Chronik/Hirntod: Unterschied zwischen den Versionen
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Michaela Keller schreibt in ihrem Artikel "Der 'Hirnntod' und das informierte Gewissen":<ref>http://kath.net/news/25261 Zugriff am 22.2.2014.</ref> | Michaela Keller schreibt in ihrem Artikel "Der 'Hirnntod' und das informierte Gewissen":<ref>http://kath.net/news/25261 Zugriff am 22.2.2014.</ref> | ||
{{Zitat|Nach der Einführung der künstlichen Beatmung suchten die Mediziner 1963 nach Kriterien für den Behandlungsabbruch eines beatmeten Komapatienten. Spätestens durch die Herztransplantationen ergab sich 1968 die "Notwendigkeit" einer neuen Todesdefinition, da man Organe von Leichen nicht mehr verpflanzen kann.}} | {{Zitat|Nach der Einführung der [[künstlichen Beatmung]] suchten die Mediziner 1963 nach Kriterien für den Behandlungsabbruch eines beatmeten Komapatienten. Spätestens durch die Herztransplantationen ergab sich 1968 die "Notwendigkeit" einer neuen Todesdefinition, da man Organe von Leichen nicht mehr verpflanzen kann.}} | ||
Ganz so einfach ist es mit der Geschichte des Hirntods nicht. Die Definition des Hirntodes fiel nicht einfach so vom Himmel, sondern hatte eine Jahrtausend alte Entwicklung: | Ganz so einfach ist es mit der Geschichte des Hirntods nicht. Die Definition des Hirntodes fiel nicht einfach so vom Himmel, sondern hatte eine Jahrtausend alte Entwicklung: | ||
==== Bis 18. Jahrhundert ==== | ==== Bis 18. Jahrhundert ==== | ||
* um 500 v.C. | * um 500 v.C.: Erkenntnis: Gehirn als Organ der Sinneswahrnehmung <br> [[Alkmaion von Kroton]] erkannte das Gehirn als Organ der Sinneswahrnehmung.<ref name="fr">Robert-Benjamin Illing: Stationen der Gehirnforschung durch die Jahrtausende. Zugriff im Internet unter: http://www.uniklinik-freiburg.de/neurobiologie/live/geschichte.html Zugriff am 15.3.2014.</ref> | ||
* um 400 v.C. | * um 400 v.C.: Gehirn für Empfindungen und Inteligenz <br> [[Hippokrates von Kos]] (460-370 v.C.) erklärte das Gehirn für Empfindungen und Intelligenz verantwortlich.<ref name="fr"></ref> | ||
* 387 v.C. | * 387 v.C.: Plato lehrte, dass mentale Vorgänge im Gehirn verankert seien.<ref name="fr"></ref> | ||
* um 180 | * um 180: Gehirn ist das zentrale Organ <br> Für [[Galen]] (Galenos) (129-199) war klar das Gehirn das zentrale Organ.<ref>https://www.dasgehirn.info/entdecken/Kopf_und_Inhalt/galen-2013-das-gehirn-als-zentrales-organ-4089 Zugriff am 3.8.2015.</ref> Herz, Lunge und Gehirn waren für ihn die Eintrittspforten des Todes (atria mortis).<ref>Torsten Junge: Die Okkupation des Fleisches - zur Gegenwart der Transplantationsmedizin. Hamburg 1999. In: http://www.gradnet.de/papers/pomo99.papers/Junge99.htm Zugriff am 17.10.2016.</ref> | ||
* um 400 | * um 400: Überlegung: Tod des Gehirns ist Trennung von Leib und Seele <br> [[Augustinus von Hippo]] (354-430) überlegte, dass der komplette Funktionsausfall des Gehirns die Trennung von Leib und Seele und damit dem Tod des Menschen gleichzusetzen sei.<ref name="bonelli">Johannes Bonelli: Der Status des Hirntoten. In: http://www.imabe.org/fileadmin/imago_hominis/pdf/IH020_079-091.pdf Zugriff am 8.12.2016.</ref> | ||
* um 900 | * um 900: Beschreibung von Hirnnerven und Spinalnerven <br> [http://de.wikipedia.org/wiki/Zakariya_al-Razi Abu Bakr Muhammad ibn Zakariya ar-Razi] (um 864-925) beschrieb 7 Hirnnerven und 31 Spinalnerven.<ref name="fr"></ref> | ||
* ca. 1020 | * ca. 1020: Sehen erfolgt im Gehirn <br> [http://de.wikipedia.org/wiki/Ibn_al-Haitham Abu Ali al-Hasan ibn al-Haitham] (um 964-1039) erklärte, dass das Sehen nicht im Auge erfolgt, sondern im Gehirn.<ref name="fr"></ref> | ||
* um 1200 | * um 1200 - ohne Gehirn = tot? <br> [[Moses Maimonides]] (1135–1204) erwog erstmals, dass der Verlust von Hirnfunktionen mit dem Tod gleichzusetzen sei. Die krampfhaften Zuckungen von Enthaupteten brachten Maimonides auf den Gedanken, dass sie nicht als Lebenszeichen zu werten seien, da die zentrale Kontrolle des Gehirns fehle.<ref>[[Dag Moskopp]]: Hirntod. Stuttgart 2015, 32.</ref> Siehe: [[Enthauptung]] | ||
* um 1250 | * um 1250: Beschreibung der 3 Hirnventrikel <br> [[Albertus Magnus]] (um 1200-1280) beschrieb 3 [http://de.wikipedia.org/wiki/Hirnventrikel Hirnventrikel] (Hohlräume im Gehirn: ein vorderer, ein mittlerer und ein hinterer. Der Prozess von Wahrnehmung über Denken zur Erinnerung erfolge über sie, so wie das Wasser im [http://de.wikipedia.org/wiki/Der_r%C3%B6mische_Brunnen Römischen Brunnen] fließt.<ref name="fr"></ref> | ||
* um 1270 | * um 1270: Hinweis auf die zentrale Rolle des Gehirns <br> [https://de.wikipedia.org/wiki/Thomas_von_Aquin Thomas von Aquin] (1225-1274) wies auf die zentrale Stellung des Gehirns hin.<ref name="bonelli"></ref> | ||
* 16. Jh. | * 16. Jh.: Bei Autopsie noch ein schlagendes Herz <br> Der Anatom [[Andreas Vesalius]] (1514-1564) wurde des Mordes beschuldigt, nachdem er bei einer Autopsie ein noch schlagendes Herz freigelegt hatte. | ||
* 1649 | * 1649: Zirbeldrüse als Kontaktstelle zwischen Körper und Geist <br> [[René Descartes]] (1596-1650) erklärte die [[Zirbeldrüse]] als Kontaktstelle zwischen Körper und Geist und verwendete die Orgel als Modell für die Hirnfunktion.<ref name="fr"></ref> | ||
* 1664 | * 1664: Großhirnrinde als Sitz des Denkens <br> [[Thomas Willis]] (1621-1675) veröffentlichte seine "Cerebri anatome" und erklärte die [http://de.wikipedia.org/wiki/Gro%C3%9Fhirnrinde Großhirnrinde] als Sitz des Gedächtnisses, während das [http://de.wikipedia.org/wiki/Kleinhirn Kleinhirn] alle unwillkürlichen Funktionen des Nervensystems bewirken sollten.<ref name="fr"></ref> | ||
* 17. Jh. | * 17. Jh.: Nur Fäulnis ist sicheres Todeszeichen <br> Der päpstliche Ärzt [[Paolo Zacchias]] (1584-1659) erkannte nur Fäulnis als sicheres Todeszeichen an. | ||
==== 18. Jahrhundert ==== | ==== 18. Jahrhundert ==== | ||
* 1789 | * 1789: erste nachgewiesene elektr. Reizung des Herzens <br> An [http://de.wikipedia.org/wiki/Guillotine Guillotinierten] wurde durch elektrische Schläge das Herz zum Schlagen angeregt. | ||
* 1794 | * 1794: erste elektrische Wiederbelebung des Herzens <br> Die Royal Human Sociely (London) berichtet von einer Wiederbelebung des Herzens durch einen Stromstoß. | ||
* 1796 | * 1796: Buch: "Über das Organ der Seele" <br> [[Samuel T. Soemmerring]] (1755-1830) veröffentlicht sein Buch "Über das Organ der Seele".<ref name="fr"></ref> | ||
* 18. Jh. | * 18. Jh.: Immanuel Kant <br> [[Immanuel Kant]] schrieb: "Das Gehirn ist der Ort aller Bedingung der Empfindung."<ref>Immanuel Kant: Metaphysik L<sub>1</sub>, XXVIII.1, 281. Zitiert nach: Kirsten Schmidt, Klaus Steigleder,Burkhard Mojsisch: Die Aktualität der Philosophie Kants: Bochumer Ringvorlesung Sommersemester 2004, 127. Nach: https://books.google.de/books?id=53xrM-yPVioC&pg=PA127&lpg=PA127&dq=%22sitz+der+seele%22+kant+gehirn&source=bl&ots=lK100zr9Pe&sig=ChB-9OXNFWYhMaZLfxUUSz3cMtk&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiaq9_BlMDTAhWLuBoKHakiBhQQ6AEIGDAB Zugriff am 29.4.2017.</ref> Für Kant dient das Gehirn der Seele als "Sitz ihrer Empfindung". | ||
* 18. Jh. | * 18. Jh.: Der Begriff „Hirntod“ wurde gebildet <br> [[François Xavier Bichat]] (1771-1802) regten die ersten erfolgreichen Wiederbelebungsversuche zu ausgedehnten anatomischen, histologischen und physiologischen Untersuchungen an. Er grenzte vegetative Grundfunktionen (Atmung, Kreislauf, Stoffwechsel) als "organisches Leben" von dem Komplex höherer Gehirnleistungen (Bewusstsein, Sinneswahrnehmungen) ab. In Konsequenz dieser Ergebnisse griff er erst viel später entwickelten Erkenntnissen vor und prägte den Begriff "Hirntod".<ref>Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Deutsche Stiftung Organtransplantation: Kein Weg zurück ... Informationen zum Hirntod. Frankfurt a.M. 2012, Seite 10.</ref> | ||
==== 19. Jahrhundert ==== | ==== 19. Jahrhundert ==== | ||
* 1809 | * 1809: galvanische Reizung der Hirnrinde <br> [[Luigi Rolando]] (1773-1831) reizte die [http://de.wikipedia.org/wiki/Hirnrinde Hirnrinde] galvanisch.<ref name="fr"></ref> | ||
* 1811 | * 1811: Entdeckung des Atemzentrums im Hirnstamm <br> [[Julien-Jean Le Gallois]] (1770-1814) entdeckte das [[Atemzentrum]] im [[Hirnstamm]].<ref name="fr"></ref> | ||
* 1812 | * 1812: Katzen ohne Gehirn <br> Im Jahr 1812 wurde an Katzen nachgewiesen, dass nach operativer Entfernung des Gehirns der Blutkreislauf und damit die periphere Organfunktion aufrechterhalten werden kann, wenn die Atmung über ein Tracheostoma und einen Gummischlauch künstlich durchgeführt wird.<ref>H.C. Hopf, G. Deuschl, H.C. Diener, H. Reichmann (Hg.): Neurologie in Praxis und Klinik. Band 1. 3. Auflage. Stuttgart 1999, 93.</ref> | ||
* | * 1833: Gehirn als Zentrum des individuellen Lebens <br> In der Encyklopädie der medizinischen Wissenschaften steht über das Gehirn: "Auf diese Weise ist z.B., während das Gehirn das Centrum des individuellen Lebens ist, der Magen und der Darm das des materielles Lebens."<ref>Friedrich Ludwig Meissner, Carl Christian Schmidt: Encyclopädie der medicinischen Wissenschaften nach dem Dictionnaire de Médicine frei bearbeitet und mit nöthigen Zusätzen versehen. Leipzig 1830–1834. 13 Bände. Bd. 12 (1833), 417. Nach: https://books.google.de/books?id=_PwGAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Zugriff am 4.1.2018.</ref> | ||
* | * 1841: Gehirndruck ist genannt <br> Im "Wörterbuch der Heilkunde" heißt es: "Ist der Gehirndruck gehoben, so hat der Arzt seine Sorge auf die Verhütung der Entzündung und anderer ungünstiger Erscheinungen zu lenken."<ref>Alexander Macaulay: Wörterbuch der Heilkunde, für den Volksgebrauch. Enthaltend eine Beschreibung der Krankheiten und ihrer Behandlung, nebst Anleitung über die Anwendung der verschiedenen Arzneimittel, Vorschriften über die Lebensordnung und Diät und besondere Anweisungen über das Verfahren bei weiblichen und Kinderkrankheiten. Ulm 1841, 2 Bände. Bd. 1 (1841), 331. Nach: https://books.google.de/books?id=U5Q_AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Zugriff am 5.1.2018.</ref> | ||
* 1875 | * 1845: Gehirntod beschrieben <br> Im "Encyclopädisches Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften" ist der Hirntod beschrieben: "Der Gehirntod, d.h. der von plötzlich aufgehobener Innervation, ist jene Form des Sterbens, in welcher das Leben wie mit einem Schlage, ohne vorangegangene Zeichen Lungen- oder Herzaffection, ohne Röcheln und zitternden, flatternden Herzpuls erlischt, oder wo diese Erscheinungen erst eintreten, wenn das Gehirnleben völlig verstorben, Delierien, Coma, Convulsionen vorangingen, also erst in den letzten Augenblicken desselben. Hierher muß der Tod des Blitzschlags, der mit einem Schlage tödtenden Apoplexie (apopl. foudroyante), der nach bedeutenden Gehirnerschütterungen und nach gewissen seltenen chronischen Neurosen, Catalepsie, Lethargus u.s.w. eintretende gerechnet werden, so wie jener nach narcotischen Giften und durch Gehirncompression erfolgende."<ref>D.W.H. Busch, J.F. Dieffenbach, J.F.C. Hecker, E. Horn, J.C. Jüngken, H.F. Link, J. Müller (Hg.) : Encyclopädisches Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften. Berlin 1828-1849. 37 Bände. Bd. 33 (1845) Artikel "Tod", S. 562. Nach: https://books.google.de/books?id=oqJhAAAAIAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Zugriff am 18.1.2018.</ref> | ||
* 1876 | * 1845: Hirntod wird als schnellster Tod bezeichnet <br> Über den schnellen Tod: "In Bezug auf die Schnelligkeit des erfolgenden Todes und die Dauer der Agonie ist der vom Gehirn ausgehende der schnellste (der Nerventod)."<ref>D.W.H. Busch, J.F. Dieffenbach, J.F.C. Hecker, E. Horn, J.C. Jüngken, H.F. Link, J. Müller (Hg.) : Encyclopädisches Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften. Berlin 1828-1849. 37 Bände. Bd. 33 (1845) Artikel "Tod", S. 565f. Nach: https://books.google.de/books?id=oqJhAAAAIAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Zugriff am 18.1.2018.</ref> | ||
* 1885 | * 1845: Der Gehirntod als leichtester Tod beschrieben <br> "Die vom Gehirn aus durch Lähmung der Athemnerven tödtenden Affection haben keinen so schweren Tod im Gefolge, weil die Besinnung schon vorher geschwunden. Es ist daher auch der Gehirntod im eigentlichen Sinne, wahrscheinlich die leichteste von allen Todesarten."<ref>D.W.H. Busch, J.F. Dieffenbach, J.F.C. Hecker, E. Horn, J.C. Jüngken, H.F. Link, J. Müller (Hg.) : Encyclopädisches Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften. Berlin 1828-1849. 37 Bände. Bd. 33 (1845) Artikel "Tod", S. 567. Nach: https://books.google.de/books?id=oqJhAAAAIAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Zugriff am 18.1.2018.</ref> | ||
* | * 1861: Entdeckung des Sprachzentrums <br> [[Paul Broca]] entdeckte an "Monsieur Tan" das [[Broca-Areal]], ein Teil des [[Sprachzentrum]]s.<ref>Felix Hasler: Neuromythologie. Eine Streitschrift gegen die Deutungsmacht der Hirnforschung. Bielefeld 2012, 54.</ref> | ||
* 1889 | * 1863: Buch: "Reflexes of the Brain" <br> [[Iwan Michailowitsch Setschenow]] (1829-1905) veröffentliche das Buch "Reflexes of the Brain" (Reflexe des Gehirns).<ref name="fr"></ref> | ||
