Locked-in-Syndrom: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Ursache ist meist eine Schädigung im [https://de.wikipedia.org/wiki/Pons Pons], seltener im [https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelhirn Mittelhirn] oder auf beiden Seiten der [https://de.wikipedia.org/wiki/Capsula_interna Capsula interna]. | Die Ursache ist meist eine Schädigung im [https://de.wikipedia.org/wiki/Pons Pons], seltener im [https://de.wikipedia.org/wiki/Mittelhirn Mittelhirn] oder auf beiden Seiten der [https://de.wikipedia.org/wiki/Capsula_interna Capsula interna]. | ||
Das Locked-in-Syndrom ist in der Regel die Folge eines Schlaganfalls. Aber auch Folgendes kann die Ursache sein:<ref name="Maiese">Kenneth Maiese: Locked-in-Syndrom. Nach: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/st%C3%B6rungen-der-hirn-,-r%C3%BCckenmarks-und-nervenfunktion/koma-und-bewusstseinsst%C3%B6rung/locked-in-syndrom Zugriff am 23.02.2023.</ref> | |||
* Jede Störung (wie eine Krebserkrankung im Gehirn, eine Infektion oder eine Kopfverletzung), die den mittleren Teil des Hirnstamms, aber nicht diejenigen Teile des Gehirns zerstört, die das Bewusstsein und die geistige Funktion kontrollieren (der obere Teil des Hirnstamms und das Großhirn) | |||
* Bestimmte giftige Substanzen wie Insektizide oder eine Überdosierung von Opioiden | |||
* Selten eine vollständige Lähmung der peripheren Nerven und Muskeln, wie bei schwerem Guillain-Barré-Syndrom oder bei Krebs im mittleren Teil des Hirnstamms oder im umliegenden Bereich | |||
=== Diagnose === | |||
Da das Locked-in-Syndrom irrtümlicherweise für Stupor oder Koma gehalten werden kann, werden Patienten, die sich nicht bewegen und nicht ansprechbar scheinen, von Ärzten getestet, indem sie aufgefordert werden, ihre Augen zu öffnen und zu schließen.<ref name="Maiese"></ref> | |||
Bildgebungstests des Gehirns wie Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) werden durchgeführt, um die Ursache zu bestimmen und vor allem Störungen festzustellen, die behandelt werden könnten.<ref name="Maiese"></ref><ref name="Maiese"></ref> | |||
Wenn die Diagnose unsicher ist, können andere bildgebende Tests durchgeführt werden, wie z. B. Elektroenzephalografie (EEG), Positronen-Emissions-Tomografie (PET), Einzelphotonen-Emissions-Computertomografie (SPECT), funktionelle MRT oder evozierte Potenziale.<ref name="Maiese"></ref> | |||
=== Symtome und Behandlung === | |||
Das Locked-in-Syndrom ist eine fast vollständige Lähmung. Das Bewusstsein und die geistige Funktion sind nicht beeinträchtigt. Die Patienten können nicht das Gesicht verziehen, sich bewegen, sprechen oder eigenständig kommunizieren, aber sie können ihre Augen nach oben und unten bewegen und blinzeln.<ref name="Maiese"></ref> | |||
* Das Locked-in-Syndrom wird in der Regel von einem Schlaganfall verursacht, möglicherweise aber auch vom Guillain-Barré-Syndrom oder einer Krebserkrankung, die einen bestimmten Teil des Gehirns betrifft. | |||
* Patienten mit diesem Syndrom können ihre untere Gesichtshälfte nicht bewegen, nicht kauen, nicht schlucken, nicht sprechen, ihre Gliedmaßen nicht bewegen und ihre Augen nicht hin- und herbewegen. Sehen, Hören, eine Bewegung der Augen nach oben und unten sowie Blinzeln sind jedoch in der Regel möglich. | |||
* Um ein Locked-in-Syndrom festzustellen, werden Patienten, die sich nicht bewegen und nicht ansprechbar scheinen, von Ärzten getestet, indem sie aufgefordert werden, ihre Augen zu öffnen und zu schließen. Außerdem führen sie bildgebende Verfahren durch, um die Ursache zu bestimmen. | |||
* Falls sie festgestellt werden kann, wird die Ursache behandelt. Weiterhin besteht die Therapie in einer guten Ernährung, einer Vorbeugung von durch Immobilisierung verursachten Problemen (wie Druckgeschwüre) und Kommunikationstraining. | |||
