Alexandra Manzei

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Alexandra Manzei hat "15 Jahre lang als Krankenschwester hirntote Patienten auf die Organentnahme vorbereitet",[1] bevor sie Soziologie studierte. "Ich bin dann 1987 aus der Krankenpflege raus, nachdem ich nebenher das Abitur nachgeholt und Soziologie studiert hatte, und wollte nie mehr etwas mit Medizin zu tun haben."[2]

Alexandra Manzei prägte das Abschalten der künstlichen Beatmung eines jungen Hirntoten. Sie beschreibt es so:

Wir haben dann von außen in das Zimmer geblickt und darauf gewartet, dass das Herz des jungen Mannes zu schlagen aufhört. Das hat sich sieben oder acht Minuten hingezogen. Danach verändert der Patient sein Äußeres hin zu einer Leiche. Als ich diese Differenz erlebte, war mir klar, Hirntote sind keine Leichen. Diese Erfahrung war es, die mich später bewogen hat, mich mit dem Thema Hirntod wissenschaftlich auseinanderzusetzen.[2]

Schriften

Die Transplantationsmedizin muss ersetzt werden (29.03.2014)

Dass es sich aber bei Hirntoten um Tote handelt, wird nicht im Gesetz festgelegt, sondern erst durch die Richtlinien der Bundesärztekammer, denen unser Gesetzgeber das 1997 mit der damals neuen Regelung zugesprochen hat.[3]

Nach § 3 TPG ist die Organentnahme nur zulässig, wenn "der Tod des Organ- oder Gewebespenders nach Regeln, die dem Stand der Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft entsprechen, festgestellt ist".

Bevor es diese Definition des Hirntodes gab, die Mitte letzten Jahrhunderts entstanden ist, war bei Patienten, die beatmet sind, konnte man beobachten, dass sie nicht versterben.[3]

Man hat erkannt, dass sich dieser Zustand nicht verbessert und nach 8 Tagen unweigerlich zum Zusammenbruch des Blutkreislaufes führt. Siehe: Pierre Wertheimer und Pierre Mollaret - 1987 erschien ein Artikel mit diesem Fazit: Zwischen Februar 1983 und Juli 1986 gab es in der Klinik 53 Hirntote. Sie alle erlitten innerhalb der ersten 8 Tage einen irreversiblen Herzstillstand, nur einer erst nach 17 Tagen.[4]

Das heißt, das war sozusagen schon von dem Beginn an – in dieser Bestimmung des Hirntodes liegt ein durchaus strategisches Interesse, an Organe zu gelangen.[3]

Zunächst stand die Beendigung der Therapie im Mittelpunkt, siehe: Pierre Wertheimer (1960).

Für mich sind Hirntote Sterbende (08.02.2013)

Bis 1968 galt ein Mensch als tot, wenn Herztätigkeit und Atmung irreversibel zum Stillstand gekommen waren.[5]

Für Frankreich wurde dies bereits im Jahre 1966 beschlossen. Siehe Chronik/Hirntod

In Deutschland gilt das Hirntod-Konzept seit 1997.[5]

In Deutschland haben wir seit dem Jahr 1997 das TPG, aber die erste "Entscheidungshilfe zur Feststellung des Hirntodes" brachte die BÄK bereits im Jahre 1982 heraus.[6]

Spender und Empfänger sind aber beide Patienten, die nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen.[5]

Organspender sind keine Patienten, sondern Hirntote.

Auch wenn das Gehirn unwiederbringlich erloschen ist, stirbt nach neuen Studien nicht automatisch der gesamte Organismus.[5]

Mit den "neueren Studien" ist wohl die von Alan Shewmon gemeint. Dieser veröffentlichte seine Studie im Jahr 1998. Doch bereits im Jahr 1997 heißt es in der "Entscheidungshilfen zur Feststellung des Hirntodes": "Das Fortbestehen einer Schwangerschaft widerspricht nicht dem eingetretenen Hirntod der Mutter. Eine Schwangerschaft wird endokrinologisch von der Plazenta und nicht vom Gehirn der Mutter aufrechterhalten."[7] Man wusste in Deutschland seit dem Medienrummel um Marion Ploch im Jahr 1992, dass schwangere Hirntote Wochen und Monate intensivmedizinisch weiterbehandelt werden können und damit den Blutkreislauf stabil gehalten werden kann.

