Ulrike Baureithel

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Schriften

Der Mangel wird bleiben (30.09.2018)

Am 30.09.2018 veröffentlichte Ulrike Baureithel den Artikel "Der Mangel wird bleiben".[1] Darin heißt es:

as spricht dafür, dass die grundsätzliche Aufgeschlossenheit noch lange nicht bedeutet, dass die Menschen dem aktuellen Spendersystem vertrauen und schon gar nicht, dass sie bereit wären, sich auch entsprechend zu erklären.

Siehe: Entscheidungen

Dabei verbietet es sich in diesem Zusammenhang von einer „Lösung“ zu sprechen – wenn nicht schon im Hinblick auf die deutsche Geschichte und die Todesabhängigkeit dieser Therapie es der politische Instinkt erfordert, so doch immerhin die Skepsis, damit den Organmangel definitiv beenden zu können.

Siehe: Diffamierung

... bricht er auch mit einem Grundkonsens, denn auch die 2012 eingeführte Entscheidungsregelung stellt frei, sich öffentlich zu erklären.

Niemand muss sich bei der Widerspruchsregelung öffentlich erklären.

... scheint es sich bei der Debatte um die Widerspruchsregelung vor allem um eine Diskursstrategie zu handeln, die austestet, wie weit die bislang geltenden bioethischen Prämissen ausgehebelt werden können.

Siehe: Panikmache

Denn weshalb ist es bei der unterstellten stillschweigenden Spendebereitschaft der sich nicht Erklärenden eigentlich notwendig, die Angehörigen nach dem „mutmaßlichen Willen“ des hirntoten Patienten zu fragen, wie es inzwischen auch in Österreich der Fall ist? Weshalb bringt man Verwandte und das enge soziale Umfeld wieder in die in dieser Situation so schreckliche Entscheidungsbredouille?

Die Frage an die Hinterbliebenen lautet: "Ist Ihnen ein schriftlicher oder mündlicher Widerspruch des Hirntoten bekannt?" Das ist keine Entscheidung, sondern eine nüchterne Sachfrage. Eine Entscheidung der Hinterbliebenen wird bei der doppelten Zustimmungsregelung, Entscheidungsregelung und Erklärungsregelung abgefragt, wenn den Hinterbliebenen weder eine schriftliche oder mündliche Zustimmung zur Organentnahme vorliegt. Dies war in den letzten Jahren durchgehend bei über der Hälfte der Fall. Eine Widerspruchsregelung würde dies überflüssig machen.

Oder wird das Einverständnis abgefordert, dass es sich beim Spender nicht um einen hirntoten, also sterbenden Patienten handelt, sondern um einen Leichnam? Auch wenn einem Leichnam gar kein Organ mehr zu entnehmen ist.

Siehe: Todesverständnis

Wenn aber heute die Menschen fürchten, mit einem Organspenderausweis in der Tasche nicht mehr in der notwendigen Weise intensivmedizinisch betreut zu werden, könnte es den Widersprechenden künftig passieren, dass der Blick ins Register nachteilige Folgen für sie hat.

Siehe: Panikmache, Ablauf der TX, Vom Koma zum Hirntod

Warum etwa bekommt ein Fußballspieler wie Ivan Klasnic, der bei Anne Will offenherzig erzählt, mit seiner dritten Niere herumzulaufen, in Deutschland zwar kein Organ, wohl aber, weil er auch einen kroatischen Pass besitzt, im Eurotransplant angeschlossenen Kroatien?

Wo bleibt die Antwort? - In Kroatien gibt es mehr als das 3-fache an Organspender als in Deutschland.

Vermieden wird, überhaupt noch über den selbst von Wissenschaftsinstitutionen wie dem amerikanischen President’s Council of Bioethics angezweifelten Hirntod zu reden.

Der PCB ist keine wissenschaftliche Institution, sondern eine ethische. Mit der Todesdefinition des PCB sind Hirntote Tote. Siehe: PCB

1997: Stirbst du noch? (2017)

Ulrike Baureithel veröffentlichte 2017 den Artikel "1997: Stirbst du noch?".[2] Darin heißt es:

Zwischen 2011 und 2016 ist die Zahl der Organspender von 900 auf 637 zurückgegangen. Um dies zu verstehen, muss man ein bisschen zurückblicken in die Geschichte der Organtransplantation und des zum 1. Dezember 1997 – in der auslaufenden Regierungszeit des Kanzlers Helmut Kohl – in Kraft getretenen Gesetzes über die Spende, Entnahme und Übertragung von Organen.

Warum muss man so weit in die Geschichte zurückgehen? Wenn diese These stimmt, warum kam dann der Einbruch nicht früher? - Einleuchtender ist die Einführung des Patientenverfügungsgesetzes im Jahr 2009. Siehe: Organmangel

Dabei war schon 1979 der damalige SPD-Justizminister Hans-Jochen Vogel mit seinem Vorstoß, ein Transplantationsgesetz in die Wege zu leiten, gescheitert, weil die von ihm favorisierte Widerspruchsregelung – wer der Organspende nicht ausdrücklich widerspricht, kann automatisch Organspender werden – nicht mehrheitsfähig war.

