Wernicke-Aphasie

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Die Wernicke-Aphasie (sensorische Aphasie) ist eine nach Carl Wernicke benannte Form der Sprachstörung (Aphasie). Sie wurde erstmals 1874 von Carl Wernicke in Breslau beschrieben.

Die Wernicke-Aphasie tritt bei einer Läsion des Wernicke-Areals (Brodmann-Areal 22) auf. Im Gegensatz zu einer motorischen Aphasie können die Betroffenen bei der sensorischen Aphasie die Sprachlaute oft begrenzt nachahmen, sie sind dabei aber nicht in der Lage, das Gesagte auch zu verstehen und produzieren daher ein "Kauderwelsch", das weder den Zuhörenden noch ihnen selbst verständlich ist. Da das Sprachverständnis für Wörter und Sätze schwer gestört ist, ist eine verbale Kommunikation mit Patienten mit Wernicke-Aphasie nur sehr erschwert möglich.

"Bei Wernickes Aphasie ist das Problem im Grunde genommen genau entgegengesetzt: Die davon Betroffenen scheinen nicht mehr in der Lage zu sein, Sprache zu verstehen. Sie nehmen anscheinend den Klang, den Tonfall, die Sprachmelodie und so weiter wahr, aber die Wörter selbst haben für sie keine Bedeutung. Und sie selbst reden auf ähnliche Weise. Sie formulieren lange, komplex klingende Sätze, doch anstatt etwa zu sagen: 'Ich ging heute in den Laden und habe ein bisschen Brot gekauft', sagen sie etwas in der Art von: 'Ich gongle zu ledende Aden hauheut kauraufte einzschen grot Rotbrod.' Sie produzieren also Kombinationen aus wirklich existierenden und erfundenen Wörtern, die aneinandergereiht werden, ohne dass es einen Sinn ergibt, weil das Gehirn auf eine Weise geschädigt ist, dass es Sprache nicht verstehen und damit auch nicht hervorbringen kann.
Diese Aphasie betrifft oft auch die geschriebene Sprache, und die davon Betroffenen merken im Allgemeinen selbst nicht, dass etwas mit ihrer Art sich auszudrücken nicht stimmt."[1]

Bei einer linksseitigen Läsion der Rindenfelder im hinteren, oberen Temporallappen, so notiert sich Wernicke, leiden Menschen darunter, dass ihr Sprachverstehen in ganz massiver Weise einer Einschränkung unterliegt. Sie produzieren Wortsalat, brabbeln Silben daher, ohne sie zu richtig zu verstehen. Ein Wernicke-Aphasiker hat erhebliche Defizite auf der phonetisch-phonologischen Ebene. Die beeinträchtigten Rindenfelder haben von den Gehirnforschern auch einen Namen erhalten: Die Rede ist vom »sensorischen Sprachzentrum«.[2]



Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Dean Burnett: Unser verrücktes Gehirn. Über Blackouts, Aberglaube, Seekrankheit – wie uns das Gehirn austrickst. München 2018, 278.
  2. Marcus Knaup. Leib und Seele oder mind and brain? Zu einem Paradigmenwechsel im Menschenbild der Moderne. (phil. Diss.) Freiburg 2011, 300.