Hirntote Patienten können auch nach dem Abschalten der Beatmung noch eine Zeit lang weiterleben.[5]

Ja, ihnen schlägt dann noch für ca. 2-5 Minuten noch das Herz, manchmal noch etwas länger.

Um die Beschaffung von Organen überhaupt zu ermöglichen, setzte die Kommission das irreversible Koma ganz pragmatisch als neues Todeskriterium fest.[8]

Der Tod wurde mit dem Hirntod nicht vorverlegt, sondern präzisiert. Siehe: Es gibt nur einen Tod (SAMW)

Wer noch warm ist, ist nicht tot (22.05.2012)

Daher werden den Hirntoten in einigen Krankenhäusern sogar Schmerz- und Beruhigungsmittel gegeben. Das soll aber vor allem verhindern, dass das Personal verunsichert wird.[2]

Hirntote können keine Schmerzen empfinden. Es werden daher bei der Organentnahme keine Schmerzmittel verabreicht. Es sollen damit spinale Reflexe unterdrückt werden.

Sie prüfen, ob bestimmte Grundfunktionen des Gehirns noch da sind beziehungsweise eben nicht. Zum Beispiel der Babinski-Reflex.[2]

Der [Babinski-Reflex] Babinski-Reflex gehört in D/A/CH nicht zur HTD.

Sie prüfen den Atemreflex, dazu wird das Beatmungsgerät abgestellt, was heute nur mit Zustimmung der Angehörigen gestattet ist.[2]

Für den Apnoe-Test braucht man keine Zustimmung der Angehörigen.

Der Patient wird zur Organentnahme an den OP übergeben, und dort sind es dann ganz andere Pflegende und Ärzte, die mit ihm zu tun haben und wieder andere, die ihn anschließend in den Keller bringen. Das macht man, damit nicht diejenigen, die den Patienten betreut haben, ihn als Leiche zu sehen bekommen, kalt, weiß, steif.[2]

In den meisten Fällen wird nach der HTD die künstliche Beatmung abgeschaltet.[9] Dann wird der Tote auch kalt, weiß und steif. Das Personal der Intensivstation kennt somit sehr wohl, wie Tote aussehen. Eine Rückkehr des Organspenders nach der Organentnahme auf die Intensivstation macht keinen Sinn, da er keine intensivmedizinische Behandlung mehr braucht.

Das gültige Hirntodkonzept wurde 1968 durch eine Kommission der Harvard Medical School entwickelt. Ein Jahr zuvor war es erstmals gelungen, ein menschliches Herz zu transplantieren. In der Folge entstand ein Bedarf an frischen Spenderorganen. Um die Beschaffung von Organen überhaupt zu ermöglichen, setzte die Kommission das irreversible Koma ganz pragmatisch als neues Todeskriterium fest.[2]

Die erste publizierte Beendigung einer künstlichen Beatmung nach Feststellung des Hirntodes war im Jahr 1960, die erste Organtransplantation aus einem Hirntoten im Jahr 1964, die erste Herz-TX im Jahr 1967. Dies zeigt deutlich, dass den Hirntod vor der Organtransplantation gab. Siehe: Chronik/Hirntod

Insgesamt fand er 175 Fälle, bei denen nach dem Abstellen der Beatmung nicht sofort der Tod eingetreten war. Zwischen Hirntod und Herzstillstand lag vielmehr ein Zeitraum von mehr als einer Woche bis hin zu 14 Jahren.[2]

