Gehirn: Unterschied zwischen den Versionen
Klaus (Diskussion | Beiträge) (Die Seite wurde neu angelegt: „== Das Gehirn == === Großhirn === === Kleinhirn === === Hirnstamm === == Anhang == === Anmerkungen === <references group="Anm." /> === Einzelnachweise …“) |
Klaus (Diskussion | Beiträge) |
||
Zeile 1: | Zeile 1: | ||
== Das Gehirn == | == Das Gehirn == | ||
Das [http://de.wikipedia.org/wiki/Gehirn Gehirn] ist ein höchst aktives Organ mit sehr hohen Energiebedarf. Bei Erwachsenen ist das Gehirn zwar 2% der Körpermasse, aber es benötigt in körperlicher Ruhe ca. 20% der [http://de.wikipedia.org/wiki/Glukose Glukose] (Nährstoff)<ref group="Anm.">Das Gehirn von Neugeborenen benötigt in Ruhe ca. 50% der Glokose.</ref> und 25% des Sauerstoffs. - Bei plötzlichem Ausfall der Durchblutung (z.B. Herzstillstand) steht dem Gehirn rund 20% des zirkulierenden Blutes als Energieversorgung zur Verfügung. Damit kann es noch ca. 10 sec normal weiterarbeiten. Danach wird der Mensch bewusstlos ([http://de.wikipedia.org/wiki/Synkope_%28Medizin%29 Synkope]). Nach ca. 30 sec ist kein [[EEG]] ableitbar.<ref group="Anm.">Dies wurde durch Tierexperimente belegt. (siehe [http://www.dgn.org/leitlinien-online-2012/inhalte-nach-kapitel/2376-ll-81-2012-hypoxische-enzephalopathie.html Deutsche Gesellschaft für Neurologie])</ref> Nach etwa 3 min ist das Absterben erster Gehirnzellen beobachtbar. Nach ca. 10 min ohne Sauerstoff ist das Gehirn irreparabel schwerst geschädigt mit der Gefahr auf Hirntod. Jede weitere Minute ohne Sauerstoff erhöht die Wahrscheinlichkeit des Hirntods. | |||
<ref>https://de.wikipedia.org/wiki/Gehirn Zugriff am 1.2.2014. | |||
* https://de.wikipedia.org/wiki/Blutversorgung_des_Gehirns Zugriff am 1.2.2014. | |||
* http://www.dgn.org/leitlinien-online-2012/inhalte-nach-kapitel/2376-ll-81-2012-hypoxische-enzephalopathie.html Zugriff am 1.2.2014. | |||
* Andreas Bertels: Der Hirntod des Menschen – medizinische und ethische Aspekte. Dissertation. Düsseldorf 2002. Im Internet abrufbar unter: http://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2402/402.pdf Zugriff am 1.2.2014. | |||
* Verena Kollmann-Fakler: Prognosekriterien und Outcome der hypoxischen Hirnschädigung nach Herz-Kreislauf-Stillstand. Dissertation. München 2011. Im Internet abrufbar unter: http://edoc.ub.uni-muenchen.de/12629/1/Kollmann_Fakler_Verena.pdf Zugriff am 1.2.2014. | |||
</ref> | |||
Mit dem Tod von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm sind [[Wahrnehmung]] und [[Bewusstsein]] sowie lebenswichtige Reflexe erloschen. Dies kennzeichnet den Tod des Hirntoten und damit des Menschen. | |||
=== Großhirn === | === Großhirn === | ||
Das [http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fhirn Großhirn] (Telencephalon) ist mit etwa 85% der gesamten Gehirnmasse der größte Teil des menschlichen Gehirns. Mit seinen rund 100 Mrd. [http://de.wikipedia.org/wiki/Nervenzelle Gehirnzellen] bildet es etwa 100 Billionen [http://de.wikipedia.org/wiki/Synapsen Synapsen] zu anderen Nervenzellen, d.h. eine Gehirnzelle (Neuron) ist mit mit 1.000 anderen Neuronen verbunden.<br> | |||
