Reflexe: Unterschied zwischen den Versionen

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Befürworter und Gegner der Guillotine als schmerzloses Instrument der Hinrichtung, liefern sich hierauf jahrelang eine heftige Diskussion:
[http://de.wikipedia.org/wiki/Giovanni_Aldini Giovanni Aldini] (1762-1834), ein Neffe Galvanis, wollte beweisen, dass das Experiment mit den Froschschenkel nur auf den Kontakt zweier verschiedener Metalle zurück zu führen sei. Hierzu führte er vor den Augen des "Royal Surgical College" am 17.1.1803 in London am soeben gehängten Mörder Thomas Forster galvanische Versuche durch. Der Leichnam regte sich. Aldini wurde hierauf verspottet.<ref name="B"></ref>
Die Arbeiten von Giovanni Aldini und [http://de.wikipedia.org/wiki/Alexander_von_Humboldt Alexander von Humboldt] (1769-1859) verbreiteten den Glauben, dass Leben auf elektrische Kraft beruhe.<ref name="B"></ref>





Version vom 10. März 2014, 01:47 Uhr

Ein [Reflex ist eine unwillkürliche, rasche und gleichartige Reaktion eines Organismus auf einen bestimmten Reiz. Reflexe werden neuronal vermittelt.

Gruppierung

Unbedingt und bedingte Reflexe

  • Unbedingte Reflexe sind entweder bereits bei der Geburt angelegt oder entwickeln sich bis zur Geschlechtsreife.
  • Bedingte Reflexe sind alle erlernten Reflexe, z.B. die Art und Weise wie wir fallen.[Anm. 1]

Zerebrale und spinale Reflexe

Zerebrale Reflexe

Zerebrale Reflexe (lat. cerebrum = Gehirn)[1] sind vom Gehirn ausgehende Reflexe. Dazu gehören die unbedingten Hirnstammreflexe, wie auch die angelernten bedingten Reflexe (im Kleinhirn verortet).
Von den lebenswichtigen Hirnstammreflexen werden in Deutschland bei der Hirntoddiagnostik überprüft:[2]

  • Pupillen-Reflex = bei Licht wird sie nicht enger und bei Schatten nicht weiter
  • Puppenkopf-Phänomen = bei plötzlicher Drehung des Kopfes bleiben die Augen starr
  • Trigeminus-Schmerz-Reaktion = es kann beim Reiz des Trigeminus-Nervs keine Schmerzreaktion hervorgerufen werden
  • Würge-Reflex = es kann kein Würgereflex hervorgerufen werden
  • Apnoe-Test (Eigenatmung) = nach Abschalten der künstlichen Beatmung kann bis zu einem CO2-Wert von mind. 60 mmHg

Spinale Reflexe

Wirbelsäule des Menschen

Spinale Reflexe (lat. spinalis = Rückenmark)[3] sind vom Rückenmark ausgehende Reflexe. Sie sind benannt nach den 5 Abschnitten der Wirbelsäule:[4]

  • Halswirbel (Pars cervicalis) 8 Segmente (C1–C8):
    Die in diesem Bereich austretenden Nerven sind zuständig für:
    • C1 = Kopf, Gesicht, Blutzufuhr zum Kopf, Gehirn, Ohren, Sympaathikus
    • C2 = Gesichtshöhlen Augen, Stirn, Zunge, Sehnerv
    • C3 = Wangen, Zähne, Ohren, Gesichtsknochen
    • C4 = Mund, Lippen, Nase, Ohrtrompete
    • C5 = Stimmbänder, Rachenhöhle, Halsdrüsen
    • C6 = Halsmuskel, Mandeln, Schulter
    • C7 = Schulterschleimbeutel, Ellenbogen, Schilddrüse
  • Brustwirbel (Pars thoracica) 12 Segmente (Th1–Th12):
    Die in diesem Bereich austretenden Nerven sind zuständig für:
    • Th1 = Unterarm und Hand, Luftröhre, Speiseröhre
    • Th2 = Herzklappen, Herzkranzgefäße, Arme
    • Th3 = Brustkorb, Lunge, Brüste, Bronchien, Arme
    • Th4 = Gallenblase, Gallengänge
    • Th5 = Leber, Blut, Sonnengeflecht
    • Th6 = Magen, Knie
    • Th7 = Zwölffingerdarm, Pankreas
    • Th8 = Milz, Zwerchfell, Knie
    • Th9 = Nebennieren
    • Th10 = Nieren
    • Th11 = Harnröhren, Nieren
    • Th12 = Dünndarm, Eileiter, Blutkreislauf, Arm
  • Lendenwirbel (Pars lumbalis) 5 Segmente (L1–L5):
    Die in diesem Bereich austretenden Nerven sind zuständig für:
    • L1 = Dickdarm, Arm
    • L2 = Bauch, Oberschenkel, Blinddarm
    • L3 = Geschlechtsorgane, Blase, Knie
    • L4 = Ischias-Nerv, untere Rückenmuskeln, Prostata
    • L5 = Bein, Fußknöchel, Fuß, Hüfte, Gesäß, Mastdarm, After
  • Kreuzbein (Pars sacralis): 5 Segmente (S1–S5)
    Die in diesem Bereich austretenden Nerven sind zuständig für: Hüftgelenk, Gesäß
  • Steißbein (Pars coccygis): 1 Segment (Co1)
    Die in diesem Bereich austretenden Nerven sind zuständig für: Mastdarm, After

Reflexe als Beweis von Leben

Einige Menschen weisen darauf hin, dass männliche Hirntote eine Erektion haben können.[5] - Ist dies jedoch ein Beweis, dass der Hirntote noch lebt?