Bei keinem dieser 175 Hirntoten wurde dauerhaft die künstliche Beatmung abgeschaltet, denn sonst wäre das geschehen, was Alexandra Manzei bei dem jungen Mann erlebte (siehe oben) und sie so geprägt hat, eine Asystolie. Siehe: Alan Shewmon

Hinzu kommt, dass sich mit neuen technischen Verfahren bei Patienten, die als hirntot diagnostiziert sind, ohnehin noch Aktivitäten im Gehirn nachweisen lassen.[2]

Was versteht Alexandra Manzei unter "Aktivitäten im Gehirn"? Zwei Gehirnzellen mit Stoffwechsel sind auch "Aktivitäten im Gehirn", sind aber keinesfalls ein funktionierendes Gehirn.

Menschliches Leben ist in erster Linie an den menschlichen Organismus geknüpft. Wer warm ist, sich bewegt und sogar zeugungsfähig ist, ist ein Mensch, kein Toter.[2]

Dann ist der lebende Mensch keine psychosomatische Einheit, sondern ein Organismus mit Stoffwechsel.

Dass etwas unbewusst ausgelöst wird, heißt ja nicht, dass man nicht mehr lebt.[2]

Dann hat im Jahr 1780 der Froschschenkel von Luigi Galvani noch gelebt.

Wenn man anerkennen würde, dass Hirntote Sterbende sind, dann müsste man die Organspende als aktive Sterbehilfe werten.[2]

Dann ist das Abschalten der künstlichen Beatmung nach Feststellung des Hirntodes, was die Alternative zur Organentnahme ist und häufiger erfolgt als die Organentnahme,[10] auch aktive Sterbehilfe?

Der Empfänger einer Spenderleber benötigt im Jahr Medikamente im Wert von 150000 Euro.[2]

Die Mutter eines lebertransplantierten Kindes gibt im Jahr 2013 die jährlichen Kosten von knapp 2.700 Euro an.[11] Erwachsene Lebertransplantierte, die ich persönlich kenne, nennen mir Jahresbeträge von unter 15.000 Euro, meist unter 10.000 Euro.

Die Zahl der potenziellen Spender sinkt wahrscheinlich sogar weiter, weil es den sprichwörtlichen Organspender, also den verunglückten Motorradfahrer, Gott sei dank seltener gibt.[2]

Im Jahr 2012 eine solche Aussage zu treffen, ist an den Fakten vorbeigeredet. Seit dem Jahr 2009 veröffentlicht die DSO die Prozentzahlen der Organspender nach Ursachen. Dabei sind die Schädelhirntraumen (Unfälle) immer zwischen 13% und 19%, die Hirnblutungen hingegen immer über 50%.

Der Tod als Konvention. (2012)

2012 veröffentlichte Alexandra Manzei den Buchbeitrag "Der Tod als Konvention. Die (neue) Kontroverse um Hirntod und Organtransplantation".[12] Darin heißt es:

{{Zitat2 Beim Hirntod, so ist in der Kongressveröffentlichung nachzulesen, handele es sich keineswegs um den Tod des Menschen, es gäbe vielmehr gute Gründe anzunehmen, dass es sich bei hirntoten Patienten um Sterbende handele. Um den Tod des Menschen feststellen zu können, sei es nicht ausreichend, den Kriterien des Todes zu suchen, es müsse vielmehr nach den Kennzeichen des Lebens gesucht werden, denn dort, wo noch Zeichen des Lebens vorhanden seien (wie Atmung, Herzschlag, Kreislauf etc.), „ist kein Tod, dort lebt der Mensch, seine Seele ist noch nicht vom Leib getrennt“. (2)}} Diese Veröffentlichung des Jahres 2005 war nur von einer Minderheit der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften (PAS) unterzeichnet. Es war kein offizielles Papier der PAS. Dieses folgte 2006. Dort heißt es in der Zusammenfassung: "Um Konsistenz zu erreichen, ist eine wichtige erste Abklärung, dass Hirntod ist kein Synonym für Tod, bedeutet nicht Tod oder ist nicht gleichbedeutend mit Tod, sondern der 'ist' der Tod."[13] Alexandra Manzei veröffentlichte ihren Buchbeitrag 2012. Damit liegen 5 Jahre zwischen dem offiziellen Bericht der PAS und dem Buchbeitrag von Alexandra Manzei.