* 1894 | * 1866: Messung des intrakraniellen Druck ([[ICP]]) <br> 1866 gelang es [[Ernst von Leyden]], den [[ICP]] zu messen. Er beschrieb auch die Auswirkungen einer erhöhten [[ICP]] einschließlich [[Bradykardie]], [[Schmerzen]], [[Schläfrigkeit]], [[Bewusstlosigkeit]], die sich zu einem tiefen [[Koma]], [[Anfällen]] und schließlich [[erweiterten Pupillen]], unregelmäßiger [[Atmung]] und [[Atemstillstand]] mit anschließendem [[Herzstillstand]] entwickelte. Er schloss daraus: "Wenn die künstliche Beatmung fortgesetzt wird, wäre es unmöglich, ein Tier durch erhöhten Hirndruck zu töten"<ref name="Settergren">G. Settergren: Brain death: an important paradigm shift in the 20th century. In: Acta Anaesthesiologica Scandinavica Volume 47, Issue 9. Nach: https://onlinelibrary.wiley.com/doi/full/10.1034/j.1399-6576.2003.00227.x Zugriff am 22.07.2019.</ref> | ||
* 1870: Nachweis der elektrischen Reizbarkeit des Gehirns <br> [[Gustav Theodor Fritsch]] (1838-1927) und [[Eduard Hinzig]] (1836-1907) wiesen die elektrische Reizbarkeit des Gehirns nach.<ref name="edv">http://www.vde.com/wiki/chronik_neu/Wiki-Seiten/Elektromedizin.aspx Zugriff am 15.3.2014.</ref> <ref name="fr"></ref> | |||
* 1875: Nachweis der elektrischen Aktivität der Gehirnrinde an Tieren <br> [[Richard Caton]] (1842-1926) wies erstmals elektrische Aktivität an der Hirnrinde von Tieren nach,<ref name="fr"></ref> zuerst an einer Ratte.<ref name="edv"></ref> <ref name="fr"></ref> | |||
* 1876: Buch: "The Functions of the Brain" <br> [[David Ferrier]] (1843-1928) veröffentlichte das Buch "The Functions of the Brain" (Die Funktion des Gehirnes).<ref name="fr"></ref> | |||
* 1885: Unterscheidung zwischen Lang- und Kurzzeitgedächtnis <br> [[Hermann Ebbinghaus]] (1850-1909) unterschied in seinem Buch "Über das Gedächtnis" zwischen Lang- und Kurzzeitgedächtnis.<ref name="fr"></ref> | |||
* 1886: Patienten mit Hirntumor sterben an [[Atemstillstand]] <br> 1886 wies Fagge darauf hin, dass Patienten mit Hirntumor oder Abszess an einem Atemwegsversagen und nicht an einem Kreislaufversagen starben, was die vorherrschende Meinung war.<ref name="Settergren"></ref> | |||
* 1886: Angaben über den Hirndruck <br> In der "Real-Encyklopädie der gesammten Heilkunde" steht über den Hirndruck: "Leyden goss, um Hirndruck zu erzeugen, Hunden mittels eines Gummischlauches eine dünne Lösung von Eiweiss und Kichsalz in den trepanirten Schädel und stellte fest, dass 'mit steigendem Druck dieser Flüssigkeit die Anzahl der Hirndurcksymptome wuchs'. Und weil er ferner beobachtete, dass bei Druckhöhen der injicirten Flüssigkeit von 180 Mm. Hg an nach vorausgehenden Muskelkrämpfen auch leicht der Tod der Versuchstiere eintrat, wenn der Druck nur einige Minuten anhielt, so glaubte er und v. BERGMANN in diesem Ergebniss den Beweis zu finden, dass die nächste Folge des Gehirndruckes thatsächlich Gehirnanämie sei. Denn, argumentirten die beiden Autoren, wenn ein Injectionsdruck von 180 Mm. Hg Krämpfe und bei einige Dauer auch den Tod veranlasse, so gleiche er offenbar in seiner Wirkung dem bekannten Versuch von KUSSMAUL und TENNER. Und KUSSMAUL und TENNER haben genau dieselben Resultate erhalten, wenn sie bei Hunden einfach die Arterie am Halse unterbanden und dadurch ganz direct künstliche Hirnanämie hervorbrachten."<ref>Real-Encyklopädie der gesammten Heilkunde. Medizinisch-chirurgisches Handwörterbuch für praktische Ärzte. 2. Auflage. Wien und Leipzig 1885–1890. 22 Bände. Bd. 7 (1886), 676. Nach: https://ia600305.us.archive.org/15/items/bub_gb_hmKYhIzRaWQC/bub_gb_hmKYhIzRaWQC.pdf Zugriff am 5.1.2018.</ref> | |||
* 1887: Erstes EKG beim Menschen aufgezeichnet <br> [[Augustus Desiré Waller]] (1856-1922) zeichnete das erste [[EKG]] vom Herzen eines Menschen auf.<ref name="edv"></ref> | |||
* 1889: Karte der Hirnrinde für motorische Handlungen <br> [[Victor Horsley]] (1857-1916) erstellte bei Affen eine Karte der [http://de.wikipedia.org/wiki/Hirnrinde Hirnrinde] für motorischen Handlungen.<ref name="fr"></ref> | |||
* 1892: Rückkehr der [[Eigenatmung]] nach Druckentlastung <br> 1892 beschrieb Jalland in einem Fallbericht einen Patienten, bei dem während der Exposition des Abszesses, der Patient, der aufgehört hatte zu atmen, der Chirurg hatte das Gehirn punktierte und eine allmähliche Rückkehr der Eigenatmung erlebte, als der Eiter ausfloss. Die begonnene künstliche Beatmung konnte nach 20 Minuten eingestellt werden. Der Patient blieb jedoch bewusstlos und starb 30 Stunden später mit Anzeichen eines erhöhten ICP.<ref name="Settergren"></ref> "Die wunderbare Art und Weise, wie die Atmung nach einiger Zeit, in der der Eiter evakuiert wurde, zurückkehrte, war für diejenigen, die bei der Operation anwesend waren, eine Überraschung".<ref name="Machado">Calixto Machado, Julius Korein, Yazmina Ferrer, Liana Portela, Maria de la C García, and José M Manero: The concept of brain death did not evolve to benefit organ transplants. In: J Med Ethics. 2007 Apr; 33(4): 197-200. Nach: https://europepmc.org/articles/pmc2652772 Zugriff am 22.07.2019.</ref> | |||
* 1893: Patient mit erhöhtem [[ICP]] wurde 24 Stunden künstlich beatmet <br> 1893 beschrieb Macewen einen Patienten mit einem Abszess in der Kleinhirnrinde, bei dem die Atmung plötzlich zum Stillstand kam, während das Herz weiter arbeitete. Der Patient wurde 24 Stunden künstliche beatmet, während das Herz regelmäßig schlug und der Kreislauf wurde aufrechterhalten.<ref name="Settergren"></ref> | |||
* 1894: Artikel über den Tod durch cerebrale Kompression <br> [[Victor Horsley]] (1857-1916) publizierte seinen Artikel "Über den Tod durch cerebrale Kompression und seine Prävention". Darin beschreibt er erstmals Patienten, bei denen der Anstieg des cerebralen Drucks zum Tod (Ausfall der Atmung) führt.<ref>Steven Laureys: Hirntod und Wachkoma. In: Spektrum der Wissenschaft. 2/2006, 64. In: http://www.coma.ulg.ac.be/papers/german/05_spektrum_hirntod.pdf Zugriff am 17.12.2016. | |||
* https://en.wikipedia.org/wiki/Victor_Horsley#cite_ref-dnb_6-0 Zugriff am 2.2.2017. | * https://en.wikipedia.org/wiki/Victor_Horsley#cite_ref-dnb_6-0 Zugriff am 2.2.2017. | ||
* http://pubmedcentralcanada.ca/pmcc/articles/PMC1689735/pdf/brmedj00544-0026.pdf Zugriff am 2.2.2017. | * http://pubmedcentralcanada.ca/pmcc/articles/PMC1689735/pdf/brmedj00544-0026.pdf Zugriff am 2.2.2017. | ||
</ref><ref group="Anm.">Victor Horsley erkannte, dass eine chirurgische Entlastung des Gehirns die Kompression des Gehirns nach Hirnverletzungen die Sterblichkeit senkt und die Überlebensrate steigen lässt. Siehe: http://pubmedcentralcanada.ca/pmcc/articles/PMC1689735/pdf/brmedj00544-0026.pdf Zugriff am 2.2.2017.</ref> | </ref><ref group="Anm.">Victor Horsley erkannte, dass eine chirurgische Entlastung des Gehirns die Kompression des Gehirns nach Hirnverletzungen die Sterblichkeit senkt und die Überlebensrate steigen lässt. Siehe: http://pubmedcentralcanada.ca/pmcc/articles/PMC1689735/pdf/brmedj00544-0026.pdf Zugriff am 2.2.2017.</ref><ref group="Anm.">Horsley erklärte, dass Patienten mit Hirnblutungen, Hirntumoren und depressiven Schädelfrakturen "an den Atemwegen und nicht an Herzversagen sterben".</ref><ref name="Machado"></ref> | ||
* | * 1894: bei einigen Hirnerkrankungen Atemstillstand vor Herzstillstand <br> Duckworth berichtete, dass "einige Fälle von Hirnerkrankungen, bei denen die Funktion der Atmung für einige Stunden vor der des Kreislaufs vollständig eingestellt wird".<ref name="Machado"></ref> | ||
* | * 1896: Beschreibung der Gehirnnekrose <br> Liebreich schrieb 1898 über die Gehirnnekrose: "Gehirnnekrose. Nekrotische Vorgänge im Sinne der pathologischen Anatomie sind im Gehirn sehr häufig, theils mikroskopisch (Coagulationsnekrose der Ganglienzellen bei manchen Rindenerkrankungen), theils makroskopisch, z.B. bei traumatischer Zertrümmerung des Gehirngeweges, bei Embolien und Thrombosen etc. Sie haben niemals die Dignität einer selbständigen Krankheit. Ihre Behandlung fällt daher mit der Behandlung derjenigen Krankheiten zusammen, in deren Verlauf die Nekrose auftritt."<ref>Oscar Liebreich, Martin Mendelsohn, Arthur Würzburg: Encyklopaedie der Therapie. Berlin 1896–1898, 3 Bände. Bd. 2 (1898), 419. Nach: https://ia801406.us.archive.org/23/items/encyklopaediede00liebgoog/encyklopaediede00liebgoog.pdf Zugriff am 20.2.2018.</ref> | ||
* 1900 | * 1898: Einführung des Begriffs "[[Autonomen Nervensystem]]" <br> [[John Newport Langley]] (1852-1925) führte den Begriff des "[[Autonomen Nervensystem]]s" ein, auch "Vegetatives Nervensystem" genannt.<ref name="fr"></ref> | ||
* 1898: Herzschlag ohne Atmung <br> 1898 berichtete Duckworth: "Die Fälle, auf die ich zu sprechen komme, veranschaulichen einen bemerkenswerten Punkt, auf den in der klinischen Studie bisher nicht viel Wert gelegt wurde, nämlich die Beharrlichkeit des Lebens für einige Stunden ohne jegliche Atemanstrengung". Was Druckworth als Beharrlichkeit des Lebens beschrieb, war ein schlagendes Herz.<ref name="Settergren"></ref> | |||
* [[Clarence Crafoord]] (1939) und [[Leonard Hill]] (1900) überlegten, ob die Beendigung der Hirndurchblutung die eigentliche Todesursache sei.<ref>https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4166875 Zugriff am 12.4.2017.</ref> | |||
* 1900: Einführung des Begriffs "Blut-Hirn-Schranke" <br> [[Max Lewandowsky]] (1876-1918) führte den Begriff "[[Blut-Hirn-Schranke]]" ein.<ref name="fr"></ref> | |||
==== 20. Jahrhundert - bis 1968 ==== | ==== 20. Jahrhundert - bis 1968 ==== | ||
* | * 1901: bei hohem Hirnndruck Atemstillstand vor Herzstillstand <br> 1901 erklärte Cushing, dass "im Tod durch eine tödliche Erhöhung der intrakraniellen Spannung der Atemstillstand dem des Herzens vorausgeht". Eine schnelle chirurgische Linderung mit einer breiten Öffnung des Calvariums kann auch in verzweifelten Fällen mit starker Markbeteiligung Leben retten.<ref name="Machado"></ref> | ||
* 1908 | * 1903: Einführung des Begriffs "konditionierter Reflex" <br> [[Iwan Petrowitsch Pawlow]] (1849-1936) entdeckte, dass Hunde bereits beim Anblick von Fressen Speichel bilden. Mit dem Ertönen einer Glocke vor dem Verteilen des Fressens belegte er es und nannte dies "[http://de.wikipedia.org/wiki/Klassische_Konditionierung konditionierter Reflex]".<ref name="fr"></ref> | ||
* 1908 | * 1908: Erste elektrische Stimulierung der sensorischen Hirnrinde <br> [[Harvey Cushing]] (1869-1939) stimulierte elektrisch die sensorische [http://de.wikipedia.org/wiki/Hirnrinde Hirnrinde] am Menschen.<ref name="fr"></ref> | ||
* 1924 | * 1908: "Der physiologische Tod ist ein Gehirntod." <br> 1908 führte [[Hugo Ribbert]] aus: "Der physiologische Tod ist ein Gehirntod."<ref>Ribbert. Zitiert nach: Wolfgang Wagner: Gemeinsamkeiten zwischen Hirntodkonzept und traditionellen Todeszeichenkonzepten. Überlegungen zu den anthropologischen Grundlagen der Feststellung des menschlichen Todes. In: Ethik in der Medizin (1995), Nr. 7, 202. In: Torsten Junge: Die Okkupation des Fleisches - zur Gegenwart der Transplantationsmedizin. Hamburg 1999. In: http://www.gradnet.de/papers/pomo99.papers/Junge99.htm Zugriff am 17.10.2016.</ref> | ||
* 1929 | * 1924: Erfindung des EEG <br> Der Jenenser Psychiater [[Hans Berger]] (1873-1941) entwickelte eine Methodik der Ableitung von [http://de.wikipedia.org/wiki/Elektroenzephalografie Hirnströmen] und legte damit den Grundstein für das [[EEG]]. | ||
* 1929: Ableitung des [[EEG]] am Menschen <br> [[Hans Berger]] leitete in Jena das 1. EEG am Menschen ab. Er nannte es "Elektroenkephalogramm".<ref name="Machado"></ref> | |||
* | * 1929: Zelltod durch Rückgang des Potentials an der Zellmembran <br> Crile et al. führten innerhalb eines Jahres "die Ursache des klinischen Todes auf den Rückgang des Potentials zwischen den verschiedenen Geweben" und "die Ursache des Todes einzelner Zellen oder von Gewebekulturen auf den Rückgang des Potentials auf der Zellmembran" zurück.<ref name="Machado"></ref> | ||
* 1947 | * 30er Jahre: Hirnforschungsinstitut in Berlin-Buch. <br> In den 30er Jahren wurde das von [[Oskar Vogt]] (1870-1959) und [[Cécile Vogt]] (1875-1962) geleitet Hirnforschungsinstitut in Berlin-Buch zum Mekka der Elektroenzephalographie in der Welt. <br> [[Alois Eduard Kornmüller]] (1905-1968) war einer der Pioniere der Hirnforscher. <br> [[Jan Friedrich Tönnies]] (1902-1970) brachte die Entwicklung entsprechend geeigneter Verstärker | ||
* | * 1938: Verlust des EEG bei Widerstand gegen die Ischämie <br> 1938 verschlossen Sugar und Gerard vorübergehend die Halsschlagader bei Katzen und zeigten die Abschaffung elektrischer Potentiale in verschiedenen Hirnregionen mit EEG, korreliert mit ihrem Widerstand gegen Ischämie.<ref name="Machado"></ref> | ||
* | * 40er Jahre: Der Mensch stirbt mit der Vitalität des Gehirns<br> Der Reanimationsforscher [[Vladimir A. Negovsky]] (1909-2003) schrieb in den 1940-er Jahren: "Für eine lange Zeit waren wir der Ansicht, dass die jüngste Kontraktion des Herzens der letzte 'Akkord des Lebens' sei. Wir sprechen jetzt nicht so, denn nach Beendigung der Herztätigkeit ist noch für einige Minuten die Wiederherstellung des zentralen Nervensystems möglich. In der Tat sind der letzte 'Akkord des Lebens' die noch verbleibenden Zeichen der Vitalität des Gehirns."<ref>http://nsicu.ru/history Zugriff am 2.2.2017.</ref> | ||
* | * 1947: 1. elektrische Defibrillation am Menschen <br> Sweet () und Beck () führten im Jahre 1947 die erste erfolgreiche [http://de.wikipedia.org/wiki/Defibrillation Defibrillation] am offenen Herzen eines Menschen durch. | ||
* 1956 | * 50er Jahre: Einführung der [[künstlichen Beatmung]] <br> In den 50er Jahre kamen immer mehr Geräte für die [[künstliche Beatmung]] auf die Intensivstationen. In den 60er Jahren wurde es Standard. | ||
