Joachim Piegsa

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Joachim Piegsa MSF (*1930-2015) war ein deutscher Ordenspriester und Moraltheologe.

Schriften

Ist der Hirntod der Tod des ganzen Menschen? (2009)

2009 veröffentlichte Joachim Piegsa den Artikel "Ist der Hirntod der Tod des ganzen Menschen?"[1] Darin heißt es:

Der Mediziner ist dann nur noch Mechaniker einer Apparatemedizin, der Reparaturen vornimmt oder Ersatzteile austauscht. Die persönliche Diagnosefähigkeit wird überflüssig. (145)

Jede HTD wird von 2 Ärzten sehr persönlich durchgeführt. Siehe: Diffamierung

Jedoch diese begrenzte Sicht genügt nicht, wenn unsere Welt human bleiben soll. (148)

Therapieende bei Hirntoten ist praktizierte Humanität.

Heute wissen wir: „Atmung, Kreislauf und Gehirntätigkeit sind die drei großen Funktionssysteme. (148)

Das wusste bereits bereits im 2. Jh. Galenos. Xavier Bichat bewies dies 1800.

Der medizinische Fortschritt erlaubt es, den Zusammenbruch des Herz-Kreislaufsystems – als klinischer Tod oder Herztod bezeichnet – zu diagnostizieren und durch eine fortgeschrittene Reanimationstechnik samt Herz-Lungen-Maschine zu beheben. (148)

Hirntote benötigen keine Herz-Lungen-Maschine, sondern nur eine künstliche Beatmung.

Es handelt sich somit bei einem Zusammenbruch des Herz-Kreislaufsystems um einen Sterbenden, aber nicht um einen Toten. Ähnliches geschieht bei einer Herztransplantation. Der Empfänger existiert kurze Zeit ohne eigenes Herz, ist jedoch nicht vorübergehend tot und wird somit auch nicht wieder zum Leben erweckt. (149)

Siehe: Irreversibilität

Der Nobelpreisträger, Hans Jonas, bemängelte 1985, dass „externe Interessen“, nämlich das Interesse möglichst frische, funktionsfähige Organe für eine Transplantation zu erhalten, das sachliche Urteil über den Hirntod trüben. (149)

Hans Jonas wurde nie mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. - Siehe: Chronik/Hirntod

In der Tat wird im Fall einer angestrebten Organtransplantation „die Hirntod-Diagnostik an einen Zweck gekoppelt, also instrumentalisiert“. (150)

Siehe: Instrumentatlisierung

{{Zitat2|Der Organspender soll „so tot wie nötig“, undseine Organe „so lebendig wie möglich“ sein. (150)}

Wenn die intensive Weiterbehandlung lediglich einer Verlängerung des Sterbeprozesses gleichkommt, und das ist nach dem Hirntod der Fall, darf aus ethischer Sicht auf „Maßnahmen zur Verlängerung des Lebens“, die „nur den Todeseintritt verlängern“, verzichtet werden. (150)
Jedoch das Gegenteil, nämlich die Tötung eines Menschen durch Organentnahme – auch für den guten Zweck der Lebensrettung eines anderen –, ist ethisch nicht vertretbar. (153)

Siehe: Todesverständnis

Drei Gegebenheiten müssen zur sicheren Feststellung des Todesbelegt werden: „Bewusstlosigkeit mit (mittel-) weiten, starren Pupillen, Verlust der Hirnstamm-Reflexe und Atemstillstand“. (152)

Zur HTD gehört weitaus mehr: Voraussetzungen, Klinische Symptome, Irreversibilität

Eine junge schwangere Frau erlitt durch einen Autounfall den Ganzhirntod. Jedoch ein Erlanger Ärzteteam konnte den Fötus der ganz hirntoten Mutter noch 40 Tage am Leben erhalten. Danach trat eine Fehlgeburt ein. (153)
Kann eine Tote schwanger bleiben? Sicher nicht! Die Schwangerschaft ist nämlich ein komplexer Prozess, der das Zusammenwirken mehrerer Organe erfordert. (153)

Siehe: Marion Ploch, schwangeres Hirntote

Darf man also Sterbende durch die Hinauszögerung ihres Todeszeitpunktes in eine Organbank verwandeln? (153)

Siehe: Diffamierung

Nach Ansicht eines Neurochirurgen ist nämlich zu beachten,dass „nicht alle Teile des Großhirns Bewusstsein erzeugen,andererseits sind gewisse Hirnstamm-Anteile für bewusstes Sein unverzichtbar“. (154)

Siehe: Gesamthirntod

Das Sterben ist nämlich – im Unterschied zum Tod – ein Prozess, der biologisch-medizinisch umschrieben und apparativ festgestellt werden kann, der Tod dagegen nicht, denn er ist ein „momentanes Ereignis“, das kein Apparat punktgenau anzuzeigen vermag. (155)

Jede Todesfeststellung erfolgt post mortem.

Dem heut vorherrschenden empirisch-pragmatischen Menschenbild,das den geistigen Bereich ausklammert, entspricht die empirisch-pragmatische Gleichsetzung des Ganzhirntodes mit dem Tod des ganzen Menschen. (155)
Es wäre falsch, in einem so wichtigen Problembereich vorschnell von Sicherheit zu sprechen, so-lange aus einer ganzheitlichen Sicht des Menschen noch ernst-hafte Bedenken vorgebracht werden müssen. (155)

Jedem Hirntoten ist sein Geist erloschen.

Vorlage:ZItat

Demgegenüber meinte einige Jahre später (1996) Kardinal Meisner: „Die Identifikation des Hirntods mit dem Tod des Menschen ist aus christlicher Sicht, beim derzeitigen Stand der Debatte, nicht mehr vertretbar.“ Robert Spaemann, Mitglied der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften, veröffentlichte im Februar 2005 den Beitrag „Der Hirntod ist nicht der Tod“. (156)

Siehe: EKD DBK 1990, DBK 2015, PAS

Im September2008 erklärte die Soziologin Lucetta Scaraffia im L ́Osservatore Romano, wenn die katholische Kirche an einer „umfassenden und absoluten Verteidigung des menschlichen Lebens“ festhalte, komme sie in Konflikt mit der Gehirntoddefinition, der zufolge die Würde der menschlichen Person mit dem Funktionieren des Gehirns identifiziert werde. (156)

Siehe: Lucetta Scaraffia

... gleichzeitig jedoch betont, dass lebenswichtige Organe nur „ex cadavere“ – aus einer Leiche – entnommen werden dürfen. (157)

Siehe: ex cadavere

Im Februar 2009 fand in Rom ein weiterer Kongress statt, an dem auch einige Mitglieder der Päpstlichen Akademie für das Leben teilnahmen. Die etwa 200 Teilnehmer meinten, dass das Hirntod-Konzept für die Kirche unannehmbar sei, dass sie „kein materialistisches sondern ein personales Menschenbild vertritt“ (157)

Siehe: PAS


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Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Joachim Piegsa: Ist der Hirntod der Tod des ganzen Menschen? In: Gerhard Stumpf: Irregeleiteter Fortschritt. Augsburg 2009, 145-160. Nach: http://www.ik-augsburg.de/pdf/berichte/Buch2009.pdf Zugriff am 22.05.2020.