Bewusstsein

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Allgemeines

Bewusstsein im Organspende-Wiki umfasst das gesamte Denken und Fühlen, das Wissen und die Erfahrungen, sowie auch alle Erinnerungen.

Bei Hirntoten ist das Bewusstsein erloschen, d.h. nichts von alle dem hier Genannten ist der Hirntote fähig. Nichts von alle dem wird er je wieder zurückerlangen, nicht mal teilweise.

Da beim Hirntoten das Gehirn als biologische Grundlage des Bewusstseins abgestorben ist, ist dieser Zustand des erloschenen Bewusstseins dauerhaft.

Hirntote im Vergleich mit Patienten, bei denen nach Patientenverfügung das Therapieende gewünscht wird.

Fähigkeit Patientenverfügung Hirntod
Kommunikation sich mitteilen können unmöglich unmöglich
Können gehen, sprechen, singen, musizieren, balancieren unmöglich unmöglich
Wahrnehmung sehen, hören, riechen, schmecken, tasten möglich unmöglich
Bewusstsein denken, planen, erfinden, kreativ etwas erschaffen möglich unmöglich
Erinnerung was man erlebt hat (DuL) möglich unmöglich
Wissen was wir gelernt haben (DuL) möglich unmöglich
Gefühle Liebe, Hass, Vertrauen, Angst, Hoffnung, Sorge möglich unmöglich
Eigenatmung atmet selbstständig, wenn auch schwer möglich unmöglich
Hirnstammreflexe Licht-, Lidschluss-, ... Atem-Reflex vorhanden nicht vorhanden
Homöostase Körpertemperatur, Wasserhaushalt gestört sehr gestört
Herzschlag vorhanden vorhanden
Verbesserung des Zustandes? sehr unwahrscheinlich völlig unmöglich
gewünscht Mord?
Das "unmöglich" ist beim Hirntod deswegen dauerhaft, weil die Gehirnzellen im Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm seit Eintritt des Hirntodes so schwer geschädigt sind, dass sie nicht nur nie wieder funktionieren werden (irreversibel). Sie befinden sich in einem so weit fortgeschritten Sterbeprozess, dass dieser unaufhaltsamen geworden ist und der nach Tagen des Hirntodes mit der Auflösung des Gehirns (Autolyse) endet.

Denken

Unter Denken werden alle Vorgänge zusammengefasst, die aus einer inneren Beschäftigung mit Vorstellungen, Erinnerungen und Begriffen eine Erkenntnis zu formen versuchen. Bewusst werden dabei meist nur die Endprodukte des Denkens, nicht die Denkprozesse, die sie hervorbringen.

Da das Gehirn der Apparat des Denkens ist, untersuchen Gehirnforschung und verwandte Fachbereiche die psychologischen, neuronalen und biochemischen Mechanismen, die dem konkreten Vorgang des Denkens zugrunde liegen.

Mit dem Tod des Gehirns, ist Denken unmöglich.

Wissen

Im Laufe des Lebens eignet sich der Mensch Wissen an. Generell wird Wissen als ein für Personen oder Gruppen verfügbarer Bestand von Fakten, Theorien und Regeln verstanden, die sich durch den größtmöglichen Grad an Gewissheit auszeichnen, so dass von ihrer Gültigkeit bzw. Wahrheit ausgegangen wird. Paradoxerweise können daher als Wissen deklarierte Sachverhalts­beschreibungen wahr oder falsch, vollständig oder unvollständig sein.

Wissensverarbeitung und -speicherung erfolgt im Gehirn. Die kognitiven Neurowissenschaft untersucht diese Informationsverarbeitung auf der Ebene des Gehirns.

Mit dem Tod des Gehirns, ist alles erlernte Wissen erloschen.

Erlerntes

Erlernte und antrainierte Fähigkeiten und Fertigkeiten (z.B. Klavierspielen, Fahrradfahren, Schlittschuhlaufen, Tanzen, Gehen, sowie Sprechen und Essen), also alle automatisierte Bewegungsabläufe, für die kein Nachdenken mehr erforderlich ist, sind im Kleinhirn gespeichert.

Mit dem Tod des Gehirns, sind alle erlernte Fähigkeiten erloschen.