Er erinnerte daran, dass lebenswichtige Organe ausschließlich „es cadavere“ entnommen werden dürften, so dass es niemals zu einer Gefährdung von Leben und Identität des Spenders kommen dürfe. (2)

Damit sprach er sich nicht gegen den Gesamthirntod aus, sondern gegen DCD.

Hirntote, so heißt es nun auch dort, sind nicht als Tote, sondern vielmehr als Sterbende zu begreifen, deren Gehirn irreversibel geschädigt ist. (3)

Diese Meinung vertrat eine Minderheit des PCB.

Obwohl die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse also auch in Deutschland kontrovers diskutiert wurden, blieb eine offene gesellschaftliche Debatte bisher (März 2012) weitgehend aus. (3)

Wie soll über den Hirntod eine gesellschaftliche Debatte geführt werden, wenn ein Teil der die geistigen Elite Deutschlands (Prof.) eine fehlerhafte Vorstellung von Hirntod hat?

Dass eine solche Aufklärung jedoch unbedingt von Nöten wäre, zeigen nicht nur diverse Studien, die die zum Teil weitreichende Uninformiertheit von Experten sowie Laien zum Thema nachgewiesen haben. (4)

Zu dieser Gruppe der uninformierten Experten kann, wie diese Seite zeigt, auch die Verfasserin des Buchbeitrags gezählt werden.

Auch wenn Hirntote keine Toten, sondern Sterbende seien, ließen sich –auf der Basis vorheriger Zustimmung –Organe auch im Rahmen des „assistierten Suizids“ entnehmen. (5)

Da meist nach Feststellung des Hirntodes ein Therapieende erfoglt, wäre dies auch ein "assistierter Suizid". Papst Pius XII. sagte 1957 dazu, dass man den Patienten sterben lassen darf. Er sprach nicht von Suizid.

Wie entstand die Vorstellung, ein Mensch könne tot sein obwohl sein Körper noch lebt? (6)

Siehe: Todesverständnis und intermediäres Leben

Darüber hinaus bedürfte für den Abbruch einer sinnlosen medizinischen Therapie auch prinzipiell keiner neuen Definition des Todes. Der Abbruch einer sinnlosen medizinischen Behandlung rechtfertigt sich nicht erst durch den Tod des Menschen. (8)

Es gibt Hinterbliebene von Hirntoten, die wollen den Hirntod ihres Angehörigen nicht akzeptieren und bestehen daher auf eine Weiterführung der Behandlung. Um sich gegen solche Forderungen schützen zu können, brauchen die Ärzte nach Feststellung des Hirntodes die Verpflichtung zum Therapieende. Dies ist nur über den Tod des Menschen möglich. Siehe: Kostenübernahme

... die Weiterbehandlung des Patienten zum Zwecke Dritter: die sogenannte Spenderkonditionierung. Gälte der Patient als Lebender, so müsste die in seinem Sinne zwecklose Behandlung abgebrochen werden. (9)

Die Lebendspende einer Niere oder einem Teil der Leber ist auch zum Zweck Dritter. Bei einer Todspende ist es Wunsch des Hirntoten bzw. seiner Hinterbliebenen, dass die Organe gespendet werden. Daher sind die zitierten Worte gegenstandslos.

