Blut

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Allgemeines

Blut ist eine Körperflüssigkeit, die mit Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems die Funktionalität der verschiedenen Körpergewebe über vielfältige Transport- und Verknüpfungsfunktionen sicherstellt. Blut wird als "flüssiges Gewebe", gelegentlich auch als "flüssiges Organ" bezeichnet. Blut besteht aus speziellen Zellen sowie dem proteinreichen Blutplasma, das im Herz-Kreislauf-System als Träger dieser Zellen fungiert. Es wird vornehmlich durch mechanische Tätigkeit des Herzens in einem Kreislaufsystem durch die Blutgefäße des Körpers gepumpt. Unterstützend wirken Venenklappen in Kombination mit Muskelarbeit. Dabei werden die Gefäße, die vom Herzen wegführen, als Arterien und jene, die zurück zum Herzen führen, als Venen bezeichnet. Das Gefäßsystem des erwachsenen menschlichen Körpers enthält etwa 70 bis 80 ml Blut pro kg Körpergewicht, dies entspricht ca. 5 bis 6 l Blut. Durchschnittlich haben Männer etwa 1 l mehr Blut als Frauen, was vor allem auf Größen- und Gewichtsunterschiede zurückzuführen ist.

"Blut ist ein flüssiges Gewebe mit vielfältigen Aufgaben innerhalb der Transportsysteme, der Abwehrfunktionen, des Wärmehaushaltes. Es beträgt 6 bis 8% des Körpergewichts des Erwachsenen, das sind 4 bis 6 Liter. Die zellulären Bestandteile sind Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten."[1]

Zelltyp Erythozyt Neutrophiler Eosinophiler Blasophiler Lymphozyt Monozyt Thrombozyt
Durchmesser (μm) 6,7-7,7 12-14 16 14-16 9-16 16-20 2-3
Zahl pro Liter 3,9-6,5 * 1012 2,0-7,5 * 109 0-0,44 * 109 0-0,1 * 109 1,3-3,5 * 109 0,2-0,8 * 109 150-400 * 109
Differenzialblutbild (%) - 40-75 1-6 <1 20-45 2-6 -
Lebensdauer
der reifen Zellen
120 Tage 6 Stunden bis einige Tage 8-12 Tage ? ? Monate bis Jahre 8-12 Tage

Nachkommen der Stammzellen und ihre Daten.[2]

Zelltyp Aufgaben und Eigenschaften
Leukozyten Emigration aus Kapillaren - Proteolyse - unspezifische Abwehr - Phagozytose - Chemotaxis - Enzyme (Proteasen, Lipasen u.a.)
Lymphozyten Chromatinreiche Kerne - spezifische Abwehr - T-Lmphozyten - B-Lymphozyten - Gedächtniszellen - Plasmazellen
Monozyten unspezifische Abwehr - Phagozytose - Makrophagen - Wachstumsfaktor für Epithelzellen - Histiozyten - Kupfersche Sternzellen - immunologische Informationen über Phagozytose
Granulozyten
-neutrophile
Diapedese - Makrophagen - amöboide Beweglichkeit - Arachidonsäuresynthese
-eosinophile Entfernung von Antigen-Antikörper-Komplexen (Mastzellenantagonisten)
-basophile Mukopolysaccharid: Heparin = Antagonist zu Thrombozyten - Histamin - Diapedese - mit Mastzellen verwandt
Thrombozyten Membranumschlossene Zellbruchstücke - in Gruppen - Mitochondrien - Glycogen - Lysosomen - Gerinnungsfaktoren - (Granulomer) - Noradrenalin, Adrenalin, Serotonin - (Vasokonstriktion - Enzyme - ADP (Thrombozytenaggregation)

Eigenschaften der Leukozyten und Thrombozyten[3]

Funktionen des Blutes

Das Blut mit seinen einzelnen Bestandteilen erfüllt viele wesentliche Aufgaben, um die Lebensvorgänge aufrechtzuerhalten. Siehe: Homöostase

Transportfunktion

Hauptaufgabe des Blutes ist der Transport von Sauerstoff und Nährstoffen zu den Zellen und der Abtransport von Stoffwechselendprodukten wie Kohlenstoffdioxid oder Harnstoff. Außerdem werden Hormone und andere Wirkstoffe zwischen den Zellen befördert. Blut dient weiterhin der Homöostase, das heißt der Regulation und Aufrechterhaltung des Wasser- und Elektrolythaushaltes, des pH-Werts sowie der Körpertemperatur.