Beteiligte Gehirnareale

Mit dem wachen Bewusstsein werden verschiedene Formen neuronaler Aktivität im Gehirn in Verbindung gebracht. Bewusstes Erleben geht mit Neuroaktivität im Cortex und vor allem in den Frontallappen einher. Es dauert bis zu einer halben Sekunde, bis ein Reiz bewusst wird, nachdem er im Gehirn registriert wird. Er aktiviert zuerst die Neuronen der 'niedrigeren' Areale wie Amygdala und Thalamus und dann die 'höheren' im Cortex, de für die Verarbeitung von Empfindungen zuständig sind. Der frontale Cortex wird normalerweise nur dann aktiv, wenn ein Erlebnis ins Bewusstsein dringt. Dies legt den Schluss nahe, dass die Beteiligung dieses Gehirnareals ein wichtiger Bestandteil des Bewusstseins ist.[1]
Um ein Bewusstsein zu entwickeln, ist es für das Gehirn nötig zu erkennen, dass seine Wahrnehmungen von ihm selbst generiert werden. Es muss einen Sinn für das 'Selbst' entwickeln (im Gegensatz zum intuitiven Bewusstsein), ohne den ein waches Bewusstsein nicht möglich wäre.[1]

Keiner der vielen Gehirnareale kann alleine das Bewusstsein generieren. Schaden in einem dieser Areale führt zu Verlust, Veränderung oder Einschränkung des Bewusstseins:[1]

  • Temporallappen
    Der Temporallappen ist für die persönliche Erinnerungen und Sprache zuständig. Ohne ihn ist das Bewusstsein stark eingeschränkt.
  • Orbitofrontaler Cortex
    Der orbitofrontaler Cortex generiert bewusste Emotionen. Bei seiner Inaktivität sind Reaktionen auf Reize rein körperliche Reflexe ohne Emotionen.
  • Dorsolateraler präfontaler Cortex
    Der Dorsalateraler präfontaler Cortex verbindet unterschiedliche Ideen und Wahrnehmungen miteinander, eine wichtige Voraussetzung für bewusstes Erleben.
  • Supplementär-motorisches Areal
    Im Supplementär-motorischen Areal werden willkürliche Handlungen 'geprobt', was sie von unwillkürlichen Handlungen unterscheidet.
  • Motorischer Cortex
    Der Motorische Cortex sorgt für körperliches Bewusstsein. Dieses scheint wichtig für das Ich-Bewusstsein und damit für das Gesamtbewusstsein zu sein.
  • Primärer visueller Cortex
    Ohne den primären visuellen Cortex gibt es kein bewusstes Sehen, auch wenn andere Teile des visuellen Cortex funktionieren.
  • Temporo-parietaler Übergang
    Der Temporo-parietaler Übergang speichert eine 'Karte' des Selbst in Beziehung zur Umwelt und sammelt Informationen aus anderen Arealen.
  • Formatio reticularis
    Der Formatio reticularis stimmuliert kortikale Aktivität. Ohne ihn gibt es kein waches Bewusstsein.
  • Hippocampus
    Der Hippocampus kontrolliert das Abspeichern in das Langzeitgedächtnis. Ohne dieses wäre das Bewusstsein nur auf eine sehr kurze Zeit beschränkt.
  • Thalamus
    Der Thalamus steuert die Aufmerksamkeit und den sensorischen Input.

Voraussetzungen für das Bewusstsein

Es wird davon ausgegangen, dass folgende 4 Faktoren vorhanden sein müssen, damit Bewusstsein entstehen kann:[2]

  • Grad der Komplexität
    Bewusstsein erfordert komplexe neuronale Aktivität. Feuern jedoch alle Neuronen gleichzeitig, wie bei einem epileptischen Anfall, verliert man das Bewusstsein.
  • Feuerfrequenz
    Bewusstseien entsteht erst bei recht hoher Feuerrate der Gehirnzellen. Hohe Frequenz (Betawellen) indiziert Wachheit, niedrige Frequenz (Deltawellen) dagegen Tiefschlaf.
  • Synchrones Feuern
    Gehirnzellen feueren in Gruppen. Dies scheint unabhängige Wahrnehmungen (etwa des linken und rechten Gesichtsfeldes) zu einer einzigen Wahrnehmung zu 'binden'.
  • Timing
    Das Gehirn braucht etwa eine halbe Sekunde, um einen Reiz zu einer bewussten Wahrnehmung zu verarbeiten. Es gaukelt uns jedoch vor, dass wir Reize sofort wahrnehmen.