Gilt er jedoch als Leiche, so besitzt er nicht mehr den moralischen und rechtlichen Status einer Person, denn Menschenwürde und das Recht auf körperliche Unversehrtheit sind an Lebendigkeit geknüpft. Sein Körper gilt dann als Sache, die zwar einer gewissen Sorgfaltspflicht unterliegt, deren Verwendung für fremde Zwecke jedoch nicht ausgeschlossen ist. (9)

Dann ist der Körper eines Menschen, der eine Niere oder einen Teil seiner Leber gespendet hat, auch eine Sache?

Festzuhalten bleibt, dass es damals nur deshalb einer neuen Todesdefinition bedurfte, weil eine Organentnahme bei Sterbenden (also Lebenden) in dieser Zeit weder rechtlich noch moralisch durchsetzbar war. Das ist heute in vielen Ländern anders. (9)

In den meisten Nationen wird das Hirntodkonzept anerkannt.

Vergleicht man die Kriterien der Hirntodbestimmung der Ad hoc-Kommission mit der Festlegung des Hirntodkonzeptes, wie sie heute durch den Wissenschaftlichen Beirat der Bundesärztekammer festgelegt wird, dann zeigt sich, dass sich die Kriterien verändert haben. Hirntote müssen heute weniger tot sein als früher, ... (9)
Während die Hirntoten der Ad hoc-Kommission nicht nur bewusstlos, reflexlos und ohne Spontanatmung, sondern auch reglos sein mussten, gilt das Kriterium der Reglosigkeit für Hirntote heute nicht mehr. (10)

Zwar wurde 1968 in medizinischer Unkenntnis von der Ad-Hoc-Kommission noch der Ausfall des gesamten zentralen Nervensystems und absolute Regungslosigkeit gefordert, doch schon 1969 korrigierte diese Ad-Hoc-Kommission ihre eigene Richtlinie, weil sie so nicht zu erfüllen war.

z. B. der sogenannte Apnoe-Test durchgeführt wird: Hierbei wird dem Patienten längere Zeit die Atemluft entzogen, um zu testen, ob er wieder von selber atmet. Dadurch wird in jedem Fall das Gehirn geschädigt. (9)

Wenn der Apnoe-Test nach den Vorgaben der BÄK durchgeführt wird, kommt es zu keiner Schädigung des Gehirns.

Diskutiert wird auch, ob es gerechtfertigt ist, Rettungspatienten, die potentielle Organspender sein könnten, Schmerzmittel zu verweigern, um ihre Organe nicht zu schädigen. (9)

Hirntote können keine Schmerzen empfinden, siehe: Schmerz

Seit Mitte der 70er Jahre gelten vielmehr 17 verschiedene Reaktionsweisen als mit dem Hirntod vereinbar, ja sogar mehr noch als „klinische Zeichen des Todes“. Laut Statistik der Transplantationsmedizin sind bis zu 75% aller Hirntoten in der Lage, reflektorische Bewegungen der Extremitäten, des Rumpfes, des Nackens u.a.m. zu vollziehen. (10)

Siehe: intermediäres Leben

Ebenfalls vereinbar mit dem Tod seien Blutdruck-, Blutzucker-und Temperaturschwankungen sowie das Fortbestehen einer Schwangerschaft. (10)

Siehe: schwangere Hirntote

Der Patient muss – genau wie vor der Hirntoddiagnose auch – gewaschen und gebettet sowie medikamentös und intensivmedizinisch versorgt werden. Darüber hinaus müssen, wie bei allen anderen Patienten auch, die Vitalzeichen (sic!), wie Puls, Blutdruck, Atemfrequenz etc. gemessen und dokumentiert werden. Angesichts dieser nahezu unveränderten Betreuung des nunmehr hirntoten Patienten ist es für das Personal –ebenso, wie für die Angehörigen –emphatisch nur schwer nachvollziehbar, dass es sich hierbei um einen Toten handeln soll. (11)

Dies wird nur bei Fortsetzung einer bestehenden Schwangerschaft bis zur Geburt des Kindes und bei Organentnahme gemacht. Bei Ersterem will man erreichen, dass das ungeborene Kind überlebt, bei Zweiterem dass die Organempfänger möglichst gute Organe erhalten. In den meisten Fällen jedoch ist dies nach Feststellung des Hirntodes nicht mehr nötig, da Therapieende erfolgt.

