Anna Bågenholm

Aus Organspende-Wiki
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Die schwedische Ärztin Anna Bågenholm fuhr am 21.05.1999 mit zwei Arbeitskollegen Ski. Um 18:20 Uhr stürzte sie kopfüber in einen etwa 70 cm tiefen, zugefrorenen Bach, geriet unter die Eisdecke, wo ihr Körper zwischen zwei Felsen eingeklemmt wurde. Sie konnte zwar in einer Luftblase zwischen Eis und Wasser atmen, sich aber nicht befreien. Ihren Begleitern gelang es nicht, sie aus dem etwa 20 cm dicken Eis zu retten.

Um 18:27 Uhr wurde ein Notruf abgesetzt. Um 19:40 Uhr konnte ein Rettungsteam das Eis mit einer Motorsäge aufsägen. Damit konnte Anna Bågenholm, die bereits seit 19:00 Uhr bewusstlos war, aus dem Bach gezogen werden konnte. Um 19:56 Uhr wurde sie durch einen Rettungshubschrauber unter Reanimationsmaßnahmen von der Unfallstelle übernommen und traf um 21:10 Uhr in der Uni-Klinik Tromsø ein. Zu diesem Zeitpunkt betrug ihre Körpertemperatur nur noch 14,4 Grad, die Pupillen waren starr, es waren weder Herztätigkeit noch Hirnströme feststellbar.

Obwohl Anna Bågenholm damit eine Reihe von unsicheren Todeszeichen aufwies, wurden umfangreiche intensivmedizinische Maßnahmen eingeleitet; insgesamt waren unter der Leitung von Mads Gilbert bis zu 100 Ärzte und Hilfskräfte damit befasst. Dabei wurde unter anderem Bågenholms Blut über einen Bypass ausgeleitet, außerhalb des Körpers erwärmt, mit Sauerstoff angereichert und dann wieder zurückgeführt. Die Körpertemperatur sank noch bis auf 13,7 Grad ab.

Um 22:15 Uhr konnte an Anna Bågenholm wieder Herztätigkeit gemessen werden. Um 0:49 Uhr wurde der Bypass abgestellt. Die Körpertemperatur war inzwischen auf 36,4 Grad gestiegen. Am 30. Mai kam Anna Bågenholm wieder zu Bewusstsein. Sie war zunächst vom Hals abwärts bewegungsunfähig, erholte sich aber in den folgenden Wochen wieder, ohne dass gravierende körperliche Schäden zurückblieben. Seit Oktober 1999 ist Anna Bågenholm wieder als Ärztin tätig.

Entscheidend für die erfolgreiche Reanimation und das Ausbleiben von (Hirn-)Schäden trotz des langen Kreislaufausfalls waren die schnelle Abkühlung des Gehirns bei noch funktionierendem Kreislauf und die langsam durchgeführte Wiedererwärmung des Körpers. Eine wichtige Rolle spielte außerdem die kompetente medizinische Erstversorgung am Unfallort (die Ersthelfer waren Ärzte) und im Rettungshubschrauber, der bereits ein entsprechend ausgerüstetes Team an Bord hatte, das Bågenholms Körper während des Fluges weiter kühlte. Der "Fall Bågenholm" erregte weltweit Aufsehen und gilt als wegweisend für den Umgang mit Hypothermie.

Daher ist für Hermann Brugger ein Grundsatz der Notfallmedizin: "Nobody is dead, until he`s warm and dead." (Niemand ist tot, bis er warm und tot ist.), wie er auf dem 1. Swiss Accidental Hypothermia Day am 27.11.2013 sagte.[1]


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Helen Emi: Wenn der Körper erkaltet - Akzidentielle Hypothermie. (med. Dipl.) Argau 2013. Nach: https://dokumen.tips/documents/diplomarbeit-die-zahl-der-zu-hause-lebenden-betagten-menschen-gestiegen-francois.html Zugriff am 07.12.2019.