinness-Buch der Rekorde – als Patientin, die mit 60 Jahren Dauer länger als alle anderen in einer eisernen Lunge gelebt hatte.

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise