Ischämie: Unterschied zwischen den Versionen

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Allerdings  ist  die  Dauer  des  Sauerstoffmangels nur  ein  möglicher  Faktor  dieser  Schädigung.  Im Tierexperiment  konnte  Hossmann  (56)  zeigen,  daß unter  besonderen  Perfusionsbedingungen  und  bei  
Allerdings  ist  die  Dauer  des  Sauerstoffmangels nur  ein  möglicher  Faktor  dieser  Schädigung.  Im Tierexperiment  konnte  Hossmann  (56)  zeigen,  daß unter  besonderen  Perfusionsbedingungen  und  bei  
Normothermie  das  Gehirn  von  Katzen  bis  zu  60 Minuten  ohne  Sauerstoff  überleben  kann.  Voraussetzung  ist  offensichtlich  die  Erhaltung  einer  Perfusion  für  das  Glucoseangebot  und  für  den  Abtransport  der  sauren  Stoffwechselprodukte.  Solche  Untersuchungen  bestätigen  die  Vorstellung,  daß  die „postischämische  Anoxie“  auf  dem  Boden  von  Störungen  der  Mikrozirkulation  entsteht,  die  erst  nach Beendigung  der  Ischämiephase  im  Rahmen  der Reperfusion  auftreten  und  wesentlich  zum  bleibenden  Gehirnschaden  beitragen.<ref>E.  Götz, J.  Zander: Wiederbelebung. In: Peter  Lawin (Hg.): Praxis  der Intensivbehandlung. 6. Auflage. Stuttgart 1994, 314.</ref>}}
Normothermie  das  Gehirn  von  Katzen  bis  zu  60 Minuten  ohne  Sauerstoff  überleben  kann.  Voraussetzung  ist  offensichtlich  die  Erhaltung  einer  Perfusion  für  das  Glucoseangebot  und  für  den  Abtransport  der  sauren  Stoffwechselprodukte.  Solche  Untersuchungen  bestätigen  die  Vorstellung,  daß  die „postischämische  Anoxie“  auf  dem  Boden  von  Störungen  der  Mikrozirkulation  entsteht,  die  erst  nach Beendigung  der  Ischämiephase  im  Rahmen  der Reperfusion  auftreten  und  wesentlich  zum  bleibenden  Gehirnschaden  beitragen.<ref>E.  Götz, J.  Zander: Wiederbelebung. In: Peter  Lawin (Hg.): Praxis  der Intensivbehandlung. 6. Auflage. Stuttgart 1994, 314.</ref>}}
=== Tierversuche ===
"Dass  sich  die  an  Kaninchen,  Katzen  und  Hunden  erhobenen  Wiederbelebungszeiten  auch  beim  Menschen  nicht  anders  verhalten,  zeigten  Thauer und  Brendel  1962.  Sie  ermittelten  aufgrund  der  verschiedenen  Literaturangaben  die  quantitative  Beziehung  zwischen  Körpertemperatur  und
\Viederbelebungszeit  des  Gehirns  bei  den  genannten  Versuchstieren.  Die  aus der  Literatur  zusammengetragenen  Beobachtungen  am  Menschen  über  die zerebrale  \Wiederbelebungszeit  bei  verschiedenen  Körpertemperaturen,  wie  sie anlässlich  von  Herzoperationen  unter  Hypothermie  gemacht  worden  waren, entsprachen  genau  der  für  die  Befunde  der  Tierexperimente  abgeleiteten  Beziehung.<ref>Alberto  Bondolfi,  Ulrike  Kostka, Kurt  Seelmann (Hg.): Hirntod  und  Organspende. Basel 2003, 220.</ref>
"Tierexperimentelle  Untersuchungen  «Über  die  Erholung  und  Wiederbelebung  des  Gehirns  nach  Ischämie  bei  Normothermie»  führten  Hirsch,  Euler und  Schneider  1957  in  Köln  durch.  Am  isolierten  durch  einen  Spender  via arteria  carotis  durchströmten  Katzenkopf  konnten  sie  bei  einer  Temperatur  von 37  Grad  auch  nach  vollständiger  cerebraler  Ischämie  von  10  Min.  noch  eine Erholung  des  Gehirns,  nämlich  Aktionspotentiale  nach  optischem  Reiz  nachweisen.  Die  Erholungslatenz  (Zeitintervall  vom  Wiederbeginn  der  Durchblutung  bis  zum  ersten  Auftreten  der  geprüften  zentralnervösen  Funktion)  stieg aber  bei  so  lange  dauernder  Ischämie  derart  rasch  an,  dass  auch  bei  nur  geringer  Zunahme  der  Ischämiezeit  mit  einer  Erholungszeit  von  unendlich  zu rechnen  gewesen  wäre.  Die  Autoren  schlossen  auf  Grund  dieser  Befunde  auf eine  reine  Wiederbelebungszeit  des  Gehirns  von  10  Min.  (diejenige  Dauer  einer Ischämie,  nach  der  eine  Wiederbelebung  eben  noch  möglich  ist).  Bleibende Schädigung  differenzierter  Hirnfunktionen  konnten  sie  dabei  allerdings  nicht ausschliessen."<ref>Alberto  Bondolfi,  Ulrike  Kostka, Kurt  Seelmann (Hg.): Hirntod  und  Organspende. Basel 2003, 219.</ref>
"Auch  für das  intubierte  beatmete  Kaninchen,  bei  welchem  sich  während  einer  Strangulation  keine  Herzinsuffizienz  einstellt,  fand  er  eine  zerebrale  Wiederbelebungszeit  von  10  Min.  Beim  nicht  beatmeten  Kaninchen  resultierte  die Asphyxie  des  Tieres  in  einer  Herzinsuffizienz  mit  Abfall  des  Blutdrucks.  Unter diesen  Bedingungen  betrug  die  Wiederbelebungszeit  nur  noch  5  Min.  Die Befunde  von  Hirsch  konnten  auch  an  Hunden  bestätigt  werden.  Thauer  und Brendel  fanden  schliesslich  an  Hand  von  Beobachtungen  bei  Herzoperationen, dass  dieselben  Zeitintervalle  auch  für  den  Menschen  Gültigkeit  haben."<ref>Alberto  Bondolfi,  Ulrike  Kostka, Kurt  Seelmann (Hg.): Hirntod  und  Organspende. Basel 2003, 224.</ref>
"Vorversuche in diese Richtung hatte der amerikanische Chirurg  John H. Gibbon (1903–1973) bereits gegen Ende der Dreißigerjahre an Katzen unternommen, wobei ihm 1937 tatsächlich der kurzfristige Ersatz von Herz- und Lungenfunktion gelang. Der Krieg unterbrach zunächst alle Forschungsarbeiten; sie konnten erst in den Fünfzigerjahren wieder aufgenommen werden. Am 6. Mai 1953 konnte dann erstmals eine verbesserte Herz-Lungen-Maschine bei einer Operation des menschlichen Herzens eingesetzt werden. Die von Gibbon konstruierte Maschine übernahm für 26 Minuten Herz- und Lungenfunktion eines 18-jährigen Mädchens, in dessen Herz der Chirurg einen Vorhofseptumdefekt erfolgreich verschloss."<ref>Wolfgang U. Eckart (Hg.): Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. 8. Auflage. Berlin 2017, 286.</ref>


