Oxytocin

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Oxytocin (Ocytocin, Oxitozin; griech.ὠκύς, ōkys "schnell"; τόκος tokos "Geburt": okytokos "leicht gebärend") ist ein Hormon, welches eine wichtige Bedeutung beim Geburtsprozess einnimmt. Gleichzeitig beeinflusst es auch das Verhalten zwischen Mutter und Kind sowie zwischen Geschlechtspartnern, sowie ganz allgemein soziale Interaktionen.

Das Neuropeptid aus der Gruppe der Proteohormone wird im Kerngebiet des Hypothalamus (Nucleus paraventricularis und zu einem geringen Teil im Nucleus supraopticus) gebildet. Von dort wird Oxytocin über Axone zur Neurohypophyse transportiert, zwischengespeichert und bei Bedarf abgegeben.

Wirkung

Heute ist bekannt, dass Oxytocin sowohl als Hormon als auch als Neurotransmitter wirkt. Die Bandbreite seiner Wirkung ist daher größer als ursprünglich angenommen.

Oxytocin hat bei Frauen eine vielfältige Wirkung:

  • Oxytocin bewirkt eine Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur und löst damit die Wehen während der Geburt aus. Es wird im Rahmen der klinischen Geburtshilfe als Medikament in Tablettenform, als Nasenspray oder intravenös (sog. "Wehentropf") eingesetzt.
  • Oxytocin löst Nachwehen aus, die nach der Geburt der Blutstillung und später der Rückbildung der Gebärmutter dienen.
  • Oxytocin stimuliert die Milchejektion (Entleerung der Drüsenbläschen) der sogenannten myoepithelialen Zellen der Milchdrüse.
  • Oxytocin verringert den Blutdruck und den Kortisolspiegel, wirkt sedierend und kann zu Gewichtszunahme und verbesserter Wundheilung führen.
  • Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Oxytocin die Auswirkung von Stress verringert.

Prof. René Hurlemann von der Uniklinik Bonn führte eine "Altruismus-Studie" durch. Dabei wurde festgestellt, dass ein hoher Oxytocin-Wert die Menschen altruistischer werden lässt. Ein als Nasenspray verabreichtes Oxytocin lässt die Menschen doppelt so viel spenden als zuvor.[1]

Im Speichel des Mannes ist Testosteron, das die Libido verstärkt. Beim Küssen werden diese Hormone über die Wangenschleimhaut resorbiert. Männer nehmen beim Küssen wahrscheinlich Pheromone der Frau auf, die Fruchtbarkeit signalisieren. Dazu wird Oxytocin ausgeschüttet und die Bindung verstärkt.[2] Bei sexueller Erregung und während des Orgasmus wird Oxytocin ausgeschüttet.[3]

Ein hoher Spiegel Oxytocin bewirkt, Gestik und Mimik des Gegenüber besser zu deuten.[4]

"Oxytocin ruft Gefühle von zwischenmenschlicher Bindung und Mitleid in uns wach. Wenn nach dem anstrengenden Geburtsakt das Neugeborene zum ersten Mal der Mutter in den Arm gelegt wird, bewirkt eine gigantische Ausschüttung von Oxytocin das Einseten der Milchproduktion sowie das überwältigende Gefühl von Liebe und Zuneigung zu ihrem neugeborenen Kind, welches eine lebenslange Bindung erzeugt."[5]

Oxytocin stärkt nicht nur Bindungen zwischen Mutter und Kind, sondern auch zwischen Vater und Kind. Wie eine Studie zeigte, ist dass nicht nur bei heterosexuellen, sondern auch bei homosexuellen Paaren. Oxytocin stärkt auch die Bindung zwischen Paaren und die Familienbande. So ist auch zu erklären, dass die Familie - zuweilen auch die Sippe -, aber auch der eigene Fußballclub gegen jede Bedrohung von außen verteidigt wird. Oxytocin steigert auch das Vertrauen, Empathie und die Sympathie.[6]

Sonstiges

Bauern ist seine Wirkung schon seit Jahrhunderten bekannt, ohne dass sie je von diesen Hormonen gehört hätten. Wenn ein Lamm bei einer Pflegemutter untergebracht werden muss, stimuliert der Bauer die Vagina und die Gebärmutter des Schafs, damit Oxytozin ausgeschüttet wird. Das Bindungshormon sorgt dafür, dass das Mutterschaf dem fremden Lamm gegenüber mütterliches Verhalten zeigt.[7]

"Untersuchungen von Mohamed Kabbaj aus Florida aus dem Jahr 2013 zeigen, dass die Dichte der Rezeptoren für Oxytocin und Dopamin durch den langwierigen Sex im Nucleus accumbens zunimmt und verstärkt Bindungsgefühle entstehen, die sexuelle Treue unterstützen."[8]

Eine Regensburger Forscherin hat Mäusen mit einer Genschere den Rezeptor für Oxytocin entfernt. Damit wurde das "Kuschelhormon" unwirksam. Dennoch verhielten sich die Tiere ebenso monogam, wie ihre Artgenossen. Nun stellt sich die Frage, was die Bindung zwischen Paaren bei Mensch und bei Tieren ausmacht.[9]

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. O.V.: Forscher entwickeln ein Nasenspray, das gegen Rassismus hilft. Nach: https://www.galileo.tv/life/forscher-entwickeln-ein-nasenspray-das-gegen-rassismus-hilft Zugriff am 7.9.2017.
  2. Sonja Deml: Küssen – Interessantes aus der Wissenschaft. (25.04.2013) Nach: https://www.match-patch.de/ratgeber/dating/kuessen-interessantes-aus-der-wissenschaft Zugriff am 9.9.2017.
  3. Florian Rötzer: Orgasmus im Gehirn der Frauen. (22.11.2011) Nach: https://www.heise.de/tp/features/Orgasmus-im-Gehirn-der-Frauen-3392096.html Zugriff am 9.9.2017.
  4. Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 48.
  5. Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 124f.
  6. Siehe: Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 125-130.
  7. Dick Swaab: Wir sind unser Gehirn. Wie wir denken, leiden und lieben. München 2010, 46.
  8. Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 306.
  9. br24 (02.02.2023).