Die von einigen Personen genannte sexuelle Erregung, zu der Hirntote in der Lage sind, sind auf die Nerven L2 und L3 zurückzuführen. Es ist somit ein spinaler Reflex, der kein Beweis auf Leben eines Menschen darstellt.[6]

Die "Transactions of the Royal Humane Society" berichtete im Jahre 1774 über die Reanimation eines Mädchens, das aus dem 1. Stock stürzte und von Ärzten im Krankenhaus für tot gehalten wurde. Elektroschocks habe den Herzschlag wieder hergestellt.[7] - Der dänische Veterinärmediziner und Arzt Peter Abildgaard "tötete" mit Stromschlägen ein Huhn (ursprünglich sollte es ein Pferd sein, aber die elektrische Spannung reichte dazu nicht aus), stellte alle Anzeichen von Tod fest erweckte sie mit Stromschlägen wieder zum Leben.[7] - Dies blieb von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt.

Luigi Galvani (1737-1798) entdeckte im Jahre 1780 zufällig, dass vom Frosch abgetrennte Beine zuckten, wenn sie elektrisch gereizt werden. Luigi Galvani verstand die Zusammenhänge nicht. Sein Experiment mit Froschschenkel machte ihn dennoch berühmt, so dass "Galvanische Zellen" und "Galvanismus" nach ihm benannt wurde.

Der französische Arzt und Politiker Joseph-Ignace Guillotin (1737-1814) wollte Hinrichtungen humanisieren.

So waren zuvor Adlige und Wohlhabende meist mit dem Richtschwert gerichtet, Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt, Staatsverbrecher gevierteilt, Diebe gehängt und Falschmünzer bei lebendigem Leib in einem Kessel gekocht worden.

Am 1.12.1789 hielt er hierzu vor der französischen Nationalversammlung eine Rede, in der er die Ausübung der Todesstrafe mit Hilfe einer einfachen Mechanik:[7]

Der Mechanismus wirkt wie der Blitz, der Kopf rollt, das Blut sprudelt, der Mensch ist nicht mehr.

Im Sommer 1791 wurde der Beschluss zu Gunsten von Gouillotins Maschine gefasst, mit der man " in einem Augenblick das Haupt von den Schultern herabtanzen lassen [will], ohne daß Sie auch nur das geringste spüren".[7]
Charles Henri Sanson (1739-1806), der Henker von Paris, drängte auf eine baldige Lösung, um die Leiden der Hinzurichtenden zu verhindern. Hierfür wurde am 17.3.1792 das Fallbeil von Halifax zum Vorbild genommen und am 20.3.1792 ein Gesetz erlassen, dass künftig Todesstrafen nur noch mit diesem Gerät durchgeführt werden dürfe. Am 15.4.1792 wurde es erstmals an menschlichen Leichname getestet. Am 25.4.1792 wurde Nicolas Jacques Pelletier als erster Verurteilter damit hingerichtet.[Anm. 2]
Verfechter der "Louison" oder "Louisette", wie man die Guillotine zunächst nannte,[Anm. 3] waren der Überzeugung, dass durch das sichere und schnelle Durchtrennen der Halswirbel binnen Zehntelsekunden Bewusstlosigkeit eintrete. Der Hingerichtete nehme die Enthauptung gar nicht wahr.

Parallel hierzu führt die heftig geführte Scheintod-Debatte im Jahre 1792 zum ersten Leichenhaus. Darin sollen die Scheintoten ihr innewohnendes Leben zeigen oder bis zu den ersten Anzeichen von Verwesung liegen.[7]

Sommer 1794 wurde Charlotte Cordays enthauptet. Der Henkersgehilfe ohrfeigte den abgeschlagenen Kopf. Statt Leichenblässe errötete das Gesicht vor Ärger und Scham. Noch lange zeigt ihr Kopf den Ausdruck unmißverständlicher Entrüstung.[7]


Befürworter und Gegner der Guillotine als schmerzloses Instrument der Hinrichtung, liefern sich hierauf jahrelang eine heftige Diskussion:


Giovanni Aldini (1762-1834), ein Neffe Galvanis, wollte beweisen, dass das Experiment mit den Froschschenkel nur auf den Kontakt zweier verschiedener Metalle zurück zu führen sei. Hierzu führte er vor den Augen des "Royal Surgical College" am 17.1.1803 in London am soeben gehängten Mörder Thomas Forster galvanische Versuche durch. Der Leichnam regte sich. Aldini wurde hierauf verspottet.[7]

Die Arbeiten von Giovanni Aldini und Alexander von Humboldt (1769-1859) verbreiteten den Glauben, dass Leben auf elektrische Kraft beruhe.[7]


[7] [7]

Anhang

Anmerkungen

  1. Berühmt ist das von Petrowitsch Pawlow (1849–1936) durchgeführte Hunde-Experiment: Vor dem Fressen der Hunde ließ Pawlow eine Glocke erklingen. Mit der Zeit begannen die Hunde Verdauungssekrete zu produzieren, sowie sie die Glocke hörten, denn gleich musste was zu Fressen geben.
  2. Nicolas Jacques Pelletier hatte unter Anwendung von Stockhieben einem Straßenpssanten die Brieftasche geraubt.
  3. Volkstümliche Spitznamen waren "le rasoir national" (das nationale Rasiermesser) und "la raccourcisseuse" (die Kurzmacherin).

Einzelnachweise