* 1956 | * Ende der 1950er Jahre berichteten Neuroradiologen und Neurochirurgen wiederholt über die angiographischen Befunde in der zerebralen Zirkulation bei Patienten mit Apnoe und solchen, die im Koma lagen.<ref name="Machado"></ref> | ||
* 1956 | * 1952: Erfindung der Überdruck-Beatmung<br> [[Björn Ibsen]] (1915-2007) erfand 1952 die Überdruck-Beatmung und schuf damit eine neue und wirksamere Behandlungsweise. Zunächst wurde dies manuell durchgeführt, bald jedoch maschinell. Damit konnten Menschen mit sehr großen Atembeschwerden oder ausgefallener Eigenatmung im Grunde unbegrenzt künstlich beatmet werden. Dies führte zu einem völlig neuen Zustand, dem [[Hirntod]]. | ||
* | * 1953: erste radiologischer Befund an Patienten im Koma <br> 1953 berichteten Riishede und Ethelberg27 erstmals über diesen radiologischen Befund bei Patienten im Koma, aber sie folgerten, dass es auf Hirnstammreflexe zurückzuführen war, die den Gefäßton veränderten.<ref name="Machado"></ref> | ||
* 1954: Nachweis der strukturelle Autonomie der Nervenzelle <br> [[Sanford Palay]] (*1918) und [[Emil Palade]] (1912-2008) bewiesen mit Hilfe des [http://de.wikipedia.org/wiki/Elektronenmikroskop Elektronenmikroskops] die strukturelle Autonomie der Nervenzelle als zelluläre Individuen.<ref name="fr"></ref> | |||
* 1959 | * 1956: 1. elektrische Defibrillation am geschlossenen Torax <br> [http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Maurice_Zoll Paul Maurice Zoll] (1911-1999) führte die erste erfolgreiche Defillibration eines Menschen ohne Operation durch. | ||
* 1956: Nachweis des Zusammenhangs zwischen Gehirn und Verhalten <br> [[Roger Wolcott Sperry]] (1913-1994) wies durch Experimente am Frosch nach, dass Verhaltensleistungen unmittelbar auf korrekten Mustern neuronaler Kontakte beruhen.<ref name="fr"></ref> | |||
* 1956: Nachweis keiner Gehirndurchblutung <br> Löfstedt und von Reis (Schweden) beschrieben 1956 sechs Patienten im Koma ohne Kontrastdurchgang durch den Gehirnkreislauf. Bei der Autopsie gab es keine Obstruktion der Hirnarterien. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass ein erhöhter [[ICP]], möglicherweise in Kombination mit [[Vasospasmus]], die wahrscheinlichste Erklärung für die Röntgenbefunde ist.<ref name="Machado"></ref> | |||
* 1956: Überlegung: Tod des Gehirns ist Tod des Menschen<br> Die Hirnforscher S. Lofstedt und G. Reis machten 1956 in einem Artikel klar, dass die vollständige Zerstörung des Gehirns dem Tod eines Menschen gleichzusetzen sei.<ref name="bonelli"></ref> | |||
* 1957: Papst [[Pius XII.]] lehnte eine Verpflichtung ab der Weiterbehandlung ab.<br> Papst [[Pius XII. (1957)|Pius XII.]] (1876/1939-1958) lehnte in seiner Antwort an [[Bruno Haid]] am 24.11.1957 die Verpflichtung ab, auch bei aussichtslosen Patienten die Therapie der [[künstlichen Beatmung]] unbedingt fortzusetzen. Gleichzeitig hielt er fest, dass es den Ärzten obliege, den Zeitpunkt des Todes festzustellen. | |||
* 1959: Hirntod ist Durchblutungsstopp des Gehirns <br> C. Gros, B. Vlahovitch, A. Roilgen beschrieben den [[Hirntod]] als einen Zustand nach Eintritt eines ausschließlich intrakraniellen Zirkulationsstillstand.<ref name="Hoenes35">Annette Hoenes: Morphometrische Untersuchungen intracerebraler Gefäße der Medulla oblongata beim Hirntod. (med. Diss.) Köln 1989, 35.</ref> | |||
* 1959: Pierre Wertheimer veröffentlichte den Artikel "sur la mort du système nerveux" <br> [[Pierre Wertheimer]] (1892-1982) und seine Arbeitsgruppe veröffentlichten den Bericht von 4 Fällen von Hirntod unter der Überschrift "sur la mort du système nerveux" (Der Tod des Nervensystems).<ref>[[Dag Moskopp]]: Hirntod, 75.</ref><ref>https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4166875 Zugriff am 12.4.2017.</ref> | |||
* 1959: Michel Jouvet beschrieb des EEG bei Hirntoten <br> [[Michel Jouvet]] (1925-2017) beschrieb 1959 das fehlende EEG-Signal bei Hirntoten.<ref>Gesa Lindemann: Die Interpretation 'hirntot'. In: Thomas Schlich, Claudia Wiesemann: Hirntod. Zur Kulturgeschichte der Todesfeststellung. Frankfurt 2001, 320.</ref> | |||
* 1959: Hirntod wurde als "Coma dépassé" klar beschrieben <br> [[Pierre Mollaret]] (1898-1987) und [[Maurice Goulon]] (1919-2008) beschrieben 1959 erstmals unter dem Begriff "Coma depassé" (jenseits des Komas, überschrittenes Koma) einen Zustand, welcher bei künstlicher Beatmung keinerlei Lebenszeichen des Gehirns erkennen ließ, der nicht umkehrbar war und binnen 8 Tagen zum [[Herz-Lungen-Tod]] führte. Der Begriff "Hirntod" von Bichat wurde von ihnen nicht aufgegriffen. Die Veröffentlichung regte eine Diskussion um ein neues Todeskriterium an. Der Artikel erschien nur auf Französisch, weswegen er international kaum Beachtung fand.<ref group="Anm.">Mollarte und Goulon haben den Hirntod "durch die innere Leichenschau bestimmter Patienten erwiesen: Die dem Tod folgende Auflösung und Zersetzung war am Gehirn weiter als am übrigen Körper fortgeschritten. Dieser Unterschied zwischen dem Gehirn und den anderen Organen war umso deutlicher, je länger über den Hirnausfall hinaus intensivmedizinisch die Herztätigkeit und somit die Blutversorgung und die Tätigkeit der anderen Organe aufrechterhalten worden waren." (Heinz Angstwurm: Hirntod - Bedingung von Organspenden nach dem Tod. In: In: Arnd T. May, Hartmut Kreß, Tosten Verrel, Till Wagner (Hg.): Patientenverfügungen. Handbuch für Berater, Ärzte und Betreuer. Heidelberg 2015, 283.</ref> Sie haben dies an 23 Hirntoten festgestellt.<ref>S. Robert Snodgrass: The Evolution of Brain Death. In: Pediatric Neurology 51 (2014), 478.</ref> | |||
* 1960: Beendigung einer [[künstlichen Beatmung]] <br> [[Pierre Wertheimer]], [[Jacques de Rougemont]], [[Michel Jouvet]] und [[Jacques Descotes]] veröffentlichten in einem Artikel, dass sie an einem 13-Jährigen die [[künstliche Beatmung]] beendet haben. Als Kriterien für ihr Handeln nannten sie: Nachweis der völligen [https://de.wikipedia.org/wiki/Areflexie Areflexie], keine Eigenatmung, das EEG weist eine Nulllinie auf und eine [[Angiographie|angiographische]] Darstellung der Hirndurchblutung.<ref>[[Dag Moskopp]]: Hirntod, 75f.</ref> | |||
* 1961: Artikel von Arnaud <br> Arnaud et al. (Marseille) wog die unterschiedlichen [[Todesverständnis]]se zwischen [[Mollaret]] (Paris; [[Herz-Lungen-Tod]]) und [[Wertheimer]] (Lyon; [[Hirntod]]) ab.<ref name="Höfer59">Yvonne Höfer: Organtransplantation und medizinische Ethik. (med. Diss.) Gießen 2001, 59.</ref> | |||
* 1962: Übernahme des Konzepts von [[Vladimir A. Negovsky]] <br> Judith Hockaday hatte das Konzept von [[Vladimir A. Negovsky]] übernommen. Drei Mitarbeiter ihrer Forschergruppe präsentierten 1962 auf einem Kongress der EEG-Gesellschaft ein begrifflich ausgereiftes hirnbezogenes Todeskonzept. Dabei wurde davon gesprochen, dass das Erlöschen der Hirnfunktionen als Zeichen des Todes zu verstehen sei.<ref>Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten. Konstanz 2003, 55.</ref> | |||
* 1963: Vorschlag für [[HTD]] <br> 1963 verabschiedete Alexandre eine [[HTD]] ähnlich denen des Harvard Committee und wandte diese Kriterien bei der Durchführung der ersten Organtransplantation von einem hirntoten Spender an.<ref name="Machado"></ref> | |||
* 1963: Vorschlag einer [[HTD]] <br> 1963 schlugen Schwab et a vor: "Die völlige Abwesenheit von EEG-Aktivität nach 30 Minuten Aufzeichnung ist der wichtigste Beweis für den Tod des Nervensystems". Sie gingen weiter, als EEG als Ergänzungstest zu empfehlen: Sie haben die EEG-Befunde in ihre diagnostischen Kriterien aufgenommen, die denen des Harvard Committee ähnlich waren, Schwab war ein Experte des Harvard Committee. Es scheint, dass die Teilnehmer des Harvard Committee den französischen Beitrag in diesem Bereich nicht kannten. Daher gab es parallele Ansätze zum Thema Hirntod.<ref name="Machado"></ref> | |||
* 1963: Tönnis und Frowein beendeten bei einem Hirntoten die Therapie <br> [[Tönnis]] und [[Frowein]] beendeten bei einem Hirntoten die Therapie.<ref>Gesa Lindemann: Die Interpretation 'hirntot'. In: Thomas Schlich, Claudia Wiesemann: Hirntod. Zur Kulturgeschichte der Todesfeststellung. Frankfurt 2001, 321.</ref> | |||
* 1963: Zerebraler Tod = Tod des Menschen <br> Der "zerebrale Tod" wurde erstmals im Jahr 1963 mit dem Tod des Menschen gleichgesetzt.<ref>H.C. Hopf, G. Deuschl, H.C. Diener, H. Reichmann (Hg.): Neurologie in Praxis und Klinik. Band 1. 3. Auflage. Stuttgart 1999, 94.</ref> [[Tönnis]] und [[Frowein]] sprachen sich für das Hirntodkonzept aus.<ref name="Höfer59"></ref> | |||
* 1963: erste [[Nieren-TX]] nach [[HTD]] <br> In Löwen (Belgien) wurde 1963 die weltweit erste Niere aus einem Hirntoten transplantiert.<ref>[[Dag Moskopp]]: Hirntod, 77.</ref> | |||
* 1964: Zeitdifferenz beim Durchblutungsstopp <br> O. Heiskanen beschrieb die gelegentliche Zeitdifferenz zwischen supratentoriellem und verspätetem infratentoriellem Zirkulationsstop. Als Ursache diskutierte er einen unterschiedlichen Kompressionsgrad beider Gefäßsysteme.<ref name="Hoenes35"></ref> | |||
* 1964: erste Nieren-TX in Deutschland <br> Die erste Nieren-TX in Deutschland wurde in Berlin von den Ärzten Wilhelm Brosig und Reinhard Nagel durchgeführt.<ref>https://www.dso.de/organspende-und-transplantation/transplantation/nierentransplantation.html Zugriff am 28.3.2016. | |||
* http://www.transplantation-verstehen.de/organe/niere/einleitung/geschichte-der-nierentransplantation.html</ref> | * http://www.transplantation-verstehen.de/organe/niere/einleitung/geschichte-der-nierentransplantation.html</ref> | ||
* 1964 | * 1964: erstes einfaches Diagnoseschema <br> Auf dem Deutschen Chirurgenkongress wurde eine erste einfache [[HTD]] verabschiedet.<ref name="bak">http://www.aerzteblatt.de/archiv/6339/Bekanntmachungen-Stellungnahme-des-Wissenschaftlichen-Beirates-der-Bundesaerztekammer-Kriterien-des-Hirntodes-Entscheidungshilfen-zur-Feststellung-des-Hirntodes Zugriff am 3.2.2015.</ref> | ||
* 1965 | * 1964: Leben = Hirndurchblutung<br> Keith Simpson: "es gibt Leben, solange die Zirkulation von sauerstoffreichem Blut zu den lebenden Hirnstammpunkten aufrechterhalten wird".<ref>http://clodlog.com/resources/My-Talks/DCD-ELP-Framework-SNOD-Induction.pdf </ref> | ||
* 1965: Vorschlag eines [[Therapieende]]s bei Hirntod <br> 1965 schlug Frykholm in Schweden vor, das Beatmungsgerät bei Patienten ohne kraniale Nervenreflexe, ein isoelektrisches EEG und keinen Blutfluss durch das Gehirn bei der Angiographie zu stoppen.<ref name="Machado"></ref><ref name="Settergren"></ref> | |||
* 1965: Veröffentlichung über die Schmerzwahrnehmung <br> [http://en.wikipedia.org/wiki/Ronald_Melzack Ronald Melzack] (*1929) und [http://en.wikipedia.org/wiki/Patrick_David_Wall Patrick David Wall] (1925-2001) publizieren ihre Gate-Theory der Schmerzwahrnehmung.<ref name="fr"></ref> <ref group="Anm.">Melzack und Wall gingen davon aus, dass für die Weiterleitung von Schmerzinformationen zum Gehirn ein "Gate" (Tor) geben müsse, die zugefügte Schmerzreize u.U. nicht zum Gehirn gelangen lassen. Dadurch kann der Sinneseindruck Schmerz nicht entstehen und Schmerz nicht wahrgenommen werden. (Siehe: http://www.ems-tens.biz/gate-control-theorie.htm Zugriff am 18.3.2014.) | |||
Sie belegten, dass die Information des Schmerzes nicht nur über Nervenbahnen an das Gehirn geleitet und dort "verarbeitet" wird, sondern dass das Gehirn wesentlich dazu beiträgt, die bewusste Wahrnehmung von Schmerzen überhaupt erst erzeugt und bewertet. (Siehe: http://portal.uni-freiburg.de/schmerz/Thema Zugriff am 18.3.2014.)</ref> | Sie belegten, dass die Information des Schmerzes nicht nur über Nervenbahnen an das Gehirn geleitet und dort "verarbeitet" wird, sondern dass das Gehirn wesentlich dazu beiträgt, die bewusste Wahrnehmung von Schmerzen überhaupt erst erzeugt und bewertet. (Siehe: http://portal.uni-freiburg.de/schmerz/Thema Zugriff am 18.3.2014.)</ref> | ||
* 1963-1966 in Löwen (Belgien) mind. 9 Organentnahmen<br> In den | * 1963-1966 in Löwen (Belgien) mind. 9 Organentnahmen<br> In den Jahren 1963 bis 1966 wurden in Löwen an mind. 9 Personen, an denen zuvor der Zustand "coma dépassé" festgestellt wurde, Organe zum Zweck der Transplantation entnommen.<ref>[[Dag Moskopp]]: Hirntod. Stuttgart 2015, 48.</ref> | ||
* 1966 | * 1966: Einführung des Begriffs "Locked-in-Syndrom" <br> [http://en.wikipedia.org/wiki/Fred_Plum Fred Plum] (1924-2010) und [http://en.wikipedia.org/wiki/Jerome_B._Posner Jerome Posner] () führten den Begriff "[http://de.wikipedia.org/wiki/Locked-in-Syndrom Locked-in-Syndrom]" für Patienten ein, die zwar (fast) alles wahrnehmen können, aber (fast) vollständig gelähmt sind, unfähig sich mitzuteilen. | ||
* 1966 | * 1966: Franzosen definieren Hirntote als Tote<br> Am 10.5.1966 stellte die Kommission der frz. "Académie Nationale de Médicine" das Ergebnis ihrer Arbeit vor: Der irreversible Funktionsverlust des Gehirns wurde als neues Todeskriterium eingeführt.<ref>Siehe: Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten, 99.</ref><ref>Giovanni Maio: Mittelpunkt Mensch: Ethik in der Medizin. Stuttgart 2012, 282.</ref><ref group="Anm.">Das [[EEG]] müsse für mindestens 48 Stunden eine "Null-Linie" zeigen, erst dann sei der Tod des Patienten festgestellt. (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46196251.html Zugriff am 18.12.2017.)</ref> | ||
