Sterbeprozess: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 15. Februar 2014, 17:55 Uhr

Sterben ist ein Prozess - Tod ist eine Definition.
Sterben Sterben in Herztod Sterben in Hirntod
Spektrum1.jpg Normales Leben





Tödliches Ereignis





Herztod
Hirntod
Intermediäre Leben





Biologischer Tod

Normales Leben





Tödliches Ereignis





Hirntod
Intermediäre Leben
Herztod





Biologischer Tod

Sterben als Prozess

Normales Leben

Im normalen Leben leben wir als Sterbliche auf den Tod zu. Ihm können wir nicht entrinnen. Wir können nur versuchen zu sagen "Jetzt noch nicht."

Tödliches Ereignis

Irgendwann kommt ein tödliches Ereignis. Für die meisten Menschen ist es das Alter oder eine Krankheit. Diese sind mächtiger als die Lebenskraft des Menschen und die Unterstützung der Ärzte. Ab jetzt beginnt das eigentliche Sterben. Bei einem plötzlichen Unfall (z.B. Verkehrsunfall) kann es sich in Sekundenbruchteilen ereignen. Bei Alter oder tödlichen Krankheiten kann es Tage, Wochen oder gar Monate dauern.

Stirbt jemand in den Hirntod, sind über 98% der Todesursachen ein plötzliches Ereignis, das den Menschen mitten aus dem Leben reißt. Plötzlich ist der Sterbende nicht mehr handlungsfähig und stirbt in den Hirntod. Ärzte versuchen zwar dieses Sterben aufzuhalten (z.B. durch Hypothermie, können aber nur erreichen, dass der Blutkreislauf aufrecht erhalten bleibt. Der Mensch stirbt aufgrund der großen Hirnschädigung dennoch in den Hirntod.

Herztod

Der Herztod tritt bei Alter und Krankheit meist langsam ein. Daneben gibt es auch den [plötzlichen Herztod]. - Das Herz bleibt stehen. Es wird kein Blut durch den Körper gepumpt. Der Mensch stirbt in den Hirntod.

Beim Sterben in den Hirntod - das sich nur auf Intensivstationen ereignen kann[Anm. 1] - werden die Grundfunktionen des Körpers durch die Maßnahmen der Intensivmedizin aufrecht erhalten. Hierbei wird insbesondere auf den Blutkreislauf (Puls und Blutdruck) geachtet. Durch den Ausfall der Eigenatmung wird der Patient künstlich beatmet.
Da der Hirntod ein unsichtbarer Tod ist, weiß noch niemand, dass der Patient in den Hirntod gestorben ist. Das tiefe Koma und die ausgefallenen Hirnstammreflexe geben einen ersten Hinweis darauf. Aus diesem Grunde wird die Hirntoddiagnostik durchgeführt. Sie stellt den vorliegenden Hirntod fest.
Liegt keine Zustimmung zur Organspende vor, wird die künstliche Beatmung abgeschaltet. Das Herz bleibt hierauf nach wenigen Minuten stehen. - Liegt eine Zustimmung zur Organspende vor, bleibt das Herz im Rahmen der Organentnahme stehen. Wird auch das Herz transplantiert, schlägt es im Körpers des Organempfängers weiter.

Hirntod

Jeder Herztote stirbt nach einigen Minuten in den Hirntod. D.h. die Gehirnzellen sterben ab, weil sie keinen Sauerstoff erhalten. Der Stillstand des Blutkreislaufes ist hierbei die Ursache. Der Hirntod tritt nach wenigen Minuten ein.
Zur Feststellung des Hirntods schreibt die BÄK in ihrer Richtlinie zur Feststellung des Hirntods in Anmerkung 5:
"Nach dem endgültigen, nicht behebbaren Stillstand von Herz und Kreislauf kann der Hirntod von jedem approbierten Arzt durch äußere sichere Todeszeichen (zum Beispiel Totenflecke, Totenstarre) indirekt nachgewiesen werden."[1]

Stirbt jemand auf der Intensivstation mit schlagendem Herzen in den Hirntod, so sterben auch hier die Gehirnzellen aufgrund von Sauerstoffmangel ab. Die Ursachen sind:

Mit Eintritt des Hirntods sind Bewusstsein, Wahrnehmung und lebenswichtige Reflexe erloschen. Der Mensch ist tot, auch wenn der Blutkreislauf durch die Maßnahmen der Intensivmedizin noch aufrecht erhalten wird.

Intermediäres Leben

Das intermediäres Leben ist die Zeit vom Individualtod (Hirntod) bis zum Absterben der letzten Körperzelle. Dies erfolgt nicht gleichmäßig, sondern richtet sich danach, welches Organ bzw. welcher Körperteil am meisten Sauerstoff benötigt.

Das Gehirn als sehr sauerstoffhungriges Organ (benötigt 25% des Sauerstoffs des Körpers in Ruhe) stirbt damit zuerst ab. Körperteile, die nicht an den Blutkreislauf angeschlossen sind, sondern über Diffusion den Sauerstoff beziehen (z.B. Knorpel und Hornhäute der Augen) besitzen einen sehr langsamen Stoffwechsel und sterben sehr langsam ab. So sind die Hornhäute der Augen bis zu 72 Stunden nach dem Herztod noch transplantierbar. D.h. bis wirklich auch die letzte Körperzelle eines Leichnams abgestorben ist vergeht ca. eine Woche.