Das Großhirn ist das Zentrum unseres [Bewusstsein|Bewusstseins] und unserer [Wahrnehmung|Wahrnehmungen] (Sinne, auch Schmerzempfinden). Es fühlt und handelt bewusst. In den verschiedenen Bezirken (Rindenfeldern) des Großhirns gibt es Arbeitsteilung: | |||
* Sensorische Felder <br> Sie verarbeiten die von den Sinnesorgane kommenden Informationen.<ref group="Anm.">Etwa 60% des Großhirns sind mit der Auswertung der Informationen der Netzhautbilder (Sehen) beschäftigt. (Quelle: Dieter Bingmann: Hirntod. In: Unikate 35/2009, 32.)</ref> | |||
* Motorische Felder <br> Sie aktivieren Muskeln und regeln die willkürlichen Bewegungen. | |||
* Gedanken- und Antriebsfelder <br> Sie sind die Zentren unseres Denkens, Erinnerns und Planens. | |||
Die 2-5 mm dicke [http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fhirnrinde Großhirnrinde] (Neocortex) besteht aus rund 19 Mrd. Nervenzellen bei der Frau, rund 23 Mrd. Nervenzellen beim Mann. In ihr läuft unser Lernen und Denken ab, sowie das Bewusstsein und das Gedächtnis. Seine elektro-chemische Aktivität kann mit einem [[EEG]] nachgewiesen werden. | |||
=== Kleinhirn === | === Kleinhirn === | ||
Das [http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinhirn Kleinhirn] (Cerebellum) ist mit etwa 12% der gesamten Gehirnmasse nach dem Großhirn der zweitgrößte Teil des Gehirns. Wie das Großhirn weist es etwa 100 Mrd. Nervenzellen auf. Es ist vielfach mehr gefaltet als das Großhirn und kommt damit trotz dem 1/8 an Größe des Großhirns auf die gleiche Oberfläche wie das Großhirn. Es mehren sich die Hinweise, dass das Kleinhirn mit entscheidend für geistige Vorgänge besitzt.<ref>Dagmar Timmann-Braun, Matthias Maschke: Das Kleinhirn ist ganz groß. In: Unikate 22/2003, 20.</ref><br> | |||
Die bekannten Aufgaben des Kleinhirns bestehen darin, den Körper im Gleichgewicht zu halten und die Bewegungen zu koordinieren. Hierbei wird zwischen den bewussten und den automatischen Bewegungsabläufen unterschieden: | |||
* bewusste Bewegungsabläufe <br> Bei bewussten Bewegungsabläufen koordiniert das Kleinhirn die Informationen der Sinnesorgane mit der Muskeln. Ohne diese Tätigkeit würde unser Arm beim Ergreifen von Gegenständen ruckartige Bewegungen ausführen und meist das Ziel verfehlen. So aber erfolgt ein beständiger Soll-Ist-Vergleich, d.h. ist die Hand wirklich dort, wo sie sein soll. | |||
* automatische Bewegungsabläufe <br> Das Kleinhirn speichert auch automatische Bewegungsabläufe. Das erlernte Gehen und das Schreiben mit der Tastatur sind solche automatische Tätigkeiten. | |||
=== Hirnstamm === | === Hirnstamm === | ||
Der [http://de.wikipedia.org/wiki/Hirnstamm Hirnstamm] (Truncus cerebri) ist der entwicklungsgeschichtlich älteste Teil des Gehirns. Er regelt die essenziellen Lebensfunktionen. Fällt der Hirnstamm völlig aus, so tritt der Herztod binnen weniger Minuten ein. | |||
* Mittelhirn <br> Zum [http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelhirn Mittelhirn] gehören Großhirnschenkel (Crura cerebri), Mittelhirnhaube (Tegmentum mesencephali) und Mittelhirndach (Tectum mesencephali). <br> Das Mittelhirn steuert die meisten Augenmuskeln: die Bewegung der Augen, die Irismuskulatur („Blende“) und die Zillarmuskeln („Fokusierung“). <br> Das Mittelhirn ist auch wichtiger Bestandteil der Zentrale für die Bewegung (Extrapyramidalmotorische System (EPS)). | |||