* 1967 | * 1967: erste Lungen-TX in Deutschland <br> Bücherl führte in Berlin zwei Lungentransplantationen durch.<ref>https://www.dso.de/organspende-und-transplantation/transplantation/lungentransplantation.html Zugriff am 28.3.2016.</ref> | ||
* 1968 | * 1968: Deutsche definieren Hirntote als Tote<br> April 1968 stellte diese Kommission der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie das Ergebnis ihrer Arbeit unter dem Titel "Todeszeichen und Todeszeitbestimmung" vor. Nach der frz. medizinischen Akademie bejaht auch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie das Hirntodkonzept. Menschen mit irreversiblen Funktionsverlust des Gehirns werden als Tote angesehen.<ref>Gesa Lindemann: Beunruhigende Sicherheiten, 113f.</ref> | ||
==== 20. Jahrhundert - ab 1968 ==== | ==== 20. Jahrhundert - ab 1968 ==== | ||
* 1968 | * 1968: Ad-Hoc-Kommission definiert den Hirntod <br> Eine aus Medizinern, Juristen und Theologen gebildete [[Ad-Hoc-Kommission]] der Harvard University schuf am 5.8.1968 das sogenannte Hirntod-Konzept. Am Anfang dieser Definition steht der Grund: | ||
{{Zitat|Es sei betont, dass wir empfehlen, dass der Patient für tot erklärt wird, bevor jeder weitere Schritt unternommen wird, um das Beatmungsgerät, an das er angeschlossen ist abzuschalten ... sonst würden die Ärzte die künstliche Beatmung einer Person abstellen, die nach strikter Anwendung des gegenwärtig geltenden Rechts im juristisch-medizinischen Sinne noch am Leben ist. ...<br> | {{Zitat|Es sei betont, dass wir empfehlen, dass der Patient für tot erklärt wird, bevor jeder weitere Schritt unternommen wird, um das Beatmungsgerät, an das er angeschlossen ist abzuschalten ... sonst würden die Ärzte die [[künstliche Beatmung]] einer Person abstellen, die nach strikter Anwendung des gegenwärtig geltenden Rechts im juristisch-medizinischen Sinne noch am Leben ist. ...<br> | ||
Unser primäres Anliegen ist es, das irreversible Koma als neues Todeskriterium zu definieren. Es gibt zwei Gründe für den Bedarf an einer neuen Definition: | Unser primäres Anliegen ist es, das irreversible Koma als neues Todeskriterium zu definieren. Es gibt zwei Gründe für den Bedarf an einer neuen Definition: | ||
# Der medizinische Fortschritt auf den Gebieten der Wiederbelebung und der Unterstützung lebenserhaltender Funktionen hat zu verstärkten Bemühungen geführt, das Leben auch schwerstverletzter Menschen zu retten. Manchmal haben diese Bemühungen nur teilweisen Erfolg: Das Ergebnis sind dann Individuen, deren Herz fortfährt zu schlagen, während ihr Gehirn irreversibel zerstört ist. Eine schwere Last ruht auf den Patienten, die den permanenten Verlust ihres Intellekts erleiden, auf ihren Familien, auf den Krankenhäusern und auf solchen Patienten, die auf von diesen komatösen Patienten belegte Krankenhausbetten angewiesen sind. | # Der medizinische Fortschritt auf den Gebieten der Wiederbelebung und der Unterstützung lebenserhaltender Funktionen hat zu verstärkten Bemühungen geführt, das Leben auch schwerstverletzter Menschen zu retten. Manchmal haben diese Bemühungen nur teilweisen Erfolg: Das Ergebnis sind dann Individuen, deren Herz fortfährt zu schlagen, während ihr Gehirn irreversibel zerstört ist. Eine schwere Last ruht auf den Patienten, die den permanenten Verlust ihres Intellekts erleiden, auf ihren Familien, auf den Krankenhäusern und auf solchen Patienten, die auf von diesen komatösen Patienten belegte Krankenhausbetten angewiesen sind. | ||
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Original Zitat: ""It should be emphasized that we recommend the patient be declared dead before any effort is made to take him off a respirator, ... [because] otherwise, the physicians would be turning off the respirator on a person who is, in the present strict, technical application of law, still alive. ...<br> | Original Zitat: ""It should be emphasized that we recommend the patient be declared dead before any effort is made to take him off a respirator, ... [because] otherwise, the physicians would be turning off the respirator on a person who is, in the present strict, technical application of law, still alive. ...<br> | ||
Our primary purpose is to define irreversible coma as a new criterion for death. there are two reasons why there is need for a definition: (1) Improvements in resuscitative and supportive measures have led to increased efforts to save those who are desperately injured. Somtimes these efforts have only patial succes so that the result is an individual whose heart continues to beat but whose brain is irreversibly damaged. The burden is great on patients who suffer permanent loss of intellect, on their families, on the hospitals, and on those in need of hospital beds already occupied by these comatose patient. (2) Obsolete criteria for the definition of death can lead to controversy in obtaining organs for transplantation." (The Ad-Hoc Committee of the Harvard Medical School to Examine the Definition of Brain Death: A definition of irreversible coma. JAMA 1968; 205:337-340.)</ref>}} | Our primary purpose is to define irreversible coma as a new criterion for death. there are two reasons why there is need for a definition: (1) Improvements in resuscitative and supportive measures have led to increased efforts to save those who are desperately injured. Somtimes these efforts have only patial succes so that the result is an individual whose heart continues to beat but whose brain is irreversibly damaged. The burden is great on patients who suffer permanent loss of intellect, on their families, on the hospitals, and on those in need of hospital beds already occupied by these comatose patient. (2) Obsolete criteria for the definition of death can lead to controversy in obtaining organs for transplantation." (The Ad-Hoc Committee of the Harvard Medical School to Examine the Definition of Brain Death: A definition of irreversible coma. JAMA 1968; 205:337-340.)</ref>}} | ||
* 1968 | * 1968: In den USA wurde ein Gesetz zur Organspende verabschiedet (Uniform Anatomical Gift Act). | ||
* 1968 | * 1968: Deklaration des Weltärztebundes zur Definition des Todes | ||
* 1968 | * 1968: eingehende Beschreibung der Todeszeichen <br> Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie verfasste eine eingehende Beschreibung der Todeszeichen.<ref>Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Deutsche Stiftung Organtransplantation: Kein Weg zurück ... Informationen zum Hirntod. Frankfurt a.M. 2012, Seite 30. | ||
* http://www.aerzteblatt.de/archiv/6339/Bekanntmachungen-Stellungnahme-des-Wissenschaftlichen-Beirates-der-Bundesaerztekammer-Kriterien-des-Hirntodes-Entscheidungshilfen-zur-Feststellung-des-Hirntodes Zugriff am 3.2.2015.</ref> | * http://www.aerzteblatt.de/archiv/6339/Bekanntmachungen-Stellungnahme-des-Wissenschaftlichen-Beirates-der-Bundesaerztekammer-Kriterien-des-Hirntodes-Entscheidungshilfen-zur-Feststellung-des-Hirntodes Zugriff am 3.2.2015.</ref> | ||
* 1969 | * 1968: Tod ist nicht das Schicksal einzelner Zellen, sondern einer Person <br> Die Erklärung von Sydney ging auf philosophische Schlüsselfragen für das Verständnis des Todes ein und stellte fest, dass "der Tod ein allmählicher Prozess auf zellulärer Ebene ist, bei dem das Gewebe in seiner Fähigkeit, dem Sauerstoffmangel zu widerstehen, unterschiedlich ist". In diesem Bericht wurde weiter ausgeführt, dass der Tod in Bezug auf klinische Belange "nicht in der Erhaltung isolierter Zellen, sondern im Schicksal einer Person liegt"<ref name="Machado"></ref> | ||
* 1969 | * 1969: Empfehlung zur Bestimmung der Todeszeit <br> Die Deutsche EEG-Gesellschaft empfahl () als Bestimmung der Todeszeit. | ||
* 1969: Der Begriff "irreversibles Koma" wurde durch „Hirntod“ ersetzt <br> Der Begriff "irreversibles Koma" wurde als Basis genommen, durch verschiedene Kriterien (z.B. EEG-Nullinie, 24 Stunden später keine Verbesserung) erweitert und dies als "Hirntod" definiert.<ref>http://archive.is/zhRwT Zugriff am 29.9.2017. | |||
* Petra Augustin: Gedanken ... Was mir zur Organspende so einfällt. Nach: https://www.projektlebenretten.de/Ebook/Gedanken.pdf</ref> | * Petra Augustin: Gedanken ... Was mir zur Organspende so einfällt. Nach: https://www.projektlebenretten.de/Ebook/Gedanken.pdf</ref> | ||
* 1969 | * 1969: erste Herz-TX in Deutschland <br> Die erste Herz-TX in Deutschland wurde 1969 von Fritz Sebening und Werner Klinner an der damaligen Zenker-Klinik durchgeführt.<ref>https://www.dso.de/organspende-und-transplantation/transplantation/herztransplantation.html Zugriff am 28.3.2016.</ref> | ||
* 1969 | * 1969: erste Leber-TX in Deutschland <br> Die erste Leber-TX in Deutschland wurde von Alfred Gütgemann und T. S. Lie an der Universitätsklinik Bonn vorgenommen.<ref>https://www.dso.de/organspende-und-transplantation/transplantation/lebertransplantation.html Zugriff am 28.3.2016.</ref> | ||
* 1971 | * 1971: Finnland erkannte als erstes europäisches Land die Hirntod-Definition an | ||
* 1972 | * 1972: Einführung des Begriffs des "vegetativen Zustands" <br> Bryan Jennett (1926-2008) und Fred Plum führten den Begriff des "vegetativen Zustands" ein. Dieser ist definiert als "Wachheit ohne Bewusstsein" (Wachkoma, eigentlich appallisches Syndrom). | ||
* 1976 | * 1976: Rechtssprechung im Fall Karen Ann Quinlan <br> Im Fall der im Wachkoma liegenden Karen Ann Quinlan wurde die Patientenverfügung und die Ethikkommissionen durch das Urteil gestärkt, die Therapie zu beenden. | ||
* 1977 | * 1977: Erste Studie zum Hirntod in den USA <br> Es wurde die erste und einzige interdisziplinäre prospektive multizentrische Studie zum Hirntod in den USA durchgeführt. | ||
* | * 1979: Scheitern des Transplantationsgesetzes <br> In Deutschland legte die Bundesregierung einen Entwurf zum TPG vor<ref>http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/08/026/0802681.pdf Zugriff am 12.12.2018.</ref> und scheiterte am Gesetzgebungsverfahren.<ref>Lars Christoph Nickel, Angelika Schmidt-Preisigke, Helmut Sengler: Transplantationsgesetz. Kommentar. Stuttgart 2001, S. 18f.</ref> | ||
* 1979 | * 1979: Beginn der "Entscheidungshilfe zur Feststellung des Hirntodes" <br> Eine durch den Wissenschaftlichen Beirat der [[BÄK]] gebildete Kommission begann mit der Ausarbeitung einer "Entscheidungshilfe zur Feststellung des Hirntodes". Diese wurde 1982 veröffentlicht und 1986, 1991, 1997 und 2015 aktualisiert. | ||
* 1982 | * 1981: Die [[UDDA]] definierte den Tod <br> In den USA setzte die Nationale Konferenz der Kommissare für einheitliche staatliche Gesetze das Uniforme Gesetz zur Bestimmung des Todes (UDDA) den Hirntod mit dem Tod des Menschen gleich. | ||
* 1983 | * 1982: [[BÄK]]: Entscheidungshilfe zur [[HTD]]<br> Die [[BÄK]] gab die Entscheidungshilfe zur [[HTD]] heraus.<ref name="bak"></ref> | ||
* 1986 | * 1983: Deklaration des Weltärztebundes zur Def. des Todes | ||
* 1987 | * 1986: [[BÄK]]: Entscheidungshilfe zur [[HTD]] - 1. Fortschreibung<br> Die [[BÄK]] gab die 1. Fortschreibung der Entscheidungshilfe zur [[HTD]] heraus. Die Unterscheidung zwischen primär supratentoriellen und infratentoriellen Hirnschädigungen in der [[HTD]] machte dies notwendig.<ref name="bak"></ref> | ||
* 1990 | * 1987: Verabschiedung des TX-Kodexes <br> Unter dem Vorsitz von Rudolf Pichlmayr wurde am 7.11. in Marburg die 1. Fassung des Transplantations-Kodexes von der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft der westdeutschen Transplantations-Zentren einstimmig verabschiedet. | ||
* 1990 | * 1990: Gemeinsamer Text der beiden großen christlichen Kirchen <br> Die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland brachten die gemeinsame Erklärung „Organtransplantationen" heraus. Darin heißt es zum Hirntod auf Seite 11f: "Der Hirntod bedeutet ebenso wie der Herztod den Tod des Menschen. Mit dem Hirntod fehlt dem Menschen die unersetzbare und nicht wieder zu erlangende körperliche Grundlage für sein geistiges Dasein in dieser Welt. Der unter allen Lebewesen einzigartige menschliche Geist ist körperlich ausschließlich an das Gehirn gebunden. Ein hirntoter Mensch kann nie mehr eine Beobachtung oder Wahrnehmung machen, verarbeiten und beantworten, nie mehr einen Gedanken fassen, verfolgen und äußern, nie mehr eine Gefühlsregung empfinden und zeigen, nie mehr irgendetwas entscheiden. ... Hirntod bedeutet also etwas entscheidend anderes als nur eine bleibende Bewußtlosigkeit, die allein noch nicht den Tod des Menschen ausmacht." | ||
* 1991 | * 1990: Rechtsurteil im Fall Nancy Cruzan <br> Im Rechtsstreit Nancy Cruzan entschieden die Richter, dass es keinen juristischen Unterschied zwischen [[künstlicher Ernährung]] und [[künstlicher Beatmung]] gebe und dass diese Hilfen bei Patienten mit irreversiblen Wachkoma abgesetzt werden können. | ||
* 1991 | * 1991: [[BÄK]]: Entscheidungshilfe zur [[HTD]] <br> Die [[BÄK]] gab ein Entscheidungshilfe zur [[HTD]] heraus (2. F.). Der technische Fortschritt, insbesondere bei den neurophysiologischen und nuklearmedizinischen Verfahren und die Einführung der transkraniellen Dopplersonographie machten dies erforderlich.<ref name="bak"></ref> | ||
* 1992 | * 1991: Start zum TPG <br> Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder beauftragten im Oktober die Arbeitsgemeinschaft der leitenden Medizinalbeamten mit der Vorbereitung einer Gesetzesregelung für die Organtransplantation. | ||