In der Zeit dieses intermediären Lebens sind am Leichnam noch Stunden nach dem Herztod supravitalen (überlebende) Reaktionen auslösbar:[2]

  • bis zu 15 Stunden können durch Medikamente Pupillenreaktionen ausgelöst werden
  • bis zu 20 Stunden können mittels mechanischem oder elektrischem Schlag Kontraktionen des Muskelgewebes ausgelöst werden
  • bis zu 24 Stunden sind die Spermien eines Mannes noch funktionsfähig

Darüber hinaus besitzt der Leichnam über den Herztod hinaus noch für eine gewisse Zeit weitere Reaktionen: Die Blutgerinnung und die Immunabwehr bleiben noch für eine gewisse Zeit funktionsfähig.[3]

Biologischer Tod

Der biologische Tod ist das "Ende aller Organ- und Zellfunktion"[4], d.h. mit dem Tod der letzten Körperzelle. Beim Menschen ist dies etwa nach einer Woche.

Im Wikipedia wird dies auch als "absoluten Tod"[5] bezeichnet. Dies wird von Medizinern und Archäologen anders gesehen.[6] Für sie ist der absolute Tot dann eingetreten, wenn die letzte Spur der Existenz dieses Menschen verschwunden ist. Bei den ägyptischen Pharaonen sind es Jahrtausende, bei den Knochenfunden der ersten Homo mehrere Mio. Jahre[7] bis zu deren absoluten Tod, bei den im Lichtblitz von Hiroschima und Nagasaki verdampften Menschen waren es Sekunden.


Anhang

Siehe auch:

Patientenverfügung und Organspende

Anmerkungen

  1. Beim Hirntod stirbt der Hirnstamm. Dort sind alle lebenswichtigen Reflexe verortet, u.a. auch der Atemreflex. Da der Patient nicht mehr selbst atmet, wird er künstlich beatmet. Da der Ausfall der Eigenatmung ein lebensbedrohlicher Zustand ist, werden diese Patienten auf Intensivstationen gelegt. Dort wird mit allen Mitteln versucht, den Patienten aus dieser lebensgefährlichen Situation heraus zu holen. Meist gelingt dies. Im Falle des Hirntods war dies jedoch nicht möglich.
  2. Durch die große Gehirnblutung baut sich im Kopf ein Druck in der Höhe des systolischen (maximaler) Werts auf. Dadurch gibt es kein für die Durchblutung notwendigen Druckunterschied. Die Folge ist, dass das Gehirn nicht mehr durchblutet werden kann.
  3. Durch schweres Schädelhirntrauma erfolgt in vielen Bereichen des Gehirns Gehirnblutungen. => siehe oben: Gehirnblutung.
  4. Ein großer Thrombus (Blutklumpen) verstopft ein großes, das Gehirn versorgende Blutgefäß. Der Gefäßverschluss (Hirninfarkt) verhindert die Durchblutung des Gehirns. Die Gehirnzellen sterben ab.
  5. Bei Herzstillstand von mehr als 10 Minuten beginnen die Gehirnzellen durch den Sauerstoffmangel abzusterben. Zwar kann das Herz bis zu 30 Minuten nach dem Stillstand durch Reanimation zum selbständigen Schlagen angeregt werden, doch die Schädigung der Gehirnzellen ist bereits so groß, dass sie trotz eingesetzter Durchblutung und Hypothermie (künstliche Abkühlung auf 33°C) ihren Sterbeprozess weiter fortsetzen. Am Ende steht in der Hirntod.
  6. Die Raumforderung (Wachstum) Hirntumors erhöht den Hirndruck. Dadurch wird das Gehirn immer schlechter durchblutet. Am Ende steht der Hirntod.
  7. Die Entzündung greift die Gehirnzellen an und lässt sie absterben. Dies ist die einzige Ursache für den Hirntod, die nicht über den Weg des Sauerstoffmangels erfolgt.
  8. Der Wasserkopf ist eine krankhafte Erweiterung der Flüssigkeitsräume des Gehirns. In extremen Fällen können diese Erweiterungen so groß werden, dass das Gehirn durch den Anstieg des Gehirndrucks nicht mehr durchblutet wird. Der Hirntod ist hiervon die Folge.

Einzelnachweise

  1. Wissenschaftlicher Beirat der Bundesärztekammer. Richtlinien zur Feststellung des Hirntodes. Dritte Fortschreibung 1997 mit Ergänzungen gemäß Transplantationsgesetz (TPG). Zitiert nach: Deutsches Ärzteblatt 95, Heft 30, (24.7.1998), Seite A-1864. Im Internet: http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/Hirntodpdf.pdf Zugriff am 8.2.2014.
  2. https://de.wikipedia.org/wiki/Intermedi%C3%A4res_Leben Zugriff am 8.2.2014.
  3. https://de.wikipedia.org/wiki/Supravital Zugriff am 8.2.2014.
  4. Pschyrembel. Klinisches Wörterbuch. Berlin 2592002, Seite 1665.
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Intermedi%C3%A4res_Leben Zugriff am 8.2.2014.
  6. noch unbelegt
  7. https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_homininer_Fossilien Zugriff am 8.2.2014.