Patienten im Locked-in-Syndrom absolut bewegungsunfähig. In Ausnahmefällen können sie einzelne Gliedmaßen (z.B. nur einen Finger) bewegen. Oft ist eine Kommunikation Mithilfe von Augenbewegungen möglich. Wenn das nicht mehr möglich ist, bietet ein [https://de.wikipedia.org/wiki/Brain-Computer-Interface Brain-Computer-Interface] noch eine Möglichkeit der Kommunikation mit der Außenwelt. | Patienten im Locked-in-Syndrom absolut bewegungsunfähig. In Ausnahmefällen können sie einzelne Gliedmaßen (z.B. nur einen Finger) bewegen. Oft ist eine Kommunikation Mithilfe von Augenbewegungen möglich. Wenn das nicht mehr möglich ist, bietet ein [https://de.wikipedia.org/wiki/Brain-Computer-Interface Brain-Computer-Interface] noch eine Möglichkeit der Kommunikation mit der Außenwelt. | ||
Patienten im Locked-in-Syndrom sind wach - nicht komatös! - und nehmen meist alles wahr. Ihr Handicap ist, dass sie nach außen nichts mitteilen können. Daher werden sie mitunter auch mit komatösen Patienten verwechselt. | Patienten im Locked-in-Syndrom sind wach - nicht komatös! - und nehmen meist alles wahr. Ihr Handicap ist, dass sie nach außen nichts mitteilen können. Daher werden sie mitunter auch mit komatösen Patienten verwechselt. | ||
=== Wachkoma, dem Locked-In-Syndrom und Hirntod === | |||
Das Locked-in-Syndrom ist eine [[infratentorielle Hirnschädigung]]. Ohne [[Nulllinien-EEG]] oder ohne Nachweis des [[zerebralen Zirkulationsstillstands]] kann es mit dem [[Hirntod]] verwechselt werden. Um dem vorzubeugen, muss bei den [[Voraussetzungen]] zur [[Hirntoddiagnostik]] geklärt werden, ob es sich um eine [[infratentorielle Hirnschädigung]] oder um eine [[supratentorielle Hirnschädigung]] handelt. | |||
Handelt es sich um einen [[infratentorielle Hirnschädigung]], ist von vorne herein zur Überprüfung der [[klinischen Symptome]] auch ein [[Nulllinien-EEG]] oder der Nachweis des [[zerebralen Zirkulationsstillstands]] zwingend vorgeschrieben. Damit wird auf jeden Fall ein Locked-in-Syndrom entdeckt. | |||
{{Zitat|Während beim Wachkoma bzw. apallischen Syndrom die Funktionen des Großhirns schwer beeinträchtigt sind, ist der Hirnstamm weitgehend intakt.<br> | |||
Beim Locked-In-Syndrom ist es genau umgekehrt. Hier sind die Großhirnfunktionen erhalten, dagegen liegen schwere Schädigungen des Hirnstamms vor.<br> | |||
Beim Hirntod sind alle Funktionen des Gehirns erloschen. Die medizinische Diagnose ist: “Irreversibler Hirnfunktionsausfall”.<ref name="lis">Christina Rückert, Sedef Kuecuekuncular: Locked-in-Syndrom. (29.07.2022) Nach: https://schlaganfallbegleitung.de/wissen/locked-in-syndrom Zugriff am 23.02.2023.</ref>}} | |||
=== Historisches === | |||
{{Zitat|Die ersten Beschreibungen des Krankheitsbildes kamen von Literaten der Weltliteratur, nicht von Medizinern. Alexandre Dumas (1762-1806) z.B. beschreibt im “Graf von Monte Christo” eine Person, die unter den Symptomen des Locked-In-Syndroms leidet. Dumas schreibt, dass “die Seele in einem Körper eingeschlossen ist, welcher nicht mehr Anordnungen befolgt, obwohl seine intellektuellen Fähigkeiten intakt sind”.<ref name="lis"></ref>}} | |||
=== Hinweise === | |||
'''Hinweis 1'''<br> | |||
Einige [[Kritiker]] verweisen darauf, dass ein komplettes Locked-in-Syndrom kaum vom Hirntod zu unterscheiden sei. Hier hält [[Dag Moskopp]] entgegen: "Selbst der extrem seltene Zustand eines kompletten Locked-in-Syndroms würde gemäß den deutschen Richtlinien - darauf legte Reinhold A. Fronwein durch die Modifikation in der 1. Fortschreibung der Entscheidungshilfen Wert - schon deswegen nicht falsch positiv einem Hirntod-Syndrom zugeordnet werden, weil im Rahmen der Forderung nach Erfüllung der Vorausstzungen (Stufe I der Hirntod-Diagnostik) die Art der Hirnerkrankung zunächst geklärt werden müsste.<br> | |||