* 1993 | * 1992: Formulierung des Prokolls zur NHBD-Regelung <br> An der Universität Pittsburgh wurde das Protokoll zur „Organspende mit Herzstillstand“ verabschiedet. | ||
* 1994 | * 1993: Transplantationsgesetz auf dem Weg <br> Die Gesundheitsminister der Länder billigten auf ihrer Sitzung im November den ihnen vorgelegten Entwurf eines Mustergesetzes über die Entnahme und Übertragung von Organen (TPG) | ||
* 1995 | * 1994: Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für klininische Neurophysiologie <br> Die Deutsche Gesellschaft für klinische Neurophysiologie brachte eine Empfehlung zur Bestimmung des Hirntodes heraus. | ||
* 1997 | * 1995: Praktische Parameter zur [[HTD]] bei Erwachsenen <br> In den USA wurden praktische Parameter zur [[HTD]] bei Erwachsenen veröffentlicht. | ||
* 1997 | * 1997: [[BÄK]]: Entscheidungshilfe zur [[HTD]] - 3. Fortschreibung <br> Die [[BÄK]] gab die 3. Fortschreibung der Entscheidungshilfe zur [[HTD]] heraus.<ref name="bak"></ref> | ||
* 1998 | * 1997: Deutschland verabschiedet das TPG <br> Das TPG wurde am 2.6. vom Bundestag verabschiedet, am 26.9. vom Bundesrat bestätigt und trat am 1.12.1997 in Kraft. - In § 3 wird die Totspende nur erlaubt, wenn "der endgültige, nicht behebbare Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms nach Verfahrensregeln, die dem Stand der Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft entsprechen, festgestellt ist." | ||
* 1998: BÄK: Überarbeitung der 3. Fortschreibung <br> Die BÄK hatte nach dem Inkrafttreten des [[TPG]] die 3. Fortschreibung der Entscheidungshilfe zur HTD sprachlich an das TPG anzupassen. So wurde u.a. aus der Entscheidungshilfe eine Richtlinie und bekam damit mehr Gewicht. Inhaltlich änderte sich an der [[HTD]] nichts. | |||
* 1998: Alan Shewmon veröffentlichte seine Studie über 175 Hirntote <br> [[Alan Shewmon]] veröffentlichte seine Studie über 175 Hirntote, die nach Feststellung des Hirntodes intensivmedizinisch weiterbehandelt wurden und deren Herzstillstand zwischen 8 Tagen und 14 Jahren später erfolgten. | |||
==== 21. Jahrhundert ==== | ==== 21. Jahrhundert ==== | ||
* 2008 | * 2008: Bericht das President’s Council on Bioethics ([[PCB]])<br> Im Dezember 2008 veröffentlichte das [[PCB]] ein Papier über den Hirntod und seinem Bezug zur Organtransplantation. Die Studie von [[Alan Shewmon]] nahm darin einen großen Raum ein. Für die Mehrheit sind Hirntote Tote, für die Minderheit sind sie Sterbende. Einigkeit besteht jedoch darin, dass sie alle den Hirntod als Kritierium für die Organentnahme bejahen. Das PCB schlug eine neue Todesdefinition vor, das im Grunde am Hirntodkonzept festhält, aber ihn nicht weiterhin mit der ausgefallenen [[Homöostase]] begründet.<ref group="Anm.">Der [[PCB]] nennt 3 Voraussetzungen, die zusammen erfüllt sein müssen, damit man vom Tod eines Menschen sprechen könne: 1. keine Zeichen von Bewusstsein; 2. Fehlen von Eigenatmung und 3. Irreversibilität dieser Befunde. Nach dieser Neudefinition sind nicht nur Hirntote Tote, sondern auch andere Menschen, so z.B. Menschen im appallischen Syndrom ohne Eigenatmung. Hier stellt sich die Frage, wie viele Mitglieder des [[PCB]] weder den Hirntod noch die eigene Neudefinition von Tod begriffen haben.</ref> | ||
* 2011 | * 2011: Ehrung von Prof. Dr. Heinz Angstwurm <br> Am 31.05.2011 wurde Prof. Dr. Heinz Angstwurm für seine Verdienste zum Hirntod und seiner Feststellung mit der Paracelsus-Medaille geehrt.<ref>http://www.aerzteblatt.de/down.asp?id=7468 Zugriff am 12.12.2016.</ref> | ||
* 2011 | * 2011: "[[Es gibt nur einen Tod]]" <br> Im Jahre 2011 brachte die "Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften" (SAMW) die Schrift "[[Es gibt nur einen Tod]]" heraus. | ||
* 2015 | * 2015: Veröffentlichung der Stellungnahme des [[DER]] <br> Der [[DER]] brachte am 24.2.2015 seine Stellungnahme zu "[https://www.ethikrat.org/fileadmin/Publikationen/Stellungnahmen/deutsch/stellungnahme-hirntod-und-entscheidung-zur-organspende.pdf Hirntod und Organspende]" heraus. Auch hier nahm die Studie von [[Alan Shewmon]] großen Raum ein. Für 7 Mitglieder ist der Hirntod nicht der Tod des Menschen, für 18 Mitglieder ist der Hirntod der Tod des Menschen. | ||
* 2015 | * 2015: Das [[BMG]] setzt die 4. Fortschreibung der [[HTD]] in Kraft. <br> Die [[BÄK]] verabschiedete am 30.1.2015 die [http://www.bundesaerztekammer.de/fileadmin/user_upload/downloads/irrev.Hirnfunktionsausfall.pdf 4. Fortschreibung] der [[HTD]] und übergab sie dem [[BMG]], das diese Richtlinie zum 30.03.2015 bestätigte und zum 06.06.2015 in Kraft setzte.<ref>DSO: Diagnostik des irreversiblen Hirnfunktionsausfalls. Nach: https://www.dso.de/organspende-und-transplantation/todesfeststellung.html Zugriff am 22.12.2018.</ref> | ||
* 2015 | * 2015: Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz <br> Die Deutsche Bischofskonferenz brachte die Arbeitshilfe "[http://www.dbk-shop.de/media/files_public/fwmsuermds/DBK_1241.pdf Hirntod und Organspende]" heraus. Darin heißt es auf Seite 6: "Nach jetzigem Stand der Wissenschaft stellt das Hirntod-Kriterium im Sinne des Ganzhirntodes - sofern es in der Praxis ordnungsgemäß angewandt wird - das beste und sicherste Kriterium für die Feststellung des Todes eines Menschen dar, so dass potentielle Organspender zu Recht davon ausgehen können, dass sie zum Zeitpunkt der Organentnahme wirklich tot und nicht nur sterbend sind." | ||
== Wichtige Stationen == | |||
=== 1959: Das Jahr des Hirntodes === | |||
1959 | Das Jahr 1959 kann wahrhaft als das "Jahr des Hirntodes" bezeichnet werden, denn nie zuvor gab es so viele Veröffentlichungen über den Hirntod, wenngleich er damals noch nicht so bezeichnet wurde. | ||
Er fand in Belgien Beachtung: Dort wurden in den Jahren 1963 bis 1966 wurden in Löwen an mind. 9 Personen, an denen zuvor der Zustand "coma dépassé" festgestellt wurde, Organe zum Zweck der Transplantation entnommen.<ref>Dag Moskopp: Hirntod. Stuttgart 2015, 48.</ref> Dabei wurden folgende Kriterien überprüft:<ref>Dag Moskopp: Hirntod. Stuttgart 2015, 77.</ref> | ==== Pierre Wertheimer (sur la mort du système nerveux) ==== | ||
9 Monate vor dem Bericht von Pierre Mollaret und Maurice Goulon im Jahre 1959 veröffentlichte Pierre Wertheimer und seine Arbeitsgruppe den Bericht von 4 Fällen unter der Überschrift "sur la mort du système nerveux" (Der Tod des Nervensystems).<ref>[[Dag Moskopp]]: Hirntod, 75.</ref> Es wurde in aller Vorsicht noch nicht vom "Hirntod" oder "Tod des Menschen" geschrieben, aber vom "Tod des Nervensystems", denn dieser konnte anhand dieser 4 Fälle belegt werden. Welche Bedeutung und Tragweite der "Tod des Nervensystems" hatte, sollte sich erst später zeigen. | |||
==== C. Gros (Zirkulationsstillstand) ==== | |||
1959 beschrieben C. Gros, B. Vlahovitch, A. Roilgen beschrieben den Hirntod als einen Zustand nach Eintritt eines ausschließlich intrakraniellen Zirkulationsstillstand. | |||
==== Michel Jouvet (fehlendes EEG) ==== | |||
1959 beschrieb [[Michel Jouvet]] die fehlenden EEG-Signale beim Hirntod. | |||
==== Pierre Mollaret (Coma dépassé) ==== | |||
1959 bezeichneten Pierre Mollaret (1898-1987) und Maurice Goulon (1919-2008) den Zustand als "Coma dépassé" (jenseits/unterhalb des Komas, "überschrittenes Koma" und "Ultra-Koma"), welcher bei [[künstlicher Beatmung]] keinerlei Lebenszeichen des Gehirns erkennen ließ, der nicht umkehrbar war und bei allen 23 von ihnen behandelten Hirntoten binnen 8 Tagen zum [[Herzstillstand]] führte. Die Veröffentlichung regte eine Diskussion um ein neues Todeskriterium an. Der Artikel erschien nur auf Französisch, weswegen er international kaum Beachtung fand.<ref>Solange Grosbuis: Mort cérébrale et relation avec les familles. In: Médecine de L´Homme Nr. 210, S.23. Nach: http://www.ccmf.fr/User/docs/210_txt_74261.pdf Zugriff am 1.4.2017. | |||
* [[Dag Moskopp]]: Hirntod, 76.</ref> | |||
=== 1960: Ende der Therapie === | |||
==== Pierre Wertheimer (Therapieende) ==== | |||
[[Pierre Wertheimer]] arbeitete als Arzt in Lyon, als ein 13-Jähriger in seine Klinik eingeliefert wurde. Eine Karotisangiographie zeigte einen intrakraniellen Kreislaufstillstand ("arrêt circulatoire totale"). Wertheimer nahm aus therapeutischen Gründen eine Bohrlochtrepanation okzipital vor, fand aber kein Hämatom, sondern eine gravierende Steigerung des intrakaniellen Druckes. Nach einer Wartezeit von 32 Stunden und dem Erlöschen aller Hirnstammreflexe, stellte er die [[künstliche Beatmung]] ab ("arrêt du respirateur artificiel"). Als Kriterien für ihr Handeln nannten sie: Nachweis der völligen Areflexie, keine Eigenatmung, das EEG weist eine Nulllinie auf und eine angiographische Darstellung der Hirndurchblutung.<ref>[[Dag Moskopp]]: Hirntod, 75f.</ref> | |||
==== Auswirkungen des Therapieendes ==== | |||
Er fand in Belgien Beachtung: Dort wurden in den Jahren 1963 bis 1966 wurden in Löwen an mind. 9 Personen, an denen zuvor der Zustand "coma dépassé" festgestellt wurde, Organe zum Zweck der Transplantation entnommen.<ref>[[Dag Moskopp]]: Hirntod. Stuttgart 2015, 48.</ref> Dabei wurden folgende Kriterien überprüft:<ref>[[Dag Moskopp]]: Hirntod. Stuttgart 2015, 77.</ref> | |||
* beidseits weite, lichtstarre Pupillen | * beidseits weite, lichtstarre Pupillen | ||
* komplette [https://de.wikipedia.org/wiki/Areflexie Areflexie] | * komplette [https://de.wikipedia.org/wiki/Areflexie Areflexie] | ||
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Guy Alexandre transplantierte weltweit die erste Niere auf der Grundlage dieser Hirntodbestimmung, also bei schlagendem Herzen und fortgesetzter Beatmung entnommen und transplantiert. | Guy Alexandre transplantierte weltweit die erste Niere auf der Grundlage dieser Hirntodbestimmung, also bei schlagendem Herzen und fortgesetzter Beatmung entnommen und transplantiert. | ||
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=== Einzelnachweise === | === Einzelnachweise === | ||
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Aktuelle Version vom 29. Februar 2024, 14:00 Uhr
Neurologie | TX chirurgisch | TX medizinisch | Hirntod | HTD | Tod | Pathologie | Gewebe | Sonstiges |
Chronik des Hirntods
Michaela Keller schreibt in ihrem Artikel "Der 'Hirnntod' und das informierte Gewissen":[1]
Nach der Einführung der künstlichen Beatmung suchten die Mediziner 1963 nach Kriterien für den Behandlungsabbruch eines beatmeten Komapatienten. Spätestens durch die Herztransplantationen ergab sich 1968 die "Notwendigkeit" einer neuen Todesdefinition, da man Organe von Leichen nicht mehr verpflanzen kann. |
Ganz so einfach ist es mit der Geschichte des Hirntods nicht. Die Definition des Hirntodes fiel nicht einfach so vom Himmel, sondern hatte eine Jahrtausend alte Entwicklung:
Bis 18. Jahrhundert
- um 500 v.C.: Erkenntnis: Gehirn als Organ der Sinneswahrnehmung
Alkmaion von Kroton erkannte das Gehirn als Organ der Sinneswahrnehmung.[2] - um 400 v.C.: Gehirn für Empfindungen und Inteligenz
Hippokrates von Kos (460-370 v.C.) erklärte das Gehirn für Empfindungen und Intelligenz verantwortlich.[2] - 387 v.C.: Plato lehrte, dass mentale Vorgänge im Gehirn verankert seien.[2]
- um 180: Gehirn ist das zentrale Organ
Für Galen (Galenos) (129-199) war klar das Gehirn das zentrale Organ.[3] Herz, Lunge und Gehirn waren für ihn die Eintrittspforten des Todes (atria mortis).[4] - um 400: Überlegung: Tod des Gehirns ist Trennung von Leib und Seele
Augustinus von Hippo (354-430) überlegte, dass der komplette Funktionsausfall des Gehirns die Trennung von Leib und Seele und damit dem Tod des Menschen gleichzusetzen sei.[5] - um 900: Beschreibung von Hirnnerven und Spinalnerven
Abu Bakr Muhammad ibn Zakariya ar-Razi (um 864-925) beschrieb 7 Hirnnerven und 31 Spinalnerven.[2] - ca. 1020: Sehen erfolgt im Gehirn
Abu Ali al-Hasan ibn al-Haitham (um 964-1039) erklärte, dass das Sehen nicht im Auge erfolgt, sondern im Gehirn.[2] - um 1200 - ohne Gehirn = tot?
Moses Maimonides (1135–1204) erwog erstmals, dass der Verlust von Hirnfunktionen mit dem Tod gleichzusetzen sei. Die krampfhaften Zuckungen von Enthaupteten brachten Maimonides auf den Gedanken, dass sie nicht als Lebenszeichen zu werten seien, da die zentrale Kontrolle des Gehirns fehle.[6] Siehe: Enthauptung - um 1250: Beschreibung der 3 Hirnventrikel
Albertus Magnus (um 1200-1280) beschrieb 3 Hirnventrikel (Hohlräume im Gehirn: ein vorderer, ein mittlerer und ein hinterer. Der Prozess von Wahrnehmung über Denken zur Erinnerung erfolge über sie, so wie das Wasser im Römischen Brunnen fließt.[2] - um 1270: Hinweis auf die zentrale Rolle des Gehirns
Thomas von Aquin (1225-1274) wies auf die zentrale Stellung des Gehirns hin.[5] - 16. Jh.: Bei Autopsie noch ein schlagendes Herz
Der Anatom Andreas Vesalius (1514-1564) wurde des Mordes beschuldigt, nachdem er bei einer Autopsie ein noch schlagendes Herz freigelegt hatte. - 1649: Zirbeldrüse als Kontaktstelle zwischen Körper und Geist
René Descartes (1596-1650) erklärte die Zirbeldrüse als Kontaktstelle zwischen Körper und Geist und verwendete die Orgel als Modell für die Hirnfunktion.[2] - 1664: Großhirnrinde als Sitz des Denkens
Thomas Willis (1621-1675) veröffentlichte seine "Cerebri anatome" und erklärte die Großhirnrinde als Sitz des Gedächtnisses, während das Kleinhirn alle unwillkürlichen Funktionen des Nervensystems bewirken sollten.[2] - 17. Jh.: Nur Fäulnis ist sicheres Todeszeichen
Der päpstliche Ärzt Paolo Zacchias (1584-1659) erkannte nur Fäulnis als sicheres Todeszeichen an.
