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Lexika
18. Jh.
Jablonski (1744)
Johann Theodor Jablonski schrieb im Jahr 1744 in seinem Lexikon über den Tod: "Bey dem menschen ist der tod ein abscheiden der seele von dem leibe, a,us manel der wärme und der bewegung, wenn sie durch zufällige ursachen derhindert werden."[1]
Zedler (1745)
Johann Heinrich Zedler schrieb in Bd.44 seines Großen vollständigen Universal-Lexikon aller Wissenschaften und Künste (1731-1754) über den Tod: "Einem Philosphen geht hierinnen die Erfahrung an die Hand, durch die er so wohl wahrnimmt, daß der Tod bey allen Menschen was gemeines; als auch, worinnen er besteht, von welchen beyden Sücken wir zuförderst sonderlich in Ansehung des Menschen handeln wollen. Wir wollen zum vraus durch den Tod überhaupt eine Endschaft des Lebens verstehen, da denn kein vernünftiger Mensch zweifeln wird, daß derselbige statt habe, und ihm alle Menschen unterworfen sind. Denn dies weiß man aus der Erfahrung, und ob man schon nicht wissen kan, was ins Zukünftige geschehen dürfte; so hat man doch in Anlehnung, daß alle Menschen, die ehemals auf der Welt gewesen, gestorben, einen sicheren Grund zu glauben, es werde niemand beständig leben."[2]
Zedler: "Will man aber bey der Definition auf die Ursache des Todes sehen, so kommt es darauf an, worinnen das Leben eines Menschen bestehe. Es gehört dasselbige zu seiner physikalischen Natur, und muß man dessen Grund nicht sowohl in der Seelen; als vielmehr in dem Leibe suchen. ... So versteht man doch, wenn man das Leben dem Tode entgegen setzt, eigentlich das physikalische Leben. Solches Leben bestehet in einer physikalischen Empfindlichkeit und Bewegung, welche vermittelt das Leben."[3]
Zedler: Der Tod beruhe in einer angenehmen Empfindung, "so schließet er auch, daß der Tod kein Uebel oder Unglück eines Lebens sey, weil er kein Leben und keine Empfindlichkeit und also auch kein unglückseliges Leben invoviere. Denn der Tod sey seine Trennung der Seelen von dem Leibe, und diese Trennung bringe nothwendig eine Endschaft aller sinnlichen Empfindlichkeit mit sich. ... Es ist zwar wahr, daß durch alle diese Betrachtungen, der natürlichen Abscheu vor dem Tode, in soweit er animalisch, und also ausser unserer Gewalt ist, sich nicht tilgen lasse: aber diese Abscheu müssen wir duch die angeführten weißen Vorstellungen der Vernunft nach und nach überwinden lernen. Denn eben dadurch, weil wir hierinne unserer Natur nicht geringe Gewalt anthun müssen, wird dieses zu einer hohen Tugend, und desto mehr sollen wir nach derselben streben. Denn es ist doch einmal gewiß, daß dieses flüchtige zeitliche Leben ein Ziel habe, es ist gewiß, daß wir von der Stunde unseres Todes nichts wissen, und alles dieses ist dem Menschen nicht etwa wie dem Vieh verborgen. Daher muß die Betrachtung des Todes auch nur damit man der Zufriedenheit, die in diesem Leben möglich ist, fähig werden möge, ein unentbehrliches Mittel sein, das Herz nicht an die Welt zu hängen, d.i. nicht seinen letzten Zweck in der Welt, und also in dem zeitlichen Leben, welches uns mit der Welt auf eine nur so kurze Zeit verbindet, zu suchen. Er seinen letzten Zweck in dieser Welt sucht, der weiß in Ansehung der Gewißheit des Todes gewiß, dass er dessen bald werde verlustig werden."[4]
1752
Bereits im Jahr 1752 wurde auf die "Flaccidität und Schlaffheit des Augapfels als auf das sicherste Todeszeichen aufmerksam" gemacht.[5]
Pervinaire (1788)
Im Jahr 1788 schrieb Pervinaire: "Das Gehirn ... theilt ... dem herzen und den Organen des Athemholens das Prinzip ihrer Thätigkeit und Bewegung mit, und bekommt von ihrem wiederum die zur Ernährung und Erhaltung des Lebensprinzips nöthige Menge Blut ... Diese beiden Organe, Herz und Gehirn, ... von den Werkzeugen des Athemholens unterstützt, ... müssen als die ... wesentlichen Prinzipe des Lebens betrachtet werden. Alles, was den Mechanismus des einen zerstört, zerstört nothwendig auch die Wirkung des anderen."[6] In: H Steingießer: Was die Ärzte aller Zeiten vom Sterben wussten. Greifswald 1936.
