Belohnungsdefizit-Syndrom

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Das Belohnungsdefizit-Syndrom ist der Grund vieler psychischer Erkrankungen, aber vor allem die Hauptursache für die Entstehung von Spchten. Es wird für eine ganze Anzahl von Süchten verantwortlich gemacht: Alkohol-, Ess-, Spiel-, Nikotin-, Opium-, Pornographie- und Sexsucht sowie die Sucht nach Aufputschmitteln.[1]

Kenneth Blum beschrieb 1996 das Belohnugsdefizit-Syndrom. "Er wollte erklären, warum das Belohnungssystem bei den Menschen so unterschiedlich programmiert ist, warum der eine glücklich wird, wenn er bei einem Laufwettbewerb auf dem Treppchen steht, während sich der andere mit Alkohol abfüllen oder Heroin spritzen muss, um das gleiche Maß an Befriedigung zu bekommen. Blum erklärte diesen Unterschied mit einer genetischen Variation des D2-Dopaminrezeptors."[2]

Es gibt unterschiedliche Dopaminrezeptoren, die von D1 bis D5 durchnummeriert sind. Die D2-Rezeptoren sitzen vorwiegend im Bereich des Nucleus accumbens und andere Strukturen des Belohnungssystems. Seine Stimulation führt zur Aktivierung des Belohnungssystems und der Empfindung von Freude und Glück.[3]

Brian Knutson untersuchte bei nicht spielesüchtigen Menschen, was im Gehirn passiert, wenn sie durch Geschicklichkeit bei einem Videospiel Geld gewinnen, aber bei Missgeschick auch Geld verlieren. In beiden Fällen wurden die gleichen Gehirnregionen angesprochen, vor allem der Nucleus accumbens. Dies wird damit erklärt, dass wir uns mit den gleichen Gehirnregionen, mit denen wir uns belohnen, auch dazu motivieren, es beim nächsten Mal besser zu machen. Somit springt das Belohnungssystem "nicht nur bei Erfolgen an, sondern auch bei Misserfolg und Bestrafung. Im ersten Fall, um das erreichte Positive auszukosten, im anderen Fall, um sich zu neuerlichen Anstrengungen aufzuraffen."[4]

Marc Potenza führte den gleichen Test an spielsüchtigen Personen durch. Während die nicht spielesüchtigen Menschen "während der Zeit des Wartens auf die Mitteilung, ob ein Gewinn oder ein Verlust realisiert wurde, wird das Belohnungssystem bei den Kontrollpersonen sehr stark aktiviert. Sie sind gespannt auf das Ergebnis: Gewonnen? Verloren? Nicht so bei den Profizockern - die bleiben kalt und sind nicht nur äußerlich unbeteiligt, sondern auch in ihrem Gehirn tut sich nichts. ... Das Belohnungssystem von pathologischen Spielern arbeitet nur auf einem sehr niedrigen Nievau, und sie brauchen einen immens hohen Reiz, indem sie unablässig viel Geld riskieren, um ihr Belohnungssystem in Gang zu setzen."[5]

Auf der Internetseite www.automatisch-verloren.de werden für die Angehörigen von Spielsüchtigen folgende Tipps gegeben:[6]

  • Pathologisches Gückspielen ist einen Krankheit. Je früher sich jemand deswegen behandeln lässt, desto besser sind seine Chancen auf eine baldige Besserung. Der Weg zur Suchtberatungsstelle oder einer Selbsthilfegruppe wird dringend empfohlen.
  • Das Problem unter den Tisch zu kehren, verschiebt und vergrößert die Schwierigkeiten.
  • Angehörige sollten sich über das Thema sachlich informieren.
  • Die Behandlung der Glückspielsucht wird von der Rentenversicherung oder der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlt.
  • In aller Regel hilft Reden mit vertrauten Personen.
  • Es gibt spezielle Beratungsangebote für Angehörigen von pathologischen Glückspielern.
  • Wichtig ist die Klärung der finanziellen Situation. Eine Schuldnerberatung ist in vielen Fällen sinnvoll.

Die Folgen des Reward Deficiency Syndrome, nach Kenneth Blum:[7]

Sucht Impulsives Verhalten Zwang Persönlichkeitsstörung
Drogensucht ADHS Sexuelle Perversion Antisoziale Persönlichkeitsstörung
Nikotinsucht Tourette-Syndrom Spielsucht Aggressive Persönlichkeitsstörung
Fresssucht Autismus Kontaktstörung



Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Siehe: Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 289.
  2. Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 290.
  3. Siehe: Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 290f.
  4. Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 298.
  5. Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 299.
  6. Siehe: Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 299f.
  7. Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 292.