Siehe: TPG

Statt des bislang gültigen Herz-Kreislauf-Todes wurde nun der „Brain Death“, der irreversible Ausfall der Hirnfunktionen, als Todesdefinition in den medizinethischen Kreislauf eingespeist.

Die Ad-Hoc-Kommission sprach nicht vom "Brain Death", sondern vom "irreversiblen Koma", meinte jedoch den Hirntod, was bis in die Gegenwart für Verwirrung sorgt. Siehe: Ad-Hoc-Kommission

Wie aber kann es sein, so fragten sich damals viele, dass eine für hirntot erklärte Frau noch ein Kind „austragen“ kann? Der 1992 bekannt gewordene Fall der 19-jährigen Marion Ploch, die in der 15. Schwangerschaftswoche mit ihrem Pkw verunglückt war und so lange hirntot im Erlanger Klinikum liegen sollte, bis das Kind „geholt“ war, trieb die Republik um. Das sogenannte Erlanger Baby kam gut drei Wochen nach dem Unfall spontan – und tot – zur Welt, hinterließ aber eine bis heute unbeantwortete Frage.

Siehe: schwangere Hirntote

Entnahme am lebenden Menschen (13.03.2011)

"Ulrike Baureithel hat ein Buch (zusammen mit Anna Bergmann, Herzloser Tod) zum Alltag in der Transplantationsmedizin veröffentlicht." Am 13.03.2011 veröffentlichte Ulrike Baureithel den Artikel "Entnahme am lebenden Menschen".[3] Darin heißt es:

Nierenverkauf statt Hartz-IV-Transfer?

Siehe: Organhandel

Eine gebefreudige Sozialdemokratie positionierte sich gegen neoliberalen Egoismus.
in Großbritannien aber nur der Ausfall des Großhirns, das nach dortiger Rechtsauffassung die Person und damit den Menschen ausmacht.

Danach wären Menschen im Apallischen Syndrom in Großbritannien tot. In Großbritannien gilt der Hirnstammtod.

Vermehrt legen Studien nämlich nahe, dass auch hirntote Patienten noch über etliche hirnunabhängige Funktionen verfügen.

"Vermehrt"? Die eine Studie von Alan Shewmon.

Hirntote steuern selbsttätig ihre Temperatur, sie reagieren auf Schmerzreize mit Blutdruckanstieg, scheiden Körperstoffe aus, reifen geschlechtlich heran und sind sogar in der Lage, ein Kind auszutragen.

Siehe: Leben der Hirntoten

Die von dem Neurologen Alan Shewmon zusammengetragenen 175 Fälle beweisen, dass hirntote Menschen noch am Leben sind und unter Umständen – wenn intensivmedizinische Maßnahmen nicht abgebrochen beziehungsweise keine Organe entnommen würden – über Jahre hinweg lebensfähig wären.

Siehe: Alan Shewmon

Bestätigt werden diese Befunde durch neuere bildgebende Verfahren (Computertomografie, Magnetresonanztomografie), die darauf schließen lassen, dass bewusstseinsgestörte Patienten Schmerzreize wahrnehmen und Sprache erkennen, ohne dies nach außen vermitteln zu können.

Diese Untersuchungen wurden an Patienten vorgenommen, nicht an Hirntoten.

Das Pflegepersonal auf Intensivstationen und in den OP-Sälen wusste schon immer aus eigener Beobachtung zu berichten, dass für hirntot erklärte Patienten aussehen wie jeder andere bewusstlose Patient, dass sie ­Fieber bekommen können, ihr Blutdruck wechselt, oder dass sie während der Organentnahme sogar Reflexe zeigen.

Siehe: Phänomen Ebene

Um dieses Hor­ror­szenario zu vermeiden, werden Organspendern vorsorglich sedierende Medikamente verabreicht.

Siehe: spinale Reflexe

Selbst wenn am Hirntodkriterium festgehalten wird, resümiert Sabine Müller, müsse zumindest „eine valide Hirntod-Diagnostik auf dem aktuellen wissenschaftlichen und technischen Stand“ vorgehalten werden.

Siehe: BÄK 2015

Organversagen in Folge von Übergewicht, Drogen- und Medikamentenmissbrauch nehmen ebenso zu wie die Retransplantationsrate, wenn das Organ erneut versagt. Ärzte klagen vermehrt über die mangelnde Disziplin transplantierter Patienten. Das heißt nicht, dass die Betroffenen in Schuldhaft für ihre Krankheit oder ihr Verhalten genommen werden sollen. Aber umgekehrt dürfen dann alle übrigen auch nicht zu potentiellen Organschuldnern gemacht werden.

Siehe: Ursachen der TX

Tot, töter, am tötesten (10.12.2003)

Am 10.12.2003 veröffentlichte Ulrike Baureithel den Artikel "Tot, töter, am tötesten".[4] Darin steht:

Die Lebenden definieren, was einen Toten ausmacht.