19. Jh.
Franz Ludwig: Conversations-Lexicon (1825-1836
Franz Ludwig im Jahr 1834 über den Tod: "Todt, 1) des Lebens beraubt, von Körpern, welchen Leben beygelegt wird, wodurch es sich von leblos unterscheidet, im Gegensaze von Lebendig. 2) Keine Wirkung hervorbringend, wie: eine t. Kraft, welche keine Bewegung hervorbringt, da sie von einer anderen zurückgehalten wird.; 3) der Lehaftigkeit, Stärke beraubt".[7]
Pierer: Encyklopädie (1835 - 24 Bände)
In Pierers Encyklopädie des Jahres 1835 heißt es über den Tod: "1) des natürlichen, thierischen Lebens beraubt; 2) des vegetatidifischen Lebens beraubt; 3) so v. w. leblos von solchen Dingen, die gar kein Leben haben können; 4) kein Feuer mehr enthaltend; 5) matt, weder Geist noch Leben verdündigend oder anregend; 6) einsam, stille, 7) keinen Einfluss auf den Willen habend, keine Werke erzeugend, 8) ungiftig, unkräftig."[8]
Krünitz: Oekonomische Encyklopädie (1844 - 242 Bände)
Krünitz: "Der Tod ist die Auflösung des physischen Seyns bei jedem thierischen Geschöpfe, nachdem der Lebensgeist, beim Menschen die Seele, daraus entwichen ist; er ist dann das Erlöschen der thierischen Wärme, nebst der damit innigst verbundenen Erregbarkeit, welche dem Willen nicht mehr gehorcht, und diesen zur Einstellung aller Lebensverrichtungen zwingt, womit das Wirken für diese Welt aufhört."Referenzfehler: Für ein <ref>
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Binder: Realencyclopädie (1846-1849)
Wilhelm Binder im Jahr 1849 über den Tod: "Zufolge der Bestimmung des Schöpfers, nach der allweisen Einrichtung der Natur und den Gesetzen des Lebens, besteht fortwährend ein gegenseitiger Austausch in der organischen Masse zwischen Thier- und Pflanzenwelt, in jedem einzelnen beseelten und unbeseelten Wesen so wie im Gesamtorganismus der ganzen Welt. Unausgesetzte Bildung und Erhaltung organischer Verbindungen geben die wesentlichen Lebensäußerungen der Organismen ab, welche eine innere, von äußern Reizen unterstützte Kraft, Lebenskraft genannt, vorsteht, die mit dem Beginn des Lebens wirksam wird, dann progressiv an Intensität gewinnend, im Einzelweisen fortschreitet und bei dessen vollendeter Entwicklung seine größte Ausdehnung erreicht, nach jener aber wieder allmälig rückwärts schreitet und zuletzt in ihm erlischt, d. i. den Zerfall der Individualität herbeiführt, sodaß sie aufhrt bei ihr zur Grundlage der Erzeugung und Erhaltung der organischen Verbindungen zu dienen. T. nennt man also das Erlöschen der Lebenskraft, des ersten und innersten Grundes aller Lebenserscheinungen, beim MEnschen die Rückkehr der unsterblichen Seele zum Schöpfer, aus dessen Hauch sie ward."[9]
Otto Wigand: Conversations-Lexikon (1846-1852)
