Josef M. Seifert: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 6. Mai 2020, 18:30 Uhr
Josef M. Seifert, Präsident der neu gegründeten Johan-nes Paul II. Akademie für das menschliche Leben und die Familie.</ref>Josef Seifert: Den Hirntod gibt es nicht - Ich erkläre Ihnen die Gründe. In: Medizin & Ideologie 01/19, 6. Nach: http://eu-ae.com/images/heftarchiv/41_2019/medizin_und_ideologie_nr1_2019_web.pdf Zugriff am 06.05.2020.</ref>
Schriften
Den Hirntod gibt es nicht - Ich erkläre Ihnen die Gründe (2019)
2019 veröffentlichte Josef Seifert in "Medizin & Ideologie" 01/19 den Artikel "Den Hirntod gibt es nicht - Ich erkläre Ihnen die Gründe".[1] Darin heißt es:
Die Absicht, Organe entnehmen zu wollen, brachte die Harvard-Kommission dazu, den Tod neu zu definieren. (6) |
1966 taten es die Franzosen, im April 1968 die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie und im August 1968 die Ad-Hoc-Kommission der Harvard-Universität.
Einen Menschen aus Nützlichkeits-Erwägungen für tot zu erklären, „weil man seine Organe benötigt“ oder seinen kostspieligen Platz in der Intensivstation für Patienten mit optimistischeren Diagnosen freimachen will, macht diesen Menschen noch nicht zu einem Toten. (6) |
Es ist jedoch vollkommen unethisch und widerspricht den Menschenrechten, aufgrund solcher zweifelhaften Definitionen die Entnahme von unpaarigen vitalen Organen zu erlauben und dadurch in der Tat oder zumindest potentiell einen Menschen zu töten. (8) |
Dabei können wir der offensichtlich unkorrekten Aussage von Johannes Paul II. in seiner Rede nicht zustimmen, daß es eine universelle Übereinstimmung der Mediziner gäbe, daß der „Hirntod“ dem Tod des Menschen gleichkommt, und wir müssen dem Papst daher auch nicht in seiner auf die fälschlich angenommene einstimmige Annahme der Hirntoddefinition seitens aller Mediziner aufgebauten Aussage zustimmen, daß es gerechtfertigt sei, Patienten, die für „hirntot“ erklärt worden sind, lebenswichtige Organe zu entnehmen. (9) |
Alles andere sind nur medizinische oder philosophische Behauptungen, daß Menschen, deren Gehirn aus-gefallen ist, tot sind, und wir sind keineswegs verpflichtet, solchen Feststellungen zuzustimmen, vor allem wenn wir klar erkennen, daß sie falsch sind. (9) |
Im Gegenteil: Er kann nur deshalb sterben, weil er noch am Leben ist: Leichen sterben nicht. (11) |
Siehe: Todesverständnis
Wie kann man einen Menschen für tot erklären, dessen Herz schlägt, dessen Atmung in der Lunge und allen Körperzellen voll funktioniert (wenn auch die Spontan-Atmung, d.h. die Luftpumpfunktion der Muskel ausgefallen ist, die aber durch Beatmungsgeräte ersetzt werden kann) und der viele andere Lebenszeichen aufweist? Wie kann man eine „hirntote“ Mutter für tot erklären, die ein Kind in ihrem Leib austrägt und es neun Monate später zur Welt bringt? Wenn man das Beatmungsgerät abstellt, tötet man sie und ihr Kind. (6) |
Widerspricht es nicht jedem gesunden Menschenverstand zu behaupten, daß jemand tot ist, der zahllose Lebenszeichen aufweist, in die Pubertät kommt, schwanger ist und ein Kind zur Welt bringt? Wann hat jemals eine Leiche ein Kind ausgetragen und geboren? (8) |
Siehe: Leben der Hirntoten, schwangere Hirntote
Wie kann man jedoch dem Gehirn, einem relativ spät entwickelten Organ, dem viele Wochen der Entwicklung des lebenden menschlichen Organismus vorausgehen, dessen Gehirn es ist, die Rolle des zentralen Integrators zuschreiben oder als den einzigen über das Leben entscheidenden Körperteil ansehen? (8) |
Siehe: Menschenbild
Das Gehirn und sein Wachstum sowie seine Entwicklung ab der 6. Schwangerschaftswoche über Monate hinweg ist das Werk eines schon bestehenden integralen Lebewesens. Ein großer Teil von integrierten menschlichen Lebensprozessen besteht offensichtlich vor der Entwicklung des Gehirns. |
Siehe: Embryo
Zudem ist der physische, „Hirntod“ genannte, Zustand vieldeutig: 1a) Hirnstammtod, 1b) Tod des Großhirns (zerebraler Tod), 1c) Ganzhirntod, usw. Für keine dieser extrem unterschiedlichen Definitionen und Begriffe des „Hirntods“ gibt es triftige Argumente. (8) |
Siehe: Hirntod
Dazu kommt, solange völlig unklar ist, welcher dieser „Hirntode“ mutmaßlich der Tod des Menschen ist, und solange völlige Konfusionen und Unsicherheiten bestehen in Bezug auf die Gründe für die jeweilige Todes-Behauptung, ist jede solche „Hirntoderklärung“ sowohl was ihren Inhalt als auch was ihre Begründung, warum der zerebrale Funktionsausfall der Tod des Menschen sein soll, ein nebuloses Konstrukt. (8) |
Der Gesamthirntod ist das umfassendste und gut begründete Hirntodkonzept.