Dabei würde sich dann, etwa durch eine computergestützte Bildgebung, ergeben, dass es sich primär um eine Erkrankung des Hirnstamms in der hinteren Schädelgrube handelt. Demnach wäre die ableitung etw eines EEGs obligat. Ein EEG im Zustand des koompletten Locked-in-Syndroms iat aber nicht isoelektrisch. Es läge dann zwa ein schwerstgradiges Defektsyndrom vor, aber das EEG würde zeigen, dass nicht sämtliche Hirnanteile vollständig funktionsuntüchtig wären."<Dag Moskopp: Hirntod, 108f.</ref> | |||
'''Hinweis 2'''<br> | |||
Einige [[Kritiker]] schreiben, als würden Patienten im Locked-in-Syndrom zur Gruppe der Hirntoten gehören. Hier hält [[Dag Moskopp]] entgegen: "Vorsicht ist außerdem geboten, wenn man über Begriffe wie 'Bewusstsein' und 'Tod' lediglich anhand von Skalen kommunizieren will. Anhand der 'Glasgow Coma Scale' (GCS) würde einem Patienten im kompletten Locked-in-Syndrom (mit definitionsgemäß erhaltenem Bewusstsein ohne motorische Entäußerungsmöglichkeit) der niedrigste Punktrang (GCS 3) zugeordnet, wohingegen ein Hirntoter mit ausgeprägtem sog. Lazarus-Zeichen mindestens als GCS 5, wenn nicht sogar als GCS 6 klassifiziert würde."<Dag Moskopp: Hirntod, 108.</ref> | |||
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Aktuelle Version vom 23. Februar 2023, 07:35 Uhr
Definition
Das Locked-in-Syndrom (engl. eingesperrt) ist die Bezeichnung „für die Unfähigkeit, sich durch Bewegungen spontan od. durch Bewegungen spontan verständlich zu machen“ (Pschyrembel, 978).
Ursachen
Die Ursache ist meist eine Schädigung im Pons, seltener im Mittelhirn oder auf beiden Seiten der Capsula interna.
Das Locked-in-Syndrom ist in der Regel die Folge eines Schlaganfalls. Aber auch Folgendes kann die Ursache sein:[1]
- Jede Störung (wie eine Krebserkrankung im Gehirn, eine Infektion oder eine Kopfverletzung), die den mittleren Teil des Hirnstamms, aber nicht diejenigen Teile des Gehirns zerstört, die das Bewusstsein und die geistige Funktion kontrollieren (der obere Teil des Hirnstamms und das Großhirn)
- Bestimmte giftige Substanzen wie Insektizide oder eine Überdosierung von Opioiden
- Selten eine vollständige Lähmung der peripheren Nerven und Muskeln, wie bei schwerem Guillain-Barré-Syndrom oder bei Krebs im mittleren Teil des Hirnstamms oder im umliegenden Bereich
Diagnose
Da das Locked-in-Syndrom irrtümlicherweise für Stupor oder Koma gehalten werden kann, werden Patienten, die sich nicht bewegen und nicht ansprechbar scheinen, von Ärzten getestet, indem sie aufgefordert werden, ihre Augen zu öffnen und zu schließen.[1]
Bildgebungstests des Gehirns wie Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) werden durchgeführt, um die Ursache zu bestimmen und vor allem Störungen festzustellen, die behandelt werden könnten.[1][1]
Wenn die Diagnose unsicher ist, können andere bildgebende Tests durchgeführt werden, wie z. B. Elektroenzephalografie (EEG), Positronen-Emissions-Tomografie (PET), Einzelphotonen-Emissions-Computertomografie (SPECT), funktionelle MRT oder evozierte Potenziale.[1]
Symtome und Behandlung
Das Locked-in-Syndrom ist eine fast vollständige Lähmung. Das Bewusstsein und die geistige Funktion sind nicht beeinträchtigt. Die Patienten können nicht das Gesicht verziehen, sich bewegen, sprechen oder eigenständig kommunizieren, aber sie können ihre Augen nach oben und unten bewegen und blinzeln.[1]
- Das Locked-in-Syndrom wird in der Regel von einem Schlaganfall verursacht, möglicherweise aber auch vom Guillain-Barré-Syndrom oder einer Krebserkrankung, die einen bestimmten Teil des Gehirns betrifft.
