Korrekte Sprache

Aus Organspende-Wiki
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Falschaussagen

Die Spendebereitschaft sei gesunken

In Deutschland kamen im Jahr 2012 einige Skandale zur Organtransplantation an die Öffentlichkeit. Hierauf ging die Zahl der Organspender zurück. Häufig wurde es in den Medien so dargestellt, dass die Skandale die Spendebereitschaft der Deutschen geschmälert hätten.[1]

Damit wird ein Zusammenhang hergestellt, der so nicht erwiesen ist[Anm. 1] und der sachlich falsch ist, denn der Anteil der Organverweigerer blieb über die Jahre hinweg bei rund 30% - [siehe hier].

Die Zahl der Organspender sank in den Jahren 2012 bis 2014 um rund 30%.

Die Zahl der Organverweigerer blieb in den Jahren 2010 bis 2014 konstant um 30%.

Die Patienten sterben, weil ...

Viele Menschen müssten "sterben, weil zu wenig Organe"[2] gespendet werden bzw. "sterben, weil es zu wenig Organe"[3] gibt.

Kritiker haben bei diesem Argument leichtes Spiel, weil sie damit darauf hinweisen können, dass diese Menschen nicht sterben, weil es zu wenig Organe gibt, sondern diese Menschen an ihrer Krankheit sterben. Mit dieser Formulierung spielt man daher den Kritikern in die Hände. Korrekter ist der Ausdruck, dass das Leben dieser Menschen mit mehr Organen hätte gerettet werden können oder dass diese Menschen mit mehr Organen vor ihrem Tod hätten bewahrt werden können.

Mit mehr Organen könnten mehr Menschen vor dem Tod bewahrt werden.

Begrifflichkeiten

Angehörige oder Hinterbliebene

Google kannte am 18.6.2016 ungefähr 18.200 Seiten mit den Begriffen "Organspender" und "Angehörige". Für die beiden Begriffe "Organspender" und "Hinterbliebene" sind es etwa 92.700 Seiten.

Google kannte am 18.6.2016 ungefähr 29.800 Seiten mit den Begriffen "Hirntote" und "Angehörige" sowie 19.300 Seiten mit den Begriffen "Hirntoter" und "Angehörige". Für die beiden Begriffe "Hirntote" und "Hinterbliebene" sind es etwa 9.210 Seiten sowie für die Begriffe "Hirntoter" und "Hinterblienene" 4.670 Seiten.

Fazit: In der Kombination mit "Organspende" werden "Hinterbliebene" rund 5 Mal häufiger genannt als "Angehörige". In der Kombination mit "Hirntod" werden "Angehörige" rund 3 bis 5 Mal häufiger genannt als "Hinterbliebene". Dabei sind Organspender immer Hirntote. Warum dieser sprachliche Unterschied?

Wikipedia nennt unter "Angehöriger" Personen, die zu einer Person oder einer Gruppe dazu gehören, unter "Hinterbliebener" Personen, die zu einer verstorbenen Person in Beziehung standen. Der Tod ist dabei der große Trenner. Er trennt die Patienten von den Angehörigen und macht aus ihnen (Hirn-)Tote und Hinterbliebene.
Hirntote sind genauso tot wie Organspender. Dennoch machen wir diese sprachlichen Unterschiede. Korrekt müssten wir bei Hirntod wie bei Organspende von "Hinterbliebenen" sprechen.

Lebende Patienten haben Angehörige,

Hirntote haben wie Tote Hinterbliebene.

Kein Weg zurück

Die DSO und die BZgA brachten gemeinsam die Broschüre "Kein Weg zurück" heraus.[4] Diese kostenlose Broschüre gehört mit zu den besten kostenlosen Schriften über den Hirntod.

"Kein Weg zurück" ist auch eine Formulierung, die vor allem Ärzte bei der Beschreibung des Hirntods verwenden.[5] Zuweilen wird mit dieser Formulierung auch versucht, die Unumkehrbarkeit (Irreversibilität) des Zustands auszudrücken.[6]

"Kein Weg zurück" kann jedoch auch so verstanden werden, dass Hirntote sich im Sterbeprozess befinden. Es gibt da zwar keinen Weg zurück, aber unter gewissen Vorstellungen noch einen Weg nach vorne, auf den Tod zu. Dies ist jedoch irreführend, denn Hirntote sind tot. Was bei Hirntoten noch am Sterben ist, das ist nur deren Körper.

Mit dem Hirntod ist der Sterbeprozess des Menschen abgeschlossen.

DSO

Von vielen Menschen wird "DSO" mit "Deutsche Stiftung Organspende" übersetzt. Dies ist falsch. Die DSO ist nicht für die Organspende zuständig, sondern für die Organtransplantation. Deren Aufgabe beginnt nach der Feststellung des Hirntodes und endet mit der Dokumentation der Organtransplantation. Aus diesem Grund heißt "DSO" auch "Deutsche Stiftung Organtransplantation".

