Kardiozentriertes Menschenbild
Geschichtlicher Abriss
Geschichte der Kardiologie und des kardiozentrierten Menschenbildes tabellarisch gelistet:
- Steinzeitmenschen
Steinzeitliche Darstellung in einer spanischen Mammuthöhle deutet darauf hin, dass das Herz als verwundbarste Stelle unseres Körpers gegolten hat.[1] - Neues Reich (Ägypten) um 1500 v.C.
Um 1500 v.C. bildete sich im Neuen Reich in Ägypten die Vorstellung, dass im Totengericht das Herz gewogen werden würde.[2] - Papyrus Edwin Smith um 1500 v.C.
Um 1500 v.C. beschreibt das Papyrus Edwin Smith die wohl älteste kardiologische Untersuchung, die Pulsmessung.[1] - Herophilos von Chalkedon (330-255 v.C.)
Um 300 v.C. kontruierte Herophilos von Chalkedon eine Taschenwasseruhr zur Pulsmessung.[3] - William Harvey (1578-1657)
1628 entdeckte William Harvey den Blutkreislauf.[3] - Stephen Hales (1677-1761)
1733 maß Stephen Hales (1677-1761) erstmals "blutig", d. h. invasiv, den Blutdruck, indem er eine Kanüle in die Halsschlagader eines Pferdes einführte und mit einem Glaszylinder verband. [3] - Georg Wilhelm Richmann (1711-1753)
1753 kam Georg Wilhelm Richmann bei der Erforschung der Elektrizität durch einen Blitzschlag zu Tode.[4] - Erste elektrische Reanimation
1774 berichtete die Transactions of the Royal Humane Society über die elektrische Wiederbelebung eines Mädchens, das nach dem Sturz aus dem ersten Stock eines Hauses von den Ärzten im Krankenhaus für tot gehalten worden war. Ca. 20 Minuten nach dem Sturz konnte ein Mr. Squires Elektroschocks am Thorax des Mädchens anbringen, das tatsächlich einen Puls hervorbrachte, zu atmen begann und sich kurz darauf übergab.[4] - Reanimation einer Henne
1775 wollte Peter Abildgaard mit einem Elektroschock ein Pferd töten, doch die Anzahl der ihmm zur Verfügung stehenden Leydener Flaschen reichten hierfür nicht aus. Somit versuchte er es an einem Huhn. Es zeigte nach dem Stromschlag alle Todeszeichen auf. Dann schockte er es wieder mit Elektrizität, worauf die Henne sich erhob und ruhig davonlief. Die noch 1775 erschienen Ergebnisse seiner Studie blieben unbeachtet.[4] - Luigi Galvani (1737-1798)
1780 entdeckte [1] zufällig eine Kontraktion der Froschschenkel, wenn diese mit Eisen und Kupfer in Berührung kamen. Er sah es als "tierische Elektrizität" (eine aus dem Tier kommende Elektrizität) an, und vieler seiner Zeitgenossen auch.[4] - René Théophile Hyacinthe Laënnec /1781-1826)
1816 erfand René Théophile Hyacinthe Laënnec /1781-1826) das Stethoskop. Es war zunächst nur ein hölzernes Rohr.[3] - Ludwig Rehn (1849-1930)
1896 wurde von Ludwig Rehn die erste Herzoperation vorgenommen. Er nähte das Herz eines Frankfurter Gärtnergesellen, das bei einer Messerstecherei verwundet worden war. Vorangegangen waren tierexperimentelle Versuche, die gezeigt hatten, dass der Herzmuskel zur Regeneration fähig war.[3] - Werner Forßmann (1904-1979)
1929 erprobte Werner Forßmann in einem Selbstversuch die Methode der Herzkatheterisierung.[1][3] - 1969 wurde das erste Kunstherz implantiert. Der Patient starb kurz nach der Transplantation.[5]
- 1982 wurde das Modell Jarvik-7 einem Patienten implantiert. Er überlebte 112 Tage und erlitt mehrere Thrombosen, bevor er starb.[5]
- 1984 wurde ebenfalls das Modell Jarvik-7 einem Patienten implantiert. Er lebte damit 620 Tage, bis er an einem Schlaganfall verstarb.[5]
Aussagen
"Im Altertum wurde oft das Herz als Sitz von Empfindung und Intellekt betrachtet, wohingegen man dem Hirn eine vergleichsweise geringe Bedeutung beimaß.507 Diese 'Herzdoktrin' aus ägyptischer Zeit hat sich bis weit über die griechische Antike hinaus gehalten und wurde unter anderem auch von Aristoteles vertreten.508 Namhafte Dissidenz gab es aber schon zu Zeiten der Vorsokratiker. Vor allen Dingen Alkmaion von Kroton (um 500 v. Chr.) und Hippokrates von Kos (um 460 – 370 v. Chr.) vertraten zu jener Zeit die These, dass es das Gehirn sei, und nicht etwa das Herz, in welchem Gedanken, Empfindungen und Intellekt ihren Ursprung nähmen.509 Während des Hellenismus wurde diese These von Herophilos (335 – 280 v. Chr.) und Erasistratos (304 – 250 v. Chr.) in Alexandria weiter forciert und durch erste anatomische Untersuchungen sekundiert.510Diese Entwicklung kulminierte in den Arbeiten des Galenos von Pergamon (129 – 199 AD), der zahlreiche Tierkadaver511 sezierte, Vivisektionen durchführte und systematisch anatomische Studien betrieb, die er in über 100 Schriften für die Nachwelt festhielt."[6]
In Japan besitzen die Begriffe "Herz" und "Seele" die gleichen Schriftzeichen (kokoro). "In diesem Sprachsinn hieße dann 'Herztransplantation' dasselbe wie 'Seelentransplantation'. Im Rahmen der buddhistischen oder shintoistischen Weltanschauung gehört es sich aber nicht, ein Stück Seele eines anderen Menschen in sich aufzunehmen."[7]
Anhang
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ a b c http://www.madeasy.de/4/herzhist.htm Zugriff am 27.5.2016.
- ↑ https://de.wikipedia.org/wiki/Seele Zugriff am 8.7.2016.
- ↑ a b c d e f https://de.wikipedia.org/wiki/Kardiologie Zugriff am 18.8.2016.
- ↑ a b c d Christa Möhring: Eine Geschichte des Blitzableiters. Die Ableitung des Blitzes und die Neuordnung des Wissens um 1800. Weimar 2005 (Diss.) Im Internet unter: http://e-pub.uni-weimar.de/opus4/files/1374/Dissertation_Moehring.pdf Zugriff am 18.8.2016.
- ↑ a b c https://de.wikipedia.org/wiki/Kunstherz Zugriff am 18.8.2016.
- ↑ Daniel Alexander Braun: Philosophische Verwicklungen der neurobiologischen Bewusstseinsforschung. (phil. Diss.) Freiburg 2010, 181. Nach: https://freidok.uni-freiburg.de/fedora/objects/freidok:8088/datastreams/FILE1/content Zugriff am 22.05.2019.
- ↑ Dag Moskopp: Hirntod. Stuttgart 2015, 140.