Mutterkorn
"Das Mutterkorn wird von einem Pilz erzeugt, der als Schmarotzer auf Getreide wächst. Er ist giftig und verursacht Ergotismus, einen Zustand, bei dem sich die Arterien der Extremitäten so sehr zusammenziehen, dass Durchblutungsstörungen entstehen und Gliedmaßen sogar amputiert werden müssen. Außerdem bewirkt es Durchblutungsstörungen innerer Organe und auch des Gehirns, sodass Schlaganfälle auftreten können."[1]
Im Gehirn verursacht Ergotismus Verwirrtheit, rauschhafte Zustände und Halluzinationen. "Im Mittelalter, so wird vermutet, war die Kontamination von Getreide mit dem Mutterkorn vielfach Ursache von Massenvergiftungen unter der Bevölkerung."[2]
"Man geht davon aus, dass auch viele der im Mittelalter beschriebenen Massenhysterien Folge einer durch Mutterkorn verursachten Massenpsychose waren. Was auch einleuchtet, denn das mit Pilz befallene Getreide wurde regional verarbeitet und das krank machende Brot somit nur von einer lokalen Bevölkerungsgruppe, beispielsweise den Bewohnern eines Dorfes, konsumiert. Ferner wird vermutet, dass der Massenwahn des Veitstanzes, einer überdrehten Tanzwut, bei der epidemieartig Menschen mit skurrilsten Verdrehungen an Extremitäten so lange tanzten, bis sie zusammenbrachen, auf kollektive Mutterkornvergiftungen zurückzuführen ist."[3]
"Auch haben Hebammen damals schon gewusst, dass die Einnahme von ein bis zwei schwarzen (mit Mutterkornalkaloiden vergifteten) Kornähren die Geburt beschleunigen. Die moderne Medizin nutzt Abwandlungen der Mutterkornalkaloide zur Blutstillung, Migränebehandlung oder Bekämpfung von zu niedrigem Blutdruck."[4]
Anhang
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 119.
- ↑ Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 120.
- ↑ Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 121.
- ↑ Christof Kessler: Glücksgefühle. Wie Glück im Gehirn entsteht und andere erstaunliche Erkenntnisse der Hirnforschung. München 2017, 121.