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Mit der [[Zustimmung zur Organentnahme]] wird automatisch der intensivmedizinischen Weiterbehandlung bis zur Organentnahme zugestimmt, denn anders ist diese nicht möglich. | Mit der [[Zustimmung zur Organentnahme]] wird automatisch der intensivmedizinischen Weiterbehandlung bis zur Organentnahme zugestimmt, denn anders ist diese nicht möglich. | ||
=== Aus dem realen Leben === | |||
So erlebt: Ein Mann bezahlt an der Kasse eines Supermarktes. Der Kassierer sieht im Geldbeutel des Kunden einen [[OSA]] und spricht ihn darauf an. Der Kunde fragt zurück: "Haben sie denn keinen Organspendeausweis?" Worauf der Kassierer antwortet: "Nein, denn ich sterbe ja nicht." | |||
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Aktuelle Version vom 26. Oktober 2024, 18:10 Uhr
Getroffene Entscheidungen
Der Hirntod wartet nicht, bis man sich entschieden hat. Niemand weiß, wann es wen trifft - es kann jeden jederzeit treffen - das Leben belegt es. Daher ist es sinnvoll, sich jetzt zu entscheiden. Wer sich noch nicht entscheiden kann, soll "Nein" ankreuzen, man kann es später - so lange man noch lebt - jederzeit ändern, ohne Angaben von Gründen. |
Nach der Feststellung des Hirntodes gibt es kein "Ich kann mich nicht entscheiden", dann gibt es nur noch ein "Ja" oder "Nein", so wie bei der Widerspruchsregelung. |
Nach der Feststellung des Hirntodes geht es auf der Grundlage des Grundrechts der Selbstbestimmung immer um die Umsetzung des Willen des Hirntoten. Nur wenn dieser nicht festgestellt werden kann, haben die Hinterbliebenen zu entscheiden. |
Außer der WSR haben bei allen anderen Regelungen die Menschen die Möglichkeit der Nicht-Entscheidung, was die Entscheidung durch die Hinterbliebenen zur Folge hat. Daher ist die WSR die ideale Regelung bei der Umsetzung des Selbstbestimmungsrechts. |
Ein "Nein" auf dem OSA ist besser als kein OSA. |
Entscheidungen 2002-2021
Die Entscheidung zur Organspende ab dem Jahr 2002.[1] [Anm. 1]
Entscheidung | 2002 | 2003 | 2004 | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | 2016 | 2017 | 2018 | 2019 | 2020 | 2021 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Potenziell[2] | 1.868 | 2.090 | 1.865 | 1.963 | 1.866 | 1.888 | 1.876 | 1.799 | 1.584 | 1.370 | 1.339 | 1.317 | 1.248 | 1.178 | 1.416 | 1.371 | 1.344 | 1.280 | ||
Ja: (Abs) | 1.259 | 1.313 | 1.198 | 1.217 | 1.296 | 1.200 | 1.046 | 876 | 921 | 926 | 857 | 863 | 955 | 1.040 | 1.028 | 1.039 | ||||
schriftlich | 5,0 | 5,5 | 7,3 | 5,8 | 6,8 | 6,2 | 6,3 | 8,8 | 7,3 | 8,9 | 10,3 | 14,3 | 16,1 | 15,2 | 16,4 | 19,7 | 17,6 | 18,8 | 21,2 | 20,3 |
