A/Ethik

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Zitate

Schweiz

Thierry Carrel beschreibt die Kriterien der Organzuteilung als eine "schwierige Balance": "Als im Wesentlichen unbestrittene medizinische und ethische Prinzipien der Organverteilung nach Bestätigung der Indikation zur Transplantation und Aufnahme auf der Warteliste gelten:

  • Dringlichkeit
  • Chancengleichheit
  • Erfolgsaussichten"[1]

Für das Jahr 2010 nennt Thierry Carrel als Prioritäten für die Allokation:[2]

  • medizinische Dringlichkeit
  • Wohnsitz
  • medizinischer Nutzen
  • Dauer der Wartezeit

USA

Organzuweisung und Empfängeridentifizierung

Jeder Patient, der auf eine Organtransplantation wartet, wird auf einer nationalen computergestützten Warteliste geführt, die vom United Network for Organ Sharing (UNOS) in Richmond, VA, geführt wird. Dieses Register enthält detaillierte Informationen über jeden Patienten, einschließlich seiner Blutgruppe, des Grades der medizinischen Dringlichkeit und anderer Daten, die für die Zuordnung von Spendern zu Empfängern wichtig sind. Dieses Register ändert sich ständig, wenn neue Patienten auf die Liste gesetzt werden und wenn andere Patienten entweder eine Transplantation erhalten, in der Wartezeit sterben oder aufgrund einer Änderung ihres Gesundheitszustands von der Liste gestrichen werden.
Spezifische Informationen über jeden Spender, einschließlich seiner Blutgruppe und Körpergröße, werden in das nationale Computersystem eingegeben. Für jeden Spender wird eine individuelle Liste erstellt, auf der die Patienten aufgeführt sind, die zu diesen bestimmten Organen passen. Für jeden einzelnen Spender wird eine andere Liste erstellt. Jedes verfügbare Organ wird nach den von UNOS festgelegten Regeln zugeteilt.
Der Koordinator für Beschaffungstransplantation kontaktiert dann das Transplantationszentrum, in dem jeder potenzielle Empfänger wartet, und stellt detaillierte, vertrauliche Informationen über den Spender zur Verfügung. Der Transplantationschirurg trifft die endgültige Entscheidung darüber, ob Spender und vorgesehener Empfänger gut zusammenpassen oder nicht.[3]

Ich habe gehört, dass viele Menschen sehr lange auf eine Orgel warten müssen. Wie haben Prominente wie Mickey Mantle und Steve Jobs ihre Transplantate so schnell bekommen?
"Organe werden auf der Grundlage einer Reihe medizinischer Kriterien zugeteilt, darunter die Blutgruppe, die Krankheit des Patienten, die Dauer der Warteliste und - im Falle von Nieren - die Übereinstimmung der Antigene des Spenders (genetische Faktoren) mit den Antigenen des Empfängers. Sowohl Mickey Mantle als auch Steve Jobs erhielten ihre Transplantate schnell, weil sie zu diesem Zeitpunkt die kränksten Patienten auf der Liste waren. Andere Patienten hatten länger gewartet, aber ohne eine Transplantation hätten weder Mantle noch Jobs länger als ein oder zwei Wochen überlebt."[4]

Gegenüberstellungen

In der Gegenüberstellung von einzelnen Fällen treten Schwächen der aktuell praktizierten Allokation offen zu Tage.

Die nachfolgenden Gegenüberstellungen sind so zu betrachten, als wären alle anderen Parameter der beiden Seiten gleich, der Unterschied besteht somit nur in den hier gegenüberliegenden Beispielen.

Egoist

Ein junger Mann litt hochgradig an Mukoviszidose. Er stand schon seit Monaten bei Eurotransplant auf der Warteliste für eine Lungen-TX. Schließlich musste er wegen der Schwere seiner Erkrankung stationär aufgenommen werden und hoffte mit seiner ganze Familie (Eltern, Geschwister, Ehefrau) auf ein passendes Spenderorgan. Hierbei ergab es sich, dass er den Hirntod starb. Die Frage, ob nun von ihm gesunde Organe für andere Organ-Patienten entnommen werden dürfe, wurde verneint.[Anm. 1]

Ein ähnliches Verhalten erlebten Ärzte in Israel von einem Rabbi. Er wollte zwar für sich ein Organ haben, war aber selbst nicht zur Organspende bereit. Dies führte dazu, dass in Israel ein Spenderegister eingeführt wurde (siehe rechts daneben).

Altruist

Das egoistische Verhalten eines Rabbis (siehe links) führte in Israel zur Einführung eines Spenderegisters: Wer zur Organspende bereit ist, lässt sich in das Spenderegister eintragen. Wenn er selbst ein Organ benötigt, erhält er für jedes Jahr im Spenderegister Bonuspunkte bei der Allokation. Dadurch wird er bei der Zuteilung der Organe gegenüber einem anderen Menschen, der nicht zur Organspende bereit ist, bevorzugt. - Die Einführung eines solchen Spenderegisters würde zwar keine Clubregelung bedeuten, es würde aber den Menschen deutlich machen, dass Organtransplantation eine Gemeinschaftsaufgabe ist, die jeden Bürger angeht.

