Lorenz Meyer
Der Unfall
Lorenz Meyer (fast 16) war im Jahr 1991 mit seinen Eltern in der französischen Schweiz auf Skiurlaub. "Es war an einem wunderschönen sonnigen Tag, als Lorenz am Ende einer Piste unglücklich stürzte und mit dem Hinterkopf auf einen Stein aufschlug. Er hatte sich eine schwere Kopfverletzung zugezogen. Voller Bangen fuhren wir ins Krankenhaus und waren sehr erleichtert, als wir ihn wieder sahen und in sein völlig unverletzt aussehendes Gesicht schauten. Es wies keine Schramme, keine Blutspur, noch nicht einmal einen Bluterguss auf. Das einzig Bedrohliche war die künstliche Beatmung", berichtet Gisela Meier zu Biesen.[1]
In der Klinik
Gisela Meier zu Biesen berichtet weiter: "So begriffen wir auch nicht die Aussichtslosigkeit der Situation, als ein jüngerer Arzt uns kurz − im Stehen − den wahren Zustand mitteilte. Ich wachte am Bett meines Sohnes, hielt seine große Hand und konnte nur das Eine denken: Er würde die Augen wieder aufmachen.
Dafür betete ich inbrünstig. Am nächsten Mittag – es waren 18 Std. nach seiner Einlieferung vergangen und kein Arzt hatte sich seitdem mehr sehen lassen, um mit uns ein Gespräch zu führen ... erschien der Chefarzt der Intensivstation mit einem Kollegen im Krankenzimmer. Ich musste draußen vor der Tür warten. Als er wieder herauskam, zögerte er zunächst, kam auf mich zu und fragte, ob ich die Mutter sei. Er sagte dann quasi im Vorbeigehen und zu einem Zeitpunkt, als der “Hirntod” überhaupt noch nicht festgestellt war, er müsse mir bedauerlicherweise mitteilen, dass mein Kind tot sei. Dabei benutzte er nicht das Wort Hirntod. Die Apparate müssten am nächsten Morgen abgestellt werden. Bis dahin sollten wir bitte überlegen, ob wir Organe spenden könnten. Gebraucht würden Herz, Leber, Nieren, Augen. Er zählte noch weitere Organe auf. Damit ließ er mich stehen und verschwand. Das Ganze fand auf dem Flur im Stehen statt, als mein Mann gerade abwesend war. Das Gespräch dauerte höchstens zwei Minuten."[1]
Die Mutter beschreibt die Situation: "Unser Kind war trotz dieser Todesmitteilung völlig unverändert. Es wurde weiter behandelt, gebettet, es bekam Medikamente, seine volle Urinflasche wurde gewechselt. Ich dachte natürlich, alles geschehe zu seiner Heilung. Auf sie hoffte ich nach wie vor fest. Erst später erfuhr ich, dass zu diesem Zeitpunkt schon die so genannte Spenderkonditionierung begonnen hatte, das hieß, die Behandlung mit all den Strapazen für einen schwer kranken Menschen war nicht mehr zu seinem Nutzen, sondern zu dem eines unbekannten Organempfängers."[1][Anm. 1]
Die Frage um Organspende
Gisela Meier zu Biesen berichtet weiter: "Nach einer weiteren durchwachten Nacht wurden wir erneut mit der Frage nach den Organen gequält. Wir fühlten uns völlig hilflos und ausgeliefert. Man setzte uns eine Frist von einer halben Stunde, in der wir uns entscheiden sollten. Statt am Bett zu sitzen, gaben wir dem Druck nach, ließen unser Kind allein und zerbrachen uns den Kopf über das, was wir tun sollten. Aber im Grunde konnten wir keinen klaren Gedanken fassen. Was sollte das alles, das war doch ein böser Spuk und unser Kind würde bestimmt wieder gesund, dachte ich. Nach der verordneten Zeit kam der Arzt zurück, fragte, ob wir uns entschieden hätten, und zählte erneut die Organe auf, die gebraucht würden. Er forderte uns mit Nachdruck auf, uns zu entscheiden."[1]