Die menschliche Person (Seele) ... (8) |
Person und Seele sind zwei völlig verschiedene Begriffe.
Die menschliche Person (Seele) hat ein substantielles Wesen und darf nicht reduziert werden auf die menschliche Fähigkeit, seinen Verstand auf empirisch nachweisbare Weise zu gebrauchen oder Bewußtsein zu haben. (8) |
Hirntod ist mehr als ein Erlöschen der kognitiven Fähigkeiten, er ist ein Nullsummenzustand.
Auch wenn wir schlafen oder bewußtlos sind, sind wir eine Person, obwohl wir nicht als Person handeln können. (8) |
Die heftigen Reaktionen von sogenannten toten Patienten bei der Entnahme ihrer Organe ... weisen darauf hin, daß es zumindest wahrscheinlich ist, daß die „Hirntoten“ Schmerzen fühlen können und daß ihre heftigen Reaktionen auf chirurgische Eingriffe nicht auf den „Lazarus-Reflex“ einer Leiche zurückzuführen sind. (8) |
Siehe: Schmerz#
(Nebenbei: Leichen haben keine Reflexe und als Lazarus aus dem Grab kam, lebte er). (8) |
Siehe: Leben der Hirntoten
Aber die bevorzugte Position der Pontifical Academy of Science bestand darin, den Hirntod dem Tod gleichzusetzen, jedoch gab es für diese Gleichsetzung absolut keinen Beweis, und die PAS, obwohl sie „päpstliche Akademie der Wissenschaften“ heißt, hat nicht nur unter ihren Mitgliedern Andersgläubige und Atheisten, sondern hat auch im Lauf ihrer Geschichte viele philosophische, moraltheologische und andere Irrtümer verteidigt. (9) |
Siehe: PAS
Die (einzige) kirchliche Lehre zweier Päpste, an die wir gebunden sind, besteht darin, daß der Mensch notwendigerweise wirklich tot sein muß, bevor man die unpaarigen Organe „ex cadavere“ zu entnehmen berechtigt ist. Dieser Feststellung, die eine kirchliche Lehrdoktrin ist, müssen wir aus philosophischen Gründen und, als Katholiken, auch aus religiösen Gründen zustimmen. (9) |
Siehe: ex cadavere
Außerdem hatte Papst Johannes Paul II. selber nachträglich ernste Zweifel an der Wahrheit seiner Aussage, und berief daher 2005 eine weitere Zusammenkunft von Experten in der Pontifical Academy of Science ein, an der auch ich teilnahm. Diejenigen, die an diesem Treffen der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften teilnahmen, lehnten größtenteils und aus guten Gründen die Gleichsetzung des Hirntodes mit dem Tod des Menschen ab. Die Berichte über diese Zusammenkunft waren schon druckfertig korrigiert worden, aber dann wurde die Herausgabe von der PAS unterdrückt. (9f) |
Siehe: PAS
Ein weiteres Treffen wurde 2006 von der PAS einberufen, in dem die Mehrheit ... sich für das Hirntod-Konzept aussprach. Aber weder üble Machenschaften an der PAS, die eine Tagung, die sich mehrheitlich gegen die Hirntoddefinition ausgesprochen hatte ..., noch die Ansichten von Mehrheiten zählen, wenn die Wahrheit auf dem Spiel steht. (10) |
Siehe: Verschwörungstheorie
Nguyen hat auch das vermutlich beste und grundlegendste Buch über Hirntod publiziert: The New Definitions of Death for Organ Donation: A Multidisciplinary Analysis from the Perspective of Christian Ethics, Pieterlen: Peter Lang AG, 2018. (10) |
Siehe: Doyen Nguyen
Es gibt viele integrative Lebensfunktionen, die bei „hirntoten“ Patienten beobachtet werden können (proportional „richtiges“ Wachstum des ganzen Leibes von Kindern, Immunsystem, Atmung der Lungen und Zellen bei fortgeführter künstlicher Beatmung, Durchblutung und normale Herztätigkeit, Beibehaltung der Körpertemperatur und vieles andere). (11) |
Siehe: Leben der Hirntoten
