Alzheimer-Krankheit

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Die Alzheimer-Krankheit ist eine neurodegenerative Erkrankung, die in ihrer häufigsten Form bei Personen über dem 65. Lebensjahr auftritt und durch zunehmende Demenz gekennzeichnet ist. Sie ist für ungefähr 60% der weltweit etwa 24 Mio. Demenzerkrankungen verantwortlich.

Im fortgeschrittenen Stadium verlernen die Patienten altbekannte Fertigkeiten und erkennen nahestehende Personen und alltägliche Gegenstände nicht mehr wieder.

Die Synapsenverarmung und der Verlust der Nervenzellen, besonders der großen Pyramiden-Neurone, ist die Ursache dieses Nichterkennens. Spätsymptome sind der Abbau aller höheren Hirnleistungen, Sprachzerfall und Verlust alten Wissens.[1]

"Pathologisch-anatomisch imponiert ein Verlust von Neuronen der Hirnrinde, betont temporobsal (Hippocampus) und temporopatietal. Histologisch findet sich neben Zellnekrosen eine Anhäufung von senilen Plaques und Alzheimer-Fibrillen (aus pathologischem Tau-Protein). Oft liegt auch eine Amyloidangiopahtie vor."[2]

"Mit dem Verlust des Gedächtnisses verliert daher ein Mensch seine Identität, er ist nicht mehr er selbst. Ein solches Schicksal ereilt im Endstadium der Alzheimer-Krankheit fast jeden."[3]

Dieser Verlust der Wiedererkennung ist auf den Verlust von Gedächtniszellen zurückzuführen. Es kann die neuronale Datenbank der Wiedererkennung nicht mehr abgerufen werden.

Alzheimer-Demenz (AD)

Die Alzheimer-Demenz (AD) ist die häufigste Demenzform im Alter. In Deutschland sind davon etwa 1 Mio. Menschen betroffen, weltweit wird ihre Zahl auf ca. 35 Mio. Menschen geschätzt.[4]

"Die wesentlichen neurpathologischen Kennzeichen der AD sind Ablagerungen von Proteinen in Form von extrazellulären Amyloidplaques und intrazellulären Neurofibrillen sowie Nervenverluste und Störungen in der Neurotransmission."[5]

Braak und Braak unterschieden 1991 sechs Stadien der AD mit einer fortschreitenden Schwerde der cortikalen Zerstörung:[6]

  • Stadium I: erste neuropathologische Veränderungen finden sich in der oberflächlichen Zellschicht der transentorhinalen Region.
  • Stadium II: die o.g. Veränderungen sind zahlreicher und schreiten in die entorhinale Region und in den posterioren Teil des Hippocampus, den sog. CA 1-Sektor, fort.
  • Stadium III: die transenthorhinale und die entorhinale Region sind massiv vin der Degeneration betroffen, die CA 1-Region des Hippocampus ist weiterhin nur mäßig befallen.
  • Stadium IV: die pathologischen Prozesse schreiten in die tieferen entorhinalen Schichten fort. Auch der Hippocampus ist stärker betroffen. Leichte Veränderungen finden sich in der Amygdala und im Isocortex.
  • Stadien V und VI: die o.g. Veränderungen sind stärker ausgeprägt. Fast alle Bereiche des Hippocampus sind betroffen. Zusätzlich finden sich neurofibrilläre Verändereungen in den isocortikalen Assoziationsarealen und im extrapyramidalen System.

Während sich die Stadien I und II klinisch noch nicht bemerkbar machen, finden sich in den Stadien III und IV bereits leichte kognitive Veränderungen im Sinne einer leichten kognitiven Störung. Die Stadien V und VI sind klinisch zumeist schwere Demenz.[7]

"Ein weiteres pathologisches Kennzeichen der AD ist die Neurodegeneration des cholinergen Systems. Dieser Zellverlust geht mit einem Verlust von Synapsen einher, der eng mit dem Schwergrad der Demenz korreliert (...). ... Dieser Verlust von Nervenzellen findet sich insbesonder in subcortikalen Projektionskernen wie z.B. dem Nucleus basalis Meynert. Hieraus resultiert eine cholinerge Deafferenzierung von Cortex und Hippocampus, was zur Störung von Aufmerksamkeits- und Gedächtnisleistung führt. Die pathogenetischen Mechanismen des neuronalen Zelltodes sind bislang ungeklärt. Unter anderem wird als Ursache eine Störung der Calciumhomöostase diskutiert.[8]

Laakso et al. (1998) verglich die Größe des Hippocampus von 55 Patienten mit AD mit denen von 43 Personen mit altersbedingten Gedächtnisbeschwerden und 20 gesunden Teilnehmern, die jünger als 50 Jahre waren. "Sie konnten feststellen, dass die Volumina der HC in der Gruppe der AD-Patienten im Vergleich zu den anderen Teilnehmergruppen verringert waren."[9] Frisoni et al. (2006) bestätigte dies anhand von 28 AD-Patienten im Vergleich zu 40 Kontrollpersonen.