Die Mutter beschreibt weiter: "Wenn ich an diese Situationen denke, bin ich noch heute empört. Damals befand ich mich nach zwei durchwachten Nächten in einem unerträglichen Zustand. Ich fühlte mich schuldig, weil mein Kind sterben sollte. Mein ganzes Selbstwertgefühl war zusammengebrochen. Was hatte ich getan, dass so ein Unglück über mich kam? Ich wusste nicht aus noch ein. Wie in einem Schraubstock, der sich immer enger um mich zog und mir die Luft wegnahm, empfand ich mich. Und wenn ich nicht einwilligen würde, wäre ich auch noch schuldig am Tod eines anderen. Ich wollte ja auch nicht, dass noch jemand in so eine elende Lage.[1]
Erst später wurde ihr klar: "Wegen meiner eigenen Schuldgefühle hatte ich Angst, noch mehr Schuld auf mich zu laden, wenn ich nicht einwilligen würde. Es stand dazu im Raum, dass man doch mit so einer schlimmen Situation noch etwas Gutes tun könne, dass eine Einwilligung in die Organentnahme diese unerträgliche Situation “sinnvoll” beenden würde, und dass einem der Anblick des sterbenden, bewusstlosen Kindes weiterhin erspart bleibe. So würde dem Tod ein Schnippchen geschlagen. Das Kind lebte ja in anderen weiter, das sei doch Trost, und du und dein Kind – ihr seid Helden! Dies alles suggeriert die Transplantationsmedizin und raubt unter dem Deckmantel der Nächstenliebe dem Sterbenden und den Angehörigen die Begleitung und den letzten, kostbaren Abschied."[1]
Und weiter: "Wir sind völlig uninformiert in unserem schwächsten Moment in eine Einwilligung manipuliert worden, deren Folgen wir gar nicht absehen konnten. Bei unserer Entscheidung waren wir der Meinung, die Nieren würden nach dem Abstellen der Apparate entnommen. Wir erfuhren dann, dass das nicht ginge, waren aber auch nicht in der Lage zu fragen, was es denn konkret heiße, die Nieren zu entnehmen."[1]
Nach der Organentnahme
"Als wir Stunden später ins Krankenhaus zurückkamen", wollten sie den Leichnam von Lorenz Meyer sehen. Nach hartnäckigem langen Warten war es möglich: "Beim Anblick meines Sohnes glaubte ich zunächst an einen Irrtum. Ich erkannte ihn nicht, weil sein zuvor unverletztes Gesicht so entstellt war. Bis dahin hatte ich schon als Krankenschwester und in der eigenen Familie Sterbende begleitet und in das Gesicht von Verstorbenen geschaut. Ich hatte keine Berührungsängste und kannte den friedlichen und entspannten Gesichtsausdruck, der sich oft bei Verstorbenen einstellt.
Das Gesicht meines Kindes war hingegen ganz klein geworden, die Lippen, seine schönen vollen Lippen, waren zusammengepresst, der Gesichtsausdruck sah nach Schmerzen aus. Seine Haare waren nass, die Augen mit Mulllagen bedeckt und kreuzweise verklebt. Hatten sie ihm doch die Augen herausgenommen? Ich wollte nachsehen, was sie mit unserem Kind gemacht hatten. Daran hinderte mich mein in Panik geratener Mann, der Angst hatte vor dem, was da offenbar würde. Wir liefen stumm und ohne Abschied von unserem Kind davon, voller Schrecken und unfähig, uns einander mitzuteilen.