mündlich | 11,6 | 11,8 | 13,0 | 11,1 | 16,1 | 18,4 | 19,9 | 21,9 | 21,8 | 25,8 | 23,2 | 25,8 | 24,8 | 27,9 | 26,7 | 26,7 | 25,4 | 24,8 | 20,8 | 22,3 |
vermutet | 75,4 | 76,8 | 75,9 | 79,1 | 68,1 | 66,6 | 60,9 | 51,8 | 53,5 | 47,7 | 50,6 | 43,6 | 42,0 | 44,2 | 44,5 | 41,0 | 45.5 | 44,2 | 45,3 | 47,4 |
Hinterbliebene | 8,1 | 5,8 | 3,7 | 3,9 | 8,9 | 8,8 | 12,9 | 17,4 | 17,4 | 17,7 | 15,9 | 16,3 | 17,2 | 12,7 | 12,3 | 12,6 | 11,6 | 12,2 | 12,2 | 9,1 |
Nein: (Abs) | 485 | 537 | 551 | 565 | 482 | 486 | 434 | 402 | 381 | 358 | 297 | 282 | 340 | 293 | 274 | 241 | ||||
schriftlich | 1,3 | 1,0 | 2,3 | 2,2 | 1,4 | 0,4 | 0,9 | 1,4 | 1,7 | 1,1 | 1,8 | 2,0 | 2,9 | 3,1 | 4,4 | 4,6 | 4,1 | 3,1 | 4,0 | 4,1 |
mündlich | 15,9 | 17,5 | 17,7 | 18,9 | 21,4 | 22,9 | 22,7 | 30,8 | 28,8 | 31,2 | 31,1 | 35,1 | 32,0 | 35,8 | 32,3 | 29,8 | 32,1 | 28,7 | 16,8 | 14,1 |
vermutet | 68,3 | 66,1 | 68,7 | 70,8 | 52,4 | 47,5 | 43,6 | 29,4 | 28,8 | 27,1 | 27,6 | 24,6 | 26,0 | 29,3 | 28,3 | 24,8 | 31,2 | 26,6 | 38,3 | 42,7 |
Hinterbliebene | 14,5 | 15,3 | 11,3 | 8,1 | 24,7 | 29,2 | 32,8 | 38,4 | 40,7 | 40,6 | 39,4 | 38,3 | 39,1 | 31,8 | 35,0 | 40,8 | 32,6 | 41,6 | 40,5 | 38,2 |
Nein-Anteil | 26,0 | 27,4 | 29,5 | 29,9 | 25,7 | 27,0 | 27,4 | 29,3 | 28,5 | 27,2 | 23,8 | 23,9 | 24,0 | 21,4 | 21,4 | 20,4 | ||||
Ja-Anteil | 67,7 | 66,9 | 64,2 | 64,5 | 69,1 | 66,7 | 66,0 | 63,9 | 68,8 | 70,3 | 68,7 | 73,3 | 67,4 | 75,9 | 75,8 | 76,5 | ||||
Ja OSA % | 4,6 | 4,1 | 4,0 | 5,7 | 5,0 | 5,9 | 6,8 | 9,1 | 11,1 | 10,7 | 11,3 | 14,4 | 11,9 | 14,3 | ||||||
Nein OSA % | 0,4 | 0,1 | 0,3 | 0,4 | 0,4 | 0,3 | 0,5 | 0,6 | 0,8 | 0,8 | 1,0 | 1,1 | 1,0 | 0,7 | ||||||
OSA % | 5,0 | 4,3 | 4,3 | 6,1 | 5,5 | 6,2 | 7,3 | 9,7 | 11,9 | 11,5 | 12,3 | 15,5 | 12,9 | 14,9 |
Nein-Anteil = nach Feststellung des Hirntodes der Anteil in %, der der Organentnahme widersprochen hat
Ja-Anteil = nach Feststellung des Hirntodes der Anteil in %, der der Organentnahme zugestimmt hat
Ja OSA % = von den Organspendern hatten n% schriftlich der Organentnahme zugestimmt
Nein OSA % = von den Nicht-Organspendern hatten n% schriftlich der Orgenentnahme widersprochen.
OSA % = von den potentiellen Organspendern (Summe aus Organspendern und Nicht-Organspendern hatten n% ihre Entscheidung zur Frage der Organspende selbst schriftlich festgehalten, d.h. einen Organspendeausweis ausgefüllt.
Im Jahr 2013 gab nach Feststellung des Hirntodes 29,3% "Nein" zur Organspende, doch 2008 waren es 29,5% und 2009 sogar 29,9%. Von 2013 bis 2016 ging der Nein-Anteil von 29,3% auf 23,8% zurück. Seither stagniert der Widerspruch zur Organspende bei ca. 24%. Von einem "Vertrauensverlust" kann hier wirklich nicht gesprochen werden, der einen Rückgang der Organspender um rund 30% bewirkte.