Otto Wigand schrieb im Jahr 1852 über den Tod: "Tod ist derjenige Zustand, in welchem die Erscheinungen des Wechselverhältnisses des Organismus sowohl in sich, als auch nach außen aufhören, die seine Selbständigkeit sichernde Kraft verschwunden ist, und er selbst den chemischen Gesetzen anheimfällt. Dieses Aufhören der Selbständigkeit oder Individualität erfolgt nun entweder natürlich, nothwendig oder zufällig. Der natürliche nothwendige Tod ist also eine Naturerscheinung, insofern jedes anfangende Sein auch ein Ende in sich schließt."Referenzfehler: Für ein <ref>
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Jacob Schem: Deutsch-amerikanisches Lexikon (1869-1874)
Jakob Schem schrieb im Jahr 1873 über den Tod: "Tod (mors) nennt man das Ende des individuellen Lebens, welches hervorgerufen wird durch das Aufhören des normalen Stoffwechsels und des auf demselben beruhenden Lebensprocesses. ... Diejenigen Organe, welche als Lebenscentren den übrigen die für das Leben nothwendigen Bedürfnisse zuführen, bringen, wenn sie verletzt werden, daher auch am schnellsten den T. herbei. Es sind dieses die Lungen, das Herz und das Gehirn. ... Das Absterben der einzelnen Körpertheilte erfolgt beim T. nicht plötzlich, sondern allmälig, selbst nicht bei einem plötzlichen T. (Schlagfluß, Gewaltthätigkeit), obwohl in diesem Falle das Absterben der einzelnen Organe oft außerordentlich schnell aufeinander folgt."[10]
Spamer: llustrirtes Konversations-Lexikon (1870-1880)
Otto Spamer schrieb im Jahr 1880 über den Tod: "Tod ist der mit dem Aufhören der Lebensvorgänge eingetretene Zustand des organischen Körpers, in welchem derselbe nunmehr der Einwirkung der nach physiklalschen u. chemischen Gesetzen vor sich vor sich gehenden Leichenzersetzung anheimfällt. Die Todesursachen sind außerordentlich mannichfacher Art; es sind dies theils die natürlichen Krankheitsformen, theils gewaltsame Todesarten (Verunglückung, Selbstmord, Todschlag), theils Altersschwäche. Die Erscheinungen der sog. 'Leichenfäuzlnis' sind die sichersten Kennzeichen des T.es. DA aber diese ERscheinungen nicht sofort mit dem Eintritt des T.es offenbar werden, so ist es von Werth, andere Kennzeichen aufzufinden, welche mit Sicherheit darauf schließen lassen, dass das Leben erloschen ist. Das wichtigste Zeichen ist das Aufhören der Athmung, zunächst dadurch erkennbar, daß ein vor Mund u. Nase gehaltener kalter Spiegel, da keine Ausatmung stattfindet, sich nicht beschlägt; das Fehlen der Blutbewegung, erkennbar aus dem Mangel des Pulses in den Pulsadern, zunächst an den Extremitäten, vorzugsweise aber erkennbar aus dem Mangel aller Herzbewegung (beim Auflegen des Ohres od. Hörrohrs auf die Herzgegend), endlich die Erschlaffung sämmtlicher Schließmuskeln, zunächst sich zeigend in der Erweiterung der Pupille des eingesunkenen u. mit schleimigem Eiter bedeckten Auges. - Weniger sichere Zeichen des T.es sind die Empfindungslosigkeit nam. des Auges u. die Leichenblässe; später treten ein die sog. Todtesflecke (infolge der Blutsenkund u. der Verflüssigung des Blutes), die Leichenkälte u. schließlich die Totenstarre, welche gewöhnlich 12 Stunden nach dem Tode sich zeigt u. sich anch 26-48 Stunden wieder verliert."[11]