Jack et al. (1997) bestimmten die Volumina von Strukturen des medialen Temporallappens bei 94 Patienten mit AD und 126 gesunden Personen. Im Blickpunkt waren der Hippocampus, der Parahippocampus und die Amygdala. "In der Patientengruppe war jede der Strukturen größenredduziert. Die Autoren konnten feststellen, dass sich das Volumen des HC am besten dazu eignete, um zwischen Patienten und gesunden Probanden zu unterscheiden."[10]

"In der Studie von Juottonen et al. (1998) wurde bei 30 Alzheimer-Patienten und 32 Kontrollpersonen die Volumina von etorhinalem Cortex (EC), perirhinalem Cortex und temporopolarem Cortex untersucht. Sie stellten fest, dass der EC mit Volumenverlusten von bis zu 40% am stärksten von der Neurodegeneration betroffen war. Der EC ließ auch die beste Unterscheidnung zwischen Patienten- und Kontrollgruppe zu."[11]

Auch de Toledo-Morrell (2000) stellte eine deutliche Größenreduzierung des EC bei AD-Patienten fest. Du et al. (2001) stellten fest, dass die Verkleinerung de EC deutlich ausgeprägter war als die des HC.[12]

Horinek et al. (2007) untersuchten das Volumen der Amygdala von AD-Patienten. Auch sie war von der Atrophie betroffen. "Jedoch konnten sie keine Assoziation zwischen dem Grad der Volumenreduktion und den neuropsychologischen Symptomen der Patienten finden."[13]

Jessen et al. (2006) bestimmten die Volumina von EC und HC bei 13 AD-Patienten, 15 Patienten mit leichten kognitiven Störungen und 12 Personen mit SMI und 14 gesunden Kontrollpersonen. Das "mittlere Volumen war bei den Teilnehmern mit subjektiven Gedächtnisstörungen um 6% vermindert, bei den Probanden mit leichten kognitiven Störungen um 16% und bei den Alzheimer-Patienten um 19% geringer als bei den gesunden Patienten."[14]

Saykin et al. (2006) stellten signifikante Volumenunterschiede im Bereich des rechten und linken HC zwischen Patienten mit leichten kognitiven Störungen und den gesunden Probanden fest. - Van Norden et al. (2008) konnten an 503 Personen mit Gedächtnisbeschwerden eine deutliche Atrophie im Sinne einer Neurodegeneration feststellen.[15]

"Die Atrophie des EC bei Patienten mit leichten Gedächtnisbeschwerden stellt einen Prädiktor für das Auftreten einer AD dar. ... In einigen Studien konnte festgestellt werden, dass die Atrophie des EC der des HC im Verlauf der Neurodegeneration vorausgeht."[16]

"Zusammenfassend konnten wir in dieser Untersuchung feststellen, dass bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen neurodegenerative Veränderungen wie bei Patienten mit MCI und AD nachweisbar sind.
Die in der Fachliteratur beschriebene Volumenreduktion von EC und HC bei Personen mit SMI konnten in dieser Untersuchung bestätigt und um die neue Erkenntnis der frühzeitigen Beteiligung der AG ergänzt werden.
Dieses Ergebnis unterstützt die Hypthese, dass es sich bei der Entität des SMI um eine Vorstufe der AD handelt, in der die subjektiven Gedächtnisstörungen ein frühes Anzeichen einer noch kompensierten kognitiven Einschränkung sind."[17]

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. K. Schmidtke: Degerative Erkrankungen mit Leitsymptom Demenz. In: Andreas Hufschmidt, Carl Hermann Lücking, Sebastian Rauer, Franz Xaver Glocker (Hg.): Neurologie compact. Für Klinik und Praxis. 7. Aufl. Stuttgart 2017, 365f.
  2. Heimrich Mattle, Marco Mumenthaler: Kurzlehrbuch Neurologie. 4. Aufl. Stuttgart 2015, 225.
  3. J. Caspar Rüegg: Gehirn, Psyche und Körper. Neurobiologie von Psychosomatik und Psychotherapie. 5. Aufl. Stuttgart 2011, 133.
  4. Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 9.
  5. Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 12.
  6. Siehe: Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 13f.
  7. Siehe: Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 14.
  8. Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 14.
  9. Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 16.
  10. Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 16.
  11. Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 17.
  12. Siehe: Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 17.
  13. Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 17.
  14. Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 38.
  15. Siehe: Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 38.
  16. Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 61.
  17. Andrea Christiane Belz: Volumetrie von Hippocampus, entorhinalem Cortex und Amygdala bei Personen mit subjektiven Gedächtnisstörungen. (med. Diss.) Bonn 2012, 64.