Entscheidungen ab 2022
Ab dem Jahr 2022 brachte die DSO in ihren Jahresberichten eine neue Berechnung der Entscheidungen heraus. Daher sind die Tabellen nun anders: Entscheidungen nach DSO-Regionen:
Ja (%) | 2022 | 2023 | 2024 | 2025 | 2026 | 2027 | 2028 | 2029 | 2030 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Nord | 51,3 | ||||||||
Nord-Ost | 57,8 | ||||||||
Ost | 56,6 | ||||||||
Bayern | 59,5 | ||||||||
B-W | 59,5 | ||||||||
Mitte | 44,9 | ||||||||
NRW | 39,5 |
Die schriftlichen Entscheidungen nach DSO-Regionen:
Ja (%) | 2022 | 2023 | 2024 | 2025 | 2026 | 2027 | 2028 | 2029 | 2030 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Nord Ja | 25,8 | ||||||||
Nord Nein | 7,5 | ||||||||
Nord-Ost Ja | 23,1 | ||||||||
Nord-Ost Nein | 5,3 | ||||||||
Ost Ja | 19,4 | ||||||||
Ost Nein | 6,5 | ||||||||
Bayern Ja | 23,8 | ||||||||
Bayern Nein | 4,3 | ||||||||
B-W Ja | 21,4 | ||||||||
B-W Nein | 4,3 | ||||||||
Mitte Ja | 26,6 | ||||||||
Mitte Nein | 11,1 | ||||||||
NRW Ja | 18,3 | ||||||||
NRW Nein | 6,9 |
Entscheidungen 2021
Ausschlussgründe[3] | Anz. | % |
---|---|---|
keine Zustimmung zur Organspende im Vorfeld | 945 | 47% |
keine Feststellung des Hirntodes | 514 | 25% |
medizinische Kontraindikationen | 334 | 17% |
Herzprobleme oder Herzstillstand | 216 | 11% |
keine Freigabe durch Staatsanwaltschaft | 3 |
Bereits im Vorfeld der Hirntodfeststellung gab es in 945 Fällen keine Zustimmung zur Organentnahme. |
Willenserklärung[4] | Anz. Ja | % Ja | Anz. Nein | % Nein |
---|---|---|---|---|
schriftlich | 261 | 22,4 | 81 | 6,8% |
mündlich | 253 | 21,7% | 181 | 15,1% |
vermutet | 543 | 46,6% | 456 | 38,2% |
Hinterbliebene | 104 | 8,9% | 389 | 32,6% |
Summe | 1.166 | 1.112 | ||
Sonstiges | 83 | 6,9% |
Rund jeder 4. Hirntote hatte im Jahr 2022 eine schriftliche Willensäußerung zur Frage der Organspende. Damit mussten 3/4 der Hinterbliebenen gefragt werden ob sie den Willen des Hirntoten kennen. Über die Hälfte der Hinterbliebenen kannten nicht den Willen des Hirntoten. Damit musste weitergefragt werden, was sie wohl vermuten und in letzter Konsequenz, wie sie entscheiden. Daher ist die baldige Einführung der Widerspruchsregelung sinnvoll. |
Gesetzliche Grundlage
Die Entscheidungsfindung im Falle eines festgestellten Hirntodes ist in §§ 3 und 4 TPG geregelt:
§ 3 Abs. 1 TPG: "Die Entnahme von Organen oder Geweben ist, soweit in § 4 oder § 4a nichts Abweichendes bestimmt ist, nur zulässig, wenn
1. der Organ- oder Gewebespender in die Entnahme eingewilligt hatte,"
§ 4 Abs. 1 TPG: " Liegt dem Arzt ... weder eine schriftliche Einwilligung noch ein schriftlicher Widerspruch des möglichen Organ- oder Gewebespenders vor, ist dessen nächster Angehöriger[Anm. 2] zu befragen, ob ihm von diesem eine Erklärung zur Organ- oder Gewebespende bekannt ist. Ist auch dem nächsten Angehörigen eine solche Erklärung nicht bekannt, so ist die Entnahme unter den Voraussetzungen des § 3 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 und 3, Satz 2 und Abs. 2 Nr. 2 nur zulässig, wenn ein Arzt den nächsten Angehörigen über eine in Frage kommende Organ- oder Gewebeentnahme unterrichtet und dieser ihr zugestimmt hat."