Google kannte am 18.6.2016 ungefähr 2.200 Seiten mit "Deutsche Stiftung Organspende" und ungefähr 26.200 Seiten mit "Deutsche Stiftung Organtransplantation".

DSO ist die Abkürzung von "Deutsche Stiftung Organtransplantation.

Hirntod

... wurde für hirntot erklärt

In zahlreichen Medien werden die Patienten "für hirntot erklärt"[7]

Jemanden für tot zu erklären ist immer ein richterlicher Akt. Dies wird immer dann vorgenommen, wenn der Leichnam des Toten nicht vorliegt.
Ärzte haben für die Todesfeststellung immer einen Leichnam vorliegen. Daher stellen Ärzte immer den Tod fest, auch den Hirntod.

Daher kann zurecht gesagt werden:

Ärzte stellen den Hirntod immer fest.

Einige Kritiken und Journalisten erklären Patienten für hirntot.[Anm. 2]

Komatöse, Hirnverletzte, hirntote Patienten, ...

Aus den verschiedensten Gründen, werden Hirntote nicht als solche bezeichnet. Einige der z.T. kreativen Wortschöpfungen seien hier gelistet und korrekt beschrieben:

Begriff Beschreibung
Komatöse
[Anm. 3]
Tiefes Koma ist zwar eine Voraussetzung, um eine HTD anzusetzen, aber zwischen Koma und Hirntod gibt es einen weiten und entscheidenden Unterschied: siehe Koma
Hirnverletzte
[Anm. 4]
Das Gehirn von Hirntoten ist nicht nur verletzt, sondern es ist völlig zerstört. In Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm sind die Gehirnzellen abgestorben. Nach Stunden haben sich die abgestorbenen Gehirnzellen mit Flüssigkeit aufgesogen und nach Tagen platzen sie auf. Das Gehirn hat sich aufgelöst.
Hirngeschädigte
[Anm. 5]
Das Gehirn ist bei Hirntoten nicht nur geschädigt, es ist ein Totalschaden (siehe: Hirnverletze).
hirntote Patienten
[Anm. 6]
Die Rede von "hirntoten Patienten" ist der gleiche Unsinn wie von einem "quadratischem Kreis" oder einem "dreieckigen Quadrat". - Patienten reben. Mit Eintritt des Todes sind es keine Patienten mehr.
Hirntodpatienten
[Anm. 7]
Die Rede von "Hirntodpatienten" ist der gleiche Unsinn wie von "hirntoten Patienten" (siehe oben).
Für "Hirntote" gibt es kein Synonym.

Hirntote seien an Herz-Lungen-Maschine angeschlossen

Einige Kritiker und Journalisten schreiben, dass Hirntote an Herz-Lungen-Maschine[8] oder an Herz-Kreislauf-Maschinen angeschlossen seien.[9]

Hirntoten schlägt das Herz selbständig. Dies betonen die Kritiker häufig selbst. Hirntoten ist nur durch den Tod des Hirnstamms - dort sitzt unser Atemzentrum - die Eigenatmung für immer ausgefallen. Daher benötigen Hirntote nur eine künstliche Beatmung, keine Herz-Lungen-Maschine.

Hirntote benötigen nur eine künstliche Beatmung.

Alan Shewmon

Alan Shewmon veröffentlichte im Jahre 1998 eine Studie über 175 Hirntote, die nach Feststellung des Hirntodes intensivmedizinisch weiterbehandelt wurden. Bis zum Zusammenbruch das Blutkreislaufes lagen zwischen einer Woche und 14 Jahren. Alan Shewmon wollte damit beweisen, dass nach Feststellung des Hirntodes der Blutkreislauf nicht binnen einer Woche zusammenbricht, wie einige Mediziner in den USA dies behaupteten.

Kritiker verweisen gerne auf diese Studie von Alan Shewmon und sagen, dass die Hirntoten zwischen einer Woche und 14 Jahren weitergelebt hätten.[10] Der Begriff "weiterleben" ist hier irreführend. Korrekt müsste es heißen, dass diesen Hirntoten trotz Fortsetzung der intensivmedizinischen Behandlung[Anm. 8] nach einer Woche bis 14 Jahren der Blutkreislauf zusammengebrochen ist.

Bei den 175 von Alan Shewmon zusammengetragenen Hirntoten,

bei denen nach Feststellung des Hirntodes die intensivmedizinische Behandlung fortgesetzt wurde,
brach der Blutkreislauf nach 1 Woche bis 14 Jahren zusammen.

