Rüstungsspirale

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Die Rüstungsspirale der Ko-Evolution zeitigte jedenfalls ein phantastisches Spektrum von Tricks und Tücke. Überall das Peter-Schlemihl-Prinzip: Jedem noch so gut getarnten weißen Schneehasen kann in sonnendurchfluteter Polarlandschaft der verräterische Schlagschatten schnell zum Verhängnis werden. Abflachung des Körpers reduziert den Schatten, weshalb die Gestalt von Myriaden von Reptilien oder Insekten sich in sanftem seitlichem Übergang auf die Unterlage schmiegt. Ähnlich verbreitet die Gegenschattierung: Fische sind am Rücken dunkel, am Bauch hell gefärbt, um sowohl beim Blick von oben gegen den Grund als auch in der Ansicht von unten gegen die helle Wasseroberfläche getarnt zu sein. Ungezählt die Beispiele für Tarnungen durch Farbe und Form, die gegen entsprechenden Hintergrund nahezu unsichtbar machen: Insekten ahmen Zweige, Rinde oder Blätter bis in Einzelheiten der Furchung, Rippenmusterung oder Spuren des Parasitenbefalls nach. Morpholyse und Somatolyse — die Auflösung der eigenen Gestalt und des Körpers -, das ist der basso continuo der zwischenartlichen Konkurrenz.

Tarnung kann aber auch auffällig obsiegen: Die harmlose Schwebfliege mogelt sich mit der schwarz-gelben Ringelung der Wespe durchs Leben, der wohlschmeckende Weißling nimmt das Bunt von ekligen Faltern an.[1]


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Volker Sommer: Zur Evolutionsbiologie der Lüge. In: Christina Rotta (Hg.) Universitas. 48. Jahrgang. 1993, 1075.