Bei einer Einführung eines Spenderegisters könnte für jedes Jahr, das er als potenzieller Organspender auf der Liste geführt wird, Punkte erhalten. Nach 25 Jahren Eintrag auf diesem Spenderegister würde er die volle Punktzahl erhalten. - Wer zwischendurch sich in dem Spenderegister löschen lässt, verliert alle Punkte. Bei einer Neuanmeldung hätte er 0 Punkte.

Singel

Beim Tod eines Singels trauern Geschwister, Eltern und Freunde. Der gesellschaftliche "Schaden" ist relativ gering.

Eltern unmündiger Kinder

Beim Tod einer Mutter bzw. eines Vaters trauern die Kinder, der Ehepartner, Geschwister, Eltern und Freunde. Die unmündigen Kinder würden als Halbwaisen aufwachsen. Der gesellschaftliche "Schaden" ist relativ groß.

selbst verschuldet

Wer nach Missbrauch von Nikotin (Lunge), Alkohol und Drogen (Leber) sein Organ so sehr geschädigt hat, dass ein Weiterleben nur noch mit TX möglich ist, hat diesen Zustand selbst verschuldet.

unverschuldet

Kindern kann keinesfalls eine Mitschuld an ihrer Erkrankung zugeschrieben werden, ebenso Erwachsenen bei genetischen Erkrankungen (z.B. Zystennieren und Krankheiten wie Mukoviszidose.

Dringlichkeit

Der Kränkeste erhält die höchste Punktzahl. Dadurch werden mitunter Patienten erst kurz vor dem Tod transplantiert - und überleben dann die TX nur um Tage oder Wochen. Damit sterben sie nicht auf der Warteliste von ET stehend. Statistisch betrachtet wurde mit der TX ihr Leben gerettet. Dies verschlechtert aber auch das Comeout der TX im internationalen Vergleich.

Funktionsdauer

Würde stärker darauf geschaut werden, dass keines der wertvollen Organe durch zu spät durchgeführte TX verloren geht, könnte statistisch betrachtet die gleiche Anzahl an Patienten vom Tod auf der Warteliste gerettet werden, es würde sich aber das Comeout der TX dadurch verbessern. In der Gesamtschau würden damit weniger Organe verloren gehen.

Zum gegenwärtigen Stand (Sept. 2020) wird in Deutschland bei der Allokation ein Egoist einem Altruist gleichgestellt,

  • ebenso ein Single einem Elternteil von unmündigen Kindern,
  • ebenso jemand, der selbst verschuldet in diese Lage kam, einem, der unverschuldet in die Lage kam.

Lösungsansatz:

Es wäre vorstellbar, wenn zu den bestehenden Punkten noch den Block "Ethik" mit z.B. insgesamt 100 Punkten hinzugefügt wird. Damit würde ein egoistischer, drogensüchtiger Single kaum Punkte erhalten, eine in Kirche und/oder Gesellschaft sich engagierende, um die eigene Gesundheit bemühte Mutter unmündiger Kinder hingegen maximale Punktzahl. Ein sich in Kirche und/oder Gesellschaft engagierender Single mit gesunder Lebensweise läge hingegen im oberen Mittelfeld.

Anhang

Anmerkungen

  1. Hierbei handelt es sich um ein konkretes Beispiel, was von der Grundhaltung kein Einzelfall ist. Dies wird im Vergleich der Umfrageergebnisse und den realen Zahlen der Organspender deutlich: Siehe: Zustimmung#Statistik

Einzelnachweise

  1. Thierry Carrel: Heutiger Stand der Herztransplantation und der mechanischen Kreislaufunterstützung. In: BioFokus Spezial 2010, 9. Nach: https://www.forschung-leben.ch/publikationen/biofokus/heutiger-stand-der-herztransplantation-und-der-mechanischen-kreislaufunterstuetzung Zugriff am 19.09.2020.
  2. Thierry Carrel: Heutiger Stand der Herztransplantation und der mechanischen Kreislaufunterstützung. In: BioFokus Spezial 2010, 10. Nach: https://www.forschung-leben.ch/publikationen/biofokus/heutiger-stand-der-herztransplantation-und-der-mechanischen-kreislaufunterstuetzung Zugriff am 19.09.2020.
  3. Alabam´s Organ & Tissue Donation Alliance: Legacy of Hope. Birmingham 2018, 22f. Nach: https://legacyofhope.org/wp-content/uploads/2018/12/Volunteer-Manual_LOH.pdf Zugriff am 19.09.2020.
  4. Alabam´s Organ & Tissue Donation Alliance: Legacy of Hope. Birmingham 2018, 54. Nach: https://legacyofhope.org/wp-content/uploads/2018/12/Volunteer-Manual_LOH.pdf Zugriff am 19.09.2020.