- Patienten mit diesem Syndrom können ihre untere Gesichtshälfte nicht bewegen, nicht kauen, nicht schlucken, nicht sprechen, ihre Gliedmaßen nicht bewegen und ihre Augen nicht hin- und herbewegen. Sehen, Hören, eine Bewegung der Augen nach oben und unten sowie Blinzeln sind jedoch in der Regel möglich.
- Um ein Locked-in-Syndrom festzustellen, werden Patienten, die sich nicht bewegen und nicht ansprechbar scheinen, von Ärzten getestet, indem sie aufgefordert werden, ihre Augen zu öffnen und zu schließen. Außerdem führen sie bildgebende Verfahren durch, um die Ursache zu bestimmen.
- Falls sie festgestellt werden kann, wird die Ursache behandelt. Weiterhin besteht die Therapie in einer guten Ernährung, einer Vorbeugung von durch Immobilisierung verursachten Problemen (wie Druckgeschwüre) und Kommunikationstraining.
Patienten im Locked-in-Syndrom absolut bewegungsunfähig. In Ausnahmefällen können sie einzelne Gliedmaßen (z.B. nur einen Finger) bewegen. Oft ist eine Kommunikation Mithilfe von Augenbewegungen möglich. Wenn das nicht mehr möglich ist, bietet ein Brain-Computer-Interface noch eine Möglichkeit der Kommunikation mit der Außenwelt.
Patienten im Locked-in-Syndrom sind wach - nicht komatös! - und nehmen meist alles wahr. Ihr Handicap ist, dass sie nach außen nichts mitteilen können. Daher werden sie mitunter auch mit komatösen Patienten verwechselt.
Wachkoma, dem Locked-In-Syndrom und Hirntod
Das Locked-in-Syndrom ist eine infratentorielle Hirnschädigung. Ohne Nulllinien-EEG oder ohne Nachweis des zerebralen Zirkulationsstillstands kann es mit dem Hirntod verwechselt werden. Um dem vorzubeugen, muss bei den Voraussetzungen zur Hirntoddiagnostik geklärt werden, ob es sich um eine infratentorielle Hirnschädigung oder um eine supratentorielle Hirnschädigung handelt.
Handelt es sich um einen infratentorielle Hirnschädigung, ist von vorne herein zur Überprüfung der klinischen Symptome auch ein Nulllinien-EEG oder der Nachweis des zerebralen Zirkulationsstillstands zwingend vorgeschrieben. Damit wird auf jeden Fall ein Locked-in-Syndrom entdeckt.
Während beim Wachkoma bzw. apallischen Syndrom die Funktionen des Großhirns schwer beeinträchtigt sind, ist der Hirnstamm weitgehend intakt. Beim Locked-In-Syndrom ist es genau umgekehrt. Hier sind die Großhirnfunktionen erhalten, dagegen liegen schwere Schädigungen des Hirnstamms vor. |
Historisches
Die ersten Beschreibungen des Krankheitsbildes kamen von Literaten der Weltliteratur, nicht von Medizinern. Alexandre Dumas (1762-1806) z.B. beschreibt im “Graf von Monte Christo” eine Person, die unter den Symptomen des Locked-In-Syndroms leidet. Dumas schreibt, dass “die Seele in einem Körper eingeschlossen ist, welcher nicht mehr Anordnungen befolgt, obwohl seine intellektuellen Fähigkeiten intakt sind”.[2] |
Hinweise
Hinweis 1
Einige Kritiker verweisen darauf, dass ein komplettes Locked-in-Syndrom kaum vom Hirntod zu unterscheiden sei. Hier hält Dag Moskopp entgegen: "Selbst der extrem seltene Zustand eines kompletten Locked-in-Syndroms würde gemäß den deutschen Richtlinien - darauf legte Reinhold A. Fronwein durch die Modifikation in der 1. Fortschreibung der Entscheidungshilfen Wert - schon deswegen nicht falsch positiv einem Hirntod-Syndrom zugeordnet werden, weil im Rahmen der Forderung nach Erfüllung der Vorausstzungen (Stufe I der Hirntod-Diagnostik) die Art der Hirnerkrankung zunächst geklärt werden müsste.