Entgegen den Behauptungen der Transplantationsmediziner bin ich überzeugt, dass mein Kind bei der Organentnahme Schmerzen erlitten hat. In seinem Sterben war ihm noch Schlimmes widerfahren. Was mich so empört, ist die Grausamkeit: Obwohl man weiß, dass Sterben ein sensibler Prozess ist, obwohl man, wenn es nicht um Organspende geht, alles tut, um mit Menschen in dieser Situation behutsam und einfühlsam umzugehen, obwohl man ihre Schmerzen lindert und ihnen die Zusicherung gibt, sie nicht allein zu lassen, auch wenn sie nicht mehr ansprechbar sind, wird bei der Organentnahme ein sterbender, wehrloser Mensch mit Untersuchungen gequält, auf die Trage gelegt, in den Operationssaal gefahren. In manchen Fällen wird er sogar in ein anderes Krankenhaus transportiert. Er wird unter Aufrechterhaltung der Beatmung, der Herz- und Kreislauftätigkeit einem barbarischen Akt ausgeliefert."[1]
Siehe: Schmerz
Als Lehrerin für Krankenpflege[2] sollte Gisela Meier zu Biesen physiologische Grundlagen von Schmerzempfinden bekannt sein. Andernfalls hätte sie mit ihren Grundkenntnissen bezüglich des Schmerzempfindens bei Fachärzten nachfragen oder in der Fachliteratur nachlesen können.[Anm. 2]
Die Zeit nach der Klinik
Rückblickend sieht es Gisela Meier zu Biesen so: "Das habe ich nicht gewusst! Organspende, dachte ich, muss etwas Gutes sein, wenn es kranken Menschen hilft am Leben zu bleiben. Und natürlich ist der Mensch tot, dem die Organe entnommen werden. Im Ausweis heißt es doch “nach meinem Tod”. So habe ich das auch geglaubt. Ich hätte nie für möglich gehalten, dass Ärzte nicht davor zurückschrecken, einen sterbenden Menschen mit allen Mitteln ärztlicher Kunst am Leben zu halten, nur damit sie seine lebenden Organe bekommen. Aus dem schrecklichen Geschehen um das Sterben meines Sohnes kann ich jedoch bezeugen, dass es sich bei einem so genannten Hirntoten um einen noch lebenden Menschen handelt."[1]
Siehe: Todesverständnis
2013 trug Gisela Meier zu Biesen nach: "21 Jahre nach dem Unfall entdeckte einer unserer Söhne, selbst inzwischen Arzt, in den Unterlagen den ausführlichen Befund des Elektroenzephalogramms (EEG), welches bei meinem Sohn Lorenz am Tag der Explantation durchgeführt worden war; hier ließen sich neben Spontanaktivität eindeutige Reaktionen auf Schmerzreize nachweisen. Im Befund des Neurologen wurde ausdrücklich betont, dass es sich keineswegs um ein Null-Linien-EEG handelte („il ne s´agit pas d´un tracé nul“). Obwohl dieser Befund auch damals schon nicht mit der Diagnose Hirntod vereinbar war und eine Organentnahme verboten hätte, setzte man sich darüber hinweg und führte die Explantation am gleichen Tag durch."[1][3] Wenn bei der Organentnahme eine Narkose gegeben wurde, hätte Lorenz Meyer bei der Organentnahme keine Schmerzen spüren können. Ungeachtet dessen muss sich die Klinik hier den Vorwurf gefallen lassen, dass sie die Organe keinem Hirntoten entnommen hat.</ref>
1991 und heute
Der beschriebene Umgang der Ärzte mit den Hinterbliebenen war nicht vorbildlich. Statt dessen ist es wünschenswert, dass die Angehörigen täglich über den aktuellen Stand informiert werden, am besten durch ein persönliches Gespräch, wenn es nicht anders geht per Telefon. Dies gilt insbesondere für diese Entwicklungsschritte:
- Es sollten die Ergebnisse der ersten Befunde über die schwere der Verletzungen, insbesondere der Hirnschädigung, mitgeteilt werden.
- Es sollte die Zusage erfolgen, dass alles getan wird, um das Leben des Patienten zu retten und seine Gesundheit wieder herzustellen.
- Wenn sich neue Ergebnisse ergeben, die eine Verschlechterung des Zustandes anzeigen, oder wenn sich der Zustand akut verschlechtert, sollten die Angehörigen zeitnah darüber informiert werden. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass die Angehörigen vom Informationsstand der Hoffnung plötzlich damit konfrontiert wird, dass nun die HTD durchgeführt wird oder gar dass der Hirntod festgestellt wurde.[Anm. 3]
- Ein zwingendes Muss stellt das Gespräch der Ärzte mit den Angehörigen zum Zeitpunkt dar, wenn die HTD ansteht. Es ist unbedingt zu vermeiden, dass die Hinterbliebenen unvorbereitet mit der Tatsache des festgestellten Hirntodes konfrontiert wird.
- Nach der Feststellung des Hirntodes ist den Hinterbliebenen nicht nur einfach zu sagen, dass der Patient nun tot ist. Da der Hirntod ein unsichtbarer Tod ist, sollten den Hinterbliebenen Teile der HTD am Hirntoten mit dem Ziel gezeigt werden, dass hier kein Komapatient liegt, sondern ein Hirntoter.[Anm. 4]
- Wenn den Hinterbliebenen verständlich gemacht wurde, dass hier kein Koma vorliegt, sondern Hirntod, sollte ihnen einige Minuten gegönnt werden, diese Tatsache für sich zu verarbeiten. Es sollte hierbei angeboten werden, dass die Hinterbliebenen aufkommende Fragen stellen können.