* verlängertes Mark <br> Das [http://de.wikipedia.org/wiki/Verl%C3%A4ngertes_Mark verlängerte Mark] ist die Schnittstelle zum [http://de.wikipedia.org/wiki/R%C3%BCckenmark Rückenmark] und wird daher auch als "Nachhirn" bezeichnet. Es reguliert den Blutdruck, die Herzfrequenz, die Atmung und verschiedene Reflexe (Nies-, Saug-, Husten-, Schluck- und Lidschlussreflex) sowie des Erbrechens. Es reguliert auch den Säure-Basen-Haushalt des Körpers. <br> Über 12 Paar [http://de.wikipedia.org/wiki/Hirnnerv Hirnnerven] steht es in Verbindung mit Sinnesorganen, Muskulatur und Drüsen im Kopf. Dabei leitet es die Informationen überkreuz weiter, so dass die linke Körperhälfte von der rechen Gehirnhälfte gesteuert wird und umgekehrt.<br> | |||
Ein Ausfall des verlängerten Marks führt meistens zum Tod, z. B. durch eine Verletzung der Halswirbelsäule (Genickbruch). | |||
== Anhang == | == Anhang == |
Version vom 8. April 2014, 07:31 Uhr
Das Gehirn
Das Gehirn ist ein höchst aktives Organ mit sehr hohen Energiebedarf. Bei Erwachsenen ist das Gehirn zwar 2% der Körpermasse, aber es benötigt in körperlicher Ruhe ca. 20% der Glukose (Nährstoff)[Anm. 1] und 25% des Sauerstoffs. - Bei plötzlichem Ausfall der Durchblutung (z.B. Herzstillstand) steht dem Gehirn rund 20% des zirkulierenden Blutes als Energieversorgung zur Verfügung. Damit kann es noch ca. 10 sec normal weiterarbeiten. Danach wird der Mensch bewusstlos (Synkope). Nach ca. 30 sec ist kein EEG ableitbar.[Anm. 2] Nach etwa 3 min ist das Absterben erster Gehirnzellen beobachtbar. Nach ca. 10 min ohne Sauerstoff ist das Gehirn irreparabel schwerst geschädigt mit der Gefahr auf Hirntod. Jede weitere Minute ohne Sauerstoff erhöht die Wahrscheinlichkeit des Hirntods. [1]
Mit dem Tod von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm sind Wahrnehmung und Bewusstsein sowie lebenswichtige Reflexe erloschen. Dies kennzeichnet den Tod des Hirntoten und damit des Menschen.
Großhirn
Das Großhirn (Telencephalon) ist mit etwa 85% der gesamten Gehirnmasse der größte Teil des menschlichen Gehirns. Mit seinen rund 100 Mrd. Gehirnzellen bildet es etwa 100 Billionen Synapsen zu anderen Nervenzellen, d.h. eine Gehirnzelle (Neuron) ist mit mit 1.000 anderen Neuronen verbunden.
Das Großhirn ist das Zentrum unseres [Bewusstsein|Bewusstseins] und unserer [Wahrnehmung|Wahrnehmungen] (Sinne, auch Schmerzempfinden). Es fühlt und handelt bewusst. In den verschiedenen Bezirken (Rindenfeldern) des Großhirns gibt es Arbeitsteilung:
- Sensorische Felder
Sie verarbeiten die von den Sinnesorgane kommenden Informationen.[Anm. 3] - Motorische Felder
Sie aktivieren Muskeln und regeln die willkürlichen Bewegungen. - Gedanken- und Antriebsfelder
Sie sind die Zentren unseres Denkens, Erinnerns und Planens.
Die 2-5 mm dicke Großhirnrinde (Neocortex) besteht aus rund 19 Mrd. Nervenzellen bei der Frau, rund 23 Mrd. Nervenzellen beim Mann. In ihr läuft unser Lernen und Denken ab, sowie das Bewusstsein und das Gedächtnis. Seine elektro-chemische Aktivität kann mit einem EEG nachgewiesen werden.