20. Jh.
Tönnis und Frowein schrieben im Jahr 1963: "Die Diagnose des eingetretenen Todes muß und darf gestellt werden" und weiter: "... muß der Stillstand der Hirndurchblutung als der Zeitpunkt des Todes gewertet werden".[12]
Spann und Liebhardt schrieben im Jahr 1967, dass "nur der Funktionszustand des Gehirns für die Beurteilung von Leben und Tod ausschlaggebend" ist.[13]
Spann und Liebhardt veröffentlichten im Jahr 1967 das Ergebnis einer Befragung von EEG-Fachleuten, die ganz überwiegend angaben, die Stille des EEG (zusammen mit den klinischen Hirntodzeichen) als Todeskriterium zu akzeptieren.[14]
Im April 1968 erschien in der Zeitschrift "Der Chirurg" der Artikel "Todeszeichen und Todeszeitbestimmung". Der Verfasser war eine von der "Deutschen Gesellschaft für Chirurgie" beauftragte "Kommission für Reanimation und Organtransplantation der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie", bestehend aus Prof. Linder (Chirurgie), Doz. Wawersik (Anästhesie), Prof. Hanack (Rechtslehre), Prof. Heberer (Chirurgie), Prof. Loew (Neurochirurgie) und Prof. Wiemers (Anästhesie). In dieser Stellungnahme heißt es:
Grundsätzlich können aus medizinischer Sicht als Zeichen des Todes wie bisher die fehlende Atmung und Herztätigkeit sowie die sekundären Erscheinungen der Abkühlung, Muskelstarre und Totenflecken gelten. In Sonderfällen kann sich unter den Methoden einer modernen Reanimation (Herzmassage, künstliche Beatmung) der Prozess des Sterbens jedoch so verändern, daß es nicht mehr ohne weiteres möglich ist, die Todeserklärung allein auf Grund eines Atem- und Kreislaufstillstandes auszusprechen. Es ist vielmehr notwendig, diese Kriterien dann in eine Analyse des gesamten Krankheits- und Unfallverlaufes einzubeziehen. Dabei ist vor allem der Zustand des Gehirns und dessen Abhängigkeit vom Kreislauf zu berücksichtigen. |
III. Der Gehirntod ist noch nicht anzunehmen, wenn es wegen zentraler oder peripherer Ateminsuffizienz oder wegen Ursachen, die von der Atmung unabhängig sind, zu einem Herzstillstand kommt, aber das Zentralnervensystem bis dahin intakt oder erfahrungsgemäß erholungsfähig war. Handelt es sich bei dem Unglücks- oder Zwischenfall, der zum Atem- und Herzstillstand führte, um eine akute Ursache sui generis, die momentan beseitigt werden kann, so ist zunächst mit Wiederbelebungsmaßnahmen zu beginnen, sofern die Wiederbelebungszeit des Gehirns wahrscheinlich noch nicht überschritten ist. Im weiteren Verlauf ergeben sich zwei Möglichkeiten: 1. Die spontane Herzaktion setzt trotz adäquater Herzmassage nicht wieder ein. In diesem Fall gilt der Eintritt des primären Kreislaufstillstandes als Todeszeitpunkt. |
Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie am 20.06.1968 sagte Kautzky: "Man ist sich ja darüber klar geworden, daß der Tod des Menschen, was wir so einen Tod nennen, nicht in einem Augenblick zu einem Absterben aller Organe führt, sondern daß die einzelnen Organe hintereinander absterben, und manchmal sogar in einem ziemlichen Abstand. Es war daher naheliegend, sich zu fragen: Den Tod welches Organs wollen wir mit dem Tod des Menschen identifizieren? Sie wissen alle, daß man sich dazu entschlossen hat, wenigstens die meisten, den Gehirntod mit dem Tod des Menschen gleichzusetzen."[17] Nach befürworteten Stellungnahmen der Theologen F. Böckle und W. Trillhaas sowie des Juristen C. Roxin fasste Kautzky zusammen: "Dann bestünde also sozusagen allgemeine Einigkeit darüber, zumindest dahin zu tendieren, den Partialtod des Gehirns als Tod des Menschen zu betrachten."[18] Wolfgang Wagner schreibt zu dieser Jahrestagung: "Daß auf einer eigens zu diesem Thema anberaumten, interdisziplinär besetzten Podiumsdiskussion sowohl medizinische als auch theologische und juristische Stellungnahmen zugunsten der These Gehirntod = Menschentod abgegeben wurden, beweist die zu dieser Zeit schon seit längerem vorherrschende Akzeptanz des Hirntodkonzeptes."[19]
Zusammenfassungen