Eigenatmung trotz Hirntod

Vor allem im Zusammenhang mit der Studie von Alan Shewmon wird davon geschrieben, dass die Hirntoten zwischen 1 Woche und 14 Jahren weitergelebt hätten, nachdem bei ihnen die künstliche Beatmung abgeschaltet worden sei.[11]

Die Menschen, die solches von sich geben, zeigen damit, dass sie den Hirntod nicht verstanden haben, denn mit Eintritt des Hirntodes ist die Eigenatmung für immer ausgefallen. Wenn jemand selbständig atmet oder versucht zu atmen, ist dies ein Beweis, dass kein Hirntod vorliegt.

Eigenatmung und Hirntod schließen sich gegenseitig aus.

Nulllinien-EEG sei Kennzeichen für den Hirntod

Schwangere Hirntote

Schwangere Hirntote kommen in Deutschland etwa alle 5 bis 10 Jahre einmal vor. Durch ihre Seltenheit wird von den Medien jede Geburt eines lebenden Kindes aus einer hirntoten Mutter als Sensation gebracht. Gleichzeitig sind wir in der korrekten Bezeichnung des Zustandes von Schwangerschaft und Hirntod sprachlich sehr ungeübt. Daher erfolgen bei dieser Kombination der Themen sprachliche Fehler, über die kaum nachgedacht wird. Damit laufen wir als Gesellschaft Gefahr, dass sich die falschen Ausdrücke in unserer Umgangssprache verfestigen. Um dem entgegen zu wirken, wird dieser Abschnitt intensiver behandelt.

Schwangere Hirntote würden am Leben gehalten

Google kannte am 18.6.2016 ungefähr 4.270 Seiten mit den Suchbegriffen "schwangere hirntote künstlich am leben gehalten" [12] und ungefähr 7.410 Seiten mit den Suchbegriffen "schwangere hirntote künstlich am leben erhalten".[13]

Bei schwangeren Hirntoten wird nach der Feststellung des Hirntodes die intensivmedizinische Versorgung fortgesetzt, um das Leben des ungeborenen Kindes zu retten. Dabei wird versucht, den Körper in seinen Grundfunktionen (Homöostase) zu halten, damit die Schwangerschaft ungehindert fortgesetzt werden kann. Die schwangere Hirntote bekommt von alle dem nichts mit, da sich ihr Gehirn aufgelöst hat (siehe: Selbstauflösung).

Bei schwangeren Hirntoten wird die intensivmedizinische Versorgung fortgesetzt,

um den Blutkreislauf sicherzustellen
und somit die Geburt eines lebenden Kindes zu ermöglichen.

Schwangere Hirntote ließe man sterben

Wenn bei einer schwangeren Hirntoten das ungeborene Kind gestorben oder entbunden ist, wird die künstliche Beatmung abgeschaltet, es sei denn, dass noch eine Organentnahme möglich ist. Die Medien bezeichnen das Abschalten der künstlichen Beatmung meist als "sterben lassen".[14]

Anhang

Anmerkungen

  1. Die Zahl der Störche ging in den letzten Jahrzehnten in Deutschland zurück, die Zahl der Neugeborenen ebenso. Es müsse daher die Zahl der Störche angehoben werden, damit es in Deutschland mehr Kinder gibt. (Nach einer falschen Vorstellung würde der Storch die Kinder bringen.
  2. Es gibt einige Kritiker, die erklären Patienten, die nie hirntot waren, für hirntot. Siehe: Schwangere Hirntote.
  3. Google kannte am 18.6.2016 etwa 832 Fundstellen mit "Komatöse" und "Organspende": https://www.google.de/search?q=%22komat%C3%B6se%22+organspende&btnG=Suche&num=30&newwindow=1&hl=de&gbv=1
  4. Google kannte am 18.6.2016 etwa 629 Fundstellen mit "Hirnverletzte" und "Organspende": https://www.google.de/search?q=%22Hirnverletzte%22+organspende&btnG=Suche&num=30&newwindow=1&hl=de&gbv=1
  5. Google kannte am 18.6.2016 etwa 285 Fundstellen mit "Hirngeschädigte" und "Organspende": https://www.google.de/search?q=%22Hirngesch%C3%A4digte%22+organspende&btnG=Suche&num=30&newwindow=1&hl=de&gbv=1
  6. Google kannte am 18.6.2016 etwa 1.260 Fundstellen: https://www.google.de/search?q=%22hirntote+Patienten%22&btnG=Suche&num=30&newwindow=1&hl=de&gbv=1
  7. Google kannte am 18.6.2016 etwa 198 Fundstellen: https://www.google.de/search?q=%22Hirntodpatienten%22&btnG=Suche&num=30&newwindow=1&hl=de&gbv=1
  8. Neben ständiger künstlicher Beatmung und künstlicher Ernährung gehört auch die Ausbalanzierung der Homöostase mit dazu.

Einzelnachweise

  1. Alle Stellen wurden recherchiert am 16.6.2016:
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