Kleinhirn
Das Kleinhirn (Cerebellum) ist mit etwa 12% der gesamten Gehirnmasse nach dem Großhirn der zweitgrößte Teil des Gehirns. Wie das Großhirn weist es etwa 100 Mrd. Nervenzellen auf. Es ist vielfach mehr gefaltet als das Großhirn und kommt damit trotz dem 1/8 an Größe des Großhirns auf die gleiche Oberfläche wie das Großhirn. Es mehren sich die Hinweise, dass das Kleinhirn mit entscheidend für geistige Vorgänge besitzt.[2]
Die bekannten Aufgaben des Kleinhirns bestehen darin, den Körper im Gleichgewicht zu halten und die Bewegungen zu koordinieren. Hierbei wird zwischen den bewussten und den automatischen Bewegungsabläufen unterschieden:
- bewusste Bewegungsabläufe
Bei bewussten Bewegungsabläufen koordiniert das Kleinhirn die Informationen der Sinnesorgane mit der Muskeln. Ohne diese Tätigkeit würde unser Arm beim Ergreifen von Gegenständen ruckartige Bewegungen ausführen und meist das Ziel verfehlen. So aber erfolgt ein beständiger Soll-Ist-Vergleich, d.h. ist die Hand wirklich dort, wo sie sein soll. - automatische Bewegungsabläufe
Das Kleinhirn speichert auch automatische Bewegungsabläufe. Das erlernte Gehen und das Schreiben mit der Tastatur sind solche automatische Tätigkeiten.
Hirnstamm
Der Hirnstamm (Truncus cerebri) ist der entwicklungsgeschichtlich älteste Teil des Gehirns. Er regelt die essenziellen Lebensfunktionen. Fällt der Hirnstamm völlig aus, so tritt der Herztod binnen weniger Minuten ein.
- Mittelhirn
Zum Mittelhirn gehören Großhirnschenkel (Crura cerebri), Mittelhirnhaube (Tegmentum mesencephali) und Mittelhirndach (Tectum mesencephali).
Das Mittelhirn steuert die meisten Augenmuskeln: die Bewegung der Augen, die Irismuskulatur („Blende“) und die Zillarmuskeln („Fokusierung“).
Das Mittelhirn ist auch wichtiger Bestandteil der Zentrale für die Bewegung (Extrapyramidalmotorische System (EPS)). - verlängertes Mark
Das verlängerte Mark ist die Schnittstelle zum Rückenmark und wird daher auch als "Nachhirn" bezeichnet. Es reguliert den Blutdruck, die Herzfrequenz, die Atmung und verschiedene Reflexe (Nies-, Saug-, Husten-, Schluck- und Lidschlussreflex) sowie des Erbrechens. Es reguliert auch den Säure-Basen-Haushalt des Körpers.
Über 12 Paar Hirnnerven steht es in Verbindung mit Sinnesorganen, Muskulatur und Drüsen im Kopf. Dabei leitet es die Informationen überkreuz weiter, so dass die linke Körperhälfte von der rechen Gehirnhälfte gesteuert wird und umgekehrt.
Ein Ausfall des verlängerten Marks führt meistens zum Tod, z. B. durch eine Verletzung der Halswirbelsäule (Genickbruch).
Anhang
Anmerkungen
- ↑ Das Gehirn von Neugeborenen benötigt in Ruhe ca. 50% der Glokose.
- ↑ Dies wurde durch Tierexperimente belegt. (siehe Deutsche Gesellschaft für Neurologie)
- ↑ Etwa 60% des Großhirns sind mit der Auswertung der Informationen der Netzhautbilder (Sehen) beschäftigt. (Quelle: Dieter Bingmann: Hirntod. In: Unikate 35/2009, 32.)
Einzelnachweise
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Gehirn Zugriff am 1.2.2014.
- https://de.wikipedia.org/wiki/Blutversorgung_des_Gehirns Zugriff am 1.2.2014.
- http://www.dgn.org/leitlinien-online-2012/inhalte-nach-kapitel/2376-ll-81-2012-hypoxische-enzephalopathie.html Zugriff am 1.2.2014.
- Andreas Bertels: Der Hirntod des Menschen – medizinische und ethische Aspekte. Dissertation. Düsseldorf 2002. Im Internet abrufbar unter: http://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DerivateServlet/Derivate-2402/402.pdf Zugriff am 1.2.2014.
- Verena Kollmann-Fakler: Prognosekriterien und Outcome der hypoxischen Hirnschädigung nach Herz-Kreislauf-Stillstand. Dissertation. München 2011. Im Internet abrufbar unter: http://edoc.ub.uni-muenchen.de/12629/1/Kollmann_Fakler_Verena.pdf Zugriff am 1.2.2014.
- ↑ Dagmar Timmann-Braun, Matthias Maschke: Das Kleinhirn ist ganz groß. In: Unikate 22/2003, 20.