Konversation

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Eine Konversation zu führen, fällt den meisten Menschen leicht. Das Gehirn leistet dabei jedoch Schwerarbeit. Beim Sprechen wie auch beim Zuhören sind daran viele Gehirnareale beteiligt, die für die unterschiedlichsten Arten von Wahrnehmung zuständig sind.[1]

Sprechen Zuhören
Der Sprachprozess startet schon etwa 250 ms, bevor das erste Wort gesprochen wird. Das Gehirn beginnt, die Worte auszuwählen, die das ausdrücken, was der Sprecher sagen will. Dann müssen diese Worte in Laute umgewandelt und anschließend artikuliert werden. Die meisten dieser komplexen Abläufe finden in in den Sprachzentren statt. Diese befinden sich bei den meisten Menschen in der linken Hirnhälfte. Bei manchen Menschen, insbesondere bei Linkshändern liegen sie in der rechten Hirnhälfte oder sind sogar auf beiden Hemisphären verteilt. Der Schall eines gesprochenen Wortes gelangt in etwa 150 ms vom Mund des Sprechers ins Ohr des Zuhörers. Dort wird es in elektrische Signale umgewandelt, die zur Weiterverarbeitung zum auditiven Cortex geleitet werden. Worte werden vom Wernicke-Areal in der linken Hirnhälfte entschlüsselt, doch zum vollen Verständnis müssen auch andere Areale aktiv werden, darunter auch Areale in der rechten Gehirnhälfte, die Tonfall, Sprachrhythmus und Körpersprache analysieren. Wird eines dieser Areale beschädigt, kann der Betroffene die mitgeteilten Informationen nicht mehr vollständig erfassen.

Ablauf beim Sprechen

Das Sprechen verläuft in 5 Schritten:[2]

  • 250 ms vor dem Sprechen werden die Ideen zu Worten. Worte sind mit Erinnerungen und Vorstellungen verknüpft. Das Gehirn muss zuerst in diesem "Fundus" nachsehen, um die richtigen Worte zu finden. Das Auswählen von Worten geschieht im Temproallappen.
  • 200 ms vor dem Sprechen werden die Worte zu Lauten. Sowie die gewünschten Worte aus dem Gedächtnis geholt wurden, werden im Wernicke-Areal, neben dem auditiven Cortex, die den Worten entsprechenden Laute ausgewählt.
    Die "vorbereiteten" Worte gelangen über den Fasciculus arcuatus zum Broca-Areal. Er ist beim Menschen dicker und besser entwickelt als bei allen anderen Arten. Er spielt wohl eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung der Sprache.
  • 150 ms vor dem Sprechen werden die Laute zu Silben. Das Broca-Areal ist das wichtigste Sprachzentrum im Gehirn. Es koordiniert die Bewegungen von Mund, Zunge und Kehle, die für die Artikulation der Worte nötig sind.
  • 100 ms vor dem Sprechen werden die benötigten Bewegungen von Mund, Zunge und Kehle von dem Teil des motorischen Cortex gesteuert, der diese Körperbereiche kontrolliert.
  • Binnen weniger als 100 ms erfolgt die Feinsteuerung durch das Kleinhirn. Es koordiniert das Timing der Artikulation. Die rechte Kleinhirnhälfte nimmt Verbindung zur linken Hälfte auf und zeigt beim Sprechen die höchste Aktivität, während die linke Kleinhirnhälfte beim Singen aktiver ist.

Ablauf beim Hören

Das Hören verläuft in 4 Schritten:[3]

  • 50-150 ms nach dem Sprechen wird der Schall im auditiven Cortex registriert und zur Entschlüsselung von Bedeutung, Emotion, Tonfall und Sprachrhythmus in andere Hirnareale weitergeleitet.
  • 150-200 ms nach dem Sprechen erkennt die Amygdala den emotionalen Unterton des Gesprochen und produziert eine angemessene emotionale Reaktion.
  • 250-350 ms nach dem Sprechen wird im Wernicke-Areal die Struktur des Wortstroms analysiert und an den vorderen Temporallappen sowie an den unteren frontalen Cortex weitergeleitet. Dort werden die Worte entschlüsselt.
  • 400-550 ms nach dem Sprechen werden die Worte mit den Erinnerungen verknüpft, denn das reine Entschlüsselung genügt nicht für das Verständnis. Nur wenn wir mit dem Wort auch eine Erinnerung verknüpfen können, verstehen wir den Sinn des gesprochenen Wortes.



Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 148f.
  2. Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 149.
  3. Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 148.