Wolfgang Wagner schreibt zusammenfassend: "Wenngleich die Bedeutung des Hirntodes im Rahmen des (Gesamt-)Todes schon vor Jahrhunderten erkannt bzw. vermutet wurde, so war ein isoliertes und über einen gewissen Zeitraum beobachtbares 'Hirntodsyndrom' doch nicht feststellbar, da ... der Hirntodmit einem sofortigen Atemstillstand gekoppeltist, der dann (wegen des Sauerstoffmangels) seinerseits innerhalb von wenigen Minuten den Herz/Kreislaufstillstand nach sich zieht. Erst die in den fünfziger Jahren aufkommende Techniken der Wiederbelebung und der künstlichen Beatmung machten so etwas wie einen 'dissoziierten Hirntod', d.h. das Erloschensein sämtlicher Hirnfunktionen bei künstlicher Aufrechterhaltung der Atmung (und Unterstützung weiterer wichtiger Vitalfunktionen) mit hierdurch für eine begrenzte Zeit (maximal wenige Tage) persistierender Spontantätigkeit des Herzens möglich."[20]
Über die deutsche Entwicklung im Jahre 1968 und den Harvard-Kriterien schreibt Wolfgang Wagner: "Die in diesem Zusammenhang meist als 'bahnbrechend' zitierten Harvard-Kriterien erschienen erst später (im August 1968) und wurden in den genannten Diskussionsbeiträgen bzw. Stellungnahmen auch nicht erwähnt (waren also den Fachleuten hierzulande offensichtlich auch nicht vorab bekannt). ... Eine auch nur einigemaßen faire Würdigung der Literatur der fünfziger und sechziger Jahre zeigt, wie lange und wie sehr man um die richtige Behandlung (im weitesten Sinne) dieser Patienten rang; die gelegentlich zu hörende Behauptung, Hirntote seien bis 1968 als Lebende behandelt und dann sozusagen kurzerhand 'zu Tode definiert' worden, beweist eine völlige Unkenntnis der Entwicklung in den späten fünfziger und frühen sechziger Jahren."[21]
Wolfgang Wagner über die Todeszeichen: "Keines dieser Zeichen (abgesehen von weit fortgeschrittener Fäulnis bzw. Verwesung) schließt aus, daß sich zum Zeitpunkt der Todesfeststellung noch biologische Lebenszeichen im Körper nachweisen lassen. Das befristete Andauern partieller Vitalfunktionen spricht nicht grundsätzlich gegen den eingetretenen Tod des Menschen. Andernfalls müßte z.B. nach dem Eintritt der Totenstarre und der Totenflecken der Tod des Menschen verneint werden, da sich zu diesem Zeitpunkt noch verschiedene 'Lebenszeichen' (supravitale Reaktionen) nachweisen lassen."[22] Wagner weiter: "Aus dem bisher Gesagten ergeben sich viele grundsätzliche Gemeinsamkeiten zwischen dem Hirntodkonzept und traditionellen Todeskonzepten. Insbesondere läßt sich zwanglos zeigen, daß eine Reihe von eher grundsätzlichen, gegen das Hirntodkonzept vorgebrachten und eingangs erwähnten Einwänden für jede Art der Todesfeststellung gilt (Abhängigkeit des Zeitpunktes der Todesfeststellung von äußeren Umständen, Möglichkeiten des diagnostischen Irrtums, zeitlich begrenztes Überdauern partieller Vitalfunktionen)."[23]
Wolfgang Wagner stellt klar, dass "der Hirntod im Prozeß des Sterbens einen Punkt markiert, ab dem dieser Prozess mit Sicherheit unumkehrbar und in absehbar kurzer Zeit den Tod aller Zellen ('Totaltod') hinausläuft (selbst bei maximaler Intensivtherapie). Das bedeutet: der Hirntod ist nicht irgendeine Erkrankung oder Störung, mit der der Mensch mehr oder minder lang 'leben' könnte (wie etwa das apallische Syndrom), sondern ein Ereignis im Verlauf eines sicher innerhalb kurzer Zeit zum Totaltod führenden Prozesses."[24]
Evolution des Nervensystems
Allgemeines
"In der Evolution begann die Entwicklung von Nervensystemen mit einfachen Netzwerken von Neuronen, die sich später zu kleinen hirnartigen Haufen versammelten und von hier aus Nervenfasern in die peripheren Regionen des Körpers entsandten."[25]
"In den Wirbellosen entstanden Nervenstränge (ventral oder dorsal) mit Ganglien, die später bei den Arthropoden in der Kopfregion konzentriert wurden (Zentralisierung des Nervensystems)."[25]
Es bildete sich eine "Dreiteilung in sensorisches, motorisches und autonomes Teilsystem."[25] Das Vorderhirn (Großhirn und Thalamus), das Mittelhirn (Tectum opticum) und das Rautenhirn (Kleinhirn mit verlängerte Mark). Dies war der Ursprung des Gehirns für Wirbeltiere.
