Spanien

Aus Organspende-Wiki
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Interview mit Rafael Matesanz (09.07.2013)

In einem am 09.07.2013 in der taz veröffentlichen Interview sagte Rafael Matesanz, der Direktor der spanischen Nationalen Transplantationsorganisation (ONT), worauf er die hohen Zahlen der Organspender in Spanien zurückführt:[1] Darin sagt er:

Bei uns liegt die Zahl derjenigen, die in Umfragen spontan Ja zur Organspende sagen, seit 20 Jahren konstant bei etwa 56 Prozent. Im gleichen Zeitraum aber haben wir die Organspende um ein Vielfaches gesteigert. Tatsächlich lehnen heute nur 15 Prozent der Angehörigen die Spende ab, nachdem wir das Gespräch mit ihnen geführt haben. Es ist unerheblich, wie viele Menschen einen Ausweis tragen oder sich theoretisch zur Organspende bekennen. Was zählt, ist die Zahl der tatsächlichen Spender.
Seit 1989 haben wir mehr als 15.000 Intensivmediziner, Krankenpfleger, Notfallärzte, Transplantationsbeauftragte geschult – in Gesprächsführung mit den Angehörigen, aber auch darin, potenzielle Spender überhaupt zu entdecken.
In Deutschland kommt hinzu, dass es eine gesellschaftliche Übereinkunft gibt, dass der Arzt sich neutral verhalten soll, wenn er die Angehörigen fragt, ob dem Toten Organe entnommen werden dürfen oder nicht.
Wir führen das Gespräch proaktiv, das heißt, wir erklären der Familie, dass dieser Mensch tot ist und dass es unser oberstes Gebot ist, den Willen des Patienten zu respektieren. Dann aber ist die Aufgabe des Koordinators, die Familie von den Vorzügen der Organspende zu überzeugen.
Es macht einen qualitativen Unterschied, ob eine Niere nach zwei oder nach zehn Stunden verpflanzt wird. Wir in Spanien haben die Regelung, dass Notfallpatienten immer Vorrang haben, unabhängig von ihrem Aufenthaltsort. Aber bei den anderen Patienten auf der Warteliste haben diejenigen Priorität, die in der Region leben, in der auch die Organe gespendet wurden.
Es ist billiger. Effektiver. Und es gibt den Regionen einen Anreiz, sich bei der Organspende anzustrengen.
In Spanien dürfen lediglich 185 Krankenhäuser Organspenden durchführen – bei 47 Millionen Einwohnern. In Deutschland dagegen sind 1.200 Häuser dazu berechtigt – bei einer Bevölkerung von 80 Millionen. Das Problem des deutschen Gesundheitswesens ist nicht seine Versorgungsqualität, sondern seine Zersplitterung. Es reden zu viele mit, der Bund, die Länder, die Kommunen.
Eurotransplant vergibt die Organe, ist aber nicht verantwortlich dafür, was in den Krankenhäusern passiert, und kann folglich weder kontrollieren noch sanktionieren. Die einzige Möglichkeit, dieses System wieder handhabbar zu machen, ist, alle Belange in die Hand einer einzigen Institution zu legen. Diese Institution muss dem Ministerium unterstehen.


Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. https://taz.de/!471135 Zugriff am 24.09.2019.