Verändertes Bewusstsein

Das Gehirn kann eine große Anzahl von Bewusstseinserlebnissen generieren. Dazu zählen auch Zustände, bei denen Wahrnehmung und Emotionen so verändert sind, dass die gesamte Welt völlig anders erscheint. Die Gefühlszustände können dabei von euphorisch bis panisch reichen. Sie werden durch veränderte Neuroaktivität in den nachfolgend genannten Gehirnarealen hervorgerufen:[3]

  • Formatio reticularis
    Ein reduzierter Austausch von Alarmsignalen zwischen dem Formatio reticularis und dem Cortex steigert Entspannung und Wohlbefinden.
  • Thalamus
    Der Thalamus kann sich vor eingehenden Informationen verschließen und eine eigene Welt kreieren.
  • Temporallappen
    Hyperaktivität im Temporallappen geht mit unerklärlichen Erlebnissen wie Halluzinationen, Aurasehen oder einer unsichtbaren Präsenz einher.
  • Corpus callosum
    Der Corpus Callosum ermöglicht Kommunikation zwischen den zwei Hemisphären. Euphorische Zustände gehen mit vermehrter Synchronität und plötzlichem Umschalten von einer Hemisphäre zur anderen einher.
  • Partiallappen
    Veränderte Aktivität im Partiallappen kann außerkörperliche Erlebnisse auslösen und Raum-Zeit-Wahrnehmungen verzerren.
  • Frontallappen
    Bei verändertem Bewusstsein schaltet der Frontallappen manchmal ab und schränkt so das kritische Denken ein. Er kann jedoch bei Meditation hyperaktiv sein, was auf erhöhte Aufmerksamkeit hinweist.

Der normale Wachzustand variiert von Tagträumen über entspannte Wachheit bis hin zu äußerster Konzentration. Das Gehirn kann daneben noch viele weitere Zustände generieren, in die wir manchmal in Ausnahmesituationen geraten, etwa bei totaler Erschöpfung, hohem Fieber oder emotional überwältigenden Erlebnissen. Veränderte Bewusstseinszustände lassen sich absichtlich herbeiführen durch Meditatiion, Drogen oder bestimmte Tanzrituale:[3]

  • Trance
    Trance ist ein veränderter Bewusstseinszustand, der durch Hypnose, Drogen oder Rituale herbeigeführt werden kann. Trance kann angenehm oder beängstigend erlebt werden.
  • Dissoziation
    Im Zustand der Dissoziation erlebt man Elemente des Bewusstseins (Empfindungen, Gedanken und Emotionen), die meist zu einer Einheit verbunden sind, getrennt voneinander. Sie können sich im Zustand der Dissoziation dem Bewusstsein auch völlig entziehen. Es können auch normale Bewusstseinszuständie dissoziativ sein, wie z.b. Tagträume oder Konzentration.
  • Hypnose
    Hypnose ist eine Form der Dissoziation, bei der die Aufmerksamkeit einer Person auf einen einzigen Gedanken, ein Gefühl oder eine Vorstellung beschränkt wird. In diesem Zustand dringen normale Ablenkungen nicht zum Bewusstsein durch. Der Hypnotisierte kann extrem empfänglich für die Suggestion des Hypnotiseurs sein. Daher wird Hypnose oft zu therapeutischen Zwecken, wie z.B. der Rauerentwöhnung, eingesetzt.

Die Rolle des Gehirns

Mit dem Hirntod ist die biologische Grundlage für Bewusstsein zerstört, ebenso auch die Datenbank unseres Lebens. Hirntote im Vergleich mit Patienten, bei denen nach Patientenverfügung das Therapieende gewünscht wird.

Fähigkeit Patientenverfügung Hirntod
Kommunikation sich mitteilen können unmöglich unmöglich
Können gehen, sprechen, singen, musizieren, balancieren unmöglich unmöglich
Wahrnehmung sehen, hören, riechen, schmecken, tasten möglich unmöglich
Bewusstsein denken, planen, erfinden, kreativ etwas erschaffen möglich unmöglich
Erinnerung was man erlebt hat (DuL) möglich unmöglich
Wissen was wir gelernt haben (DuL) möglich unmöglich
Gefühle Liebe, Hass, Vertrauen, Angst, Hoffnung, Sorge möglich unmöglich
Eigenatmung atmet selbstständig, wenn auch schwer möglich unmöglich
Hirnstammreflexe Licht-, Lidschluss-, ... Atem-Reflex vorhanden nicht vorhanden
Homöostase Körpertemperatur, Wasserhaushalt gestört sehr gestört
Herzschlag vorhanden vorhanden
Verbesserung des Zustandes? sehr unwahrscheinlich völlig unmöglich
gewünscht Mord?
Das "unmöglich" ist beim Hirntod deswegen dauerhaft, weil die Gehirnzellen im Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm seit Eintritt des Hirntodes so schwer geschädigt sind, dass sie nicht nur nie wieder funktionieren werden (irreversibel). Sie befinden sich in einem so weit fortgeschritten Sterbeprozess, dass dieser unaufhaltsamen geworden ist und der nach Tagen des Hirntodes mit der Auflösung des Gehirns (Autolyse) endet.

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. a b c Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 178.
  2. Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 179.
  3. a b Rita Carter: Das Gehirn. Anatomie, Sinneswahrnehmung, Gedächtnis, Bewusstsein, Störungen. München 2010, 182.