"Die Wirbeltiere besitzen bereits hochentwickelte, hierarchisch gegliederte, leistungsstarke Gehirne. Es existiert ein somatische und vegetatives Nervensystem. Anatomisch können Vorderhirn, Mittelhirn, Rautenhirn und Rückenmark unterschieden werden."[25]
"Die ursprünglichen Gehirnabschnitte, anfangs drei, zeigen im Laufe der Evolution eine Größenzunahme und weitere Unterteilung mit Spezialfunktionen. Das Vorderhirn wuchs am schnellsten und gewann dadurch eine dominierende Position in der Hierachie.[26]
"Neben der Massenzunahme der Neuronen kam es bei den Säugetieren zu einer Vergrößerung der Oberfläche der Hirnrinde durch Faltung und Furchung. Die Dichte der Neuronen nahm zu und damit die Leistungsfähigkeit des Nervensystems."[26]
"Durch Faltung wuchs die Oberfläche auf heute rund 2.200 cm2. Auf diese Weise konnten mehr Neuronen aufgenommen werden. Dies ist die Ursache für die Entwicklung der im Vergleich zu Tieren überragenden Leistungen. Man darf allerdings nicht verkennen, dass die Entwicklung höchster Leistungen des Großhirns bezahlt wurde auch mit den Verlusten animalischer Fähigkeiten, z.B. des Instinktes, des Geruchsssinnes, motorischer und sensorischer Höchstleistungen, die zwar noch vorhanden, indessen aber weitgehend verkümmert sind."[26]
"Das Genom besitzt nicht die Baupläne des künftigen Organismus und ist alleine nicht in der Lage, einen Organismus hervorzubringen. Vielmehr ist die Existenz des Genoms an die Strukturen einer Zelle gebunden und im Zellkern untergebracht. Es ist lediglich in der Lage, die Synthese von Strukturproteinen und Enzymen zu steuern. Hierzu benötigt es die Organellen der Zelle, vor allem die Robisomen, welche zur Proteinsynthese befähigt sind. So entstehen die für die Entwicklung des Organismus erforderlichen chemischen Verbindungen und Enzyme, welche unter Energieverbrauch die biologischen Strukturen errichten und ihnen Lebensfunktion einhauchen."[27]
"In der Evolution haben Primaten angeborene Reflexe und Verhaltensmuster verlernt und müssen diese mit Hilfe der Mutter in der Kindheit erlernen, z.B. Welcher Geschmack von Pflanzen signalisiert Gift? Was ist zu tun bei starkem Sonneneinfall?"[28]
Einzeller
Die kleinsten Zellen haben einen Durchmesser von 0,1 μm, eine menschliche Eizelle von 200 μm.
"Pflanzen- und Tierzellen sind ähnlich aufgebaut. Pflanzenzallen besitzen im wesentlichen identische Zellstrukturen und -Organellen wie Tierzellen. Darüber hinaus befinden sich weitere Organellen im Zellinnern, die [[Plastiden], deren wichtigste Vertreter die lichtempfindlichen Cloroplasten sind (...). Weitere Organellen sind Zellsaftvakuolen als Speicher und für enzymatischen Abbau von Makromolekülen (analog den Lysosomen). Ihre Membran nennt man Tonoplast."[29]
"Mitochondiren sind der Energielieferant der Zellen und Organismen (in Tier- und Pflanzenzellen). Hier findet die Zellatmung mit der Vereinigung von Wasserstoff und Sauerstoffionen statt. Es wird die Lebensenergie freigesetzt und auf den wichtigsten Transporter Adenosinmono- und -diphosphat übertragen und als Adenositriphosphat an den Ort des Energiebedarfs, z.B. in die Muskulatur, geliefert."[29]
"Atmungskette und ATP-Gewinnung finden in der inneren Mitochondirenmembran statt. Die Elektronen aus der Glykolyse und dem Citratzyklus gelangen über vier Komplexe der Atmungskette zum Ort der Übertragung auf Sauerstoff. Es entsteht Wasser und Energie für die Synthese des ATP aus ADP."[30]
In Ribosomen "werden Struktur- und Funktionsproteine entsprechend dem genetischen Code synthetisiert. Ribosomen sind Komplexe aus Ribonukleinsäuren (rRNA) und über 50 Proteine als große und kleine Untereinheiten. Diese primären Proteinprodukte werden dann zum Endprodukt (fertiges Protein) modifiziert."[30]