18. Jahrhundert
- 1789: erste nachgewiesene elektr. Reizung des Herzens
An Guillotinierten wurde durch elektrische Schläge das Herz zum Schlagen angeregt. - 1794: erste elektrische Wiederbelebung des Herzens
Die Royal Human Sociely (London) berichtet von einer Wiederbelebung des Herzens durch einen Stromstoß. - 1796: Buch: "Über das Organ der Seele"
Samuel T. Soemmerring (1755-1830) veröffentlicht sein Buch "Über das Organ der Seele".[2] - 18. Jh.: Immanuel Kant
Immanuel Kant schrieb: "Das Gehirn ist der Ort aller Bedingung der Empfindung."[7] Für Kant dient das Gehirn der Seele als "Sitz ihrer Empfindung". - 18. Jh.: Der Begriff „Hirntod“ wurde gebildet
François Xavier Bichat (1771-1802) regten die ersten erfolgreichen Wiederbelebungsversuche zu ausgedehnten anatomischen, histologischen und physiologischen Untersuchungen an. Er grenzte vegetative Grundfunktionen (Atmung, Kreislauf, Stoffwechsel) als "organisches Leben" von dem Komplex höherer Gehirnleistungen (Bewusstsein, Sinneswahrnehmungen) ab. In Konsequenz dieser Ergebnisse griff er erst viel später entwickelten Erkenntnissen vor und prägte den Begriff "Hirntod".[8]
19. Jahrhundert
- 1809: galvanische Reizung der Hirnrinde
Luigi Rolando (1773-1831) reizte die Hirnrinde galvanisch.[2] - 1811: Entdeckung des Atemzentrums im Hirnstamm
Julien-Jean Le Gallois (1770-1814) entdeckte das Atemzentrum im Hirnstamm.[2] - 1812: Katzen ohne Gehirn
Im Jahr 1812 wurde an Katzen nachgewiesen, dass nach operativer Entfernung des Gehirns der Blutkreislauf und damit die periphere Organfunktion aufrechterhalten werden kann, wenn die Atmung über ein Tracheostoma und einen Gummischlauch künstlich durchgeführt wird.[9] - 1833: Gehirn als Zentrum des individuellen Lebens
In der Encyklopädie der medizinischen Wissenschaften steht über das Gehirn: "Auf diese Weise ist z.B., während das Gehirn das Centrum des individuellen Lebens ist, der Magen und der Darm das des materielles Lebens."[10] - 1841: Gehirndruck ist genannt
Im "Wörterbuch der Heilkunde" heißt es: "Ist der Gehirndruck gehoben, so hat der Arzt seine Sorge auf die Verhütung der Entzündung und anderer ungünstiger Erscheinungen zu lenken."[11] - 1845: Gehirntod beschrieben
Im "Encyclopädisches Wörterbuch der medicinischen Wissenschaften" ist der Hirntod beschrieben: "Der Gehirntod, d.h. der von plötzlich aufgehobener Innervation, ist jene Form des Sterbens, in welcher das Leben wie mit einem Schlage, ohne vorangegangene Zeichen Lungen- oder Herzaffection, ohne Röcheln und zitternden, flatternden Herzpuls erlischt, oder wo diese Erscheinungen erst eintreten, wenn das Gehirnleben völlig verstorben, Delierien, Coma, Convulsionen vorangingen, also erst in den letzten Augenblicken desselben. Hierher muß der Tod des Blitzschlags, der mit einem Schlage tödtenden Apoplexie (apopl. foudroyante), der nach bedeutenden Gehirnerschütterungen und nach gewissen seltenen chronischen Neurosen, Catalepsie, Lethargus u.s.w. eintretende gerechnet werden, so wie jener nach narcotischen Giften und durch Gehirncompression erfolgende."[12] - 1845: Hirntod wird als schnellster Tod bezeichnet
Über den schnellen Tod: "In Bezug auf die Schnelligkeit des erfolgenden Todes und die Dauer der Agonie ist der vom Gehirn ausgehende der schnellste (der Nerventod)."[13] - 1845: Der Gehirntod als leichtester Tod beschrieben
"Die vom Gehirn aus durch Lähmung der Athemnerven tödtenden Affection haben keinen so schweren Tod im Gefolge, weil die Besinnung schon vorher geschwunden. Es ist daher auch der Gehirntod im eigentlichen Sinne, wahrscheinlich die leichteste von allen Todesarten."[14] - 1861: Entdeckung des Sprachzentrums
Paul Broca entdeckte an "Monsieur Tan" das Broca-Areal, ein Teil des Sprachzentrums.[15] - 1863: Buch: "Reflexes of the Brain"
Iwan Michailowitsch Setschenow (1829-1905) veröffentliche das Buch "Reflexes of the Brain" (Reflexe des Gehirns).[2] - 1866: Messung des intrakraniellen Druck (ICP)
1866 gelang es Ernst von Leyden, den ICP zu messen. Er beschrieb auch die Auswirkungen einer erhöhten ICP einschließlich Bradykardie, Schmerzen, Schläfrigkeit, Bewusstlosigkeit, die sich zu einem tiefen Koma, Anfällen und schließlich erweiterten Pupillen, unregelmäßiger Atmung und Atemstillstand mit anschließendem Herzstillstand entwickelte. Er schloss daraus: "Wenn die künstliche Beatmung fortgesetzt wird, wäre es unmöglich, ein Tier durch erhöhten Hirndruck zu töten"[16] - 1870: Nachweis der elektrischen Reizbarkeit des Gehirns
Gustav Theodor Fritsch (1838-1927) und Eduard Hinzig (1836-1907) wiesen die elektrische Reizbarkeit des Gehirns nach.[17] [2] - 1875: Nachweis der elektrischen Aktivität der Gehirnrinde an Tieren
Richard Caton (1842-1926) wies erstmals elektrische Aktivität an der Hirnrinde von Tieren nach,[2] zuerst an einer Ratte.[17] [2] - 1876: Buch: "The Functions of the Brain"
David Ferrier (1843-1928) veröffentlichte das Buch "The Functions of the Brain" (Die Funktion des Gehirnes).[2] - 1885: Unterscheidung zwischen Lang- und Kurzzeitgedächtnis
Hermann Ebbinghaus (1850-1909) unterschied in seinem Buch "Über das Gedächtnis" zwischen Lang- und Kurzzeitgedächtnis.[2] - 1886: Patienten mit Hirntumor sterben an Atemstillstand
1886 wies Fagge darauf hin, dass Patienten mit Hirntumor oder Abszess an einem Atemwegsversagen und nicht an einem Kreislaufversagen starben, was die vorherrschende Meinung war.[16] - 1886: Angaben über den Hirndruck
In der "Real-Encyklopädie der gesammten Heilkunde" steht über den Hirndruck: "Leyden goss, um Hirndruck zu erzeugen, Hunden mittels eines Gummischlauches eine dünne Lösung von Eiweiss und Kichsalz in den trepanirten Schädel und stellte fest, dass 'mit steigendem Druck dieser Flüssigkeit die Anzahl der Hirndurcksymptome wuchs'. Und weil er ferner beobachtete, dass bei Druckhöhen der injicirten Flüssigkeit von 180 Mm. Hg an nach vorausgehenden Muskelkrämpfen auch leicht der Tod der Versuchstiere eintrat, wenn der Druck nur einige Minuten anhielt, so glaubte er und v. BERGMANN in diesem Ergebniss den Beweis zu finden, dass die nächste Folge des Gehirndruckes thatsächlich Gehirnanämie sei. Denn, argumentirten die beiden Autoren, wenn ein Injectionsdruck von 180 Mm. Hg Krämpfe und bei einige Dauer auch den Tod veranlasse, so gleiche er offenbar in seiner Wirkung dem bekannten Versuch von KUSSMAUL und TENNER. Und KUSSMAUL und TENNER haben genau dieselben Resultate erhalten, wenn sie bei Hunden einfach die Arterie am Halse unterbanden und dadurch ganz direct künstliche Hirnanämie hervorbrachten."[18] - 1887: Erstes EKG beim Menschen aufgezeichnet
Augustus Desiré Waller (1856-1922) zeichnete das erste EKG vom Herzen eines Menschen auf.[17] - 1889: Karte der Hirnrinde für motorische Handlungen
Victor Horsley (1857-1916) erstellte bei Affen eine Karte der Hirnrinde für motorischen Handlungen.[2] - 1892: Rückkehr der Eigenatmung nach Druckentlastung
1892 beschrieb Jalland in einem Fallbericht einen Patienten, bei dem während der Exposition des Abszesses, der Patient, der aufgehört hatte zu atmen, der Chirurg hatte das Gehirn punktierte und eine allmähliche Rückkehr der Eigenatmung erlebte, als der Eiter ausfloss. Die begonnene künstliche Beatmung konnte nach 20 Minuten eingestellt werden. Der Patient blieb jedoch bewusstlos und starb 30 Stunden später mit Anzeichen eines erhöhten ICP.[16] "Die wunderbare Art und Weise, wie die Atmung nach einiger Zeit, in der der Eiter evakuiert wurde, zurückkehrte, war für diejenigen, die bei der Operation anwesend waren, eine Überraschung".[19] - 1893: Patient mit erhöhtem ICP wurde 24 Stunden künstlich beatmet
1893 beschrieb Macewen einen Patienten mit einem Abszess in der Kleinhirnrinde, bei dem die Atmung plötzlich zum Stillstand kam, während das Herz weiter arbeitete. Der Patient wurde 24 Stunden künstliche beatmet, während das Herz regelmäßig schlug und der Kreislauf wurde aufrechterhalten.[16] - 1894: Artikel über den Tod durch cerebrale Kompression
Victor Horsley (1857-1916) publizierte seinen Artikel "Über den Tod durch cerebrale Kompression und seine Prävention". Darin beschreibt er erstmals Patienten, bei denen der Anstieg des cerebralen Drucks zum Tod (Ausfall der Atmung) führt.[20][Anm. 1][Anm. 2][19] - 1894: bei einigen Hirnerkrankungen Atemstillstand vor Herzstillstand
Duckworth berichtete, dass "einige Fälle von Hirnerkrankungen, bei denen die Funktion der Atmung für einige Stunden vor der des Kreislaufs vollständig eingestellt wird".[19] - 1896: Beschreibung der Gehirnnekrose
Liebreich schrieb 1898 über die Gehirnnekrose: "Gehirnnekrose. Nekrotische Vorgänge im Sinne der pathologischen Anatomie sind im Gehirn sehr häufig, theils mikroskopisch (Coagulationsnekrose der Ganglienzellen bei manchen Rindenerkrankungen), theils makroskopisch, z.B. bei traumatischer Zertrümmerung des Gehirngeweges, bei Embolien und Thrombosen etc. Sie haben niemals die Dignität einer selbständigen Krankheit. Ihre Behandlung fällt daher mit der Behandlung derjenigen Krankheiten zusammen, in deren Verlauf die Nekrose auftritt."[21] - 1898: Einführung des Begriffs "Autonomen Nervensystem"
John Newport Langley (1852-1925) führte den Begriff des "Autonomen Nervensystems" ein, auch "Vegetatives Nervensystem" genannt.[2] - 1898: Herzschlag ohne Atmung
1898 berichtete Duckworth: "Die Fälle, auf die ich zu sprechen komme, veranschaulichen einen bemerkenswerten Punkt, auf den in der klinischen Studie bisher nicht viel Wert gelegt wurde, nämlich die Beharrlichkeit des Lebens für einige Stunden ohne jegliche Atemanstrengung". Was Druckworth als Beharrlichkeit des Lebens beschrieb, war ein schlagendes Herz.[16] - Clarence Crafoord (1939) und Leonard Hill (1900) überlegten, ob die Beendigung der Hirndurchblutung die eigentliche Todesursache sei.[22]
- 1900: Einführung des Begriffs "Blut-Hirn-Schranke"
Max Lewandowsky (1876-1918) führte den Begriff "Blut-Hirn-Schranke" ein.[2]
20. Jahrhundert - bis 1968
- 1901: bei hohem Hirnndruck Atemstillstand vor Herzstillstand
1901 erklärte Cushing, dass "im Tod durch eine tödliche Erhöhung der intrakraniellen Spannung der Atemstillstand dem des Herzens vorausgeht". Eine schnelle chirurgische Linderung mit einer breiten Öffnung des Calvariums kann auch in verzweifelten Fällen mit starker Markbeteiligung Leben retten.[19] - 1903: Einführung des Begriffs "konditionierter Reflex"
Iwan Petrowitsch Pawlow (1849-1936) entdeckte, dass Hunde bereits beim Anblick von Fressen Speichel bilden. Mit dem Ertönen einer Glocke vor dem Verteilen des Fressens belegte er es und nannte dies "konditionierter Reflex".[2] - 1908: Erste elektrische Stimulierung der sensorischen Hirnrinde
Harvey Cushing (1869-1939) stimulierte elektrisch die sensorische Hirnrinde am Menschen.[2] - 1908: "Der physiologische Tod ist ein Gehirntod."
1908 führte Hugo Ribbert aus: "Der physiologische Tod ist ein Gehirntod."[23] - 1924: Erfindung des EEG
Der Jenenser Psychiater Hans Berger (1873-1941) entwickelte eine Methodik der Ableitung von Hirnströmen und legte damit den Grundstein für das EEG. - 1929: Ableitung des EEG am Menschen
Hans Berger leitete in Jena das 1. EEG am Menschen ab. Er nannte es "Elektroenkephalogramm".[19] - 1929: Zelltod durch Rückgang des Potentials an der Zellmembran
Crile et al. führten innerhalb eines Jahres "die Ursache des klinischen Todes auf den Rückgang des Potentials zwischen den verschiedenen Geweben" und "die Ursache des Todes einzelner Zellen oder von Gewebekulturen auf den Rückgang des Potentials auf der Zellmembran" zurück.[19] - 30er Jahre: Hirnforschungsinstitut in Berlin-Buch.
In den 30er Jahren wurde das von Oskar Vogt (1870-1959) und Cécile Vogt (1875-1962) geleitet Hirnforschungsinstitut in Berlin-Buch zum Mekka der Elektroenzephalographie in der Welt.
Alois Eduard Kornmüller (1905-1968) war einer der Pioniere der Hirnforscher.
Jan Friedrich Tönnies (1902-1970) brachte die Entwicklung entsprechend geeigneter Verstärker - 1938: Verlust des EEG bei Widerstand gegen die Ischämie
1938 verschlossen Sugar und Gerard vorübergehend die Halsschlagader bei Katzen und zeigten die Abschaffung elektrischer Potentiale in verschiedenen Hirnregionen mit EEG, korreliert mit ihrem Widerstand gegen Ischämie.[19] - 40er Jahre: Der Mensch stirbt mit der Vitalität des Gehirns
Der Reanimationsforscher Vladimir A. Negovsky (1909-2003) schrieb in den 1940-er Jahren: "Für eine lange Zeit waren wir der Ansicht, dass die jüngste Kontraktion des Herzens der letzte 'Akkord des Lebens' sei. Wir sprechen jetzt nicht so, denn nach Beendigung der Herztätigkeit ist noch für einige Minuten die Wiederherstellung des zentralen Nervensystems möglich. In der Tat sind der letzte 'Akkord des Lebens' die noch verbleibenden Zeichen der Vitalität des Gehirns."[24] - 1947: 1. elektrische Defibrillation am Menschen
Sweet () und Beck () führten im Jahre 1947 die erste erfolgreiche Defibrillation am offenen Herzen eines Menschen durch. - 50er Jahre: Einführung der künstlichen Beatmung
In den 50er Jahre kamen immer mehr Geräte für die künstliche Beatmung auf die Intensivstationen. In den 60er Jahren wurde es Standard. - Ende der 1950er Jahre berichteten Neuroradiologen und Neurochirurgen wiederholt über die angiographischen Befunde in der zerebralen Zirkulation bei Patienten mit Apnoe und solchen, die im Koma lagen.[19]
- 1952: Erfindung der Überdruck-Beatmung
Björn Ibsen (1915-2007) erfand 1952 die Überdruck-Beatmung und schuf damit eine neue und wirksamere Behandlungsweise. Zunächst wurde dies manuell durchgeführt, bald jedoch maschinell. Damit konnten Menschen mit sehr großen Atembeschwerden oder ausgefallener Eigenatmung im Grunde unbegrenzt künstlich beatmet werden. Dies führte zu einem völlig neuen Zustand, dem Hirntod. - 1953: erste radiologischer Befund an Patienten im Koma
1953 berichteten Riishede und Ethelberg27 erstmals über diesen radiologischen Befund bei Patienten im Koma, aber sie folgerten, dass es auf Hirnstammreflexe zurückzuführen war, die den Gefäßton veränderten.[19] - 1954: Nachweis der strukturelle Autonomie der Nervenzelle
Sanford Palay (*1918) und Emil Palade (1912-2008) bewiesen mit Hilfe des Elektronenmikroskops die strukturelle Autonomie der Nervenzelle als zelluläre Individuen.[2] - 1956: 1. elektrische Defibrillation am geschlossenen Torax
Paul Maurice Zoll (1911-1999) führte die erste erfolgreiche Defillibration eines Menschen ohne Operation durch. - 1956: Nachweis des Zusammenhangs zwischen Gehirn und Verhalten
Roger Wolcott Sperry (1913-1994) wies durch Experimente am Frosch nach, dass Verhaltensleistungen unmittelbar auf korrekten Mustern neuronaler Kontakte beruhen.[2] - 1956: Nachweis keiner Gehirndurchblutung
Löfstedt und von Reis (Schweden) beschrieben 1956 sechs Patienten im Koma ohne Kontrastdurchgang durch den Gehirnkreislauf. Bei der Autopsie gab es keine Obstruktion der Hirnarterien. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass ein erhöhter ICP, möglicherweise in Kombination mit Vasospasmus, die wahrscheinlichste Erklärung für die Röntgenbefunde ist.[19] - 1956: Überlegung: Tod des Gehirns ist Tod des Menschen
Die Hirnforscher S. Lofstedt und G. Reis machten 1956 in einem Artikel klar, dass die vollständige Zerstörung des Gehirns dem Tod eines Menschen gleichzusetzen sei.[5] - 1957: Papst Pius XII. lehnte eine Verpflichtung ab der Weiterbehandlung ab.