Dabei würde sich dann, etwa durch eine computergestützte Bildgebung, ergeben, dass es sich primär um eine Erkrankung des Hirnstamms in der hinteren Schädelgrube handelt. Demnach wäre die ableitung etw eines EEGs obligat. Ein EEG im Zustand des koompletten Locked-in-Syndroms iat aber nicht isoelektrisch. Es läge dann zwa ein schwerstgradiges Defektsyndrom vor, aber das EEG würde zeigen, dass nicht sämtliche Hirnanteile vollständig funktionsuntüchtig wären."<Dag Moskopp: Hirntod, 108f.</ref>
Hinweis 2
Einige Kritiker schreiben, als würden Patienten im Locked-in-Syndrom zur Gruppe der Hirntoten gehören. Hier hält Dag Moskopp entgegen: "Vorsicht ist außerdem geboten, wenn man über Begriffe wie 'Bewusstsein' und 'Tod' lediglich anhand von Skalen kommunizieren will. Anhand der 'Glasgow Coma Scale' (GCS) würde einem Patienten im kompletten Locked-in-Syndrom (mit definitionsgemäß erhaltenem Bewusstsein ohne motorische Entäußerungsmöglichkeit) der niedrigste Punktrang (GCS 3) zugeordnet, wohingegen ein Hirntoter mit ausgeprägtem sog. Lazarus-Zeichen mindestens als GCS 5, wenn nicht sogar als GCS 6 klassifiziert würde."<Dag Moskopp: Hirntod, 108.</ref>
Beispiele berühmter Patienten
Ein berühmter Patient mit Locked-in-Syndrom ist Jean-Dominique Bauby (1952-1997). Im Alter von 43 Jahren erlitt er einen massiven Hirninfarkt. Als er aus dem Koma erwachte, konnte er etwas grunzen und mit seinem linken Augenlid blinzeln. In diesem Zustand blieb er 15 Monate bis zu seinem Tod.
Es wurde im eine eigene Apparatur gebaut, mit deren Hilfe er durch Zwinkern sich nicht nur mitteilen konnte, sondern auch das Buch Schmetterling und Taucherglocke schrieb, alles nur mit seinem linken Augenlid tippend. Das Buch wurde verfilmt. - Den Titel des Buches hat Chefredakteur des Magazins Elle selbst gewählt, da er sich wie ein Tiefseetaucher in seiner Taucherglocke vorkommt. Innen fühlte er sich wie ein Schmetterling lebendig, hatte jedoch nur diese kleine Blickfenster, mit dem er sich per Augenzwinkern mit der Außenwelt verständlich machen konnte.[Anm. 1]
Julia Tavalaro war im Locked-in-Syndrom. Mit therapeutischer Hilfe konnte sie sich immer besser mitteilen. Sie schrieb danach das Buch "Bis auf den Grund des Ozeans" (amerik. Originaltitel: "Look up for yes" (Sehen Sie mich an))
Liste von Personen im Locked-in-Syndrom
Quelle: Wikipedia, englisch (Zugriff am 20.12.2016), erweitert mit recherchierten Daten.
Name | geb. | LIS | † | Beschreibung |
---|---|---|---|---|
Kate Allat | ||||
Jean-Dominique Bauby | 1952 | 1995 | 1997 | |
Rabbi Ronnie Cahana | ||||
Lynsey Cribbin | ||||
Stephen Hawking | 1942 | hat Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) | ||
Rom Houben | 1983 | Autounfall, Diskussion um Sterbehilfe | ||
Graham Miles | ||||
Elias Musiris | ||||
Tony Nicklinson | 1954 | 2005 | 2012 | Schlaganfall, Diskussion um Sterbehilfe |
Eoin O'Mahony | ||||
Gary Parkinson | 1968 | 2010 | brit. Fußballer | |
Martin Pistorius | ||||
Tony Quan | ||||
Erik Ramsey | ||||
Julia Tavalaro | 1935 | 1966 | ||
Christine Waddell | ||||
Menschen im Locked-in-Syndrom, die als Hirntote angegeben werden (siehe: lebende Hirntote:
Name | geb. | LIS | † | Beschreibung |
---|---|---|---|---|
Rom Houben | 1983 | |||
Kate Allat | 2011 | |||
Julia Tavalaro | 1966 | |||
Martin Pistorius | ||||
LIS = das Jahr der Ursache, durch die diese Person in das Locked-in-Syndrom geriet.