== Anhang ==
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Aktuelle Version vom 11. November 2024, 23:57 Uhr

Eine Ischämie ist eine Durchblutungsstörung, bei der Minderdurchblutung oder ein vollständiger Durchblutungsausfall eines Gewebes oder Organs auftritt.

Ischämie im Kopf

"Bei einer relativen Ischämie sind aufgrund der zerebralen Minderdurchblutung Funktionen und Stoffwechsel des betroffenen Hirnreals eingeschränkt, in Infarzierungsschwelle ist jedoch (Gewebe erholt sich bei Normalisierung der Durchblutung). Diese Gewebszone wird als Penumbra (Halbschatten) bezeihnet. Eine totale Ischämie ist im Gegensatz dazu durch einen irreversiblen Gewebeschaden gekennzeichnet. Es kommt zum Na+- und H2O-Einstrom in die Zellen mit Zellschwellung (zytotoxisches Ödem) und in der Folge zum Zusammenbruch der Blut-Hirn-Schranke (→ Einstrom osmotisch ativer Substanzen mit vasogenem Hirnödem). Das Ödem drückt auf das Hirngewebe und stört die Blutversorgung dadurch zusätzlich."[1]

Ischämie bei TX

Organ Ischämiezeit
Herz ~ 5 Stunden
Lunge ~ 7 Stunden
Pankreas ~ 10 Stunden
Leber ~ 12 Stunden
Niere ~ 24 Stunden

Für die TX ist die Ischämiezeit der einzelnen Organe von großer Bedeutung, denn binnen dieser Zeit muss das Organ entnommen werden, aus der Entnahmeklinik in das TX-Zentrum transportiert und dort dem Organempfänger eingesetzt sein. Binnen dieser Stunden muss das transplantierte Organ vom Blutkreislauf des Transplantierten durchblutet werden.

Eine Überschreitung dieser Zeit mindert die Qualität des zu transplantierenden Organs bis hin zum Totalausfall des Organs.

Zitate

Das Gehirn hat einen Energieverbrauch von etwa 8cal pro 100g/min. Diese Energie wird beinahe ausschließlich aus der Glucoseoxidation gewonnen. Auch im Schlaf ist dieser Bedarf unverändert. Da das Gehirn keinen Sauerstoffvorrat und nur ein geringes Glucosedepot besitzt, kommt es rasch zu Funktionsveränderungen, nachdem die Sauerstoffversorgung unterbrochen wird. Die Energiereserven des Gehirns, die für 2-3 Minuten ausreichen, können durch sofortige Einschränkung der exogenen Leistungen, also einem Bewußtseinsverlust, länger ausreichen. Von allen Organen reagiert das Gehirn am frühesten auf Sauerstoffmangel mit irreversiblen Schäden.

