Geist
Geist ist ein uneinheitlich verwendeter Begriff der Philosophie, Theologie, Psychologie und Alltagssprache.
Was zum menschlichen Geist gehört und was Hirntoten daran fehlt, zeigt anschaulich die Gegenüberstellung von Patientenverfügung[Anm. 1] und Hirntod. Hirntote im Vergleich mit Patienten, bei denen nach Patientenverfügung das Therapieende gewünscht wird.
Fähigkeit | Patientenverfügung | Hirntod | |
---|---|---|---|
Kommunikation | sich mitteilen können | unmöglich | unmöglich |
Können | gehen, sprechen, singen, musizieren, balancieren | unmöglich | unmöglich |
Wahrnehmung | sehen, hören, riechen, schmecken, tasten | möglich | unmöglich |
Bewusstsein | denken, planen, erfinden, kreativ etwas erschaffen | möglich | unmöglich |
Erinnerung | was man erlebt hat (DuL) | möglich | unmöglich |
Wissen | was wir gelernt haben (DuL) | möglich | unmöglich |
Gefühle | Liebe, Hass, Vertrauen, Angst, Hoffnung, Sorge | möglich | unmöglich |
Eigenatmung | atmet selbstständig, wenn auch schwer | möglich | unmöglich |
Hirnstammreflexe | Licht-, Lidschluss-, ... Atem-Reflex | vorhanden | nicht vorhanden |
Homöostase | Körpertemperatur, Wasserhaushalt | gestört | sehr gestört |
Herzschlag | vorhanden | vorhanden | |
Verbesserung des Zustandes? | sehr unwahrscheinlich | völlig unmöglich | |
gewünscht | Mord? |
Das "unmöglich" ist beim Hirntod deswegen dauerhaft, weil die Gehirnzellen im Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm seit Eintritt des Hirntodes so schwer geschädigt sind, dass sie nicht nur nie wieder funktionieren werden (irreversibel). Sie befinden sich in einem so weit fortgeschritten Sterbeprozess, dass dieser unaufhaltsamen geworden ist und der nach Tagen des Hirntodes mit der Auflösung des Gehirns (Autolyse) endet. |
Aussagen
Der Geist wird im Assoziationskortex verortet.[1] Ausgehend von der Evolutionstheorie, "beginnt man Geist als eine spezifische Eigenschaft des menschlichen Gehirns zu begreifen. Geistige Funktionen sind demnach ein komplexes, durch Stoffwechselenergie angetriebenes, zentralvenöses Geschehen. Sie sind ein spätes Produkt der Evolution und wesentlicher Bestandteil der 'Krönung der Schöpfung', der Entstehung des Menschen. Geist und Natur können so keine Gegensätze sein."[2]
Der Energetismus vertritt den Standpunkt: "Geist ist einmalig in der Evolution entstanden. Von diesem Ereignis leiten sich Kultur, Ethik, Kunst, Naturwissenschaften, Mathematik ab."[2] Bünte schreibt hierzu weiter: "Damit ist heute in der Biologie kein Raum mehr für die dualistische Trennung von Körper und Geist."[2]
Natur- und Geisteswissenschaften sind keine Gegner mehr. Sie haben begriffen: "ohne anatomisch Hirnstrukturen kein Geist, ohne Geist keine Kenntnis von anatomischen Hirnstrukturen."[2]
Erlischt die Funktion von Sinnesorganen bei ausgewachsenen Individuen (z.B. bei Erblindung im Alter oder durch Unfall), "so sind gesitige Funktionen mit optischen Inhalten weiterhin möglich. Ursache hierfür siend die optischen Gedächtnisinhalte des Gehirns. Es bedarf für das Abrufen dieser Gedächtnisbilder keiner neuen Impulse von außen."[2]
"Mehrere Studien zeigen aber in der Verbindung von Körper und Geist seltsame Aspekte, die für den Prozess der Gefühlentstehung von faszinierender Bedeutung sind. Kurzum geasgt 'kommunizieren' Körper und Nervensystem, und dabei bedeienen sie sich der 'Vermischungen' und 'Interaktionen' von Strukruren, die durch die Kontinuität von Körper und Nervensystem möglich werden."[3]
"Der Körper hat unmittelbaren, ungehinderten Zugang zum Nervensystem], bietet aber auch umgekehrt dem Nervensystem ungehinderten Zugang, und das häufig genau an den gleichen Stellen, die auch in Richtung des Gehirns kommunizieren."[4]
Anhang
Anmerkungen
- ↑ Der med. Zustand, bei dem nach vorliegender Patientenverfügung die Therapie beendet werden soll.
Einzelnachweise
- ↑ Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 1551.
- ↑ a b c d e Hermann Bünte, Klaus Bünte: Das Spektrum der Medizin. Illustriertes Handbuch von den Grundlagen bis zur Klinik. Stuttgart 2004, 1556.
- ↑ Antonio Damasio: Im Anfang war das Gefühl. Der biologische Ursprung menschlicher Kultur. München 2017, 146.
- ↑ Antonio Damasio: Im Anfang war das Gefühl. Der biologische Ursprung menschlicher Kultur. München 2017, 148.