Die Behauptung, das Gehirn sei der entscheidende Integrator, wurde wissenschaft-lich glasklar von Shewmon widerlegt, und dies wurde auch vom „American Council on Bioethics“ des Präsidenten der USA und dem „Deutschen Ethikrat“ akzeptiert. (11) |
Siehe: Alan Shewmon, PCB, DER
Die integrierte Ganzheit des menschlichen Organismus geht der Entwicklung des Gehirns voraus, und man kann nicht sinnvollerweise plötzlich behaupten, daß nach der Entwicklung des Gehirns aus dem ganzheitlichen Leben eines Organismus heraus dieses integrale Leben des Organismus als Ursache der Entwicklung und Funktion des Gehirns nun auf einmal von der Hirnfunktion abhängig sei. (11) |
Siehe: Embryo
In Fällen von „chronischem Hirntod“ (in einem Fall einem Weiterleben von mehr als 20 Jahren im Zustand des „Hirntodes“) kann das Leben noch über Jahrzehnte weitergehen. (11) |
War es mehr als ein Fall? War der Hirntod als Gesamthirntod sicher festgestellt? Warum brach bei 80 von den 175 Hirntoten der Blutkreislauf in der 2. Woche zusammen?
Darum ist es nicht heterodox zu sagen, daß die Seele bis zum natürlichen Tod des Menschen im Körper lebt. (11) |
Hirntod ist ein rein künstlicher Zustand, dem der natürliche Tod vorausgegangen ist.
Solange darum ein integratives Leben oder ein empfindungsfähiges Leben im Menschen vorhanden ist (beides ist nachweislich vorhanden bei „hirntoten“ Patienten) ist die eine menschliche Seele, die alle Lebensbereiche des Leibes umfaßt, noch im Leib gegenwärtig. (11) |
Wie kommt Seifert zu dieser dogmatischen Aussage, da die Seele naturwissenschaftlich nicht zu beweisen und nicht zu widerlegen ist.
Die integrative Ganzheit des menschlichen Lebens hängt nicht, wie schon erwähnt, nur vom Hirnstamm ab. (11) |
Zum Menschsein gehört Geist und der ist vor allem im Großhirn verortet.
Professor Shewmon hat in einem berühmten Artikel beschrieben, daß wir zwei Listen von „integrativen Lebensfunktionen“ machen können: eine ist abhängig vom funktionierenden Hirnstamm, die andere überhaupt nicht. (11) |
Aber er sagte mir nichts anderes als das, was er in seiner berühmten Ansprache als Papst gesagt hatte, daß „vitale unpaarige“ Organe nur „ex cadavere“ (von einer Leiche) entnommen werden dürfen. Diese Aussage und die Fakten, die Sie aufgeführt haben, weisen klar darauf hin, daß er den „Hirntod-Definitionen“ nicht unkritisch gegenüberstand. (12) |
Siehe: ex cadavere
Nur die herkömmlichen Jahrtausende alten Kriterien, die mit dem gesunden Menschenverstand übereinstimmen, nämlich des völligen Zusammenbruchs aller vitalen Funktionen einschließlich von Herzschlag und Atmung. (12) |
Im 18. Jh. galt jemand als tot, wenn er sich nicht mehr bewegte. Gegen Ende des 19. Jh. setzte sich Stillstand von Atmung und Herzschlag langsam durch, waren aber schon damals keine sicheren Todeszeichen, weswegen man die 3-Tages-Frist bis zur Bestattung noch einführte.
Aber ich würde davon abraten, weil manchmal die „Hirntod-Diagnose“ falsch ist, und falls wir in einem solchen Fall aufwachen würden ohne unsere Nieren und beide Augen usw., könnte dies unerfreulich und unbeabsichtigt sein. (12) |
Siehe: Sicherheit
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Anhang
Anmerkungen
Einzelnachweise
- ↑ Josef Seifert: Den Hirntod gibt es nicht - Ich erkläre Ihnen die Gründe. In: Medizin & Ideologie 01/19, 6-13. Nach: http://eu-ae.com/images/heftarchiv/41_2019/medizin_und_ideologie_nr1_2019_web.pdf Zugriff am 06.05.2020.