Damit gibt es eine klare Hierarchie, wie nach der Feststellung des Hirntodes vorzugehen ist:
- Liegt eine schriftliche Willenserklärung des Hirntoten vor, ist danach zu verfahren.
- Liegt diese nicht vor, werden die Hinterbliebenen gefragt, ob ihnen eine mündliche Willenserklärung des Hirntoten bekannt ist, nach der verfahren werden kann.
- Liegt diese nicht vor, werden die Hinterbliebenen gefragt, was sie meinen, was der Wille des Hirntoten sein dürfte, nach der verfahren werden könnte.
- Haben die Hinterbliebenen auch keine Ahnung, was der Wille des Hirntoten sein könnte, entscheiden die Hinterbliebenen.
Es wird somit immer versucht, nach dem schriftlichen, mündlichen oder mutmaßlichen Willen des Hirntoten zu verfahren. Die Hinterbliebenen haben erst dann ein Entscheidungsrecht, wenn der primäre Weg nicht gangbar ist. Dies spiegelt sich in den Jahresberichten der DSO wider.
Zustimmungsregelung, Entscheidungsregelung und Erklärungsregelung machen die Schritte von 1-4 notwendig und belasten die Hinterbliebenen mit den Schritten 3 und 4 emotional stark. Die Widerspruchsregelung kennt nur die Schritte 1 und 2 und würde die Hinterbliebenen emotional stark entlasten.
Mit der Zustimmung zur Organentnahme wird automatisch der intensivmedizinischen Weiterbehandlung bis zur Organentnahme zugestimmt, denn anders ist diese nicht möglich.
Aus dem realen Leben
So erlebt: Ein Mann bezahlt an der Kasse eines Supermarktes. Der Kassierer sieht im Geldbeutel des Kunden einen OSA und spricht ihn darauf an. Der Kunde fragt zurück: "Haben sie denn keinen Organspendeausweis?" Worauf der Kassierer antwortet: "Nein, denn ich sterbe ja nicht."
Anhang
Anmerkungen
- ↑ Die Zahlen der Jahre 2002 bis 2005 wurden aus dem Jahrbuch der DSO entnommen. Die Zahlen der Jahre 2006 bis 2013 wurden nach den absoluten Zahlen der Jahrbücher der DSO berechnet. Dabei wurden nur die realisierten Organspenden mit den Ablehnungen nach Feststellung des Hirntods ins Verhältnis gesetzt. D.h. nicht berücksichtigt wurden dabei nicht erfolgte Organtransplantationen, z.B. durch Kreislaufversagen oder med. Gründen.
- ↑ "Im Sinne dieses Gesetzes ...
5. sind nächste Angehörige in der Rangfolge ihrer Aufzählung
a) der Ehegatte oder der eingetragene Lebenspartner,
b) die volljährigen Kinder,
c) die Eltern oder, sofern der mögliche Organ- oder Gewebespender zur Todeszeit minderjährig war und die Sorge für seine Person zu dieser Zeit nur einem Elternteil, einem Vormund oder einem Pfleger zustand, dieser Sorgeinhaber,
d) die volljährigen Geschwister,
e) die Großeltern;"
Einzelnachweise
- ↑ DSO: Jahrbuch 2002ff.
- ↑ Die Anzahl der potenzieller Organspender umfasst alle Hirntoten, die mit für eine TX brauchbare Organe auf der Intensivstation liegen. Die meisten von werden tatsächlich Organspender. Bei einigen wird die die Organspende verweigert. Daneben gibt es noch eine Reihe von Hirntoten, bei denen zwar eine Zustimmung zur Organspende vorgelegen hat, bei denen es jedoch aus verschiedenen Gründen zu keiner Organspende gekommen ist. Die DSO unterscheidet hierbei unter:
- Abbruch vor oder während der Organentnahme (z.B. Tumorfeststellung)
- Medizinische Gründe (inkl. Herz-Kreislaufstillstand, ICD-10 I46.9)
- Sonstiges (Keine Einwilligungsberechtigten, Gespräch nicht zumutbar, keine Freigabe durch den Staatsanwalt)
- ↑ DSO: Jahresbericht 2022, 60.
- ↑ DSO: Jahresbericht 2022, 23.