Papst Pius XII. (1876/1939-1958) lehnte in seiner Antwort an Bruno Haid am 24.11.1957 die Verpflichtung ab, auch bei aussichtslosen Patienten die Therapie der künstlichen Beatmung unbedingt fortzusetzen. Gleichzeitig hielt er fest, dass es den Ärzten obliege, den Zeitpunkt des Todes festzustellen. - 1959: Hirntod ist Durchblutungsstopp des Gehirns
C. Gros, B. Vlahovitch, A. Roilgen beschrieben den Hirntod als einen Zustand nach Eintritt eines ausschließlich intrakraniellen Zirkulationsstillstand.[25] - 1959: Pierre Wertheimer veröffentlichte den Artikel "sur la mort du système nerveux"
Pierre Wertheimer (1892-1982) und seine Arbeitsgruppe veröffentlichten den Bericht von 4 Fällen von Hirntod unter der Überschrift "sur la mort du système nerveux" (Der Tod des Nervensystems).[26][27] - 1959: Michel Jouvet beschrieb des EEG bei Hirntoten
Michel Jouvet (1925-2017) beschrieb 1959 das fehlende EEG-Signal bei Hirntoten.[28] - 1959: Hirntod wurde als "Coma dépassé" klar beschrieben
Pierre Mollaret (1898-1987) und Maurice Goulon (1919-2008) beschrieben 1959 erstmals unter dem Begriff "Coma depassé" (jenseits des Komas, überschrittenes Koma) einen Zustand, welcher bei künstlicher Beatmung keinerlei Lebenszeichen des Gehirns erkennen ließ, der nicht umkehrbar war und binnen 8 Tagen zum Herz-Lungen-Tod führte. Der Begriff "Hirntod" von Bichat wurde von ihnen nicht aufgegriffen. Die Veröffentlichung regte eine Diskussion um ein neues Todeskriterium an. Der Artikel erschien nur auf Französisch, weswegen er international kaum Beachtung fand.[Anm. 3] Sie haben dies an 23 Hirntoten festgestellt.[29] - 1960: Beendigung einer künstlichen Beatmung
Pierre Wertheimer, Jacques de Rougemont, Michel Jouvet und Jacques Descotes veröffentlichten in einem Artikel, dass sie an einem 13-Jährigen die künstliche Beatmung beendet haben. Als Kriterien für ihr Handeln nannten sie: Nachweis der völligen Areflexie, keine Eigenatmung, das EEG weist eine Nulllinie auf und eine angiographische Darstellung der Hirndurchblutung.[30] - 1961: Artikel von Arnaud
Arnaud et al. (Marseille) wog die unterschiedlichen Todesverständnisse zwischen Mollaret (Paris; Herz-Lungen-Tod) und Wertheimer (Lyon; Hirntod) ab.[31] - 1962: Übernahme des Konzepts von Vladimir A. Negovsky
Judith Hockaday hatte das Konzept von Vladimir A. Negovsky übernommen. Drei Mitarbeiter ihrer Forschergruppe präsentierten 1962 auf einem Kongress der EEG-Gesellschaft ein begrifflich ausgereiftes hirnbezogenes Todeskonzept. Dabei wurde davon gesprochen, dass das Erlöschen der Hirnfunktionen als Zeichen des Todes zu verstehen sei.[32] - 1963: Vorschlag für HTD
1963 verabschiedete Alexandre eine HTD ähnlich denen des Harvard Committee und wandte diese Kriterien bei der Durchführung der ersten Organtransplantation von einem hirntoten Spender an.[19] - 1963: Vorschlag einer HTD
1963 schlugen Schwab et a vor: "Die völlige Abwesenheit von EEG-Aktivität nach 30 Minuten Aufzeichnung ist der wichtigste Beweis für den Tod des Nervensystems". Sie gingen weiter, als EEG als Ergänzungstest zu empfehlen: Sie haben die EEG-Befunde in ihre diagnostischen Kriterien aufgenommen, die denen des Harvard Committee ähnlich waren, Schwab war ein Experte des Harvard Committee. Es scheint, dass die Teilnehmer des Harvard Committee den französischen Beitrag in diesem Bereich nicht kannten. Daher gab es parallele Ansätze zum Thema Hirntod.[19] - 1963: Tönnis und Frowein beendeten bei einem Hirntoten die Therapie
Tönnis und Frowein beendeten bei einem Hirntoten die Therapie.[33] - 1963: Zerebraler Tod = Tod des Menschen
Der "zerebrale Tod" wurde erstmals im Jahr 1963 mit dem Tod des Menschen gleichgesetzt.[34] Tönnis und Frowein sprachen sich für das Hirntodkonzept aus.[31] - 1963: erste Nieren-TX nach HTD
In Löwen (Belgien) wurde 1963 die weltweit erste Niere aus einem Hirntoten transplantiert.[35] - 1964: Zeitdifferenz beim Durchblutungsstopp
O. Heiskanen beschrieb die gelegentliche Zeitdifferenz zwischen supratentoriellem und verspätetem infratentoriellem Zirkulationsstop. Als Ursache diskutierte er einen unterschiedlichen Kompressionsgrad beider Gefäßsysteme.[25] - 1964: erste Nieren-TX in Deutschland
Die erste Nieren-TX in Deutschland wurde in Berlin von den Ärzten Wilhelm Brosig und Reinhard Nagel durchgeführt.[36] - 1964: erstes einfaches Diagnoseschema
Auf dem Deutschen Chirurgenkongress wurde eine erste einfache HTD verabschiedet.[37] - 1964: Leben = Hirndurchblutung
Keith Simpson: "es gibt Leben, solange die Zirkulation von sauerstoffreichem Blut zu den lebenden Hirnstammpunkten aufrechterhalten wird".[38] - 1965: Vorschlag eines Therapieendes bei Hirntod
1965 schlug Frykholm in Schweden vor, das Beatmungsgerät bei Patienten ohne kraniale Nervenreflexe, ein isoelektrisches EEG und keinen Blutfluss durch das Gehirn bei der Angiographie zu stoppen.[19][16] - 1965: Veröffentlichung über die Schmerzwahrnehmung
Ronald Melzack (*1929) und Patrick David Wall (1925-2001) publizieren ihre Gate-Theory der Schmerzwahrnehmung.[2] [Anm. 4] - 1963-1966 in Löwen (Belgien) mind. 9 Organentnahmen
In den Jahren 1963 bis 1966 wurden in Löwen an mind. 9 Personen, an denen zuvor der Zustand "coma dépassé" festgestellt wurde, Organe zum Zweck der Transplantation entnommen.[39] - 1966: Einführung des Begriffs "Locked-in-Syndrom"
Fred Plum (1924-2010) und Jerome Posner () führten den Begriff "Locked-in-Syndrom" für Patienten ein, die zwar (fast) alles wahrnehmen können, aber (fast) vollständig gelähmt sind, unfähig sich mitzuteilen. - 1966: Franzosen definieren Hirntote als Tote
Am 10.5.1966 stellte die Kommission der frz. "Académie Nationale de Médicine" das Ergebnis ihrer Arbeit vor: Der irreversible Funktionsverlust des Gehirns wurde als neues Todeskriterium eingeführt.[40][41][Anm. 5] - 1967: erste Lungen-TX in Deutschland
Bücherl führte in Berlin zwei Lungentransplantationen durch.[42] - 1968: Deutsche definieren Hirntote als Tote
April 1968 stellte diese Kommission der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie das Ergebnis ihrer Arbeit unter dem Titel "Todeszeichen und Todeszeitbestimmung" vor. Nach der frz. medizinischen Akademie bejaht auch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie das Hirntodkonzept. Menschen mit irreversiblen Funktionsverlust des Gehirns werden als Tote angesehen.[43]
20. Jahrhundert - ab 1968
- 1968: Ad-Hoc-Kommission definiert den Hirntod
Eine aus Medizinern, Juristen und Theologen gebildete Ad-Hoc-Kommission der Harvard University schuf am 5.8.1968 das sogenannte Hirntod-Konzept. Am Anfang dieser Definition steht der Grund:
Es sei betont, dass wir empfehlen, dass der Patient für tot erklärt wird, bevor jeder weitere Schritt unternommen wird, um das Beatmungsgerät, an das er angeschlossen ist abzuschalten ... sonst würden die Ärzte die künstliche Beatmung einer Person abstellen, die nach strikter Anwendung des gegenwärtig geltenden Rechts im juristisch-medizinischen Sinne noch am Leben ist. ... Unser primäres Anliegen ist es, das irreversible Koma als neues Todeskriterium zu definieren. Es gibt zwei Gründe für den Bedarf an einer neuen Definition:
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- 1968: In den USA wurde ein Gesetz zur Organspende verabschiedet (Uniform Anatomical Gift Act).
- 1968: Deklaration des Weltärztebundes zur Definition des Todes
- 1968: eingehende Beschreibung der Todeszeichen
Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie verfasste eine eingehende Beschreibung der Todeszeichen.[44] - 1968: Tod ist nicht das Schicksal einzelner Zellen, sondern einer Person
Die Erklärung von Sydney ging auf philosophische Schlüsselfragen für das Verständnis des Todes ein und stellte fest, dass "der Tod ein allmählicher Prozess auf zellulärer Ebene ist, bei dem das Gewebe in seiner Fähigkeit, dem Sauerstoffmangel zu widerstehen, unterschiedlich ist". In diesem Bericht wurde weiter ausgeführt, dass der Tod in Bezug auf klinische Belange "nicht in der Erhaltung isolierter Zellen, sondern im Schicksal einer Person liegt"[19] - 1969: Empfehlung zur Bestimmung der Todeszeit
Die Deutsche EEG-Gesellschaft empfahl () als Bestimmung der Todeszeit. - 1969: Der Begriff "irreversibles Koma" wurde durch „Hirntod“ ersetzt
Der Begriff "irreversibles Koma" wurde als Basis genommen, durch verschiedene Kriterien (z.B. EEG-Nullinie, 24 Stunden später keine Verbesserung) erweitert und dies als "Hirntod" definiert.[45] - 1969: erste Herz-TX in Deutschland
Die erste Herz-TX in Deutschland wurde 1969 von Fritz Sebening und Werner Klinner an der damaligen Zenker-Klinik durchgeführt.[46] - 1969: erste Leber-TX in Deutschland
Die erste Leber-TX in Deutschland wurde von Alfred Gütgemann und T. S. Lie an der Universitätsklinik Bonn vorgenommen.[47] - 1971: Finnland erkannte als erstes europäisches Land die Hirntod-Definition an
- 1972: Einführung des Begriffs des "vegetativen Zustands"
Bryan Jennett (1926-2008) und Fred Plum führten den Begriff des "vegetativen Zustands" ein. Dieser ist definiert als "Wachheit ohne Bewusstsein" (Wachkoma, eigentlich appallisches Syndrom). - 1976: Rechtssprechung im Fall Karen Ann Quinlan
Im Fall der im Wachkoma liegenden Karen Ann Quinlan wurde die Patientenverfügung und die Ethikkommissionen durch das Urteil gestärkt, die Therapie zu beenden. - 1977: Erste Studie zum Hirntod in den USA
Es wurde die erste und einzige interdisziplinäre prospektive multizentrische Studie zum Hirntod in den USA durchgeführt. - 1979: Scheitern des Transplantationsgesetzes
In Deutschland legte die Bundesregierung einen Entwurf zum TPG vor[48] und scheiterte am Gesetzgebungsverfahren.[49] - 1979: Beginn der "Entscheidungshilfe zur Feststellung des Hirntodes"
Eine durch den Wissenschaftlichen Beirat der BÄK gebildete Kommission begann mit der Ausarbeitung einer "Entscheidungshilfe zur Feststellung des Hirntodes". Diese wurde 1982 veröffentlicht und 1986, 1991, 1997 und 2015 aktualisiert. - 1981: Die UDDA definierte den Tod
In den USA setzte die Nationale Konferenz der Kommissare für einheitliche staatliche Gesetze das Uniforme Gesetz zur Bestimmung des Todes (UDDA) den Hirntod mit dem Tod des Menschen gleich. - 1982: BÄK: Entscheidungshilfe zur HTD
Die BÄK gab die Entscheidungshilfe zur HTD heraus.[37] - 1983: Deklaration des Weltärztebundes zur Def. des Todes
- 1986: BÄK: Entscheidungshilfe zur HTD - 1. Fortschreibung
Die BÄK gab die 1. Fortschreibung der Entscheidungshilfe zur HTD heraus. Die Unterscheidung zwischen primär supratentoriellen und infratentoriellen Hirnschädigungen in der HTD machte dies notwendig.[37] - 1987: Verabschiedung des TX-Kodexes
Unter dem Vorsitz von Rudolf Pichlmayr wurde am 7.11. in Marburg die 1. Fassung des Transplantations-Kodexes von der Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft der westdeutschen Transplantations-Zentren einstimmig verabschiedet. - 1990: Gemeinsamer Text der beiden großen christlichen Kirchen
Die Deutsche Bischofskonferenz und der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland brachten die gemeinsame Erklärung „Organtransplantationen" heraus. Darin heißt es zum Hirntod auf Seite 11f: "Der Hirntod bedeutet ebenso wie der Herztod den Tod des Menschen. Mit dem Hirntod fehlt dem Menschen die unersetzbare und nicht wieder zu erlangende körperliche Grundlage für sein geistiges Dasein in dieser Welt. Der unter allen Lebewesen einzigartige menschliche Geist ist körperlich ausschließlich an das Gehirn gebunden. Ein hirntoter Mensch kann nie mehr eine Beobachtung oder Wahrnehmung machen, verarbeiten und beantworten, nie mehr einen Gedanken fassen, verfolgen und äußern, nie mehr eine Gefühlsregung empfinden und zeigen, nie mehr irgendetwas entscheiden. ... Hirntod bedeutet also etwas entscheidend anderes als nur eine bleibende Bewußtlosigkeit, die allein noch nicht den Tod des Menschen ausmacht." - 1990: Rechtsurteil im Fall Nancy Cruzan
Im Rechtsstreit Nancy Cruzan entschieden die Richter, dass es keinen juristischen Unterschied zwischen künstlicher Ernährung und künstlicher Beatmung gebe und dass diese Hilfen bei Patienten mit irreversiblen Wachkoma abgesetzt werden können. - 1991: BÄK: Entscheidungshilfe zur HTD
Die BÄK gab ein Entscheidungshilfe zur HTD heraus (2. F.). Der technische Fortschritt, insbesondere bei den neurophysiologischen und nuklearmedizinischen Verfahren und die Einführung der transkraniellen Dopplersonographie machten dies erforderlich.[37] - 1991: Start zum TPG
Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder beauftragten im Oktober die Arbeitsgemeinschaft der leitenden Medizinalbeamten mit der Vorbereitung einer Gesetzesregelung für die Organtransplantation. - 1992: Formulierung des Prokolls zur NHBD-Regelung
An der Universität Pittsburgh wurde das Protokoll zur „Organspende mit Herzstillstand“ verabschiedet. - 1993: Transplantationsgesetz auf dem Weg
Die Gesundheitsminister der Länder billigten auf ihrer Sitzung im November den ihnen vorgelegten Entwurf eines Mustergesetzes über die Entnahme und Übertragung von Organen (TPG) - 1994: Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für klininische Neurophysiologie
Die Deutsche Gesellschaft für klinische Neurophysiologie brachte eine Empfehlung zur Bestimmung des Hirntodes heraus. - 1995: Praktische Parameter zur HTD bei Erwachsenen
In den USA wurden praktische Parameter zur HTD bei Erwachsenen veröffentlicht. - 1997: BÄK: Entscheidungshilfe zur HTD - 3. Fortschreibung
Die BÄK gab die 3. Fortschreibung der Entscheidungshilfe zur HTD heraus.[37] - 1997: Deutschland verabschiedet das TPG
Das TPG wurde am 2.6. vom Bundestag verabschiedet, am 26.9. vom Bundesrat bestätigt und trat am 1.12.1997 in Kraft. - In § 3 wird die Totspende nur erlaubt, wenn "der endgültige, nicht behebbare Ausfall der Gesamtfunktion des Großhirns, des Kleinhirns und des Hirnstamms nach Verfahrensregeln, die dem Stand der Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft entsprechen, festgestellt ist." - 1998: BÄK: Überarbeitung der 3. Fortschreibung
Die BÄK hatte nach dem Inkrafttreten des TPG die 3. Fortschreibung der Entscheidungshilfe zur HTD sprachlich an das TPG anzupassen. So wurde u.a. aus der Entscheidungshilfe eine Richtlinie und bekam damit mehr Gewicht. Inhaltlich änderte sich an der HTD nichts. - 1998: Alan Shewmon veröffentlichte seine Studie über 175 Hirntote
Alan Shewmon veröffentlichte seine Studie über 175 Hirntote, die nach Feststellung des Hirntodes intensivmedizinisch weiterbehandelt wurden und deren Herzstillstand zwischen 8 Tagen und 14 Jahren später erfolgten.