Allerdings ist die Dauer des Sauerstoffmangels nur ein möglicher Faktor dieser Schädigung. Im Tierexperiment konnte Hossmann (56) zeigen, daß unter besonderen Perfusionsbedingungen und bei Normothermie das Gehirn von Katzen bis zu 60 Minuten ohne Sauerstoff überleben kann. Voraussetzung ist offensichtlich die Erhaltung einer Perfusion für das Glucoseangebot und für den Abtransport der sauren Stoffwechselprodukte. Solche Untersuchungen bestätigen die Vorstellung, daß die „postischämische Anoxie“ auf dem Boden von Störungen der Mikrozirkulation entsteht, die erst nach Beendigung der Ischämiephase im Rahmen der Reperfusion auftreten und wesentlich zum bleibenden Gehirnschaden beitragen.[2]

Tierversuche

"Dass sich die an Kaninchen, Katzen und Hunden erhobenen Wiederbelebungszeiten auch beim Menschen nicht anders verhalten, zeigten Thauer und Brendel 1962. Sie ermittelten aufgrund der verschiedenen Literaturangaben die quantitative Beziehung zwischen Körpertemperatur und \Viederbelebungszeit des Gehirns bei den genannten Versuchstieren. Die aus der Literatur zusammengetragenen Beobachtungen am Menschen über die zerebrale \Wiederbelebungszeit bei verschiedenen Körpertemperaturen, wie sie anlässlich von Herzoperationen unter Hypothermie gemacht worden waren, entsprachen genau der für die Befunde der Tierexperimente abgeleiteten Beziehung.[3]

"Tierexperimentelle Untersuchungen «Über die Erholung und Wiederbelebung des Gehirns nach Ischämie bei Normothermie» führten Hirsch, Euler und Schneider 1957 in Köln durch. Am isolierten durch einen Spender via arteria carotis durchströmten Katzenkopf konnten sie bei einer Temperatur von 37 Grad auch nach vollständiger cerebraler Ischämie von 10 Min. noch eine Erholung des Gehirns, nämlich Aktionspotentiale nach optischem Reiz nachweisen. Die Erholungslatenz (Zeitintervall vom Wiederbeginn der Durchblutung bis zum ersten Auftreten der geprüften zentralnervösen Funktion) stieg aber bei so lange dauernder Ischämie derart rasch an, dass auch bei nur geringer Zunahme der Ischämiezeit mit einer Erholungszeit von unendlich zu rechnen gewesen wäre. Die Autoren schlossen auf Grund dieser Befunde auf eine reine Wiederbelebungszeit des Gehirns von 10 Min. (diejenige Dauer einer Ischämie, nach der eine Wiederbelebung eben noch möglich ist). Bleibende Schädigung differenzierter Hirnfunktionen konnten sie dabei allerdings nicht ausschliessen."[4]

"Auch für das intubierte beatmete Kaninchen, bei welchem sich während einer Strangulation keine Herzinsuffizienz einstellt, fand er eine zerebrale Wiederbelebungszeit von 10 Min. Beim nicht beatmeten Kaninchen resultierte die Asphyxie des Tieres in einer Herzinsuffizienz mit Abfall des Blutdrucks. Unter diesen Bedingungen betrug die Wiederbelebungszeit nur noch 5 Min. Die Befunde von Hirsch konnten auch an Hunden bestätigt werden. Thauer und Brendel fanden schliesslich an Hand von Beobachtungen bei Herzoperationen, dass dieselben Zeitintervalle auch für den Menschen Gültigkeit haben."[5]

"Vorversuche in diese Richtung hatte der amerikanische Chirurg John H. Gibbon (1903–1973) bereits gegen Ende der Dreißigerjahre an Katzen unternommen, wobei ihm 1937 tatsächlich der kurzfristige Ersatz von Herz- und Lungenfunktion gelang. Der Krieg unterbrach zunächst alle Forschungsarbeiten; sie konnten erst in den Fünfzigerjahren wieder aufgenommen werden. Am 6. Mai 1953 konnte dann erstmals eine verbesserte Herz-Lungen-Maschine bei einer Operation des menschlichen Herzens eingesetzt werden. Die von Gibbon konstruierte Maschine übernahm für 26 Minuten Herz- und Lungenfunktion eines 18-jährigen Mädchens, in dessen Herz der Chirurg einen Vorhofseptumdefekt erfolgreich verschloss."[6]

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. O.V.: Alles fürs Examen. Das Kompendium für die 2. Ärzteprüfung. Band B. Stuttgart 2014, 952.
  2. E. Götz, J. Zander: Wiederbelebung. In: Peter Lawin (Hg.): Praxis der Intensivbehandlung. 6. Auflage. Stuttgart 1994, 314.
  3. Alberto Bondolfi, Ulrike Kostka, Kurt Seelmann (Hg.): Hirntod und Organspende. Basel 2003, 220.
  4. Alberto Bondolfi, Ulrike Kostka, Kurt Seelmann (Hg.): Hirntod und Organspende. Basel 2003, 219.
  5. Alberto Bondolfi, Ulrike Kostka, Kurt Seelmann (Hg.): Hirntod und Organspende. Basel 2003, 224.
  6. Wolfgang U. Eckart (Hg.): Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin. 8. Auflage. Berlin 2017, 286.