Orientierung
Räumliche Orientierung (Raumsinn, Richtungssinn) ist eine Fähigkeit von Menschen und Tieren, die ihnen hilft, sich im Raum und richtungsbezogen zurechtzufinden und angemessen zu bewegen. Zu diesem Zweck wirken mehrere Sinnesorgane zusammen, vor allem Auge, Ohr, Muskel- und Gleichgewichtssinn.
Auch Pflanzen haben gewisse Eigenschaften zur Orientierung. Beispielsweise wenden sie ihre Blätter der hauptsächlichen Richtung des Lichteinfalls zu, und für den an die Lotrichtung angepassten Wuchs der Sprossachsen und Stämme sorgen u.a. die Leitungsbahnen im Phloem bzw. im holzigen Xylem.
Elemente des Orientierungssinns
Einige Grundfähigkeiten zur räumlichen Orientierung sind angeboren, doch kann der Orientierungssinn durch Übung und Gedächtnistraining wesentlich verbessert werden. Zu den Elementen, die dazu wesentlich beitragen, zählen:
- Gesichtssinn und Gehör
- Gleichgewichtssinn und Tiefensensibilität (Muskelsinn)
- Gedächtnis
- Aufmerksamkeit
Bei vielen Tierarten kommen weitere Orientierungshilfen hinzu, beispielsweise
- der Geruchssinn
- das Registrieren von Temperaturänderungen (insbesondere horizontaler Gradienten)
- magnetische Sinne bei vielen Vögeln und manchen Bakterien
- das Orten von Strömungen und Erschütterungen bei Fischen und Insekten
- die Wahrnehmung des Polarisationsmusters des blauen Sonnenlichts bei verschiedenen Insekten, die entsprechende Photorezeptoren besitzen
- Benutzung der Sonne als Kompass (vgl. Sonnenazimut) bei Wüstenameisen (Gattung Cataglyphis)
- Odometrie durch eine Art „integrierten Schrittzähler“ bei Wüstenameisen
Beim Menschen ist der Orientierungssinn je nach Lebensweise und Kulturraum sehr verschieden ausgeprägt und stark von Erfahrung und Übung beeinflusst. Auch Alter und Geschlecht spielen eine Rolle.
Raumlage-Orientierung (Nahbereich)
Die Basis des Orientierungsvermögens ist ein enges Zusammenspiel von Sehen, Gleichgewichts- und Muskelsinn, dessen Steuerung v.a. im Stamm- oder Kleinhirn erfolgt. Es äußert sich u. a. in sehr zielgerichteten Reflexen, z.B. bei Sturz oder Stolpern. Würden diese Schutzreflexe nicht über das Rückenmark, sondern das Großhirn erfolgen, wären sie zu langsam. Ist das Zusammenspiel der Sinne gestört, tritt Verwirrung und Desorientierung (Vertigo) auf, die oft Schwindelgefühl oder Übelkeit auslöst.
Im Regelfall ist die eigene Raumlage kaum bewusst, sondern erst bei unüblichen oder widersprüchlichen Sinnesmeldungen (z.B. bei raschen Drehungen oder beim Tanz). Wie vieles hier unbewusst abläuft, ist etwa bei den Augenmuskeln festzustellen. Sie drehen die Augen bei jeder Kopfbewegung "automatisch" nach, wodurch erst die Umgebung scharf gesehen werden kann.
Anhang
Anmerkungen