21. Jahrhundert
- 2008: Bericht das President’s Council on Bioethics (PCB)
Im Dezember 2008 veröffentlichte das PCB ein Papier über den Hirntod und seinem Bezug zur Organtransplantation. Die Studie von Alan Shewmon nahm darin einen großen Raum ein. Für die Mehrheit sind Hirntote Tote, für die Minderheit sind sie Sterbende. Einigkeit besteht jedoch darin, dass sie alle den Hirntod als Kritierium für die Organentnahme bejahen. Das PCB schlug eine neue Todesdefinition vor, das im Grunde am Hirntodkonzept festhält, aber ihn nicht weiterhin mit der ausgefallenen Homöostase begründet.[Anm. 7] - 2011: Ehrung von Prof. Dr. Heinz Angstwurm
Am 31.05.2011 wurde Prof. Dr. Heinz Angstwurm für seine Verdienste zum Hirntod und seiner Feststellung mit der Paracelsus-Medaille geehrt.[50] - 2011: "Es gibt nur einen Tod"
Im Jahre 2011 brachte die "Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften" (SAMW) die Schrift "Es gibt nur einen Tod" heraus. - 2015: Veröffentlichung der Stellungnahme des DER
Der DER brachte am 24.2.2015 seine Stellungnahme zu "Hirntod und Organspende" heraus. Auch hier nahm die Studie von Alan Shewmon großen Raum ein. Für 7 Mitglieder ist der Hirntod nicht der Tod des Menschen, für 18 Mitglieder ist der Hirntod der Tod des Menschen. - 2015: Das BMG setzt die 4. Fortschreibung der HTD in Kraft.
Die BÄK verabschiedete am 30.1.2015 die 4. Fortschreibung der HTD und übergab sie dem BMG, das diese Richtlinie zum 30.03.2015 bestätigte und zum 06.06.2015 in Kraft setzte.[51] - 2015: Arbeitshilfe der Deutschen Bischofskonferenz
Die Deutsche Bischofskonferenz brachte die Arbeitshilfe "Hirntod und Organspende" heraus. Darin heißt es auf Seite 6: "Nach jetzigem Stand der Wissenschaft stellt das Hirntod-Kriterium im Sinne des Ganzhirntodes - sofern es in der Praxis ordnungsgemäß angewandt wird - das beste und sicherste Kriterium für die Feststellung des Todes eines Menschen dar, so dass potentielle Organspender zu Recht davon ausgehen können, dass sie zum Zeitpunkt der Organentnahme wirklich tot und nicht nur sterbend sind."
Wichtige Stationen
1959: Das Jahr des Hirntodes
Das Jahr 1959 kann wahrhaft als das "Jahr des Hirntodes" bezeichnet werden, denn nie zuvor gab es so viele Veröffentlichungen über den Hirntod, wenngleich er damals noch nicht so bezeichnet wurde.
Pierre Wertheimer (sur la mort du système nerveux)
9 Monate vor dem Bericht von Pierre Mollaret und Maurice Goulon im Jahre 1959 veröffentlichte Pierre Wertheimer und seine Arbeitsgruppe den Bericht von 4 Fällen unter der Überschrift "sur la mort du système nerveux" (Der Tod des Nervensystems).[52] Es wurde in aller Vorsicht noch nicht vom "Hirntod" oder "Tod des Menschen" geschrieben, aber vom "Tod des Nervensystems", denn dieser konnte anhand dieser 4 Fälle belegt werden. Welche Bedeutung und Tragweite der "Tod des Nervensystems" hatte, sollte sich erst später zeigen.
C. Gros (Zirkulationsstillstand)
1959 beschrieben C. Gros, B. Vlahovitch, A. Roilgen beschrieben den Hirntod als einen Zustand nach Eintritt eines ausschließlich intrakraniellen Zirkulationsstillstand.
Michel Jouvet (fehlendes EEG)
1959 beschrieb Michel Jouvet die fehlenden EEG-Signale beim Hirntod.
Pierre Mollaret (Coma dépassé)
1959 bezeichneten Pierre Mollaret (1898-1987) und Maurice Goulon (1919-2008) den Zustand als "Coma dépassé" (jenseits/unterhalb des Komas, "überschrittenes Koma" und "Ultra-Koma"), welcher bei künstlicher Beatmung keinerlei Lebenszeichen des Gehirns erkennen ließ, der nicht umkehrbar war und bei allen 23 von ihnen behandelten Hirntoten binnen 8 Tagen zum Herzstillstand führte. Die Veröffentlichung regte eine Diskussion um ein neues Todeskriterium an. Der Artikel erschien nur auf Französisch, weswegen er international kaum Beachtung fand.[53]
1960: Ende der Therapie
Pierre Wertheimer (Therapieende)
Pierre Wertheimer arbeitete als Arzt in Lyon, als ein 13-Jähriger in seine Klinik eingeliefert wurde. Eine Karotisangiographie zeigte einen intrakraniellen Kreislaufstillstand ("arrêt circulatoire totale"). Wertheimer nahm aus therapeutischen Gründen eine Bohrlochtrepanation okzipital vor, fand aber kein Hämatom, sondern eine gravierende Steigerung des intrakaniellen Druckes. Nach einer Wartezeit von 32 Stunden und dem Erlöschen aller Hirnstammreflexe, stellte er die künstliche Beatmung ab ("arrêt du respirateur artificiel"). Als Kriterien für ihr Handeln nannten sie: Nachweis der völligen Areflexie, keine Eigenatmung, das EEG weist eine Nulllinie auf und eine angiographische Darstellung der Hirndurchblutung.[54]
Auswirkungen des Therapieendes
Er fand in Belgien Beachtung: Dort wurden in den Jahren 1963 bis 1966 wurden in Löwen an mind. 9 Personen, an denen zuvor der Zustand "coma dépassé" festgestellt wurde, Organe zum Zweck der Transplantation entnommen.[55] Dabei wurden folgende Kriterien überprüft:[56]
- beidseits weite, lichtstarre Pupillen
- komplette Areflexie
- fehlender Atemantrieb auch nach 5 Minuten Trennung vom Beatmungsgerät
- katecholaminpflichtiger Blutdruckabfall auf Wert unter 80 mmHg systolisch
- hirnelektrische Stille
Dieser Zustand muss auch nach einer Stunde vorliegen.
Guy Alexandre transplantierte weltweit die erste Niere auf der Grundlage dieser Hirntodbestimmung, also bei schlagendem Herzen und fortgesetzter Beatmung entnommen und transplantiert.
Anhang
Anmerkungen
- ↑ Victor Horsley erkannte, dass eine chirurgische Entlastung des Gehirns die Kompression des Gehirns nach Hirnverletzungen die Sterblichkeit senkt und die Überlebensrate steigen lässt. Siehe: http://pubmedcentralcanada.ca/pmcc/articles/PMC1689735/pdf/brmedj00544-0026.pdf Zugriff am 2.2.2017.
- ↑ Horsley erklärte, dass Patienten mit Hirnblutungen, Hirntumoren und depressiven Schädelfrakturen "an den Atemwegen und nicht an Herzversagen sterben".
- ↑ Mollarte und Goulon haben den Hirntod "durch die innere Leichenschau bestimmter Patienten erwiesen: Die dem Tod folgende Auflösung und Zersetzung war am Gehirn weiter als am übrigen Körper fortgeschritten. Dieser Unterschied zwischen dem Gehirn und den anderen Organen war umso deutlicher, je länger über den Hirnausfall hinaus intensivmedizinisch die Herztätigkeit und somit die Blutversorgung und die Tätigkeit der anderen Organe aufrechterhalten worden waren." (Heinz Angstwurm: Hirntod - Bedingung von Organspenden nach dem Tod. In: In: Arnd T. May, Hartmut Kreß, Tosten Verrel, Till Wagner (Hg.): Patientenverfügungen. Handbuch für Berater, Ärzte und Betreuer. Heidelberg 2015, 283.
- ↑ Melzack und Wall gingen davon aus, dass für die Weiterleitung von Schmerzinformationen zum Gehirn ein "Gate" (Tor) geben müsse, die zugefügte Schmerzreize u.U. nicht zum Gehirn gelangen lassen. Dadurch kann der Sinneseindruck Schmerz nicht entstehen und Schmerz nicht wahrgenommen werden. (Siehe: http://www.ems-tens.biz/gate-control-theorie.htm Zugriff am 18.3.2014.) Sie belegten, dass die Information des Schmerzes nicht nur über Nervenbahnen an das Gehirn geleitet und dort "verarbeitet" wird, sondern dass das Gehirn wesentlich dazu beiträgt, die bewusste Wahrnehmung von Schmerzen überhaupt erst erzeugt und bewertet. (Siehe: http://portal.uni-freiburg.de/schmerz/Thema Zugriff am 18.3.2014.)
- ↑ Das EEG müsse für mindestens 48 Stunden eine "Null-Linie" zeigen, erst dann sei der Tod des Patienten festgestellt. (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46196251.html Zugriff am 18.12.2017.)
- ↑ Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche von Hoff. In: Schmitten (Hg.): Wann ist der Mensch tot? Reinbek 1994, S.157.
Weitere Übersetzung in: Bernard N. Schumacher: Der Tod in der Philosophie der Gegenwart. Darmstadt 2004, 28.
Original Zitat: ""It should be emphasized that we recommend the patient be declared dead before any effort is made to take him off a respirator, ... [because] otherwise, the physicians would be turning off the respirator on a person who is, in the present strict, technical application of law, still alive. ...
Our primary purpose is to define irreversible coma as a new criterion for death. there are two reasons why there is need for a definition: (1) Improvements in resuscitative and supportive measures have led to increased efforts to save those who are desperately injured. Somtimes these efforts have only patial succes so that the result is an individual whose heart continues to beat but whose brain is irreversibly damaged. The burden is great on patients who suffer permanent loss of intellect, on their families, on the hospitals, and on those in need of hospital beds already occupied by these comatose patient. (2) Obsolete criteria for the definition of death can lead to controversy in obtaining organs for transplantation." (The Ad-Hoc Committee of the Harvard Medical School to Examine the Definition of Brain Death: A definition of irreversible coma. JAMA 1968; 205:337-340.) - ↑ Der PCB nennt 3 Voraussetzungen, die zusammen erfüllt sein müssen, damit man vom Tod eines Menschen sprechen könne: 1. keine Zeichen von Bewusstsein; 2. Fehlen von Eigenatmung und 3. Irreversibilität dieser Befunde. Nach dieser Neudefinition sind nicht nur Hirntote Tote, sondern auch andere Menschen, so z.B. Menschen im appallischen Syndrom ohne Eigenatmung. Hier stellt sich die Frage, wie viele Mitglieder des PCB weder den Hirntod noch die eigene Neudefinition von Tod begriffen haben.
Einzelnachweise
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- ↑ https://www.dasgehirn.info/entdecken/Kopf_und_Inhalt/galen-2013-das-gehirn-als-zentrales-organ-4089 Zugriff am 3.8.2015.
- ↑ Torsten Junge: Die Okkupation des Fleisches - zur Gegenwart der Transplantationsmedizin. Hamburg 1999. In: http://www.gradnet.de/papers/pomo99.papers/Junge99.htm Zugriff am 17.10.2016.
- ↑ a b c Johannes Bonelli: Der Status des Hirntoten. In: http://www.imabe.org/fileadmin/imago_hominis/pdf/IH020_079-091.pdf Zugriff am 8.12.2016.
- ↑ Dag Moskopp: Hirntod. Stuttgart 2015, 32.
- ↑ Immanuel Kant: Metaphysik L1, XXVIII.1, 281. Zitiert nach: Kirsten Schmidt, Klaus Steigleder,Burkhard Mojsisch: Die Aktualität der Philosophie Kants: Bochumer Ringvorlesung Sommersemester 2004, 127. Nach: https://books.google.de/books?id=53xrM-yPVioC&pg=PA127&lpg=PA127&dq=%22sitz+der+seele%22+kant+gehirn&source=bl&ots=lK100zr9Pe&sig=ChB-9OXNFWYhMaZLfxUUSz3cMtk&hl=de&sa=X&ved=0ahUKEwiaq9_BlMDTAhWLuBoKHakiBhQQ6AEIGDAB Zugriff am 29.4.2017.
- ↑ Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Deutsche Stiftung Organtransplantation: Kein Weg zurück ... Informationen zum Hirntod. Frankfurt a.M. 2012, Seite 10.
- ↑ H.C. Hopf, G. Deuschl, H.C. Diener, H. Reichmann (Hg.): Neurologie in Praxis und Klinik. Band 1. 3. Auflage. Stuttgart 1999, 93.
- ↑ Friedrich Ludwig Meissner, Carl Christian Schmidt: Encyclopädie der medicinischen Wissenschaften nach dem Dictionnaire de Médicine frei bearbeitet und mit nöthigen Zusätzen versehen. Leipzig 1830–1834. 13 Bände. Bd. 12 (1833), 417. Nach: https://books.google.de/books?id=_PwGAAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Zugriff am 4.1.2018.
- ↑ Alexander Macaulay: Wörterbuch der Heilkunde, für den Volksgebrauch. Enthaltend eine Beschreibung der Krankheiten und ihrer Behandlung, nebst Anleitung über die Anwendung der verschiedenen Arzneimittel, Vorschriften über die Lebensordnung und Diät und besondere Anweisungen über das Verfahren bei weiblichen und Kinderkrankheiten. Ulm 1841, 2 Bände. Bd. 1 (1841), 331. Nach: https://books.google.de/books?id=U5Q_AAAAcAAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false Zugriff am 5.1.2018.
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