"Neben der Energiegewinnung ist die wichtigste und komplizierteste Aufgabe der Zellen die Proteinproduktion (Herstellung von Eiweißkörpern). Diese werden vor allem benötigt für den Aufbau von Strukturen, die Steuerung von biochemischen Vorgängen (Hormone und Enzyme), die körperliche Abwehr (Immunsystem), Zellmembran mit Rezeptoren (Empfängern von Signalen), Transmittern (Übertragungsstoffe, z.B. Elektrizität → Muskelverkürzung: Bewegung). Proteine werden schließlich bei der Vermehrung von Zellen benötigt."[30]
"Neu entstehende Proteine enthalten bei der Synthese in den Ribosomen genetisch determinierte Signale, wodurch sie ihren Bestimmungsort finden können. Diese Signale bestehen aus individuellen Aminosäuresequenzen. Dies gilt für Strukturproteine und Enzyme. Diese Verwendung von Signalsequenzen zur Zielsteuerung von Proteinen ist schon bei Bakterien angelegt. Für die Aufdeckung der Signale zur Zielfindung erhielt G. Blobel 1999 den Nobelpreis für Medizin."[31]
Wirbellose
Gliederfüßer
Wirbeltiere
Anhang
Quellen
Die Online-Quellen sind:
- 1. Band = http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/goToPage/bsb10727539.html?pageNo=5&leftTab=toc
- 32. Band = http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10727569_00005.html?leftTab=toc
- 33. Band = http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10727570_00005.html
- 37. Band = http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10727574_00007.html?leftTab=toc
Zedler
- 44. Bd. = https://www.zedler-lexikon.de/index.html?c=blaettern&seitenzahl=325&bandnummer=44&view=100&l=de
Krünitz
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ Johann Theodor Jablonski: Allgemeines Lexicon der Künste und Wissenschafften. 2. Auflage (1742-1744) 2. Band, 1218. Nach: http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10351903_01230.html Zugriff am 4.1.2018.
- ↑ Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste. Leipzig, Halle 1745, 623.
- ↑ Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste. Leipzig, Halle 1745, 633.
- ↑ Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universallexikon aller Wissenschaften und Künste. Leipzig, Halle 1745, 636.
- ↑ Busch DWH, Dieffenbach JF, Hecker JFC, Horn E, Jüngken JC, Link HF, Müller J (Hg.) (1845) Encyclopädisches Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften. Band 33. Berlin 1845. (Artikel "Tod", S. 555).
- ↑ Pervinaire PJB (1788) Traité sur les Asphyxies ou Memoire sur la question suivante, quels sont les moyens, que la Medecine et la Police pourroient employer pour prèvenir les erreurs dangereuses des enterrement precipités? Paris. (Deutsche Übersetzung von BG Schreger: Abhandlund über die verschiedenen Arten des Scheintodes und über die Mittel, welche die Arzneikunde und Polizei anwenden können, um den gefährlichen Folgen allzufrüher Beerdigungen zuvorzukommen. Leipzig 1790. Nach: Wolfgang Wagner: Hirntodkonzept und traditionelle Todeszeichenkonzepte. In: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 202.
- ↑ Franz Ludwig: Neuestes Conversations-Lexicon, oder allgemeine deutsche Real-Encyclopädie für gebildete Stände. Von einer Gesellschaft von Gelehrten ganz neu bearbeitet. Wien 1825–1836, 18 Bände und ein Supplementband. Bd. 17 (1834), 346.
- ↑ Heinrich August Pierer, August Daniel Binzer: Encyclopädisches Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Gewerbe, Nachdruck unter dem Titel Universal-Lexikon oder vollständiges encyclopädisches Wörterbuch, Altenburg 1824–1835, Nachdruck 1835–1836, 26 Bände. Band 23, 546. Nach: http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/goToPage/bsb10401492.html?pageNo=554 Zugriff am 4.1.2018.