- Erst dann sollte die Frage um eine Zustimmung oder Ablehnung zur Organentnahme gestellt werden. Hierbei ist jede Einflussnahme zu vermeiden. Das bedeutet jedoch nicht, dass keine Informationen gegeben werden dürfen. So ist darauf hinzuweisen, dass es jetzt nur die Wahl zwischen zwei Wegen gibt: Therapieende oder Organentnahme Gerade jetzt ist es wichtig, alle gestellten Fragen nüchtern und sachlich zu beantworten, um den Hinterbliebenen eine für sie tragfähige Entscheidung fällen zu können.[Anm. 5]
Es ist keine Frage, dass das von Gisela Meier zu Biesen Geschilderte kein vorbildlicher Verlauf in der Klinik war. Auf mehreren Ebenen wurden Fehler begangen, insbesondere beim fehlenden Erklären des Hirntodes, beim Fehlen eines Abschiedrituals und bei der Frage um Organspende. Doch das war 1991 und erfolgte in der Schweiz.
In der Zwischenzeit schreiben wir das Jahr 2020. Lorenz ist noch immer tot. Doch die Welt hat sich verändert: Damit sind seither 29 Jahre vergangen. In dieser Zeit wurde in Deutschland nicht nur das TPG verabschiedet (1997), es ist inzwischen auch eine völlig neue Generation von Ärzten herangewachsen. Die überwiegende Mehrheit der heutigen Ärzte - das schreibe ich nach über 17 Jahren Klinikseelsorge mit Vollzeitstelle - verhalten sich in solchen Situationen anders, einfühlsamer, rücksichtsvoller.
Anhang
Anmerkungen
- ↑ Hinterbliebene erleben Hirntote als Komapatienten. Aus diesem Grunde bezeichnete sie Pierre Mollaret und Maurice Goulon 1959 diesen Zustand als "Coma dépassé". Da sie an diesen "Patienten" keine Hirnaktivitäten feststellen konnten und alle ihre 23 Hirntoten trotz aller Maßnahmen der Intensivmedizin binnen 8 Tagen einem Herzstillstand erlagen, war es für sie nicht nur einfach ein Koma, sondern ein überwundenes Koma, ein Zustand jenseits des Komas. Monate zuvor stellte Pierre Wertheimer und sein Team seine 4 Hirntote in dem Artikel mit der Überschrift "sur la mort du système nerveux" (Der Tod des Nervensystems) vor, was schließlich zur Bezeichnung "Hirntod" führte. Im August 1987 erschien in den USA ein Artikel über 53 Hirntote, die alle trotz fortgesetzter intensivmedizinischer Behandlung innerhalb der ersten 8 Tagen einen Herzstillstand erlitten, nur einer erst nach 17 Tagen.
Hirntod ist kein Koma, auch kein irreversibles Koma. Bei Komapatienten funktionieren noch Teile des Gehirns, bei Hirntoten nichts mehr. Was Hirntote bräuchten, wäre ein neues Gehirn. Wäre die Medizin dazu in der Lage, würde mit dem neuen Gehirn ein völlig neuer Mensch in alten Körper heranwachsen, denn unser Gehirn verarbeitet nicht nur unsere Sinneswahrnehmungen und befähigt uns zum Denken, sondern ist auch die Datenbank unseres Lebens, in dem alles Erlebte und Erlernte gespeichert ist. Mit dem Hirntod ist diese Datenbank unseres Lebens nicht nur gelöscht, sondern physiologisch zerstört. Daher sind für die Medizin Hirntote Tote, siehe: gemeinsame Erklärungen.