Komatöse und pseudo-komatöse Zustände im Vergleich zu Hirntod
Hirntod im Vergleich zu anderen komatösen und pseudo-komatösen Zuständen:[3]
Bewusstsein Selbstwahrnehmung |
Schmerz- empfinden |
Schlaf-Wach- Zyklen |
motorische Funktionen |
Hirnstamm- reflexe |
respiratorische Funktion |
Prognose | |
---|---|---|---|---|---|---|---|
akinetischer Mutismus | partiell vorhanden, deutlich gestört | intakt, aber keine Schmerzabwehr | vorhanden, zum Teil gestört | keinen spontane Motorik | intakt | intakt | im Allgemeinen gut |
apallisches Syndrom | nicht vorhanden | nicht erkennbar | zumeist intakt | keine bewusste, zielgerichtete Motorik | intakt | intakt | abhängig von der Ätiologie |
Koma | nicht vorhanden (Definition!) | abhängig von Komatiefe | abhängig von Komatiefe | keine bewusste, zielgerichtete Motorik | vorhanden oder partiell erloschen | unterschiedlich gestört | abhängig von der Ätiologie |
Locked-in-Syndrom | intakt | intakt | intakt | Quadriplegie, nur Augenbewegungen | intakt | (zumeist) intakt | zumeist infaust |
Anenzephalie | nie vorhanden* | nie vorhanden* | ? | keine bewusste, zielgerichtete Motorik | abhängig von Ausprägung | abhängig von Ausprägung | immer infaust |
Hirnrinden-Tod | erloschen | erloschen | nein | keine bewusste, zielgerichtete Motorik | intakt | (zumeist) intakt | immer infaust |
Hirnstamm-Tod | erloschen(?) | erloschen | nein | keine oder spinale Reflexmotorik | erloschen | erloschen | immer infaust |
Hirntod | erloschen | erloschen | nein | keine oder spinale Reflexmotorik | erloschen | erloschen |
nie vorhanden* = Bei Anenzephalie waren Großhirn und Kleinhirn nie angelegt. Daher waren diese Funktionen auch nie vorhanden.
Basiskriterien zur Beurteilung der Hirnstammfunktionen
Basiskriterien zur Beurteilung der Hirnstammfunktionen und Hirnstammreflexe[4]
Mittelhirnsyndrom | Bulbärhirnsyndrom | |||||
---|---|---|---|---|---|---|
Stadien | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 |
Vigilanz | leichte Somnolenz | tiefe Somnolenz | Koma | Koma | Koma | Koma |
Reaktion auf sensorische Reize | verzögert, mit Zuwendung | vermindert, ohne Zuwendung | keine Reaktion | keiner Reaktion | keine Reaktion | keine Reaktion |
Bulbus | normal, pendelnd | beginnende Divergenz, dyskonjugiert | Divergenz fehlt | Divergenz fehlt | Divergenz fixiert, fehlt | Divergenz fixiert, fehlt |
Pupillenweite | mittelweit | verengt | eng | mittelweit, erweitert | erweitert | maximal weit |
Lichtreaktion | normal | verzögert | träge | vermindert | fast fehlend | fehlt |
Spontanmotorik | Wälzbewegungen | Bewegung der Arme, Streckhaltung der Beine | Beuge- und Streckhaltung | Streckhaltung | Restsymptomatik nach Streckhaltung | schlaffe Haltung |
Motorische Reaktion auf Schmerzreize im Gesicht | prompt, Abwehr gerichtet | verzögert, Abwehr ungerichtet | Beuge-Streck-Stellung | Strecksynergismen | Restsymptomatik nach Strecksynergismen | spinale Automatismen |
Muskeltonus | normal | in den Beinen erhöht | erhöht | stark erhöht | gering erhöht | schlaff |
Babinski-Phänomen | angedeutet | nachweisbar | stark positiv | stark positiv | fraglich | negativ |