- ↑ Wilhelm Binder: Allgemeine Realencyclopädie oder Conversationslexicon für das katholische Deutschland (Manz’sche Enzyklopädie). 12 Bände. 1846 bis 1849. Bd. 10 (1849), 158. Nach: http://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10400852_00168.html Zugriff am 4.1.2018.
- ↑ Alexander Jacob Schem: Deutsch-amerikanisches Conversations-Lexicon. Mit specieller Rücksicht auf das Bedürfniß der in Amerika lebenden Deutschen, mit Benutzung aller deutschen, amerikanischen, englischen und französischen Quellen, und unter Mitwirkung vieler hervorragender deutschen Schriftsteller Amerika’s. New York 1869–1874. 11 Bände. Bd. 10, 765. Nach: https://books.google.de/books?id=2_IhAQAAIAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Zugriff am 4.1.2018.
- ↑ Otto Spamer: llustrirtes Konversations-Lexikon. Leipzig und Berlin. 1870 bis 1882. Bd. 8. (1880), 284. Nach: https://ia600302.us.archive.org/22/items/illustrirteskonv08leip/illustrirteskonv08leip.pdf Zugriff am 4.1.2018.
- ↑ W. Tönnis, R.A. Frowein: Wie lange ist Wiederbelebung bei schweren Hirnverletzungen möglich? In: Mschr Unfallheilk 66 (1963). 169-207. Nach: Wolfgang Wagner: Hirntodkonzept und traditionelle Todeszeichenkonzepte. In: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 202.
- ↑ W. Spann, E. Liebhardt: Tod und elektrische Stille im EEG. In: Münchner Medizinische Wochenschrift 108. 1410-1414. Nach: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 203.
- ↑ W. Spann, E. Liebhardt: Tod und elektrische Stille im EEG. Nach: Wolfgang Wagner: Hirntodkonzept und traditionelle Todeszeichenkonzepte. In: Münchner Medizinische Wochenschrift 108. 1410-1414. Nach: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 203.
- ↑ Linder, Wawersik, Hanack, Heberer, Loew, Wiemers: Todeszeichen und Todeszeitbestimmung. In: Der Chirurg (1968) 39, 196.
- ↑ Linder, Wawersik, Hanack, Heberer, Loew, Wiemers: Todeszeichen und Todeszeitbestimmung. In: Der Chirurg (1968) 39, 197.
- ↑ R. Kautzky, F. Böckle, H. Caspers, U. Gött, C. Roxin, W. Trillhaas: Der zentrale Atemstillstand, eine ärztliche Konfliktsituation. In: K.-A. Bushe (Hg.): Fortschritte auf dem Gebiet der Neurochirurgie. Stuttgart 1970, 44. Nach: Wolfgang Wagner: Hirntodkonzept und traditionelle Todeszeichenkonzepte. In: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 203.
- ↑ R. Kautzky, F. Böckle, H. Caspers, U. Gött, C. Roxin, W. Trillhaas: Der zentrale Atemstillstand, eine ärztliche Konfliktsituation. In: K.-A. Bushe (Hg.): Fortschritte auf dem Gebiet der Neurochirurgie. Stuttgart 1970, 48. Nach: Wolfgang Wagner: Hirntodkonzept und traditionelle Todeszeichenkonzepte. In: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 203.
- ↑ Wolfgang Wagner: Hirntodkonzept und traditionelle Todeszeichenkonzepte. In: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 203f.
- ↑ Wolfgang Wagner: Hirntodkonzept und traditionelle Todeszeichenkonzepte. In: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 202.
- ↑ Wolfgang Wagner: Hirntodkonzept und traditionelle Todeszeichenkonzepte. In: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 204.
- ↑ Wolfgang Wagner: Hirntodkonzept und traditionelle Todeszeichenkonzepte. In: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 205.
- ↑ Wolfgang Wagner: Hirntodkonzept und traditionelle Todeszeichenkonzepte. In: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 206.
- ↑ Wolfgang Wagner: Hirntodkonzept und traditionelle Todeszeichenkonzepte. In: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 206f.
- ↑ a b c d Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 1538.
- ↑ a b c Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 1539.
- ↑ Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 617.
- ↑ Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 618.
- ↑ a b Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 288.
- ↑ a b c Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 289.
- ↑ Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 290.