Abwehrfunktion

Als Teil des Immunsystems hat das Blut Aufgaben in Schutz und Abwehr gegen Fremdkörper (unspezifische Abwehr) und gegen Antigene (spezifische Abwehr) durch Fresszellen (Phagozyten) und durch Antikörper. Weiter ist das Blut ein wichtiger Bestandteil bei der Reaktion auf Verletzungen (Blutgerinnung und Fibrinolyse). Zudem hat Blut eine Stützwirkung durch den von ihm ausgehenden Flüssigkeitsdruck.

Wärmeregulierung

Die ständige Zirkulation des Blutes gewährleistet eine konstante Körpertemperatur. Diese liegt beim gesunden Menschen bei ca. 36–37 °C. Dabei geht man im Allgemeinen von der Temperatur im Innern des Körpers aus.
Siehe auch: Homoiothermie und Thermoregulation

Atmung

Eine Funktion des Blutes ist der Transport von Sauerstoff von der Lunge zu den Zellen und von Kohlenstoffdioxid – dem Endprodukt des oxidativen Kohlenstoffwechsels – zurück zur Lunge.

Herz-Lungenkreislauf
Im Rahmen der Atmung gelangt der in der Luft enthaltene Sauerstoff über die Luftröhre in die Lunge bis hin zu den Lungen­bläschen. Durch deren dünne Membran gelangt der Sauerstoff in die Blutgefäße. Das Blut wiederum wird im Rahmen des Lungenkreislaufes vom Herzen zur Lunge geführt. Das zunächst sauerstoffarme Blut gibt in der Lunge Kohlenstoffdioxid (CO2) ab und nimmt dort Sauerstoff auf. Das nun sauerstoffreiche Blut fließt über mehrere Lungenvenen (Venae pulmonales) wieder zurück zum Herzen, genauer zum linken Vorhof. Von dort wird das Blut über ein geschlossenes Netz aus Blutgefäßen an die meisten stoffwechselnden Zellen innerhalb des Körpers verteilt (Blutkreislauf). Ausgenommen davon sind u.a. Zellen der Hornhaut des Auges und der Knorpel, die keinen direkten Anschluss an das Gefäßsystem haben und wie bei primitiveren Organismen über Diffusion ernährt werden (bradytrophe Gewebe).

Funktionell wichtig für den oben beschriebenen Gasaustausch ist der in den roten Blutkörperchen enthaltene Blutfarbstoff Hämoglobin.

Blutstillung und -gerinnung

Die Prozesse, die den Körper vor Blutungen schützen sollen, werden unter dem Oberbegriff der Hämostase zusammengefasst. Dabei wird zwischen der primären und der sekundären Hämostase unterschieden.

  • An der primären Hämostase sind neben den Thrombozyten verschiedene im Plasma enthaltene und auf der Gefäßwand präsentierte Faktoren beteiligt. Das Zusammenspiel dieser Komponenten führt bereits nach 2-4 Minuten zur Abdichtung von Lecks in der Gefäßwand. Dieser Zeitwert wird auch als Blutungszeit bezeichnet. Zuerst verengt sich das Gefäß, dann verkleben die Thrombozyten das Leck, und schließlich bildet sich ein fester Pfropfen aus Fibrin, der sich nach abgeschlossener Gerinnung zusammenzieht. Die Fibrinolyse ist später für ein Wiederfreimachen des Gefäßes verantwortlich.
  • Die sekundäre Hämostase findet durch Zusammenwirkung verschiedener Gerinnungsfaktoren statt. Dies sind, bis auf Calcium (Ca2+), in der Leber synthetisierte Proteine. Diese im Normalfall inaktiven Faktoren werden in einer Kaskade aktiviert. Sie können entweder endogen (durch Kontakt des Blutes) oder exogen aktiviert werden, das heißt durch Kontakt mit Gewebsthrombokinase, die durch größere Verletzungen aus dem Gewebe in die Blutbahn gelangt ist. Ziel der sekundären Blutgerinnung ist die Bildung von wasserunlöslichen Fibrinpolymeren, die das Blut zu Klumpen gerinnen lassen.