Nicht zuletzt ist an dieser Stelle die Belastung der Angehörigen zu erwähnen. Laut § 6 Abs. 2 TPG steht es ihnen zu, den Verstorbenen nach der Organentnahme noch einmal zu sehen. Nehmen sie dieses Recht in Anspruch (wo von zumeist abgeraten wird) nehmen sie spätestens jetzt die Differenz zwischen der lebendigen Erscheinung vor der Entnahme und der Erscheinung als Leiche danach wahr. (12)

Von wem wird abgeraten? Wer hat diese Untersuchung durchgeführt, um von "meist" schreiben zu können?

Erstens war (und ist) es wissenschaftlich umstritten, ob Bewusstseinsfunktionen nur in der Großhirnrinde, oder im gesamte Gehirn angesiedelt sind oder ob nicht vielmehr die komplexe Bewusstseins-, Kommunikations- und Handlungsfähigkeit des Menschen einer systemischen Interaktion des gesamten Organismus mit dem Gehirn bedarf. (13)

Man kann über alles streiten, doch nach medizinischem Wissen ist ohne Gehirn kein Bewusstsein möglich.

Zweitens handelt es sich bei der besonderen Wertschätzung, die die Personalität hier als genuin menschliche Eigenschaft erfährt, um eine spezifisch moderne, westliche Deutung, die ihren Ursprung letztlich in der Descartes‘ schen Trennung von res cogitans und res extensa hat und kulturell keineswegs von allen Gesellschaften geteilt wird. (13)

Der Mensch besitzt Geist. Dieser entspringt dem Gehirn. Dies sind Fakten und haben nichts mit einer Descartes‘ schen Trennung zu tun.

Drittens lässt sich das Bewusstseinsargument auch auf Patienten anwenden, die keineswegs im Sterben liegen. Es gibt Komapatienten, sogenannte Apalliker, die jahrelang bewusstlos sein können, ohne von Maschinen abhängig zu sein und ohne zu sterben. Diese Patienten leben, ohne über Bewusstsein im oben genannten Sinne zu verfügen. (13)

An ihnen lässt sich noch Gehirnaktivität feststellen, wenngleich kein Bewusstsein. Daher ist der Hirntod nicht nach Bewusstsein definiert, sondern nach Funktionsausfall des Gehirns.

Bei Patienten mit sogenanntem Locked-in-Syndrom funktioniert zwar das im Stammhirn angesiedelte Atemzentrum sowie jegliche, vom zentralen Nervensystem ausgehende Sensibilität und Motorik des Körpers nicht mehr, die Bewusstseinsfunktionen, die dem Großhirn zugeschrieben werden, sind jedoch vollständig erhalten. Patienten mit sogenanntem Locked-in-Syndrom sind insofern zwar abhängig von apparativer Unterstützung und Pflege; mit Hilfe technischer Unterstützung sind sie jedoch auch in der Lage, Fragen zu beantworten, zu lesen, fernzusehen usw. (13)

Daher Gesamthirntod

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Zitate

Organ Shortage (Jan. 2016)

Es scheint unbestreitbar zu sein, dass das Problem des Organmangels durch eine Erhöhung der Zahl der Spenderkarteninhaber gelöst werden könnte. Die Grundidee ist, dass bei ausreichender Anzahl von Spenderkarteninhabern - wenn beispielsweise jeder Bundesbürger eine Spenderkarte unterschreiben würde - es also genügend Organspender gäbe, um den Bedarf zu decken.[14]

Es ist keine Aussage bekannt, dass der Bedarf dadurch zu decken sei, wenn alle Bürger einen Organspendeausweis hätten.