Umgekehrt geht es schlecht.

Der Aufstieg des Hirntodes als alleiniges Kriterium in der westlichen Welt geht einher mit einem Menschenbild, das den Körper zum bloßen Diener des Geistes degradiert.

Welches Menschenbild hat Ulrike Baureithel.

Und damit auch zum Ersatzteillager für Organtransplantationen. In anderen Kulturen wäre dies undenkbar.

Siehe: Diffamierung

Doch nicht nur die Angehörigen am Bett eines als "hirntot" diagnostizierten Patienten erschrecken, wenn plötzlich der Fuß zuckt oder gar der Arm nach ihnen greift.

Siehe: Spinale Reflexe

Dass dann "die Toten umgehen", glaubten die einen, während die "aufgeklärteren" Stimmen dazu aufforderten, die Scheintoten ihrem Schicksal zu entreißen und wiederzubeleben. Klingelschnüre im Sarg und Luftröhren nach oben wurden angeregt. Wann ist ein Toter tot?

Siehe: Scheintod

Zwar akzeptieren wir (noch!), dass wir sterben müssen, doch der genaue Zeitpunkt ist so umstritten wie die Zeichen, die den Tod markieren.

Siehe: gemeinsame Erklärungen

Während landläufig noch immer der Herzstillstand und die Aussetzung der Atmung als sichere Signale des Todes anerkannt werden, gilt der Hirntod rechtlich und im medizinischen Alltag mittlerweile als das gültige Todeskriterium.

Es gibt einen Individualtod, aber verschiedene Todesfeststellungen.

Wenn das irreversible Koma eingetreten ist, die Spontanatmung aufhört und auf bestimmte Schmerzreize keine Reaktion mehr erfolgt und dies über einen bestimmten Zeitraum nachgewiesen werden kann, wird davon ausgegangen, dass ein Patient hirntot ist.

Siehe: Irreversibilität, Koma, Hirntod

Der Patient gilt paradoxerweise in dem Augenblick als "tot", wo dieses unterschrieben ist - unabhängig davon, ob und wie lange (mitunter bis zu mehreren Tagen) das Herz-Kreislauf-System des betroffenen "Toten" noch aufrechterhalten wird, um dem hirntoten Spender die Organe zu entnehmen.

Siehe: Todesverständnis

Denn die oben beschriebenen Kriterien, die etwa in das deutsche und österreichische Recht eingegangen sind, stehen für den so genannten Ganzhirntod, das heißt den irreversiblen Ausfall des für die Regulation von Atmung und Kreislauf zuständigen Hirnstamms.

Siehe: D/A/CH, Gesamthirntod

Sie kann im Hirn überhaupt keine besondere Qualität für die Herstellung und Aufrechterhaltung des Lebens erkennen, sondern insistiert auf das Networking zwischen Hirn, Herz, Leber, Niere und allen anderen Organen, die wiederum von den "emergenten" Eigenschaften von Molekülen und Geweben abhängig sind bzw. diese hervorbringen: also die Fähigkeit besitzen, sich selbst herzustellen und selbst zu erhalten.

Ohne Gehirn kann der Körper nicht atmen.

Dies gilt, so die Neurobiologen, auch für das Gehirn selbst, denn keineswegs bringe der Neocortex Bewusstsein und Handeln hervor, sondern sei seinerseits angewiesen auf andere Hirnareale wie das limbische System oder die telencephalen Zentren im basalen Vorderhirn. Die Überschätzung des Cortex und insbesondere des Neocortex sei nichts weiter als eine anthropozentrische Hybris und der "Hirntod", wie auch immer definiert, für eine adäquate Todesbestimmung völlig unbrauchbar.

Siehe: Gesamthirntod

Auch die islamischen Gesellschaften stehen dem Hirntodkonzept eher kritisch gegenüber, weil sie von einer leib-seelischen Einheit ausgehen, die sie nicht verletzt sehen wollen.

Siehe: Islam

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Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. Ulrike Baureithel: Der Mangel wird bleiben. In: taz (30.09.2018) Nach: https://taz.de/Widerspruchsloesung-fuer-Organspender/!5536320 Zugriff am 29.04.2020.
  2. Ulike Baureithel: 1997: Stirbst du noch? In: der Freitag 48/2017. Nach: https://www.freitag.de/autoren/ulrike-baureithel/1997-stirbst-du-noch. Nach: https://www.freitag.de/autoren/ulrike-baureithel/1997-stirbst-du-noch Zugriff am 29.04.2020.
  3. Ulrike Baureithel: Entnahme am lebenden Menschen. In: Der Freitag (13.03.2011) Nach: https://www.freitag.de/autoren/ulrike-baureithel/entnahme-am-lebenden-menschen Zugriff am 29.04.2020.
  4. Ulrike Baureithel: Tot, töter, am tötesten. In: Falter.at (10.12.2003) Nach: https://www.falter.at/heureka/20031210/tot-toeter-am-toetesten/2004170073 Zugriff am 29.04.2020.