Das Problem beim Hirntod ist, dass es ein unsichtbarer Tod ist, den nur die HTD ans Tageslicht bringt. Daher schrieb Pierre Mollaret 1962 über Hirntote, es gilt "zu erkennen, daß der Tod – so maskiert er auch sein mag – bereits eingetreten ist." (MMW 104,2 (1962), 2197)
Am besten lässt sich dies am geozentrischen und heliozentrischen Weltbild vergleichen: Unser aller Wahrnehmung lauter, dass sich die Sonne um die Erde dreht. Doch in Wahrheit dreht sich die Erde um die Sonne. Zu dieser anderen Sichtweise sind wir jedoch erst fähig, wenn wir bereit sind, von der Phänomen-Ebene zu lassen - d.h. was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen - und die Sichtweise annehmen, die der Realität entspricht. - ↑ Ich bin Theologe, komme aus einem völlig anderen Bereich. Ich habe mich in der Fachliteratur und in Gesprächen mit Ärzten - insbesondere mit Anästhesisten - mich zur Frage des Schmerzempfindens von Hirntoten kundig gemacht. Nach allem, was ich gelesen und aus Gesprächen gelernt habe, komme ich zu dem Schluss, dass Hirntote keine Schmerzen empfinden können. Ich betone an dieser Stelle ausdrücklich, dass ich hierbei nicht einfach Aussagen übernommen habe, sondern habe mich bis auf die Ebene von Nervenbahnen in die Physiologie eingearbeitet. Siehe: Schmerz.
- ↑ Ein wünschenswertes Vorgehen hat Klaus Schäfer in seinem Buch Vom Koma zum Hirntod beschrieben.
- ↑ Hierzu sollte - wie es auch die HTD vorsieht - mit den leichten Reizen begonnen werden, um dann schrittweise zu den schwereren Reizen zu wechseln. Dabei sollten die einzelnen Schritte anschaulich und für Nichtmediziner nachvollziehbar gezeigt werden.
So kann z.B. bei der Erklärung des Pupillen-Reflexes der Arzt zunächst mit der Taschenlampe in sein Auge leuchten, damit die Hinterbliebenen sehen können, wie dieser Reflex funktioniert. Gleiches gilt beim Berühren der Augenlider. Hier können die Hinterbliebenen dazu eingeladen werden, an sich selbst zu testen, ob sie es schaffen, ohne mechanische Hilfe ihr Auge offen zu halten, wenn sie ihren Augapfel berühren wollen. Gleiches gilt beim Überprüfen des Würge-Reflexes.
Sollte die Trennung des Hirntoten von der künstlichen Beatmung notwendig sein, um die letzten Zweifel auszuräumen, dass hier kein Koma, sondern Hirntod vorliegt, sollten vorher kurz die physiologischen Zusammenhänge erklärt werden. Die Hinterbliebenen sollten in der anthopologischen Tragweite verstehen, was ihnen hierbei gezeigt wird. - ↑ Dies gilt grundsätzlich für alle Gespräche nach der Feststellung des Hirntodes. Bei hirntoten Kindern und Jugendlichen ist jedoch ein besonders behutsamer Umgang angeraten.
Wenn keine schriftliche oder mündliche Zustimmung oder Ablehnung zur Organentnahme vorliegt und die Hinterbliebenen keine Ahnung haben, was der Hirntote für diese Situation für sich wünschte, haben die Hinterbliebenen zu entscheiden. Mit dieser Entscheidung müssen sie ein Leben lang leben. Daher ist die Tragfähigkeit der Entscheidung von so großer Bedeutung.
Diese Bedeutung der Tragfähig ist für die Zustimmung wie auch für die Ablehnung sehr wichtig. Bei den unter KAO zusammengeschlossenen Eltern besitzt die Zustimmung keine Tragfähigkeit. Bei Klaus Kinkel besitzt die Ablehnung keine Tragfähigkeit, da er die Entscheidung ohne Rücksprache mit der Familie traf, die davon wusste, dass die Tochter klar gesagt hatte, dass sie für sich einer Organentnahme zustimmen würde.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j Gisela Meier zu Biesen: Organentnahme verhindert menschenwürdiges Sterben und raubt den letzten Abschied. Nach: xyzs://initiative-kao.de/organentnahme-verhindert-menschenwuerdiges-sterben-und-raubt-den-letzten-abschied Zugriff am 27.06.2020.
- ↑ KAO: Organspende - die verschwiegene Seite. 8. Auflage (2018), 4. (als PDF-Datei vorliegend).
- ↑ Von dieser Aussage ausgehend, war Lorenz Meyer nicht hirntot. Damit wäre ein Schmerzempfinden während der Organentnahme möglich, wenn hierbei keine Narkose gegeben wurde, wie es Schweizer Schriften empfehlen. - Es konnte noch nicht festgestellt werden, ob es diese Empfehlung in der Schweiz bereits 1991 gegeben hat.