Handbuch Sterben und Menschenwürde (2012)

Der US-amerikanische Neurologe und Kinderarzt D. Alan Shewmon führte 1998 eine Studie durch, in der er mehr als 12000 medizinische Quellen auf dokumentierte Fälle von Hirntod untersuchte, bei denen Patienten das Abschalten der Beatmungsmachinen länger als eine Woche überlebt hatten.[15]

Alan Shewmon führte die Studie nicht im Jahr 1998 durch, sondern veröffentlichte 1998 das Ergebnis. - Bei keinem dieser Hirntoten wurde das Beatmungsgerät entfernt, denn Hirntod und Eigenatmung schließen sich gegenseitig aus: entweder Hirntod, dann keine Eigenatmung, oder Eigenatmung, dann kein Hirntod.

Zur einfachen Verdeutlichung, was der Zustand Hirntod bedeutet: Hirntote im Vergleich mit Patienten, bei denen nach Patientenverfügung das Therapieende gewünscht wird.

Fähigkeit Patientenverfügung Hirntod
Kommunikation sich mitteilen können unmöglich unmöglich
Können gehen, sprechen, singen, musizieren, balancieren unmöglich unmöglich
Wahrnehmung sehen, hören, riechen, schmecken, tasten möglich unmöglich
Bewusstsein denken, planen, erfinden, kreativ etwas erschaffen möglich unmöglich
Erinnerung was man erlebt hat (DuL) möglich unmöglich
Wissen was wir gelernt haben (DuL) möglich unmöglich
Gefühle Liebe, Hass, Vertrauen, Angst, Hoffnung, Sorge möglich unmöglich
Eigenatmung atmet selbstständig, wenn auch schwer möglich unmöglich
Hirnstammreflexe Licht-, Lidschluss-, ... Atem-Reflex vorhanden nicht vorhanden
Homöostase Körpertemperatur, Wasserhaushalt gestört sehr gestört
Herzschlag vorhanden vorhanden
Verbesserung des Zustandes? sehr unwahrscheinlich völlig unmöglich
gewünscht Mord?
Das "unmöglich" ist beim Hirntod deswegen dauerhaft, weil die Gehirnzellen im Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm seit Eintritt des Hirntodes so schwer geschädigt sind, dass sie nicht nur nie wieder funktionieren werden (irreversibel). Sie befinden sich in einem so weit fortgeschritten Sterbeprozess, dass dieser unaufhaltsamen geworden ist und der nach Tagen des Hirntodes mit der Auflösung des Gehirns (Autolyse) endet.

Welche Medizin wollen wir? (26.10.2010)

Alexandra Manzei: Welche Medizin wollen wir?[16]

Durch mindestens 175 allein bis 1998 dokumentierte Fälle ist wissenschaftlich belegt, dass nach dem Abstellen der Beatmung bei Hirntoten nicht sofort der Tod eintritt. Zwischen Hirntod und Herzstillstand lag vielmehr ein Zeitraum zwischen einer Woche und 14 Jahren.

Zur Definition des Hirntodes gehört u.a., dass keine selbständige Atmung erfolgt – auch in den USA! Wird daher bei einem Hirntoten die Beatmung abgestellt, schlägt das Herz keine 14 Minuten mehr, geschweige denn 14 Jahre.