Atmung | normal | normal oder flach mit Pausen | flach mit Pausen | sehr stark | unregelmäßig | keine Eigenatmung |
Pulsfrequenz | steigend bis 90 | steigend bis 90 | steigend bis 120 | steigend über 150 | fallend auf 100, schwankend | fallend auf 80, schwankend |
Blutdruck | normal | normal | leicht erhöht | deutlich erhöht | vermindert | stark vermindert |
Temperarur | normal | erhöhöt | erhöht bis 39°C | stark erhöht bis über 39°C | sinkend auf 39°C | sinkend auf unter 37°C |
Vom Mittelhirnsyndrom zum Bulbärhirnsyndrom
Klinische Symptomatik des Mittelhirnsyndroms (MHS) hin zum Bulbärhirnsyndrom (BHS)[5]
Symptom/Prüfung | Mittelhirnsyndrom | Übergangsphase | Bulbärhirnsyndrom |
---|---|---|---|
Bewusstsein, Vigilanz | Koma | Koma | Koma |
Blinzelreflex | keiner | keiner | keiner |
Arme, Beine | gestreckt | Rückgang der Streckstellung | schlaff |
Bewegungen | Streckkrämpfe, Streckstarre | keine | keine |
Schmerzreize | Strecksynergismen, verstärkt gestreckt | keine oder Strecksynergismen auslösbar | keine |
Muskeltonus | stark erhöht, 'als ob der Patient aktiv gegenspannt' | Rückgang der Muskelhypertonie, zuerst an Armen | atonisch |
Muskeleigenreflexe | Hyperreflexe | abgeschwächt | keine |
Pyramidenbahnzeichen | ja | ja | keine oder schwache |
Bulbusstellung | deutliche Divergenz | Divergenz | Divergenz |
Bulbusbewegung | keine | keine | keine |
Pupillen | mittelweit, weit | weit | maximal weit |
Lichtreaktion | deutlich vermindert | noch angedeutet | keine |
Kornealreflex | ja | schwach | keiner |
Ziliospinaler Reflex | nein | nein | nein |
Okulozephaler Reflex | vermindert | nein | nein |
Vestibulookulärer Reflex | mit dissoziierter Reaktion | nein | nein |
Atmung | Tachypnoe, maschinenartig | beschleunigt, flach | Apnoe |
Pulsfrequenz | Tachykardie | beschleunigt, flach | Abfall bis Bradykardie |
Blutdruck | Hypertonus | Rückgang ((RR-Abfall) | Hypotonie |
Temperatur | Hypertermie | Rückgang (Temperaturabfall) | leicht erhöht, normal |
Schweißsekretion | Hyperhidrosis | Hyperhidrosis |
Anhang
Quellen
Auch aus diesen Dissertationen wurde geschöpft:
Anmerkungen
- ↑ Das Buch wie auch der Film ist sehr empfehlenswert. Personal (Ärzte und Pflegende) in Krankenhäuseren und Pflegeeinrichtungen sollten das Buch gelesen oder zumindest den Film angesehen haben. Es prägt den Umgang mit Patienten.
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f Kenneth Maiese: Locked-in-Syndrom. Nach: https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/st%C3%B6rungen-der-hirn-,-r%C3%BCckenmarks-und-nervenfunktion/koma-und-bewusstseinsst%C3%B6rung/locked-in-syndrom Zugriff am 23.02.2023.
- ↑ a b Christina Rückert, Sedef Kuecuekuncular: Locked-in-Syndrom. (29.07.2022) Nach: https://schlaganfallbegleitung.de/wissen/locked-in-syndrom Zugriff am 23.02.2023.
- ↑ Hans-Peter Schlake, Klaus Roosen: Der Hirntod als der Tod des Menschen. 2 Auflage. Neu-Isenburg 2001, 72.
==== Die gelb markierten Zustände wurden von Klaus Schäfer ergänzt. - ↑ Walied Abdulla: Interdisziplinäre Intensivmedizin. 3. Auflage. München 2007, 650.
- ↑ Dietmar Schneider: Der hirntote Patient. In: Sven Berker, Sven Laudi, Udo X. Kaisers (Hg.): Intensivmedizin konkret. Fragen und Antworten. Köln 2016, 679f.