Als Fibrinolyse wird der Prozess der Rückbildung der Fibrinklumpen bezeichnet. Dies findet durch die Aktion des Enzyms Plasmin statt.

Blut aus biblischer Sicht

Mehreren Stellen des AT geben an, dass im Blut das Leben sei:

  • Denn das Leben des Fleisches ist im Blut. (Lev 17,11)
  • Denn das Leben aller Wesen aus Fleisch ist das Blut im Lebewesen. (Lev 17,14)
  • Doch beherrsche dich und genieße kein Blut; denn Blut ist Lebenskraft. (Dtn 12,23)

Die Menschen konnten bei jedem Verbluten eines Menschen und eines Tieres beobachten, wie das Leben aus dem Körper wich. Daraus entstand die Vorstellung, dass im Blut das Leben bzw. die Lebenskraft stecke. Es wurde nicht reflektiert, dass auch Menschen im Vollbesitz ihres Blutes auch sterben und damit diese Annahme irrig ist.

Nach Lev 17 durfte nur in der Nähe des Heiligtums geschlachtet und damit ungestraft Blut vergossen werden. Dtn 12 lockert diese strikte Regelung, da es auch ein privates Schlachten erlaubt. Vermutlich wollte Lev 17 ein Schlachten von Tieren zu Ehren anderer Götter verhindern. Blut wurde wohl magische Fähigkeiten zugeschrieben, weswegen das Blut wie Wasser im Boden versickern und mit Staub zugedeckt werden sollte (Lev 17,13). Damit wurde jede andere Nutzung des Blutes unmöglich.

Michael Schröder: "Wer das Blut von Tieren in sich aufnahm, der konnte sich – so die Vorstellung – damit auch deren Eigenschaften aneignen. Um diese Praktiken beim Volk Israel zu verhindern, werden hier die strengen Auflagen für den richtigen Umgang mit Blut gemacht."[4]

Es findet sich an mehreren Stellen des AT das Verbot, Tierblut zu verzehren. Es wird nicht weiter begründet. Lediglich in Lev 17,11 wird darauf verwiesen, dass das Blut der Tiere als Sühnemittel bestimmt ist. Sühne kann jedoch nur Gott gewähren. Daher ist jeder andere Gebrauch von Blut dem Menschen entzogen.

Beim Apostelkonzils (Apg 15,13-21) wurde wohl auf Lev 17,11 Bezug genommen, da sich die Heiden "vor Götzenopferfleisch, Blut, Ersticktem und Unzucht hüten" (Apg 15,25) sollen, um Christen zu sein.


Blutspende

Blutspende ist die häufigste Form von Gewebespende. Sie ist nicht bei Hirntod möglich.
Im Jahr 2010 wurden 26% der Blutkonserven für Krebserkrankungen benötigt, 20% für Herzerkrankungen, 19% für Magen- und Darmerkrankungen, 15% für Unfallverletzungen, 7% für Leber- und Nierenerkrankungen, 5% für Blutarmut und Bluterkrankungen, 4% für Komplikantionen bei Geburten, 4% für Knochen- und Gelekerkrankungen. Bei großem Blutverlust kann nur eine Bluttransfusion das Leben retten.

Bestandteil Anteil Verwendung
Erythrozyten 42%
Thrombozyten 1%
Leukozyten 1%
Plasma 57%
Vollblut 100%

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 397.
  2. Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 400.
  3. Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 401.
  4. Michael Schröder: Bibel, Blut und Organspende. In: Christsein heute (2/2019). Nach: https://www.christsein-heute.de/index.php?id=3307&tx_ttnews%5Btt_news%5D=208797&tx_ttnews%5BsViewPointer%5D=1&cHash=040c6f79e26c1cde058cc62554980ef2 Zugriff am 01.03.2019.