Anhang

Anmerkungen


Einzelnachweise

  1. http://frblog.de/organspende Zugriff am 1.5.2017.
  2. a b c d e f g h i j k l m n Wer noch warm ist, ist nicht tot. In: Frankfurter Rundschau (22.05.2012) Nach: http://www.fr.de/politik/interview-organspende-regelung-wer-noch-warm-ist-ist-nicht-tot-a-843826 Zugriff am 1.5.2017.
  3. a b c Alexandra Manzei im Gespräch mit Christopher Ricke: "Die Transplantationsmedizin muss ersetzt werden". In: Deutschlandfunk (29.03.2014) Nach: http://www.deutschlandfunkkultur.de/organspende-auf-dem-pruefstand-die-transplantationsmedizin.1008.de.html?dram:article_id=281486 Zugriff am 3.5.2017.
  4. Victor W. Lee, Robert M. Hauck, Mary C. Morrison, Tien T. Peng, Edward Fischer, Anthony Carter (Section of Nuclear Medicine and Section of Neurosurgery, Boston City Hospital, Boston University School of Medicine, Boston, Massachusetts) in "J Nucl-Med 28:1279-1283,1987.
  5. a b c d e Alexandra Manzei. Zitiert nach: Tanja Wolf: "Für mich sind Hirntote Sterbende". In Westdeutsche Zeitung (08.02.2013) Nach: http://www.wz.de/home/ratgeber/verbraucher/fuer-mich-sind-hirntote-sterbende-1.1231754 Zugriff am 1.5.2017.
  6. http://www.aerzteblatt.de/archiv/138767 Zugriff am 1.5.2017.
  7. http://www.aerzteblatt.de/archiv/6339 Zugriff am 1.5.2017.
  8. Freia Peters: Die große Angst vor der Vorverlegung des Todes. In: N24 (13.01.2013) Nach: https://www.welt.de/politik/deutschland/article112732112/Die-grosse-Angst-vor-der-Vorverlegung-des-Todes.html Zugriff am 1.5.2017.
  9. http://www.dgni.de/images/stories/pdf/150224_stellungnahme_hirntod_dgn_dgnc_dgni_final.pdf Zugriff am 1.5.2017.
  10. http://www.dgni.de/images/stories/pdf/150224_stellungnahme_hirntod_dgn_dgnc_dgni_final.pdf Zugriff am 1.5.2017.
  11. http://www.erziehungskunst.de/artikel/forum/thema-organtransplantation-ein-muss-fuer-die-oberstufe Zugriff am 11.5.2017.
  12. Alexandra Manzei: Der Tod als Konvention. Die (neue) Kontroverse um Hirntod und Organtransplantation. In: Michael v. Anderheiden, Wolfgang U. Eckart, Handbuch Sterben und Menschenwürde. Berlin 2012. Nach: https://www.philso.uni-augsburg.de/lehrstuehle/soziologie/sozio7/publikationen_vortraege/PDFs-zu-Publikationen/Manzei_Der-Tod-als-Konvention_In_Anderheiden_Eckart_2012_Handbuch-Sterben-und-Menschenwuerde_S_137-173.pdf Zugriff am 09.08.2019.
  13. http://www.pas.va/content/dam/accademia/pdf/es31.pdf Zugriff am 09.08.2019.
  14. it seems to be unquestionable that the problem of organ shortage could be solved by increasing the number of donor card holders. The underlying idea is that if there were enough donor card holders—if, for example, every German citizen would sign a donor card—there would thus be enough organ donors to meet demands.
    https://www.researchgate.net/publication/300556609_Organ_Shortage_as_a_Structural_Problem_in_Transplantation_Medicine Zugriff am 15.04.2019.
  15. Alexandra Manzei. Zitiert nach: Michael Anderheiden, Wolfgang U. Eckart (Hg.): Handbuch Sterben und Menschenwürde. Berlin 2012, 160. Nach: https://books.google.de/books?id=9sY9VtitRGwC&pg=PA160&lpg=PA160&dq=%22alan+shewmon%22+meist+schwanger&source=bl&ots=i1xbauxfFF&sig=4-ftjBUPikTbUgWPAXXCW4MFy-4&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwi2vPWF-d_ZAhUS6bwKHTEnDtgQ6AEIWjAJ#v=onepage&q=%22alan%20shewmon%22%20meist%20schwanger&f=false Zugriff am 9.3.2018.
  16. Frankfurter Rundschau. Welche Medizin wollen wir? (vom 26.10.2010)